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Freiherr Franz Wilhelm von Spiegel zum Desenberg 30 Januar 1752 auf Schloss Canstein bei Marsberg 6 August 1815 ebenda war ein westfalischer Adeliger Anhanger der Aufklarung Beamter und Minister des kurkolnischen Staates Franz Wilhelm von Spiegel Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Landdrost im Herzogtum Westfalen 3 Leitender kurfurstlicher Minister in Bonn 4 Das Ende des Kurstaates und letzte Lebensjahre 5 Literatur 6 EinzelnachweiseFamilie und Ausbildung BearbeitenFranz Wilhelm von Spiegel stammte aus einer der fuhrenden adeligen Familien des Herzogtums Westfalen Sein Vater Theodor Hermann von Spiegel 1712 1779 war seit 1758 Landdrost und damit der hochste Vertreter des kolnischen Staates in dessen westfalischem Nebenland Einer der Halbbruder von Franz Wilhelm war Ferdinand August 1764 1835 der spatere Erzbischof von Koln ab 1825 Anfangs wurde von Spiegel von einem Hauslehrer unterrichtet Im Alter von zehn Jahren wurde er Page am Hofe des Kurfursten Max Friedrich in Bonn Seine Schulbildung erhielt Franz Wilhelm am dortigen Pageninstitut einer Lehranstalt fur den Adel des Kurstaates Neben zahlreichen unqualifizierten Lehrkraften wurden die wissenschaftlichen Facher von gebildeten Jesuiten betreut Er studierte anschliessend in Lowen und Gottingen vor allem Jura Zu seinen Studienfreunden in Gottingen zahlte auch der spatere preussische Reformer Freiherr vom Stein Wahrend des Studiums wurde von Spiegel mit den Ideen der Aufklarung vertraut und war sogar kurze Zeit unter dem Namen Franciscus Eques ab Unione aktives Mitglied einer Freimaurerloge Im Jahr 1802 formuliert er nachtraglich seine aufklarerische Grundposition die fur sein Wirken massgeblich war Das was bey fortschreitenden Verstande weder die Critik der reinen noch practischen Vernunft aushalt zerfallt in sich 1 Nach dem Studium wurde er 1775 zunachst Hofrat der Kurkolner Regierung in Bonn Trotz Abneigung gegen den geistlichen Stand bewarb sich der Aufklarer aus finanziellen Grunden um eine Domherrenstelle Zum Nachweis eines theologischen Studiums begab er sich 1776 nach Rom Im Anschluss an seinen Aufenthalt dort erhielt er die niederen Weihen und bekam eine Domherrenstelle in Hildesheim Kurze Zeit spater kam eine Domherrenstelle in Munster sowie die Weihe zum Subdiakon Landdrost im Herzogtum Westfalen BearbeitenNach dem Tod seines Vaters 1779 bewarb sich von Spiegel mit Erfolg um dessen Position als Landdrost und entwarf im Sinne des Josephinismus eine Denkschrift zur Reform des Herzogtums Gedanken uber die wahren Ursachen des Verfalls unseres Landes und uber die Art wie solchem abzuhelfen ist Darin forderte er unter anderem eine gerechtere Steuerverteilung staatliche Wirtschaftsforderungsmassnahmen oder die Einrichtung von Elementarschulen Zur besseren Organisation des Schulwesens wurde 1781 eine Schulkommission fur das Herzogtum eingerichtet Fur einen zumindest dem Titel nach Geistlichen war der Vorschlag bemerkenswert alle Kloster und Stifte im Herzogtum aufzuheben 2 und mit dem Erlos das Gymnasium Laurentianum in Arnsberg zu einer padagogischen Musteranstalt zu machen Ausserdem widmete er sich der Reform von Justiz und Polizey in deren damaliger umfassender Bedeutung Dazu gehorte auch der Bau eines Zuchthauses in Arnsberg dem spateren Sitz der preussischen Regierung und heutigem Verwaltungsgericht Allerdings waren viele von Spiegels aufklarerischer Vorstosse wenig erfolgreich und stiessen im Adel dem Klerus und dem Burgertum gleichermassen auf Ablehnung Einig war sich Spiegel mit den Standen allerdings in dem Bestreben die Eigenstandigkeit des Herzogtums gegenuber den Anspruchen Kurkolns zu wahren Leitender kurfurstlicher Minister in Bonn Bearbeiten nbsp Maximilian Franz Kurfurst von Koln Nach dem Amtsantritt von Kurfurst Max Franz wechselte Franz Wilhelm dann nach Bonn in die Regierung des Gesamtstaates In dieser Eigenschaft fuhr er nunmehr einen klaren Kurs zur Ausdehnung der kurfurstlichen Rechte auch im Herzogtum Westfalen Als Minister wurde er eine in ganz Deutschland bekannte und zeitweise gefeierte Personlichkeit Im Jahr 1786 wurde er als Prasident der Hofkammer so etwas wie der Finanzminister des Kurstaates In dieser Eigenschaft hat er mit Erfolg die Unordnung in der Finanzverwaltung beseitigt Dazu gehorte unter anderem auch die im Landesinneren des Herzogtum Westfalen liegenden Zollposten an die Grenzen zu verlegen Ahnliche Zollreformen fuhrte er auch fur die Rheinschifffahrt ein Ein weiterer Reformaspekt war die Neuordnung des Forstwesens in Westfalen Von Spiegel trat auch fur eine Reform des Bergamtes des Herzogtums Westfalen nach preussischem Vorbild ein Ausserdem kummerte sich von Spiegel um eine Reform der Verwaltung des Kurstaates insgesamt An die Stelle von