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Graf Ferdinand August von Spiegel zum Desenberg und Canstein 25 Dezember 1764 1 auf Schloss Canstein bei Marsberg in Westfalen 2 August 1835 in Koln war von 1824 bis 1835 Erzbischof von Koln Ferdinand August von Spiegel im Legatenpurpur und Cappa magnaErzbischof von SpiegelWappen des Erzbischofs von Spiegel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFerdinand August stammte aus dem altwestfalischen Adelsgeschlecht der Freiherren Spiegel zum Desenberg Hochstift Paderborn Er war das funfte Kind seines Vaters Freiherr Theodor Hermann von Spiegel zum Desenberg bei Warburg und dessen zweiter Ehefrau Adolphine Franziska von Landsberg zu Erwitte Er war ein Halbbruder von Franz Wilhelm von Spiegel dem leitenden Minister des Kolner Kurstaates am Ende des 18 Jahrhunderts Er verlebte eine weitgehend sorglose Jugend bis 1777 seine Mutter und 1779 sein Vater kurz hintereinander verstarben Mit seinem ein Jahr alteren Bruder Max kam er daraufhin auf das furstbischofliche Adelskonvikt in Fulda wo er bis 1783 eine theologische philosophische und juristische Ausbildung erhielt Von 1783 bis 1785 studierte er Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Munster Hier war er im Mai 1783 Domherr geworden woraufhin er die Tonsur und die niederen Weihen erhielt Im Gedankengut der Aufklarung verwurzelt neigte Spiegel in keiner Weise dem geistlichen Stand zu von dem er sich lediglich grossere Karrierechancen erhoffte ebenso wie sein Halbbruder Franz Wilhelm Nachdem er sich 1788 vergeblich um das Landdrostenamt den hochsten Verwaltungsposten im damaligen Herzogtum Westfalen beworben hatte konnte er in den folgenden Jahren weitere Domkanonikate in Osnabruck und Hildesheim erlangen In seiner Munsteraner Zeit lebte er bei einem Onkel der Domkapitular in Munster war Nach dessen Tode am 17 November 1793 konnte er das von diesem bekleidete Amt eines Vizedominus erlangen woraufhin er am 25 November 1793 die Weihe zum Subdiakon erhielt 1790 begleitete er den Kolner Kurfursten und Erzbischof Maximilian Franz von Osterreich der in Personalunion auch Bischof von Munster war zur Kaiserkronung Leopolds II nach Frankfurt am Main Stets bemuht um eine leitende Position ernannte ihn der Erzbischof 1796 zum Geheimen Rat zumal Spiegel bereits als Vizedominus enorme Talente in der Verwaltung bewiesen hatte Als im Sommer 1794 franzosische Truppen das Hochstift Munster bedrohten und die meisten Domherren die Stadt verlassen hatten fuhrte er die Geschafte des Kapitels weiter Am 25 Juli 1796 erhielt er von Weihbischof Kaspar Max Droste zu Vischering die Diakonatsweihe In Wurdigung seiner Verdienste wurde er am 29 Juli 1799 zum Domdekan gewahlt Doch scheiterte sein Versuch dieses mit dem Amt des Generalvikars zu vereinigen an Erzbischof Max Franz der eine solche Machtkonzentration in einer Hand nicht wunschte Die fur das Domdekanat vorgeschriebene Priesterweihe empfing Spiegel der lediglich einen allgemeinen Gottglauben besass und in der Kirche eine Anstalt zur Volkserziehung sah am 6 Dezember 1799 Als der Erzbischof 1801 verstarb ubernahm Spiegel die Regierung des Hochstifts und drangte die Domkapitel von Munster und Koln zur Wahl des Anton Viktor von Osterreich der ihn auch mit der Wahlannahme beauftragte Seine Hoffnung dass der Sohn eines machtigen Hauses die Sakularisation Munsters verhindern konne wurde jedoch enttauscht zumal Anton Viktor schon kurz darauf auf seine Wahl und die daraus erwachsenden Rechte verzichtete Am 3 August 1802 