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Johannes Baptist Jacob Geissel ab 1839 von Geissel 5 Februar 1796 in Gimmeldingen heute Neustadt an der Weinstrasse 8 September 1864 in Koln war ein deutscher Kardinal Er amtierte von 1837 bis 1841 als Bischof von Speyer und von 1845 bis zu seinem Tod als Erzbischof von Koln wo er schon von 1841 bis 1845 als Koadjutor seinen Vorganger vertreten hatte Erzbischof Johannes von Geissel Fotoportat Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben und Beruf 2 1 Ausbildung und Berufsanfange 2 2 Bischof von Speyer 2 3 Erzbischof von Koln und Kardinal 2 4 Kirchenpolitik 3 Werke 4 Ehrungen 5 Trivia 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFamilie Bearbeiten nbsp Geissel als Bischof von Speyer hinten der Speyerer Dom 1837 nbsp Johannes von Geissel als Kardinal Fenster in der Neuen Johanneskirche Mussbach gefertigt von Michael Hubert Schmitz 1858 Im Hintergrund der Kolner Dom innenJohannes Geissel wurde als altester Sohn des aus dem Nachbarort Mussbach stammenden katholischen Winzers Nikolaus Geissel und seiner von Geburt bzw Taufe an evangelischen Ehefrau Maria Helena Theresia Motzenbacker in Gimmeldingen Pfalz geboren das seit 1969 ein Ortsteil von Neustadt an der Weinstrasse ist Der Vater arbeitete in Mussbach als Verwalter des Hofguts Weisses Haus 1 Der eigentliche Geburtsort des Sohnes das kleine Dorf Lobloch war bereits 1751 im grosseren Gimmeldingen aufgegangen Die Loblocher Kirche St Nikolaus ist heute wieder restauriert Sie war hundert Jahre vor der Geburt Johannes Geissels im Anschluss an den Pfalzischen Erbfolgekrieg ihres Daches beraubt worden und infolgedessen zur Ruine geworden Deswegen musste die Taufe in der katholischen Pfarrkirche von Mussbach stattfinden Leben und Beruf BearbeitenAusbildung und Berufsanfange Bearbeiten Geissel dessen Eltern in Mussbach wohnten besuchte zunachst die Lateinschule in Neustadt die spater zum Kurfurst Ruprecht Gymnasium wurde und dann die Lateinschule in Speyer Ab 1815 studierte er am Priesterseminar in Mainz Katholische Theologie am 22 August 1818 empfing er die Priesterweihe Fur kurze Zeit wirkte er als Kaplan in Hambach ab 1819 unterrichtete er als Religionslehrer in Speyer am Gymnasiumsvorlaufer Lyceum Gymnasium und Lateinische Schule Am 24 Juni 1822 wurde er Domkapitular in Speyer Dort ubernahm er am 25 Mai 1836 als Domdechant den Vorsitz des Domkapitels Bischof von Speyer Bearbeiten 1837 erhob Papst Gregor XVI Geissel zum Bischof der Diozese Speyer die Bischofsweihe vollzog am 13 August in Augsburg der Erzbischof von Bamberg Joseph Maria von Fraunberg Mitkonsekratoren waren Johann Peter von Richarz Bischof von Augsburg und Barnabas Huber OSB Abt von St Stephan in Augsburg Die Inthronisierung erfolgte am 30 August im Speyerer Dom Erzbischof von Koln und Kardinal Bearbeiten Am 24 September 1841 bestimmte der Papst Geissel zum Koadjutor des Erzbischofs Clemens August Droste zu Vischering fur das Erzbistum Koln denn der Erzbischof war 1837 wegen Differenzen Kolner Wirren zwischen dem preussischen Staat und der Kirche in der Behandlung von interkonfessionellen Ehen verhaftet worden Nach seiner Freilassung 1839 lebte er quasi im Exil im westfalischen Munster Als er am 19 Oktober 1845 starb wurde sein Koadjutor der neue Erzbischof von Koln Am 11 Januar 1846 folgte die