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Die katholische Kirche St Peter gehort mit ihrer reichhaltigen Rokokoausstattung im Innern zu den bedeutendsten Barockbauten in Mainz Sie war ursprunglich Stiftskirche des seit dem 10 Jahrhundert bestehenden Stiftes St Peter vor den Mauern und ist dem Apostel Petrus als Namenspatron gewidmet Heute dient sie der Pfarrei St Peter St Emmeran als Pfarrkirche siehe St Emmeran Mainz St Peter in MainzDas alte Petersstift auf der gewesteten Stadtansicht von Merian gedruckt 1646 gezeichnet vor 1631Blick uber den Ernst Ludwig Platz auf die Nord West Fassade Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Stifts 2 Kirche 3 Orgel 4 Glocken 5 Neuere Werke 6 Batzekuche 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte des Stifts Bearbeiten nbsp Mittelalterliches Siegel des Konvents des StiftsDas Stift wurde 944 von Erzbischof Friedrich 937 954 nordlich der Stadtmauer errichtet etwa dort wo sich heute der 117er Ehrenhof befindet 50 006956 8 264821 Stifte waren auch wichtige Verwaltungseinheiten auf die sich der Erzbischof stutzte Deren Vorsteher die Propste leiteten jeweils ein Archidiakonat Das vor den Toren der Stadt gelegene Stift wurde im Dreissigjahrigen Krieg 1631 beim Einfall der Schweden vollstandig zerstort 1 Erzbischof Johann Philipp von Schonborn sah von einem Wiederaufbau ab Uber ein Jahrhundert hatte die Stiftsgemeinschaft so keine eigenen Gebaude Erst 1749 beschloss Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein den Neubau Das Stift wurde an anderer Stelle dort wo seine Gebaude heute noch stehen unweit der spater in napoleonischer Zeit untergegangenen Schlosskirche St Gangolf neu errichtet An dieser Stelle befand sich zuvor eine romanische Kirche das sogenannte Odenmunster oder St Mari unterm Munster Diese mittelalterliche Kirche wurde seit 1724 nicht mehr genutzt und fur den Neubau abgebrochen der von 1749 bis 1756 57 erfolgte und im Kontext der Aufwertung des Bleichenviertels zu sehen ist 2 Mit der Sakularisation wurde das Stift am 4 Juli 1802 aufgehoben Kirche Bearbeiten nbsp Deckenmalerei mit der Kreuzigung des Apostels Petrus nbsp Westempore mit OrgelDer heutige Bau der Peterskirche ist ein barocker Hallenbau drei Joche mit Doppelturmfassade des Architekten Johann Valentin Thoman den dieser von 1749 bis 1756 errichtete Bis 1762 wurde die Kirche noch vervollstandigt Die 1757 geweihte Kirche war durch die Sakularisation 1802 nur noch 45 Jahre Stiftskirche Unter franzosischer Besatzung war die Kirche 1813 Pferdestall 1814 wurde sie Garnisonkirche der preussischen Garnisonsteile was sie bis 1918 blieb Danach wurde sie Pfarrkirche Den ersten grossen Luftangriff auf Mainz im August 1942 bei dem unter anderem die Christophskirche zerstort wurde hat St Peter heil uberstanden Der zweite schwere Angriff auf Mainz im Herbst 1944 hatte deutlich schlimmere Auswirkungen Der Sudturm wurde von einer Sprengbombe getroffen und fiel aufs Mittelschiff wobei er ein grosses Loch ins Gewolbe schlug Der Nordturm der Chorraum und grosse Teile des Mittelschiffes waren jedoch unbeschadigt Am 27 Februar 1945 wurde Mainz durch Luftangriffe fast vollstandig durch Brandbomben zerstort Die Peterskirche verlor ihre Turmfassade das Kirchenschiff brannte aus Bis 1952 wurde die Kirche notdurftig so hergerichtet dass sie von der Gemeinde benutzt werden konnte 1959 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen 1961 waren die Doppelturme originalgetreu wiederhergestellt Von 1973 bis 1989 wurde die Kirche praktisch standig renoviert Dabei rekonstruierte Karl Manninger die Deckenfresken mit Hilfe von Farbfotografien die Paul Wolff 1943 44 gefertigt hatte Von der Ausstattung der Kirche ist vieles im Original unwiederbringlich verloren darunter vor allem die Orgel die Deckenfresken des Giuseppe Appiani und das Chorgestuhl Nicht zerstort wurden die grossen Barockaltare die Stuckdekoration und das wertvollste erhaltene Ausstattungsstuck die grosse Kanzel des Johannes Forster In einer