besetzten preussische Truppen die Stadt Munster so dass Ferdinand August seiner weltlichen Amter verlustig ging Doch schon bald befand er sich mit den Preussen in bestem Einvernehmen und arbeitete eng mit ihnen zusammen zumal er sich daraus einen Posten in der weltlichen Verwaltung erhoffte So gelang es ihm noch im Februar 1803 in Berlin die Auflosung des Domkapitels von Munster zu verhindern In den Wirren der napoleonischen Kriege zog er sich bis 1810 weitgehend aus der Offentlichkeit zuruck zumal die Franzosen das Domkapitel 1811 aufgehoben hatten und Spiegel nicht als einfacher Domherr in ein neues Kapitel in welchem nun auch Burgerliche sassen eintreten wollte dies hielt er fur unter seiner Wurde Doch schon bald fand er auch bei den Franzosen Gehor und Ansehen so dass er am 14 April 1813 von Kaiser Napoleon die Ernennung zum Bischof von Munster erhielt Da er jedoch Bedenken zur Rechtmassigkeit einer Ernennung ohne papstliche Bestatigung trug liess er sich vom Domkapitel zum 2 Kapitularvikar wahlen dem der eigentliche Kapitularvikar sein ewiger Gegner Clemens August Droste zu Vischering alle Kompetenzen abtreten musste In diesen Jahren welche mit einer enormen Tatigkeit gefullt waren vollzog sich bei Spiegel eine innere Wandlung so dass man ihn ab 1815 als einen wirklich religiosen Christen bezeichnen kann Nach dem Sturz Napoleons schaffte er es erneut in enge Verbindung mit den Preussen zu treten deren Wohlwollen er auch sogleich wieder erlangte Verschiedene Angebote z B Regierungsprasident zu werden schlug er aus In der Hoffnung der katholischen Kirche in Preussen einen eigenen Sachwalter als Kultusminister zu verschaffen wobei er an sich selbst dachte verzichtete er 1815 auf das Bistum Munster dessen Verwaltung jedoch noch vor seinem Abtritt auf Anweisung des Papstes wieder an Droste Vischering als Kapitularvikar uberging Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil wo er sich fur eine von Rom unabhangige deutsche Nationalkirche einsetzte Doch da es faktisch zu keiner Regelung der kirchlichen Fragen kam reiste er wieder ab Obwohl ihm ein ersehntes Amt auf Ministerebene versagt blieb wurdigte der preussische Konig Friedrich Wilhelm III seinen Einsatz am 17 Januar 1816 durch die Erhebung in den Grafenstand der auch seinem jungsten Bruder dem osterreichischen Gesandten Caspar Philipp 1776 1837 zuerkannt wurde 2 Nachdem sein Denken sich in den vergangenen Jahren gewandelt hatte und er von einem Vertreter des Staatskirchentums zu einem Verfechter kirchlicher Freiheit geworden war kam ihm doch noch die ersehnte Rolle in der Neuordnung der Deutschen Kirche zu und er wurde Subdelegat des Exekutors der Bulle De salute animarum 1821 Die rasche und unparteiische Erledigung dieser mit heiklen Personalfragen verbundenen Arbeit imponierte der preussischen Regierung so dass man mit dem Angebot der Ubernahme des Erzbistums Koln an ihn herantrat Bei Papst Pius VII tat er nun Abbitte fur sein unkanonisches Verhalten von 1813 was ihm nicht nur Verzeihung sondern auch eine sonst nicht ubliche Vorernennung zum Erzbischof einbrachte Nachdem der Konig noch einmal personlich mit der Bitte um die Amtsubernahme herantrat kam es am 20 Dezember 1824 zur Ernennung zum Erzbischof durch Papst Leo XII Nachdem Spiegel am 21 April 1825 feierlich in Koln eingezogen war erhielt er am 11 Juni 1825 durch den Trierer Bischof Josef von Hommer die Bischofsweihe in der Kirche St Maria Himmelfahrt Der mit ihm befreundete Munsteraner Komponist Maximilian Friedrich von Droste zu Hulshoff