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Leonard Ennen auch Leonhard Ennen 5 Marz 1820 in Schleiden in der Eifel 14 Juni 1880 in Koln war ein Kolner Archivar Historiker Theologe und Mitarbeiter der Allgemeinen Deutschen Biographie 1 Leonard Ennen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken als Historiker 3 Wirken als Archivar 4 Erinnerung 5 Werke Auswahl 6 Literatur 7 Quellen 8 Weblinks 9 AnmerkungenLeben BearbeitenEnnen entstammte einer in bescheidenen bis armlichen Verhaltnissen lebenden kleinbauerlichen Familie in der Nordeifel und war nicht wie oft verwechselt mit der aus dem saarlandischen Merzig stammenden Bonner Stadtarchivarin und Landeshistorikerin Edith Ennen verwandt Trotz seiner niederen sozialen Herkunft konnten ihm seine Eltern von 1841 bis 1844 ein Studium der Theologie in Munster und Bonn ermoglichen Nach dem Besuch des Priesterseminars in Koln erhielt er als katholischer Geistlicher die Priesterweihe Von 1845 bis 1857 war Ennen als Kurat Vikar Kaplan in Konigswinter tatig Als sich fur ihn abzeichnete dass eine einkommlichere hauptamtliche Pfarrstelle unter anderem aufgrund der hohen Bewerberzahlen unerreichbar wurde entfremdete er sich von der katholischen Kirche Im Zuge dessen mischte sich seine seit den 1840er Jahren auch publizistisch geausserte Kritik an der ultra konservativen Amtsfuhrung der Kolner Erzbischofe Clemens August Droste zu Vischering 1835 1845 und Johannes von Geissel 1845 1864 erkennbar mit Frustration uber die eigene Situation Dabei ist hervorzuheben dass Ennen der romisch katholischen Kirche und damit dem Papst und den weiteren amtskirchlichen Autoritaten bis zu seinem Tod verbunden bleiben sollte Zwar stellte er sich in seinen jungeren Jahren in den Kreis der Hermesianer um den Bonner Theologen Georg Hermes die kirchenpolitisch einen Ausgleich mit dem preussischen Staat favorisierten Anders als viele andere Geistliche in Bonn und Umgegend schloss er sich in den 1870er Jahren jedoch nicht der Altkatholischen Kirche an Ennen verstarb 1880 wahrend seiner langjahrigen Amtstatigkeit als Stadtarchivar in Koln mit nur sechzig Jahren vermutlich an einem Schlaganfall Zuvor hatte er mehrere langere Krankheitsphasen durchlitten Beerdigt wurde er auf dem Kolner Melaten Friedhof Die Grabstatte existiert nicht mehr 2 Wirken als Historiker BearbeitenEnnen hatte sich sicherlich auch bedingt durch seine Zeitzeugenschaft der Revolution von 1848 49 fruh kirchenpolitischen und historischen Themen zugewandt 1854 initiierte er beispielsweise die Grundung des Historischen Vereins fur den Niederrhein in dessen Zeitschrift Annalen er intensiv publizierte Hier wahlte man ihn in der Funktion als Vice Sekretair in den Vorstand Wahrend dieser Zeit konnte er auch mit Unterstutzung des preussischen Staates in Paris forschen 3 Wenig spater wurde er mit einer heute nicht mehr nachweisbaren Arbeit zum Dr phil promoviert Nachdem er 1856 als Abgeordneter der so genannten Katholischen Fraktion in das Preussische Abgeordnetenhaus gewahlt worden war nutzte er seinen Berliner Aufenthalt zu wissenschaftlichen Archivstudien Bereits vor seinem Amtsantritt als Stadtarchivar hatte sich Ennen mit der neueren Geschichte Kolns und des Rheinlandes beschaftigt Am Ende seines Schaffens standen neben einer Vielzahl von Zeitungsartikeln etwa 350 Publikationen Sein Versprechen eine Stadtgeschichte vorzulegen hat er zumindest fur das mittelalterliche Koln wahrgemacht Ab 1859 erschienen insgesamt funf