adeliger Gunstlingswirtschaft trat in Ansatzen die Einstellung von Hofraten nach Konnen und Bildung Durch die gleichzeitige Ernennung zum Hofakademierat wurde er ausserdem zustandig fur die Bildungs und Kulturpolitik Insbesondere in diesem Amt konnte er nunmehr aufklarerische Ideen umsetzen Dazu gehorte eine Reform des Elementarschulwesens Schulpflicht Verbesserung der Lehrerausbildung usw Im Herzogtum Westfalen wurde der Pfarrer und Padagoge Friedrich Adolf Sauer mit der Reform der Lehrerbildung betraut und durch die Einfuhrung der sogenannten Normalschulen ein Standard fur das Elementarschulwesen geschaffen Ausserdem wurde mit den Industrieschulen der Versuch unternommen neben der normalen Schulbildung auch gewerbliche Kenntnisse zu vermitteln Die Gymnasien in Arnsberg und Bonn erhielten neue Strukturen und die Bonner Akademie wurde zu einer Universitat 1786 ausgebaut Als Universitatskurator formulierte von Spiegel das Ziel der Grundung unmissverstandlich der neuen Anstalt das Ziel setzt die Aufklarung in den rheinisch westfalischen Landen zum Siege zu fuhren Damit konnte sich von Spiegel zwar der Zustimmung in der aufklarerischen Offentlichkeit sicher sein er stiess trotz Unterstutzung durch den Kurfursten damit aber auch auf erheblichen Widerstand vor allem im Kolner Domkapitel bis hin zur Kurie in Rom Man warf Spiegel vor Irrlehren und Unglauben an der Universitat zuzulassen und warf ihm sogar demokratische Tendenzen vor obwohl sich von Spiegel eindeutig gegen die franzosische Revolution ausgesprochen hatte Das Ende des Kurstaates und letzte Lebensjahre BearbeitenMit dem Beginn der Revolutionskriege wurde in Bonn eine Militarkommission gegrundet deren Vorsitzender von Spiegel wurde Zwar kuhlte sich die Beziehung zwischen Max Franz und von Spiegel deutlich ab aber er blieb im Dienst des Kurstaats Nach der Besetzung des Rheinlandes im Jahr 1794 gingen grosse Teile des Staatsgebiets allerdings verloren Es bestand nunmehr uberwiegend aus den westfalischen Landesteilen Das Domkapitel wich nach Arnsberg und die Hofkammer nach Brilon aus Nach dem Tod von Max Franz hatte von Spiegel seinen Einfluss auch im Reststaat weitgehend eingebusst Letztlich ohnmachtig musste er den Ubergang des Herzogtums Westfalen an Hessen Darmstadt mitansehen Der Versuch sich den neuen Herren mit einer Denkschrift zur Sakularisation der Kloster als Beamter zu empfehlen war letztlich erfolglos Die Personlichkeit von Spiegels war widerspruchlich In Fragen von Religion und Bildung war von Spiegel ein bedeutender Aufklarer In politischen Fragen war er allerdings konservativ Nach der Aufhebung der westfalischen Landstande und einiger Adelsprivilegien durch die hessen darmstadtische Regierung 1806 zeigte er sich emport Literatur Bearbeitenvon Schulte Spiegel zum Desenberge Franz Wilhelm Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 155 f Johannes Stemmer Freiherr Franz Wilhelm von Spiegel zum Desenberg In Vom kurkolnischen Krummstab uber den hessischen Lowen zum preussischen Adler Arnsberg 2003 S 208 211 Alexander Freiherr von Elverfeldt Die Wirtschaftsforderung von Freiherr Franz Wilhelm von Spiegel zum Desenberg in der Herrschaft Canstein In Jahrbuch Hochsauerlandkreis Jg 1989 S 14f Die Lebenschronik des Freiherrn Franz Wilhelm von Spiegel zum Diesenberg Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Aufklarung in Rheinland Westfalen bearb v Max Braubach Veroffentlichungen der Historischen Kommission des Provinzialinstituts fur westfalische Landes und Volkskunde 19 Westfalische Briefwechsel und Denkwurdigkeiten 4 Munster 1952 Patrick Sensburg Die grossen Juristen des Sauerlandes 22 Biographien herausragender Rechtsgelehrter 1 Auflage F W Becker Arnsberg 2002 ISBN 978 3 930264 45 2 276 S Spiegel zum Diesenberg Franz Wilhelm Freiherr von In Josef Niesen Bonner Personenlexikon 3 verbesserte und erweiterte Auflage Bouvier Bonn 2011 ISBN 978 3 416 03352 7 S 451 f Gerhard Seibold Franz Wilhelm Frhr Spiegel zum D i esenberg 1752 1815 Biographische Auswertung seines Stammbuches In Herold Jahrbuch Neue Folge Band 27 2022 Berlin 2023 S 163 174 Einzelnachweise Bearbeiten Harm Klueting Geschichte Westfalens Das Land zwischen Rhein und Weser vom 8 bis zum 20 Jahrhundert Paderborn 1998 S 203 Harm Klueting Franz Wilhelm von Spiegel und sein Sakularisationsplan fur das Herzogtum Westfalen In Westfalische Zeitschrift Bd 131 132 1981 82 S 47 68Normdaten Person GND 104161612 lobid OGND AKS VIAF 61982054 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spiegel Franz Wilhelm vonKURZBESCHREIBUNG westfalischer AdeligerGEBURTSDATUM 30 Januar 1752GEBURTSORT Schloss Canstein bei MarsbergSTERBEDATUM 6 August 1815STERBEORT Schloss Canstein bei Marsberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Wilhelm von Spiegel amp oldid 234619593