hatte dafur sein Drittes Tedeum komponiert und auffuhren lassen In den folgenden Jahren wirkte Spiegel unermudlich und fuhrte alle wichtigeren Dinge seiner Diozese selbst durch Selbst die Konstitutionen fur die Neusser Alexianer verfasste er eigenhandig Spiegel der fur die Regierung kein bequemer Mann war bemuhte sich um die prinzipielle Wahrung der kirchlichen Unabhangigkeit gegenuber dem Staat Im Konflikt um die Kindererziehung in gemischtkonfessionellen Ehen verstandigte er sich 1834 mit der preussischen Regierung auf die sogenannte Berliner Konvention Entgegen seiner Hoffnung fand diese Vereinbarung mit dem preussischen Staat jedoch nicht die notwendige Zustimmung durch Papst Gregor XVI Bevor jedoch der Mischehenstreit offen ausbrechen konnte starb Ferdinand August der seit 1833 vermutlich an Darmkrebs litt am 2 August 1835 in Koln Er fand in der erzbischoflichen Gruft des Kolner Doms seine letzte Ruhe Literatur BearbeitenReimund Haas Spiegel zum Desenberg und Canstein Ferdinand August Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 678 f Digitalisat Rudolf Lill Der Bischof zwischen Sakularisation und Kulturkampf In Peter Berglar u a Hrsg Der Bischof in seiner Zeit Bischofstypus und Bischofsideal im Spiegel der Kolner Kirche Verlag J P Bachem Koln 1986 ISBN 3 7616 0862 4 S 349 396 zu Ferdinand August von Spiegel S 358 367 Walter Lipgens Ferdinand August Graf Spiegel und das Verhaltnis von Kirche und Staat 1789 1835 Die Wende vom Staatskirchentum zur Kirchenfreiheit Aschendorff Munster Westfalen 1965 Friedrich Nippold Die vertrauten Briefe des Erzbischofs Spiegel von Koln Barmen 1889 online Internet Archive Franz Heinrich Reusch Spiegel zum Desenberge Ferdinand August Graf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 149 154 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ferdinand August von Spiegel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ferdinand August von Spiegel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Ferdinand August Maria Joseph Anton Spiegel zum Desenberg auf catholic hierarchy org abgerufen am 6 Oktober 2017 Ahnentafel des Ferdinand August Graf von Spiegel zum Diesenberg Hanxleden 1890Einzelnachweise Bearbeiten Handbuch des Erzbistums Koln 1966 Bd 1 S 48 Deutsche BiographieVorgangerAmtNachfolgerMaximilian Franz von OsterreichErzbischof von Koln 1824 1835Clemens August II von Droste zu VischeringListe der Erzbischofe und Bischofe von Koln seit 1801 Vorganger Maximilian Franz von Osterreich Sedisvakanz 1801 1822 Johann Hermann Joseph von Caspars zu Weiss Kapitularvikar Ferdinand August von Spiegel Clemens August II Droste zu Vischering Johann Husgen Apostolischer Generalvikar Johann Jakob Iven Apostolischer Administrator Johannes von Geissel Paulus Melchers Philipp III Krementz Hubert Theophil Simar Antonius II Fischer Felix von Hartmann Karl Joseph Schulte Joseph Frings Joseph Hoffner Hubert Luthe Weihbischof Diozesanadministrator Joachim Meisner Stefan Hesse Generalvikar Diozesanadministrator Rainer Maria Woelki Normdaten Person GND 118751972 lobid OGND AKS LCCN nr94003368 VIAF 54943928 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spiegel Ferdinand August vonALTERNATIVNAMEN Spiegel zum Desenberg und Canstein Ferdinand August von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Erzbischof des Erzbistums KolnGEBURTSDATUM 25 Dezember 1764GEBURTSORT Schloss Canstein WestfalenSTERBEDATUM 2 August 1835STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand August von Spiegel amp oldid 237446236