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Eine Narrenkappe war im spaten Mittelalter und in der fruhen Neuzeit die typische Kopfbedeckung des Narren Heute wird auch eine im Karneval oder der Fastnacht haufig getragene Mutze als Narrenkappe bezeichnet die meist die Zugehorigkeit des Menschen zu einem bestimmten Karnevalsverein zeigt Nicht selten lauft die Narrenkappe nach oben hin einem Hahnenkamm ahnelnd zickzackformig aus Narr mit Kappe und Marotte Holzschnitt von Heinrich Vogtherr dem Jungeren um 1540 Inhaltsverzeichnis 1 Die Kappe der Hofnarren 2 Die Karnevalsmutze 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseDie Kappe der Hofnarren Bearbeiten nbsp Eine der altesten bekannten Darstellungen einer Narrenkappe findet sich auf dem Kopf der Schlange an der Abteikirche Maria LaachKulturhistorisch begrundet sich die Narrenkappe auf der mittelalterlichen Gugel einer kapuzenartigen Mutze die hauptsachlich im ausgehenden Mittelalter um 1400 sehr in Mode war In mittelalterlichen Psalterilluminationen des 13 Jahrhunderts sieht man den Narren oftmals kahlkopfig oder mit sehr wirren Haaren spater auch mit einer Total oder Kranztonsur Erst ab dem 14 Jahrhundert erscheint er mit einer Gugel die sich grundsatzlich nicht unbedingt von den Kopfbedeckungen normaler Personen unterscheidet Erst die Gestaltung des Kapuzenzipfels welcher haufig ausserordentlich lang war gab den Narren der Lacherlichkeit preis bzw wurde als Provokation empfunden nachdem diese aus der Mode gekommen war Der Narr betritt mit dieser Kleidung erneut den Bereich des gottesfernen Frevlers der sich mit seiner exzentrischen Gugel bewusst den schlichten Kapuzen der Ordensmonche gegenuberstellt Eine der altesten Darstellungen der Narrenkappe findet sich im Paradies der Abteikirche Maria Laach Eva reitet dort auf einer Schlange die eine Narrenkappe tragt 1 Im Laufe der Zeit entwickelte sich die einzipfelige Gugel zu einer zweizipfeligen welche sich spater zu einer Kappe mit Eselsohren wandelte Mit den Eselsohren die an den Enden zusatzlich noch mit Schellen besetzt war sah sich der Narr in der Nahe des im Mittelalter nahezu umfassend als negativ bewerteten Esels wieder Dieser stand neben der Dummheit und Lacherlichkeit auch fur eine der Todsunden die Tragheit Erst relativ spat im 15 Jahrhundert trat zu den Eselsohren noch ein Hahnenkamm oder kopf dazu der auf den Scheitel also mitten auf der Gugel angebracht wurde Anders als der Esel stand der Hahn im Mittelalter je nach Kontext fur positive oder negative Dinge Als Verkorperung eines Lasters bezeichnete der Hahn fast immer nur die sexuelle Begierde des Menschen Genau in diesem Kontext stand der Narr als der fleischlichen Liebe und Geilheit verfallener Mensch der sich von der christlichen Nachstenliebe entfernt hat Auf nicht wenigen Illustrationen wird der Narr gar mit einem vollausgepragten Penis statt des Hahnes auf der Gugel dargestellt Die Karnevalsmutze Bearbeiten nbsp Typische Narrenkappe nbsp Narrenkappe auf dem Logo der Fastnachtsgemeinschaft Obertiefenbach FGO Aus diesem Kontext heraus entwickelte sich vor allem im Karneval eine je nach Karnevalsverein einheitliche Narrenkappe die in vielen Eigenschaften an die ausgepragten Narrenattribute erinnert Wahrend die Eselsohren im Laufe der Zeit wohl hauptsachlich aufgrund der Kompliziertheit des Schneiderns und Nahens bis zum 19 Jahrhundert vollends verschwanden hat sich der Hahnenkamm vielerorts bis heute fortgesetzt Die Idee der Narrenkappe im Karneval wird dem preussischen Kommandeur der Dragoner Generalmajor Baron Czettritz zugeschrieben Am 14 Januar 1827 schlug er dem Protokollbuch des Kolner Festordnenden Comites zufolge vor dass wir als Unterscheidungszeichen der Eingeweihten ein kleines buntfarbenes Kappchen wahrend unserer Versammlungen aufsetzen um diejenigen die hier unberufen eindringen erkennen und nach Verdienst abweisen zu konnen Nicht selten steht heute die Narrenkappe fur den Karnevalisten oder Fastnachter manchmal sogar fur eine ganz normale Person die mit ihren Eigenheiten oder Verrucktheiten auffallen Um diese gewahren zu lassen wird oft das Sprichwort Jedem Narr sei Kapp Jeder Narr sollte seine eigene Kappe haben im Sinne von Soll der doch tun was er fur richtig halt auch wenn diese Tat nicht der Norm entspricht eingesetzt Die alteste noch erhaltene Narrenkappe Deutschlands stammt aus dem Jahr 1840 und wurde in Speyer ausfindig gemacht Sie ist heute im Deutschen Fastnachtmuseum ausgestellt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Narrenkappen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Narrenkappen selbst gemacht auf der Website Sudwestrundfunks SWR Heimat Narrenkappe im Mainzer FastnachtsmuseumEinzelnachweise Bearbeiten Walter Pippke Ida Leinberger Die Eifel Geschichte und Kultur des alten Vulkanlandes zwischen Aachen und Trier 6 aktualisierte Auflage DuMont Reiseverlag Ostfildern 2009 ISBN 978 3 7701 3926 2 Normdaten Sachbegriff GND 4733575 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Narrenkappe amp oldid 219063679