Bande der wissenschaftlichen Geschichte der Stadt Koln Weitere wichtige Werke waren die sechs Bande der Quellen zur Geschichte der Stadt Koln 1860 bis 1879 in Zusammenarbeit mit dem Philologen Gottfried Eckertz herausgegeben und der erst nach seinem Tode erschienene Band zum Dombau Diese Veroffentlichungen verkorperten ungeachtet ihrer sachlichen und methodischen Mangel lange den Standard Dies galt insbesondere fur seine funfbandige Stadtgeschichte die erst nach 150 Jahren durch eine Neubearbeitung ersetzt wurde Wirken als Archivar BearbeitenEnnen wurde am 1 August 1857 trotz einiger kontroversen Diskussionen wegen seiner Pragung als Geistlicher in der Kolner Kommunalpolitik zum ersten hauptamtlichen Leiter des Historischen Archivs der Stadt Koln ernannt Nur wenige Monate nach Ubernahme des Archivarpostens erliess Ennen am 17 Oktober 1857 die erste Benutzungsordnung fur das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek eine weitere folgte am 17 August 1878 Ennens Archivordnung und organisation wurde schon zu seiner Lebzeiten heftig angefochten insbesondere von seinen Nachfolgern Konstantin Hohlbaum 1880 1890 und Hermann Keussen 1900 1927 Hohlbaum hatte Ennen im ersten Halbjahresbericht zum Zustand des Stadtarchivs am 12 Dezember 1880 schonungslos wie folgt kritisiert Die optimistische Anschauung meines Amtsvorgangers uber den Stand der archivischen Ordnung kann ich durchaus nicht theilen denn sie widerspricht den Thatsachen Ein Archiv das Pergamente und Papiere nur aufschichtet verdient seinen Namen nicht und ist nicht werth der Erhaltung Im Kern machte sich Kritik an Ennen daran fest dass er die von ihm nicht hinlanglich unterschiedenen Urkunden und Akten in den Bestanden miteinander vermengte und entgegen dem Provenienzprinzip thematische Zuordnungen also nach dem Pertinenzprinzip vornahm Briefe Koln und die Hanse Koln contra Koln u a m Diese von ihm selbst mit sichtlichem Stolz so bezeichnete neue systematische Ordnung kam am ehesten seinen eigenen Bedurfnissen als forschendem Historikerarchivar entgegen Sie zerstorte jedoch die ursprungliche Ordnung des Kolner Stadtarchivs was heute vorbehaltlich der Situation nach dem Zusammensturz des Hauses am 3 Marz 2009 in den Bestanden des Hauses noch deutlich erkennbar ist Allerdings trifft die Kritik an Ennen nur bedingt zu Denn abgesehen davon dass auch Keussen und Hohlbaum sich nicht konsequent an das Provenienzprinzip hielten sollte die moderne Archivkunde in Hinsicht auf die Ordnungsstrukturen von Archiven erst kurz nach seinem Tod verbindliche methodische Standards vorgeben Erinnerung BearbeitenAls Publizist vor allem aber als Archivar und Historiker war er zweifelsohne im Sinne des Begriffs Dilettant geblieben Sein Wirken muss allerdings unter den Voraussetzungen der weitenteils noch nicht professionalisierten Wissenschaftskultur seiner Zeit gesehen werden Seine Lebensleistung insbesondere als Geschichtsschreiber Kolns und des Rheinlands ist lange verkannt worden wobei politische und religiose Ressentiments gegen seine Person noch aus dem spateren 19 Jahrhundert nachwirkten Im Kolner Stadtteil Neuehrenfeld erinnert heute immerhin die Ennenstrasse an den ersten hauptamtlichen Stadtarchivar Werke Auswahl BearbeitenDer Clevische Hof in Koln In Monatsschrift fur rheinisch westfalische Geschichtsforschung und Alterthumskunde 1 Jahrgang Bonn 1875 S 56 67 Neben zahlreichen weiteren Aufsatzen in landeshistorischen Zeitschriften schrieb er unter anderen