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Matthaus Georg Chandelle ab 1816 von Chandelle 10 Dezember 1745 in Frankfurt am Main 30 Juni 1826 in Speyer war von 1818 bis 1826 Bischof von Speyer Bischof Matthaus von Chandelle mit dem Dom von Speyer und seinem Wappen gemalt von Joseph Kellerhoven Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Ausbildung 2 Tatigkeit in Mainz und Aschaffenburg 3 Bischof von Speyer 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseJugend und Ausbildung BearbeitenMatthaus Georg Chandelle war der Sohn des wohlhabenden Weinhandlers Nikolaus Chandelle und seiner Frau Anna Gertrude geb Donett Tochter des in Frankfurt tatigen Bildhauers Cornelius Andreas Donett 1683 1748 1 2 Sein alterer Bruder Andreas Joseph Chandelle 1743 1820 lebte als hoher Postbeamter und Pastellmaler in Frankfurt Der krankliche Junge hatte eine hohe Begabung und studierte bei den Jesuiten in Mainz Theologie Nach dem Abschluss als Doktor der Theologie trat er in das Klerikalseminar in Mainz ein und empfing dort am 6 Juni 1769 die Priesterweihe Tatigkeit in Mainz und Aschaffenburg BearbeitenFur eine Tatigkeit in der Seelsorge war Chandelle korperlich zu gebrechlich so arbeitete er zunachst als Erzieher und dann als Domkaplan des Mainzer Furstbischofs Emmerich Joseph von Breidbach zu Burresheim Nachdem er 1775 zum Assessor am Generalvikariat in Mainz und 1780 zum Domizellar am Stift St Peter in Fritzlar ernannt wurde wechselte er spater als Scholaster nach St Peter in Mainz Gleichzeitig wirkte er als Kanonikus an St Gangolf Er arbeitete mehrere Jahre am Metropolitangericht Nach der Besetzung von Mainz durch franzosische Revolutionstruppen im Ersten Koalitionskrieg 1792 verlor er seine linksrheinische Pfrunden die geistliche Gerichtsbarkeit wurde aufgehoben Daher wechselte er zu Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal nach Aschaffenburg und wurde dort Offizial fur den westlichen rechtsrheinischen Teil des Erzbistums Mainz und Leiter des Vikariats in Aschaffenburg 1804 avancierte Chandelle zum Geheimen Rat und 1807 wurde er Direktor des Erzbischoflich Regensburgischen Generalvikariats in Aschaffenburg Chandelle erwarb sich in den folgenden Jahren grosse Verdienste Erzbischof Karl Theodor von Dalberg ehrte ihn mit dem Komturkreuz des Concordienordens Bischof von Speyer Bearbeiten nbsp Matthaus Georg von Chandelle gemalt von seinem Bruder Andreas Joseph Chandelle 18101816 starb der Weihbischof von Aschaffenburg Joseph Hieronymus Karl Kolborn Furstbischof Dalberg schlug Chandelle zum Nachfolger vor doch zeigte sich dass bei der Neuordnung der Bistumer in Bayern dort kein Weihbischof mehr notwendig sein wurde Am 25 Oktober 1817 wurde der Wurzburger Weihbischof Gregor von Zirkel vom Bayerischen Konig zum ersten neuzeitlichen Bischof von Speyer ernannt Noch bevor die papstliche Bestatigung eintraf starb Zirkel am 18 Dezember desselben Jahres Wegen der fehlenden papstlichen Zustimmung und Amtseinfuhrung wird Zirkel nicht als erster Speyerer Bischof der neuen Diozese gefuhrt Dann bot man das Amt dem Mainzer Bischof Joseph Ludwig Colmar an der es aber wegen seines fortgeschrittenen Alters ablehnte Er schlug stattdessen seinen Generalvikar Johann Jakob Humann vor Schliesslich entschied sich Konig Max I Joseph uberraschend fur Matthaus Georg Chandelle und bestimmte ihn am 5 Februar 1818 zum ersten Bischof der wiedererstandenen Diozese Speyer Diese Ernennung wurde am 18 Mai 1818 von Papst Pius VII bestatigt Erst am 9 November 1821 empfing Chandelle in Munchen durch Nuntius Francesco di Serra Cassano die Bischofsweihe nachdem die Errichtung des Bistums rechtskraftig geworden war Bis dahin war das Bistum durch den Mainzer Bistumsverweser Johann Jakob Humann mitverwaltet