Inthronisierung im Kolner Dom Papst Pius IX erhob den Erzbischof am 30 September 1850 zum Kardinal Kirchenpolitik Bearbeiten Geissel gehorte dem Mainzer Kreis an einer als besonders papsttreu geltenden katholischen Gruppierung Er betatigte sich intensiv auf dem Gebiete der Kirchenpolitik und pflegte auch das Verhaltnis der Kirche zu den weltlichen Machthabern Fuhrungsqualitaten unter den deutschen Oberhirten bewies er bei mehreren Gelegenheiten So lud er 1848 alle Bischofe im Gebiet des Deutschen Bundes zur Wurzburger Bischofskonferenz ein 1860 berief er nach mehr als 300 Jahren wieder ein Provinzialkonzil der Erzdiozese Koln ein Auf dem Gebiet des Kirchenbaus betatigte sich Geissel ebenfalls Zusammen mit Konig Friedrich Wilhelm IV von Preussen legte er am 4 September 1842 den Grundstein fur den Weiterbau des Kolner Doms 2 und beendete damit nach rund 300 Jahren die Bauruhe die seit der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts bestanden hatte 1863 ein Jahr vor seinem Tod konnte er das Langhaus und das Querschiff des Doms einweihen Mit mehreren Erlassen schrankte der Kardinal welcher der kirchenmusikalischen Restaurationsbewegung des Cacilianismus nahestand ab 1860 die Dommusik auf das geringste Mass ein zudem verbannte er Frauen aus den Kirchenchoren Ziel dieser Bestrebung war die Ruckfuhrung der Kirchenmusik auf ihre rein liturgischen Wurzeln Weltliches hatte zu verschwinden 1863 wurde dem Domkapellmeister Carl Leibl endgultig gekundigt Werke BearbeitenGeissel trat als Autor kirchengeschichtlicher Bucher hervor und zahlt zu den ruhrigsten Historikern des wiedergegrundeten Bistums Speyer nach 1817 Besonders hervorzuheben ist seine dreiteilige Geschichte des Speyerer Doms mit vielen Details aus dem 18 und fruhen 19 Jahrhundert wobei er grossenteils auf die Informationen von ihm noch personlich bekannten Zeitzeugen zuruckgreifen konnte 3 4 5 1832 verfasste Geissel eine Geschichte des alten Furstbistums Speyer 6 Seine Monographie von 1835 uber die Schlacht bei Gollheim die 1298 zwischen Adolf von Nassau sowie Albrecht von Osterreich stattgefunden hatte und das zur Erinnerung errichtete Konigskreuz wurde bis in die jungste Zeit mehrfach nachgedruckt 7 Um 1835 dichtete Geissel das bis heute viel gesungene und im Gesangbuch Gotteslob Nr 411 enthaltene Loblied Erde singe nbsp Wappen von Erzbischof Johannes von Geissel nbsp Geissels Wappen an der Mariensaule in Koln nbsp Fasten Hirtenbrief Kardinal Geissels 1857 nbsp Wappen aus dem Hirtenbrief von 1857 nbsp Weisse Messkasel aus dem Brautkleid der Mutter mit Wappen Kirche Mussbach nbsp Weisse Messkasel Mussbach Wappen Nahaufnahme nbsp Rote Messkasel mit Wappen Kardinal Geissels Kirche Mussbach nbsp Rote Messkasel Mussbach Wappen Nahaufnahme nbsp Kniebank mit Wappen des Kardinals 1858 Johanneskirche Mussbach nbsp Kniebank Nahaufnahme des WappensEhrungen BearbeitenGeissel gilt als einer der bedeutendsten katholischen Bischofe des 19 Jahrhunderts Konig Ludwig I von Bayern verlieh ihm am 1 Januar 1839 das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone was mit der Erhebung in den personlichen Adel verbunden war 8 Konig Friedrich Wilhelm IV ehrte Geissel 1855 mit der hochsten Auszeichnung des Konigreichs Preussen dem Schwarzen Adlerorden Seit 1857 war der Kardinal auswartiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Als