folgende Monographien Geschichte der Reformation im Bereiche der alten Erzdiozese Koln L Schwann Koln Neuss 1849 Digitalisat Frankreich und der Niederrhein 2 Bde Koln 1856 Zeitbilder aus der neueren Geschichte der Stadt Koln mit besonderer Rucksicht auf Ferdinand Franz Wallraf M DuMont Schauberg Digitalisat herausgegeben zusammen mit Gottfried Eckertz Quellen zur Geschichte der Stadt Koln Verlag M DuMont Schauberg Koln 1860 1879 Bd 1 6 Nachdruck Koln Bachem Verlag 1970 Band 1 1860 Band 2 1863 Digitalisat Band 3 Band 4 1870 Digitalisat Band 5 1875 Digitalisat Band 6 1879 Digitalisat Geschichte der Stadt Koln 5 Bde L Schwann sche Verlagsbuchhandlung Band 1 Koln Neuss 1863 Digitalisat Band 2 Koln Neuss 1865 Digitalisat Band 3 Koln Neuss 1869 Digitalisat Band 4 Koln Neuss 1875 Digitalisat Band 5 Dusseldorf 1880 Digitalisat Die Familien DuMont und Schauberg in Koln Fur Verwandte und Freunde am Tage des funfzigjahrigen Bestehens der M DuMont Schauberg schen Buchhandlung DuMont Schauberg Koln 1868 Digitalisat Neuere Geschichte der Stadt Koln Band 1 Koln 1875 Digitalisat Bilder vom alten Koln Stadtansichten des 15 bis 18 Jahrhunderts und Beschreibung der Zustande vom Mittelalter bis nach der Franzosenzeit Nachdruck hrsg und eingeleitet von Willy Leson Bachem Verlag Koln 1977 Literatur BearbeitenToni Diederich Ein Pladoyer fur Leonard Ennen in Geschichte in Koln Heft 44 1998 S 153 154 Stephan Laux Leonard Ennen 1820 1880 Ein rheinischer Historikerarchivar des 19 Jahrhunderts zwischen Narrativ und moderner Quellenkritik Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Kolner Stadtarchivs in Bettina Schmidt Czaia Hrsg Das Schatzhaus der Burger mit Leben erfullt 150 Jahre Uberlieferungsbildung im Historischen Archiv der Stadt Koln Beitrage des Symposiums anlasslich des 150 jahrigen Jubilaums am 19 Oktober 2007 Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Koln H 98 S 77 99 PDF Hermann Keussen Ennen Leonard In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 48 Duncker amp Humblot Leipzig 1904 S 380 382 Quellen BearbeitenDie Chronik Kolns Chronik Verlag Dortmund 1991 ISBN 3 611 00193 7 Meyers Konversationslexikon Bd 5 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig und Wien Vierte Auflage 1885 1892 S 665 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leonard Ennen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Leonhard Ennen Quellen und Volltexte Literatur von und uber Leonard Ennen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ennen Leonard Hrsg Katalog der Inkunabeln in der Stadt Bibliothek zu Koln Band 1 A Einzelne Blatter B Kolnische Drucke bis zum Jahre 1500 Anmerkungen Bearbeiten Die Chronik Kolns S 265 Josef Abt Johann Ralf Beines Celia Korber Leupold Melaten Kolner Graber und Geschichte Greven Koln 1997 ISBN 3 7743 0305 3 S 154 Meyers Konversationslexikon Leiter des Historischen Archivs der Stadt Koln Johann Jakob Peter Fuchs Leonard Ennen Konstantin Hohlbaum Joseph Hansen Erich Kuphal Hermann Kownatzki Erich Kuphal Arnold Guttsches Hugo Stehkamper Everhard Kleinertz Bettina Schmidt Czaia Normdaten Person GND 11650577X lobid OGND AKS LCCN no90007970 VIAF 62301871 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ennen LeonardALTERNATIVNAMEN Ennen LeonhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker und ArchivarGEBURTSDATUM 5 Marz 1820GEBURTSORT SchleidenSTERBEDATUM 14 Juni 1880STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leonard Ennen amp oldid 238436863