Seitenkapelle der Kirche ist der in Mainz sehr verehrte Pfarrer Franz Adam Landvogt 1889 1953 bestattet Orgel BearbeitenEine Orgel wurde 1755 56 von dem Orgelbauer Joseph Anton Boos gebaut Sie besass um 1860 folgende Disposition I Hauptwerk1 Prinzipal 8 2 Bordun 16 3 Hohlpfeife 8 4 Salicional 8 5 Viola di Gamba 8 6 Oktav 4 7 Gemshorn 4 8 Flauto gedackt 4 9 Quint 2 2 3 10 Oktave 2 11 Flagolet 2 12 Cornett III13 Mixtur IV 2 14 Trompete 8 15 Clarion 4 II Oberwerk16 Prinzipal 4 17 Flauto traverse 8 18 Hohlpfeife 8 19 Gemshorn 4 20 Salicional 4 21 Flauto Gedackt 4 22 Quint 1 1 3 23 Oktave 2 24 Mixtur III25 Crumhorm 8 26 Vox humana 8 III Unterwerk27 Bordun 8 28 Flaut gedackt 4 29 Salicional 4 30 Oktave 2 31 Quint 1 1 3 32 Cimpal 1 33 Crumhorm 8 34 Vox humana 8 Pedal35 Prinzipalbass 16 36 Subbass 16 37 Oktavbass 8 38 Violonbass 8 39 Bassettel 4 40 Mixtur41 Posaunenbass 16 1930 wurde die Orgel durch die Firma Johannes Klais Orgelbau umgebaut I Hauptwerk1 Bordun 16 2 Prinzipal 8 3 Viola di Gamba 8 4 Zartflote 8 5 Nachthorngedackt 8 6 Salicional 8 7 Oktav 4 8 Gemshorn 4 9 Hohlflote 4 10 Superoctave 2 11 Flagolet 2 12 Quint 2 2 3 13 Mixtur IV14 Cornett III15 Trompete 8 II Brustwerk16 Grossgedackt 16 17 Harfenprincipal 8 18 Gedackt 8 19 Harmonika 8 20 Flauto Dolce 8 21 Dolciano 8 22 Praestant 4 23 Gedacktflote 4 24 Salicet 4 25 Flautino 2 26 Kleincornett IV27 Schalmey 8 III Schwellwerk28 Lieblich Gedackt 16 29 Geigenprincipal 8 30 Rohrflote 8 31 Quintanenna 8 32 Spitzflote 8 33 Octave 4 34 Blockflote 4 35 Waldflote 2 36 Nachthorn 1 37 Progressio harm III IV38 Krummhorn 8 Pedal39 Prinzipal 16 40 Violon 16 41 Subbass 16 42 Gedacktbass 16 43 Octavbass 8 44 Bassflote 8 45 Gedacktpommer 4 46 Rauschpfeife III IV47 Posaune 16 Die Orgel wurde beim Bombenangriff auf Mainz am 27 Februar 1945 zerstort 3 Die neue Orgel wurde 1986 in St Peter aufgestellt Zuvor stand sie in der Karmeliter Kirche Augustinuskerk in Nijmegen Niederlande Das Instrument wurde 1954 von der niederlandischen Firma Verschueren Orgelbouw gebaut und 1984 angekauft Die Firma Heinz Wilbrand baute ein neues Gehause mit einem neunachsigen Prospekt im Stil des Neoklassizismus und erganzte ein Unterpositiv Seitdem verfugt das Instrument uber 40 Register die auf drei Manuale und Pedal verteilt sind Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch 4 Der gewaltige Prospekt wurde fur Mainz barock verbramt 5 I Hauptwerk C g3Gedecktpommer 16 Praestant 8 Rohrflote 8 Oktave 4 Blockflote 4 Quinte 2 2 3 Oktave 2 Mixtur V VICornett III VTrompete 8 Clairon 4 Tremulant II Schwellwerk C g3Praestant 8 Spitzgambe 8 Schwebung 8 Hohlpfeife 8 Singend Praestant 4 Barpfeife 4 Nachthorn 2 Sexquialter II 2 2 3 Mixtur III IVDulzian 16 Oboe 8 Tremulant III Positiv C g3Holzgedeckt 8 Quintade 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Schwiegel 2 Spitzquinte 1 1 3 Zimbel III 1 2 Krummhorn 8 Tremulant Pedalwerk C f1Prinzipalbass 16 Subbass 16 Quintbass 10 2 3 Oktavbass 8 Gedecktbass 8 Choralbass 4 Flotbass 4 Posaune 16 Trompete 8 Clairon 4 Koppeln II I III I III II I P II P III PGlocken BearbeitenAlle Kirchenglocken sind im Sudturm untergebracht und hangen im Stahlglockenstuhl von 1960 1962 Die grosse Heilandsglocke verfugt wieder uber ein Holzjoch Vor dem Zweiten Weltkrieg hing sie alleine im Sudturm der 1944 von einer Sprengbombe getroffen wurde Die Glocke uberstand den Sturz fast unbeschadet Die anderen drei Glocken deren Namen und Tonhohen zum Vorbild der neuen dienten hingen im Nordturm und fielen am 27 Februar 1945 den Flammen zum Opfer Das Messglockchen aus dem alten Petersstift welches sicherlich hoher gestimmt war als die Elisabethglocke hing bis 1945 im nach dem Krieg nicht wieder rekonstruierten Dachreiter auf dem Mittelschiff Nr Name Gussjahr Giesser Gussort Masse kg Schlagton HT 1 16 1 Heiland 1757 Johann Peter Bach Windecken 3550 a0 42 Ave Maria 1960 Petit amp Gebr Edelbrock Gescher 2420 c1 63 Peter amp Paul 1962 Petit amp Gebr Edelbrock Gescher 1658 d1 64 Franz Xaver 1960 Petit