worden dieser hatte auch das neue Domkapitel installiert Chandelle war bereits bei seiner Bischofsweihe schwer krank In Speyer erfolgte die Inthronisation am 20 Januar 1822 in der Klosterkirche St Magdalena weil der Speyerer Dom durch die Kriegsschaden Speyer war von den Franzosen geplundert worden noch nicht benutzbar war Als bayerischer Bischof erhielt er das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone verbunden mit dem personlichen Adelstitel Chandelle wunschte sich Aschaffenburg zum Sitz seines Bistums zu machen Er schlug dem Nuntius vor das Gebiet des Furstentums Aschaffenburg das durch das Konkordat dem Bistum Wurzburg zugesprochen worden war dem Bistum Speyer zuzuteilen Seine Begrundung war dass der zerstorte Speyerer Dom sich als Kathedrale nicht eigne und die finanziellen Moglichkeiten der Diozese erschopft seien Es fehle an Raumlichkeiten und Personal zur Einrichtung eines Domkapitels und eines Priesterseminars Ausserdem sei der grosste Teil der Bevolkerung protestantisch was zu Spannungen fuhren musse wahrend Aschaffenburg katholisch sei Auf diese Vorschlage liess sich die papstliche Kurie jedoch nicht ein Die Verhaltnisse in Speyer gestalteten sich beim Amtsantritt des neuen Bischofs problematisch Die Pfalz war den Behorden in Munchen fremd die Regierung in Speyer grosstenteils mit Protestanten besetzt Das neue Bistum musste aus mehr als 40 ehemaligen Territorien zusammenwachsen Die altere Priestergeneration stammte noch aus der Tradition der Reichskirche die jungeren Priester brachten aus Mainz eine eher aufklarungsfeindliche und strenge Kirchlichkeit mit Der Dom wurde innerhalb eines Jahres wieder als Bischofskirche fur den Gottesdienst hergerichtet Das erste Domkapitel hauptsachlich Alumnen aus Mainz war noch von Humann im Dezember 1821 vereidigt worden Humann hatte alle Vorschlage gemacht denn Chandelle kannte in seiner neuen Diozese noch niemanden So waren das Domkapitel und der Bischof sich zunachst fremd Zu den ersten Domkapitularen gehorten unter anderem die spateren Speyerer Bischofe Johannes von Geissel und Nikolaus von Weis Chandelle ernannte Dompropst Johann Valentin Metz zum Generalvikar Die Kapitulare standen teilweise schon in hohem Alter viele hatten keinerlei Erfahrung In den folgenden Jahren kam es zu starken Spannungen zwischen Bischof und Domkapitel nbsp Grabstein Bischof Matthaus von Chandelle Domkapitelsfriedhof bei St Bernhard SpeyerEine erste Herausforderung bestand auch in der Besetzung der vakanten Pfarrstellen die etwa ein Viertel der uber 200 Pfarreien des Bistums ausmachten Es fehlte allerdings an Priesternachwuchs so dass zunachst ein eigenes Seminar aufgebaut werden musste Bisher waren die Kandidaten in Mainz ausgebildet worden Ein eigenes Priesterseminar wurde dem Bistum Speyer von der Regierung zunachst nicht bewilligt so dass Chandelle den Theologiestudenten befahl nach Aschaffenburg zu gehen Dies fuhrte zu Spannungen mit dem Seminar in Mainz Chandelle half dem Priestermangel zunachst dadurch ab dass er Priester aus der Gegend von Aschaffenburg die er aus seiner Zeit personlich kannte nach Speyer abwarb Das wiederum wurde sowohl vom Bistum Wurzburg als auch vom Speyerer Klerus negativ aufgenommen Chandelle war ein geborener Burokrat und ein geschickter Politiker der jedoch mit der teils kirchenfeindlichen teils gleichgultigen Regierung nicht immer erfolgreich verhandelte Er erkannte allerdings das Recht der Regierung auf die Bestatigung kirchlicher Erlasse an und ging diese immer um eine Genehmigung an Auf jene Weise erreichte er dass seine Erlasse mit staatlicher Autoritat durchgesetzt wurden Der Entscheidungsspielraum des Bischofs war in den herrschenden Verhaltnissen jedoch nur klein Mit dem eigenen Domkapitel