Geissel 1864 starb wurde er in der bischoflichen Gruft des Kolner Doms beigesetzt Sein Geburtsort Gimmeldingen hat ihn mit einer Strassenwidmung von Geissel Strasse geehrt sein Geburtshaus in der Kurpfalzstrasse 182 ist mit einer Hinweistafel gekennzeichnet Im Kolner Stadtteil Ehrenfeld ist die Geisselstrasse nach ihm benannt Johannes von Geissel wurde durch Giuseppe Valerga den Patriarchen von Jerusalem in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem investiert Trivia BearbeitenAls Geissel in Gimmeldingen in der vormaligen Kurpfalz aufwuchs war dort Franzosisch Amtssprache nachdem die linksrheinischen deutschen Gebiete ab 1797 wahrend der Napoleonischen Kriege von franzosischen Truppen besetzt und zwischen 1801 und 1815 dem Staat Frankreich auch formell einverleibt waren Geissel blieb daher immer durch die franzosische Sprache gepragt die er vor allem in der Schule gesprochen hatte sein Deutsch war von franzosischen Ausdrucken durchsetzt Dies brachte die spottfreudigen Kolner dazu die franzosischen Personalien Jean Jacques Geissel archeveque de Cologne de Gimmeldingen deutsch Jean Jacques Geissel Erzbischof von Koln aus Gimmeldingen lautpoetisch Schang Schack Scheissel Arschweg de Cologne de Schimmeldengschang auszusprechen Literatur BearbeitenRobert Haass Geissel Johannes von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 157 f Digitalisat Leonard Ennen Geissel Johannes von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 520 527 Friedrich Wilhelm Bautz Geissel Johannes von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 195 196 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Johann Jakob Hansen Lebensbilder hervorragender Katholiken des neunzehnten Jahrhunderts Bonifatius Druckerei Paderborn 1906 Menupunkt Lebensbilder Band I Unterpunkt Kardinal von Geissel Otto Pfulf Cardinal von Geissel Aus seinem handschriftlichen Nachlass geschildert 2 Bande Herder Verlag Freiburg 1895 Franz Xaver Remling Cardinal von Geissel Bischof zu Speyer und Erzbischof zu Koln im Leben und Wirken sammt Urkundenbuche Speyer 1873 Rudolf Lill Johannes Kardinal von Geissei 1796 1864 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 6 Aschendorff Verlag GmbH amp Co KG Munster 1984 ISBN 978 3 402 06112 1 S 9 28 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Johannes von Geissel Quellen und Volltexte nbsp Commons Johannes von Geissel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Johannes von Geissel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Geissel Johannes von In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch Eintrag zu Johannes von Geissel auf catholic hierarchy org Biografische Webseite seiner Heimatgemeinde Geissel Johannes Baptist Jacob von in der Datenbank Saarland Biografien Biografische Seite im Portal Rheinische GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Das Weisse Haus www mussbach de archiviert vom Original am 23 Februar 2018 abgerufen am 22 Februar 2018 Rede und Gedicht Geissels zur Grundsteinlegung des Kolner Doms Johann Geissel Der Kaiser Dom zu Speyer eine topographisch historische Monographie Band 1 1826 abgerufen am 6 Juli 2011 Verlag Johann Friedrich Kranzbuhler Speyer Komplettscan des Buches Johann Geissel Der Kaiser Dom zu Speyer eine topographisch historische Monographie Band 2 1828 abgerufen am 6 Juli 2011 