amp Gebr Edelbrock Gescher 1136 e1 65 Elisabeth Angelusglocke 1961 Petit amp Gebr Edelbrock Gescher 190 d2 8Neuere Werke BearbeitenIn jungerer Zeit kam ein moderner Altar des Kunstlers Gernot Rumpf hinzu Dieser bezieht sich auf den Menschenfischer Petrus mit einem Netz Hierin tummeln sich Fische die sich bei genauem Hinschauen als Menschen entpuppen sogar ein Exemplar mit Narrenkappe ist darunter Der gleiche Kunstler schuf ausserdem den Ambo und den Osterleuchter Zum 50sten Todestag von Pfarrer Franz Adam Landvogt der in St Peter Pfarrer war wurde im Oktober 2003 eine Bronzeplastik von Karlheinz Oswald in der Krypta Landvogts aufgestellt Batzekuche BearbeitenDer Batzekuche 6 ist ein runder dicker Kuchen aus Hefeteig der seit Anfang des 19 Jahrhunderts in der Pfarrei St Peter am neunten Tag nach Fronleichnam dem sogenannten Herz Jesu Fest verteilt wird Die Herkunft des Namens Batzekuche geht laut Mainzer Worterbuch nicht auf die Munze Batzen zuruck sondern auf die ursprungliche Bedeutung des Wortes Batzen als dicker Klumpen Daraus sei auch der Munzbegriff entstanden da die Batzenmunzen dicker gepragt gewesen seien als die sonst gebrauchlichen dunnblechigen Munzen Er war ursprunglich fur die Kinder bestimmt die bei der Festprozession mitlaufen Es handelt sich hierbei um eine in Deutschland einzigartige Tradition die sich ausschliesslich auf die Pfarrei beschrankt 7 Die Tradition den Batzekuche zu verteilen geht auf die ortliche Herz Jesu Bruderschaft zuruck die 1802 in die Gemeinde gezogen war Zum ersten Mal verteilt wurde der Kuchen etwa 1818 Die Kinder erhielten ihn fur ihre Dienste als Fahnen und Blumentrager des Herz Jesu Festes Wahrend die Tradition im 19 und 20 Jahrhundert unter grosser Beteiligung und mit grossem Aufwand hochgehalten wurde feiert die Gemeinde das Fest seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr so ausgiebig es findet jedoch nach wie vor statt und der Kuchen wird weiterhin ausgegeben Der Mainzer Batzekuche steht auch in der Tradition der Weissbrotspenden zu Kirchenfesten Ein bekanntes Beispiel sind die noch heute gefeierten jahrlichen Sankt Martins Umzuge bei denen die teilnehmenden Kinder je nach Region verschiedene Backwaren erhalten Den Brauch gibt es aber auch fur die teilnehmende Priesterschaft So erhielt etwa jeder Geistliche aus Mainz der seinerzeit an der Prozession uber den Emausweg im Mainzer Gartenfeld teilnahm ein Mass Wein und einen Kuchen 8 Literatur BearbeitenWilhelm Jung St Peter in Mainz Ehemals Stifts und Pfarrkirche 2 Auflage Mainz 1991 Dehio Handbuch Rheinland Rfalz Saarland 1972 S 512 513 Wilhelm Klepper Die St Peters Kirche in Mainz Falk Mainz 1874 DigitalisatWeblinks Bearbeiten nbsp Commons St Peter Mainz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Pfarrei St Peter St Emmeran St Peter auf der Seite Kloster und Stifte in Rheinland Pfalz auf dem Weg zu einem rheinland pfalzischen KlosterlexikonEinzelnachweise Bearbeiten Franz Werner Der Dom von Mainz und seine Denkmaler 1827 Christiane Reves Bausteine zur Mainzer Stadtgeschichte Mainzer Kolloquium 2000 Franz Steiner Verlag Band 55 2002 ISBN 978 3 515 08176 4 S 142 Christian Binz Der Organist und Orgelmacher Joseph Anton Boos 1727 1804 In Acta Organologica Band 34 2015 S 25ff Nahere Informationen zur Orgel auf der Website der Kirchengemeinde Dort auch zur Disposition Bernd Funke Die Konigin muss zur Kur Orgel der Peterskirche pfeift aus dem letzten Loch Mainzer Allgemeine Zeitung vom 5 August 2013 Christoph Feussner Anja Schreiber Flehlappe Kasbrot und Batzekuche Wallfahrten und Andachtsstatten in der Stadt Mainz Bischofliches Ordinariat Mainz Mainz 2000 ISBN 978 3980549646 Den Glauben schmackhaft machen Memento vom 2 Februar 2017 im Internet Archive Allgemeine Zeitung Mainz vom 2 Juni 2016 Karl Schramm Mainzer Worterbuch Verlag Hermann Schmidt Mainz 2003 ISBN 3 87439 651 7 S 54 50 004722222222 8 27 Koordinaten 50 0 17 N 8 16 12 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Peter Mainz amp oldid 237394901