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Johann Jakob Humann 7 Mai 1771 in Strassburg 19 August 1834 in Mainz war ein deutscher Bischof Er war ab 1806 Generalvikar des Bistums Mainz von 1817 bis 1821 Apostolischer Vikar fur das dort abgetrennte neue Bistum Speyer 1818 bis 1830 auch Apostolischer Vikar des Bistums Mainz 1834 fur kurze Zeit Bischof von Mainz Bischof Johann Jakob Humann zeitgenossischer Stich Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Werdegang 1 2 Apostolischer Vikar 1 3 Bischof von Mainz 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Werdegang Bearbeiten Johann Jakob Humann studierte von 1782 bis 1787 Philosophie Rhetorik und Theologie am koniglichen Colleg in Strassburg Ab 1790 besuchte er das dortige Priesterseminar Nach Aufhebung des Priesterseminars der Diozese Unterelsass im Zuge der Franzosischen Revolution floh er gemeinsam mit dem Kardinal Louis Rene Edouard de Rohan Guemene in die rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums Strassburgs nach Kloster Ettenheimmunster Am 21 Mai 1796 empfing er in Bruchsal Furstbistum Speyer die Priesterweihe Nach der franzosischen Besetzung der deutschen Gebiete links des Rheines wurden gemass Konkordat von 1801 zw Papst Pius VII und Napoleon jeweils an den Departementssitzen auch gebietsmassig deckungsgleiche Bistumer eingerichtet Die alten Diozesen erklarte man hinsichtlich ihrer linksrheinischen nun franzosischen Gebietsteile fur aufgelost Die heutigen Gebiete Rheinhessen und Pfalz gehorten damals zum franzosischen Departement du Mont Tonnerre mit Departementssitz in Mainz Zu dieser Grossdiozese wurden die linksrheinischen Teile der alten Bistumer Mainz Worms und Speyer zusammengefasst Neuer Bischof war Joseph Ludwig Colmar ein Mann der die Kirche in diesem Gebiet vollig reformierte und mit seinem Seminarregens Bruno Franz Leopold Liebermann ein fur die Ausbildung und Kirchentreue weithin bekanntes Seminar einrichtete Unter ihrer Agide und aus ihren Schulern bildete sich der sogenannte Mainzer Kreis dem viele einflussreiche meist geistliche Personen des 19 Jahrhunderts zuzurechnen sind Johann Jakob Humann kannte sowohl Bruno Liebermann als auch Bischof Colmar Sie kamen alle drei aus der Diozese Strassburg und auch Liebermann hatte sich zeitweilig ebenso wie Humann im rechtsrheinischen Strassburger Kloster Ettenheimmunster bei Kardinal Louis Rene Edouard de Rohan Guemene aufgehalten Fur Bischof Joseph Colmar war Humann seit 1802 als Privatsekretar tatig und wurde 1806 Generalvikar des Bistums Mainz Nach dem Ende der Franzosenzeit trennte man 1817 den sudlichen Teil der Grossdiozese Mainz wieder ab und formierte daraus das neue Bistum Speyer Die faktische Trennung der beiden Sprengel die jetzt auch unterschiedlichen Landern namlich der Pfalz Bayern und dem Grossherzogtum Hessen angehorten zog sich aber noch bis 1821 hin Apostolischer Vikar Bearbeiten nbsp Darstellung auf dem Grabdenkmal im Mainzer DomVon 1817 bis 1821 fungierte Johann Jakob Humann sehr fachkundig und gewissenhaft als Bistumsverweser bzw Apostolischer Vikar des formell zwar gegrundeten aber faktisch noch nicht existierenden neuen Bistums Speyer Dem treu kirchlich gesinnten Mainzer Kreis angehorend verstand er es das neue Speyerer Domkapitel mit ebensolchen Leuten zu besetzen bzw sie dafur in Vorschlag zu bringen Die bayerische Regierung und der Apostolische Nuntius Franz Serra Cassano bestellten die Domkapitulare laut Konkordat in Ubereinstimmung Der Nuntius unterrichtete am 28 Oktober 1821 Kardinalstaatssekretar Ercole Consalvi in Rom brieflich daruber und schreibt Bei der Bildung des Kapitels der neuen Diozese Speyer haben mir die Aufklarungen