verkehrte Chandelle nur schriftlich und er mied auch den Kontakt zu seinen Diozesanen Reisen zu Firmungen unternahm er lediglich innerhalb der Rheinebene da er durch seine korperliche Gebrechlichkeit keine langen Reisen unternehmen konnte So kannten ihn die meisten Katholiken im Bistum nicht personlich Auch der Klerus missachtete seine Anordnungen immer wieder Dies fuhrte zu starken Spannungen Nachdem der Nuntius im Januar 1826 zum wiederholten Male Klagen uber die Amtsfuhrung Chandelles erhalten hatte es wird vermutet dass Domkapitular Nikolaus von Weis der Verfasser war versuchte er Chandelle zum Rucktritt zu bewegen Chandelle wehrte sich dagegen und drohte sich an Konig Ludwig I zu wenden Der Nuntius weihte jedoch selbst den Konig in einer Audienz ein was aber zu keinem Ergebnis fuhrte Einer der Vorwurfe gegen Chandelle war dass er kaum Firmungen vornahm Um dies zu entkraften trat er am 6 Juni eine Firmreise in die Westpfalz an Die Anstrengungen der Reise waren fur ihn jedoch zu gross so dass er schwer krank wurde und unmittelbar nach der Ruckkehr am 30 Juni 1826 starb Man bestattete Chandelle zunachst auf dem stadtischen Friedhof Erst spater beantragte der Nuntius dass die Bischofe im Dom beigesetzt werden durften was Ludwig I am 3 Oktober 1826 genehmigte Chandelle wurde jedoch nicht umgebettet Mit der Auflassung des Friedhofs verschwand das Bischofsgrab Die Grabplatte befand sich zunachst in der Nahe des Konigschores wechselte danach mehrmals den Standort und befindet sich heute auf dem Friedhof der Domherren bei St Bernhard Literatur BearbeitenTh J Scherg Dalbergs Hochschulstadt Aschaffenburg Dritter Band Aschaffenburger Akademiker der Karls Universitat 1798 1818 und des bayerischen Lyceums 1818 1873 Aschaffenburg 1951 S 49 53Weblinks BearbeitenEintrag zu Matthaus Georg von Chandelle auf catholic hierarchy org abgerufen am 5 September 2016 Chandelle Matthaus Georg von in der Datenbank Saarland Biografien Chandelle Matthaus Georg von Hessische Biografie Stand 10 Dezember 2019 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Heinrich Jack Wichtigste Lebensmomente aller konigl Baierischen Civil und Militar Bedienstigten dieses Jahrhunderts Band 4 Augsburg 1819 S 46 u 44 Digitalscan Frankfurt und seine Bauten 1886 Reprint Books on Demand 2012 ISBN 3846010006 Seite 114 Digitalscan VorgangerAmtNachfolgerPhilipp Franz Wilderich Nepomuk von WalderdorfBischof von Speyer 1818 1826Johann Martin ManlFurstbischofe und Bischofe von Speyer seit 1564 Furstbischofe 1564 1810 Marquard von Hattstein 1560 1564 Bischof Eberhard von Dienheim Philipp Christoph von Sotern Lothar Friedrich von Metternich Burscheid Johann Hugo von Orsbeck Heinrich Hartard von Rollingen Damian Hugo Philipp von Schonborn Buchheim Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg Damian August Philipp von Limburg Stirum Philipp Franz Wilderich Nepomuk von Walderdorf seit 1802 nur rechtsrheinische Gebiete Sedisvakanz 1810 1818Bischofe des neuen Bistums seit 1818 Matthaus Georg von Chandelle Johann Martin Manl Peter von Richarz Johannes von Geissel Nikolaus von Weis Konrad Reither Daniel Bonifaz von Haneberg Joseph Georg von Ehrler Konrad von Busch Michael von Faulhaber Ludwig Sebastian Joseph Wendel Isidor Markus Emanuel Friedrich Wetter Anton Schlembach Karl Heinz Wiesemann Normdaten Person GND 132179687 lobid OGND AKS VIAF 3626220 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chandelle Matthaus Georg vonALTERNATIVNAMEN Chandelle Matthaus GeorgKURZBESCHREIBUNG Bischof von Speyer 1818 1826 GEBURTSDATUM 10 Dezember 1745GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 30 Juni 1826STERBEORT Speyer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthaus Georg von Chandelle amp oldid 229553731