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Narrenattribute sind Ausstattungsgegenstande und Erscheinungsweisen die gemeinhin mit der Figur des Narren verbunden sind Die Vorstellung davon woran ein Narr normalerweise zu erkennen ist entwickelte sich im europaischen Mittelalter zwischen dem 12 und dem 15 Jahrhundert bis etwa 1500 hatte der Narr seine ganze Vielfalt an Attributen Ein typischer Narr mit Gugel und Eselsohren ansatzartigem Hahnenkamm Schellen und Mi PartiInhaltsverzeichnis 1 Erscheinungsweise 1 1 Nacktheit 1 2 Haarschnitt 1 3 Narrenmal und Narrenstein 2 Bekleidung 2 1 Gewand 2 2 Gugel Narrenkappe 2 2 1 Eselsohren 2 2 2 Hahnenkopf 2 3 Schnabelschuhe 2 4 Schellen 3 Metaphorische Attribute 3 1 Spiegel und Narrenspiegel 3 2 Stundenglas 3 3 Ordenskette 3 4 Brot 3 5 Narrenwurst 3 6 Fuchsschwanz 4 Zepterartige Stocke Waffen 4 1 Keule 4 2 Marotte 4 3 Blase 4 4 Karbatsche 4 5 Pritsche 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseErscheinungsweise BearbeitenNacktheit Bearbeiten Nacktheit gilt biblisch gesehen als ein ausseres Zeichen der Abkehr des Menschen von Gott Adam und Eva erkannten ihre Nacktheit erst nach dem Essen der verbotenen Frucht Gen 3 7 Mit dem Aufkommen eines Kataloges der Todsunden erscheinen Fleischlichkeit und Geilheit als Laster das den Narren besonders anhaftet Wahrend ein frommer Mensch der caritas Nachstenliebe folgt verschreibt sich der Narr der fleischlichen Liebe lat amor carnalis Um seine Nahe zum Laster der Fleischlichkeit abzubilden wird ein Narr in der Ikonographie meist nackt dargestellt Im 14 und 15 Jahrhundert zeigt sich der Narr auch oft gemeinsam mit einer nackten Dame wahrend er selbst seine Genitalien entblosst Bezogen auf die Bibel ist Nacktheit eine Metapher fur Ehrlosigkeit und Verworfenheit Haarschnitt Bearbeiten Wahrend der fruhe Narr aus dem 12 und 13 Jahrhundert entsprechend seiner Nacktheit den Kopf komplett geschoren hat erscheinen spater Illustrationen die den Narren mit der typischen Monchstonsur zeigen haufig jedoch erhielt er zwei oder drei Haarkranze Die Tonsur galt im Abendland als Zeichen der Demut und damit als Einschrankung des Macht und Vollkommenheitsanspruch des Geschorenen Wahrend in kirchlichen Bereichen verschiedene Tonsuren bezeugt sind tritt die zwei oder dreikranzige Haartracht nirgendwo auf ausgenommen beim Narren In der Forschung wird angenommen dass sich diese Haartracht bewusst dem Klerus gegenuberstellt um ihn lacherlich zu machen um erneut in der typischen Narrenposition aufzutreten Non est deus Im Zusammenhang mit Nacktheit erscheint es nicht verwunderlich dass im Alten Testament das komplette Scheren des Haupthaares als schwere Ehrenstrafe angesehen wurde Im Mittelalter wirkt diese Tatsache nach so hat beispielsweise der frankische Hausmeier Pippin im 8 Jahrhundert nach seiner formellen Ubernahme der Konigswurde den letzten merowingischen Konig Childerich scheren lassen Narrenmal und Narrenstein Bearbeiten nbsp Das Steinschneiden Hieronymus Bosch zwischen 1488 und 1516 In einigen Darstellungen von Narren aber auch bei Fastnachtsmasken findet sich auf der Stirn des Narren ein eiterndes Geschwur das Narrenmal Am nachsten liegt die Erklarung dass die Menschen des 15 Jahrhunderts seitdem ist das Stirnmal der Narren in Darstellungen bekannt davon ausgingen dass die Narrheit eine im Kopf wuchernde Krankheit sei und diese in schweren Fallen mit bosartigen Hautveranderungen zu Tage trete In diesem Zusammenhang sind die vielen Gemalde und Darstellungen des 15 und 16 Jahrhunderts uber das Steine oder Narrenschneiden zu sehen Hier soll die Narrheit aus dem Kopf des Erkrankten heraus operiert werden meist mit kurpfuscherischen Methoden Stellenweise trugen Narren aber gerade deswegen auch einen Stein als Attribut mit sich und behaupteten er ware ihnen herausoperiert worden Abseits dieses Erklarungmodells ist auch beim Stirnmal eine biblische Erklarung moglich Innerhalb der bildenden Kunst um 1500 war durch das eschatologischen Denken die Apokalypse des Johannes in aller Munde Diese Bibelstelle spricht in Offenbarung 13 16 17 und 16 2 davon dass all jene die dem Antichrist verfallen sind ein Malzeichen auf der Stirn tragen wurden Denen gegenuber stehen die Auserwahlten die vom Strafgericht verschont bleiben und deshalb auf der Stirn das signum dei das Zeichen Gottes tragen Off 7 3 