Verlag Johann Friedrich Kranzbuhler Speyer Komplettscan des Buches Johann Geissel Der Kaiser Dom zu Speyer eine topographisch historische Monographie Band 3 1828 abgerufen am 6 Juli 2011 Verlag Johann Friedrich Kranzbuhler Speyer Komplettscan des Buches Johann Geissel Der Kirchsprengel des alten Bisthums Speyer 1832 abgerufen am 6 Juli 2011 Verlag Johann Friedrich Kranzbuhler Speyer Komplettscan des Buches Johann Geissel Die Schlacht am Hasenbuhl und das Konigskreuz zu Gollheim 1835 abgerufen am 6 Juli 2011 Verlag Johann Friedrich Kranzbuhler Speyer Komplettscan des Buches Regierungsblatt fur das Konigreich Bayern Nr 1 Munchen 10 Januar 1839 VorgangerAmtNachfolgerPeter von Richarz nbsp Bischof von Speyer 1837 1842Nikolaus von WeisClemens August II von Droste zu Vischering nbsp Erzbischof von Koln 1845 1864Paulus Melchers Vorsitzender der Wurzburger spater Fuldaer heute Deutschen Bischofskonferenz 1848Paulus MelchersFurstbischofe und Bischofe von Speyer seit 1564 Furstbischofe 1564 1810 Marquard von Hattstein 1560 1564 Bischof Eberhard von Dienheim Philipp Christoph von Sotern Lothar Friedrich von Metternich Burscheid Johann Hugo von Orsbeck Heinrich Hartard von Rollingen Damian Hugo Philipp von Schonborn Buchheim Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg Damian August Philipp von Limburg Stirum Philipp Franz Wilderich Nepomuk von Walderdorf seit 1802 nur rechtsrheinische Gebiete Sedisvakanz 1810 1818Bischofe des neuen Bistums seit 1818 Matthaus Georg von Chandelle Johann Martin Manl Peter von Richarz Johannes von Geissel Nikolaus von Weis Konrad Reither Daniel Bonifaz von Haneberg Joseph Georg von Ehrler Konrad von Busch Michael von Faulhaber Ludwig Sebastian Joseph Wendel Isidor Markus Emanuel Friedrich Wetter Anton Schlembach Karl Heinz WiesemannListe der Erzbischofe und Bischofe von Koln seit 1801 Vorganger Maximilian Franz von Osterreich Sedisvakanz 1801 1822 Johann Hermann Joseph von Caspars zu Weiss Kapitularvikar Ferdinand August von Spiegel Clemens August II Droste zu Vischering Johann Husgen Apostolischer Generalvikar Johann Jakob Iven Apostolischer Administrator Johannes von Geissel Paulus Melchers Philipp III Krementz Hubert Theophil Simar Antonius II Fischer Felix von Hartmann Karl Joseph Schulte Joseph Frings Joseph Hoffner Hubert Luthe Weihbischof Diozesanadministrator Joachim Meisner Stefan Hesse Generalvikar Diozesanadministrator Rainer Maria WoelkiVorsitzende der Wurzburger Fuldaer und Deutschen Bischofskonferenz Wurzburger Bischofskonferenz Johannes Kardinal von GeisselFuldaer Bischofskonferenz Paulus Kardinal Melchers Philipp Kardinal Krementz Georg Kardinal von Kopp Felix Kardinal von Hartmann Adolf Kardinal Bertram Joseph Kardinal FringsDeutsche Bischofskonferenz Julius Kardinal Dopfner Joseph Kardinal Hoffner Karl Kardinal Lehmann Robert Zollitsch Reinhard Kardinal Marx Georg Batzing Normdaten Person GND 118716670 lobid OGND AKS LCCN nr88010149 VIAF 59878955 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Geissel Johannes vonALTERNATIVNAMEN Geissel Johannes Baptist Jacob Geburtsname Geissel Johannes Kardinal vonKURZBESCHREIBUNG Bischof von Speyer Erzbischof von Koln KardinalGEBURTSDATUM 5 Februar 1796GEBURTSORT GimmeldingenSTERBEDATUM 8 September 1864STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes von Geissel amp oldid 239044932