des apostolischen Vikars gemeint ist Humann viel dazu geholfen ordentliche Manner ins Kapitel zu bringen und die schlechten auszuschalten Der kirchliche Geist dieses Mainzer Klerus ist der beste dank der Sorge des trefflichen verstorbenen Bischofs Colmar Ludwig Stamer Kirchengeschichte der Pfalz Speyer 1964 Band IV Seite 70 Konig Maximilian Joseph von Bayern hatte gerne Joseph Colmar als Bischof von Speyer gewonnen den er sehr schatzte und aus Strassburg kannte Er liess ihm den Bischofsstuhl am 24 Dezember 1817 offiziell anbieten Colmar lehnte aus Grunden des fortgeschrittenen Alters und der angegriffenen Gesundheit mit Schreiben vom 8 Februar 1818 ab empfahl dabei dem Konig jedoch warmstens seinen Generalvikar Johann Jakob Humann der aber wegen seiner betont kirchentreuen Haltung bei der liberalen bayerischen Regierung unter Minister Montgelas nicht durchsetzbar war Zum Bischof von Speyer wurde am 16 Februar 1818 der staatskirchlich gesinnte Matthaus von Chandelle ernannt Fur ihn leitete Johann Jakob Humann bis 23 September 1821 die Amtsgeschafte als Apostolischer Vikar fur das Bistum Speyer Nach dem Tod Joseph Colmars am 15 Dezember 1818 versah er die gleiche Aufgabe bis 1830 auch im nordlichen hessischen Restbistum Mainz Am 9 Dezember 1821 erfolgte in der Klosterkirche St Magdalena in Speyer die Installation des neuen Domkapitels anschliessend fand im besagten Kloster ein frohes Mahl statt an dem der bisherige Bistumsvikar Johann Jakob Humann und die frisch eingefuhrten Domkapitulare in herzlicher Atmosphare teilnahmen Der neue Bischof Matthaus von Chandelle war noch nicht anwesend Humann hielt bei der Einsetzung der Domherren eine feierliche Ansprache die auszugsweise bei Franz Xaver Remling Neuere Geschichte der Bischofe zu Speyer abgedruckt ist Die Speyerer Diozese welche unter den Sturmen der letztverflossenen Zeit wie so viele andere kirchliche Institutionen zu Grunde gegangen war erhebet sich also wieder von ihrem Falle Ihr ehrwurdiger Name soll neuerdings in den Reihen der bischoflichen Sitze seine Stelle einnehmen und die glorwurdigen Oberhirten die Jahrhunderte hindurch ihr vorstanden sollen wieder Nachfolger erhalten die von Jahrhunderten zu Jahrhunderten sich ersetzen und fortpflanzen Bereits ist durch apostolische Verfugung wieder ein Sprengel angewiesen Heute treten Sie als Senat desselben in die Bahn ihres erhabenen Berufes ein Die gottliche Vorsehung geht so zu sagen Schritt vor Schritt in der Ausfuhrung ihres grossen Planes zur Wiederherstellung der Kirche in unserem Vaterland Die Bande einer gemeinsamen Diozese die uns 18 Jahre lang umschlungen und verbrudert haben sind gegenwartig durch die erfolgte Diozesantrennung zwar zerrissen aber es werden fortbestehen die Bande der Verehrung und Liebe die mich mehr noch als jene an diesen Diozesantheil und seine wurdige Geistlichkeit gefesselt hatten Lassen Sie mich hochwurdige Herren die Versicherung mit zuruck nehmen dass auch Mainz und sein Clerus Ihrem Herzen nie werden entfremdet werden Franz Xaver Remling Neuere Geschichte der Bischofe zu Speyer 1867 Seite 81 Wie Joseph Colmar ehedem das neue franzosische Bistum Mainz organisierte muss es Humann nun ebenso fur das hessische Restbistum Mainz tun Er bemuht sich darum die streng kirchentreue Linie seines Vorgangers Colmar mit der staatskirchlich gesinnten Regierung in Darmstadt zu versohnen Die hessische Regierung versucht erheblich in ihrem Sinne in das kirchliche Leben einzugreifen ein Konkordat das die gegenseitigen Rechte regelt wie in Bayern gibt es nicht Deshalb kommt es auch lange nicht zu einer Neubesetzung des bischoflichen Stuhles Man verharrt sozusagen beiderseits im Status quo und tragt Grabenkampfe aus 1822 wird z B der Druck der renommierten romorientierten Zeitschrift des Mainzer Priesterseminars Sprachrohr des Mainzer Kreises Der Katholik kurzerhand verboten Das Blatt hatte die staatliche Verschleuderung klosterlicher Guter kritisiert Hier kamen Humann seine alten Beziehungen nach Strassburg und Speyer zugute Das Blatt konnte dort weitergedruckt werden Erst ab 1842 wird es wieder in Mainz produziert Im Mainzer Priesterseminar mit seinen ebenso traditionsgesinnten wie kampferischen Professoren kann man unter Johann Jakob Humann jahrlich uber 30 Neupriester weihen eine sehr stolze Zahl im Vergleich mit dem restlichen Deutschland Nach innen halt Humann am seelsorgerischen und spirituellen Kurs Joseph Colmars fest nach aussen hin kooperiert er so gut als moglich und notig mit der Darmstadter Regierung Immer wieder weiss er die Wogen zu glatten und in vielen Fallen fuhrt das sich etwas entspannende Klima auch zu guten Ergebnissen So hilft man in Darmstadt finanziell bei der Restaurierung des Mainzer Domes mit welche Humann sehr am Herzen liegt Die Kathedrale erhalt einen neuen Dachstuhl und der Ostturm 1828 eine runde spater wieder entfernte Eisen Kuppel entworfen von dem Darmstadter Oberbaudirektor Georg Moller Am 12 Juli 1830 wird der Mainzer Bischofsstuhl endlich in der Person des liberal und staatskirchlich gesinnten Bischofs Joseph Vitus Burg neu besetzt Er war ein ehemaliger Speyerer Franziskaner und stammte aus Offenburg in Baden Johann Jakob Humanns Regierung als Apostolischer Vikar endete damit Bischof Burg starb bereits am 22 Mai 1833 an einer Lungenentzundung Um die Vertretung der romisch katholischen Kirche auf den sich gerade formierenden funften Landstanden des Grossherzogtums Hessen 1833 sicherzustellen wurde Johann Jakob Humann zu deren Vertreter ernannt 1 Bischof von Mainz Bearbeiten nbsp Grabdenkmal im Mainzer DomAm 16 Juli 1833 wurde Johann Jakob Humann als Nachfolger Burgs zum Bischof von Mainz ernannt und am 11 Juni 1834 durch den Bischof von Fulda Johann Leonhard Pfaff geweiht Gemass der Verfassung des Grossherzogtums Hessen war er als Bischof qua Amt Mitglied der ersten Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen Er erliess nur einen einzigen Hirtenbrief Wir sagen es mit Wehmut aber eine vielfaltige schmerzliche Erfahrung burgt uns fur die traurige Wahrheit unseres Ausspruches dass jenes ungemessene Streben nach Freiheit und Unabhangigkeit woran unser Geschlecht krank liegt sich jeder hoheren Autoritat in Kirche und Staat zu entziehen trachtet Die Bewegung welche die burgerliche Gesellschaft erschuttert und hinreisst will auch in die Kirche des lebendigen Gottes eindringen Ihre ehrwurdigen Anstalten werden als veraltete Formen geschildert die eine neue dem Zeitgeist entsprechende Umgestaltung verlangen und Laien massen sich an den von Jesus Christus aufgestellten Fuhrern seiner Herde 1 Kor 4 1 den Dienern und Ausspendern seiner Geheimnisse vorschreiben zu wollen auf welche Art und Weise unter welchen ausseren Gebrauchen in welcher Sprache und an welchen Orten die selben von ihnen ausgespendet werden sollen Bischof Johann Jakob Humann Mainz Hirtenbrief vom 11 Juni 1834 Johann Jakob Humann starb bereits am 19 August 1834 und ist im Mainzer Dom beigesetzt Trotz seiner sehr kurzen Amtszeit als Bischof hat er die Bistumer Mainz u Speyer als Generalvikar bzw als Apostolischer Vikar uber viele Jahre hinweg deutlich gepragt und sich dabei grosse Verdienste erworben Bei der Neugrundung der Diozese Speyer 1817 ermoglichte Humann durch eine geschickte Personalpolitik in der Besetzung von Schlusselpositionen einen hervorragenden Start des Bistums der bei einem geeigneteren Bischof als Matthaus von Chandelle sicher noch besser ausgefallen ware Literatur BearbeitenJacques Olivier Boudon Les elites religieuses a l epoque de Napoleon Dictionnaire des eveques et vicaires generaux du Premier Empire Nouveau monde Paris 2002 ISBN 2 84736 000 X darin S 169 Jean Jacques Humann Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 195 Ludwig Lenhart Johannes Jakob Humann der langjahrige Bistumsverweser 1818 1830 und der kurzfristige Mainzer Bischof 16 Juli bis 19 August 1834 in der Geisteshaltung Colmars In Jahrbuch fur das Bistum Mainz Jg 3 1948 S 37 54 und 186 213 Georg May Das Recht des Gottesdienstes in der Diozese Mainz zur Zeit von Bischof Joseph Ludwig Colmar John Benjamins Publishing Company Amsterdam 1987 ISBN 90 6032 289 4 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 390 Franz Xaver Remling Neuere Geschichte der Bischofe zu Speyer Verlag Ferdinand Kleeberger Speyer 1867 Heinrich Reusch Humann Johann Jacob In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 13 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 338 Klaus Schlupp Schule Kirche und Staat im 19 Jahrhundert Die katholische Volksschule im Bistum Mainz und Grossherzogtum Hessen Darmstadt 1830 1877 Bautz Nordhausen 2005 Ludwig Stamer Kirchengeschichte der Pfalz Band 4 1801 1918 Pilger Verlag Speyer 1964 Weblinks BearbeitenAnton Philipp Bruck Johann Jakob Humann Eintrag zu Johann Jakob Humann auf catholic hierarchy org abgerufen am 13 Juni 2020 englisch Lokalgeschichtliche Seite mit Bild Humanns Humann Johann Jakob Hessische Biografie Stand 7 Mai 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Johann Jakob Humann in der Rheinland Pfalzischen PersonendatenbankEinzelnachweise Bearbeiten Ernennung in Beziehung auf den Landtag 13 Juli 1833 In Grossherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr 46 vom 30 Juli 1833 S 300 VorgangerAmtNachfolgerJoseph Vitus BurgBischof von Mainz 1834 1834Peter Leopold KaiserErzbischofe und Bischofe von Mainz seit 1647 Vorganger Anselm Casimir Wambolt von Umstadt Erzbischofe 1647 bis 1802 Johann Philipp von Schonborn Lothar Friedrich von Metternich Burscheid Damian Hartard von der Leyen Karl Heinrich von Metternich Winneburg Anselm Franz von Ingelheim Lothar Franz von Schonborn Franz Ludwig von Pfalz Neuburg Philipp Karl von Eltz Kempenich Johann Friedrich Karl von Ostein Emmerich Joseph von Breidbach zu Burresheim Friedrich Karl Joseph von Erthal Karl Theodor von DalbergBischofe ab 1802 Joseph Ludwig Colmar Joseph Vitus Burg Johann Jakob Humann Peter Leopold Kaiser Wilhelm Emmanuel von Ketteler Sedisvakanz Christoph Moufang Diozesanadministrator Paul Leopold Haffner Heinrich Bruck Georg Heinrich Maria Kirstein Ludwig Maria Hugo Albert Stohr Hermann Volk Karl Lehmann Peter KohlgrafLandtagsabgeordnete der Kurie Katholische Bischofe und Geistliche in der Ersten Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen Carl Joseph von Wrede 1820 1827 1829 Joseph Vitus Burg 1830 1833 Johann Jakob Humann 1833 1834 Peter Leopold Kaiser 1834 1848 Leopold Schmid 1849 Wilhelm Emmanuel von Ketteler 1851 1856 1877 Johann Baptist Luft 1857 1862 Christoph Moufang 1862 1877 Johann Baptist Heinrich Schneider 1878 1887 Paul Leopold Haffner 1887 1899 Heinrich Bruck 1900 1903 Friedrich Elz 1903 Georg Heinrich Maria Kirstein 1904 1906 Ludwig Bendix 1907 1918 Normdaten Person GND 128358319 lobid OGND AKS VIAF 18273833 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Humann Johann JakobKURZBESCHREIBUNG Bischof von MainzGEBURTSDATUM 7 Mai 1771GEBURTSORT StrassburgSTERBEDATUM 19 August 1834STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Jakob Humann amp oldid 211093077