So zeigt sich auch hier die Antithetik zwischen dem frommen Menschen als Mensch Gottes und dem Narren als Anhanger des Teufels dem Gotteszeichen steht das Narrenmal als negativ stigmatisierendes Zeichen gegenuber Mit dem Stirnmal der Narrheit zeigt sich bis heute der Zusammenhang zum Fastnachts bzw Fastenbrauch Sebastian Brant erwahnte in seiner zweiten Auflage des Narrenschiffs den Fastnachtsnarren der an Aschermittwoch das Aschekreuz nicht empfangen mochte Genau dieses Zeichen das Zeichen Gottes empfangen die glaubigen Christen wahrend der Narr mit dem Stirnmal des Teufels bezeichnet wird Bekleidung BearbeitenGewand Bearbeiten Bis ins 16 Jahrhundert kann die typische Narrenbekleidung mit Gugel an der Glockchen hangen dem kurzgeschnittenen Kleid dem Mi Parti Schnabelschuhen und Quasten nicht als einheitlich festgelegte Hofnarrentracht angesehen werden Haufig trugen Narren als Angehorige des Hofstaates ein Dienerkleid das durch die heraldischen Farben des Herrn gekennzeichnet war Nicht selten erscheint er deshalb in einem geteilten Kleid das wie das Wappen des Lehnsherrn geteilte Farben zeigte Diese farbige Aufteilung galt zum Teil bis ins 18 Jahrhundert hinein als Zeichen der Abhangigkeit und Zugehorigkeit Jedoch musste das Kleid nicht notwendigerweise im Mi Parti geschnitten sein Es ist daher kein ausschliessliches Zeichen des Narren ein farblich geteiltes Kleid zu tragen Ublich war es auch das Kleid gezackt oder mit Fransen enden zu lassen was auf die Unstetigkeit des Narren hinweisen sollte Fur das Kleid des Narren ist das Spielmannskleid konstituierend gewesen Die Spielmannstracht auffallig bunt und gemustert und so das Weltliche der Musik widerspiegelnd stellte ebenfalls wie die des Narren die Verbindung zum ehrlosen und zum unzuchtigen unsteten und vagabundierenden Lebenswandel dar Da die Spielleute von den Sakramenten und der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen waren standen sie am Rande der Gesellschaft und somit auf ahnlich niedriger gesellschaftlicher Stufe wie die Narren Spielleute ubernahmen ausserdem nicht selten die Funktion des kunstlichen Narren also Hofnarrenfunktion dies unterstreicht die Nahe zum eigentlich typischen Narren Die bunten Farben und die Glockchen machen zudem die Nahe des Geisteskranken zu Aussatzigen den Leprosen deutlich die mit ihren Klappern und ihrem Gewand auf sich aufmerksam machen mussten Oft wurden die Farben Gelb und Grun verwendet die als die Farben als der Tollheit galten Vor allem Gelb hatte im Mittelalter eine schlechte Bedeutung da ihm der schadliche Einfluss des Safrans zugerechnet wurde Somit hat die Standardkleidung des Narren wie sie seit Anfang des 15 Jahrhunderts belegt ist zwei Wurzeln Sie weist Merkmale des Torenkleides naturlicher Narren auf gepaart mit den Kleidungselementen der kunstlichen Narren der Spielleute Um zusatzlich den niedrigen Stand des Narren zu kennzeichnen spielt auch die Diener oder Dienstbotenkleidung eine Rolle Das somit entstandene Kleid des Narren macht also seine niedrige Herkunft seine Nahe zu unehrlichen Berufen und damit zur Lasterhaftigkeit deutlich Des Ofteren trug der Narr am Gurtel seines Gewandes auch einen Holzdegen Gugel Narrenkappe Bearbeiten Die Narrenkappe ist eines der jungsten Narrenattribute Sie entwickelte sich im 14 Jahrhundert aus der damals verbreiteten Gugel Die Gugel wurde vom normalen Volk getragen und ahnelt den Kapuzen der Monche Die Gugel des Narren unterschied sich von der herkommlichen Gugel zunachst durch buntere Farben einen besonders langen Kapuzenzipfel oder durch mehrere Zipfel Durch sie zeigte sich der Narr als gottesferner Frevler Bis zum 15 Jahrhundert wurde die Kopfbedeckung des Narren durch weitere Attribute erganzt Eselsohren Schellen und oder ein Hahnenkamm Die Narrenkappe wird heute in modernisierter Form haufig im Karneval oder der Fastnacht getragen und stellt eines der wichtigsten Symbole des Rheinischen Karnevals dar Eselsohren Bearbeiten Bezugnehmend auf die exzentrische Gugel bildete sich mit den Eselsohren in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts ein weiteres Merkmal des Narren heraus Von den vielen Zipfeln an der Gugel standen zwei senkrecht nach oben ab die sich im Lauf der Zeit als Ohren mit nach aussen gerichteten Ohrmuscheln herauspragten Die Beziehung zum Esel lasst sich u a auf ein mittelhochdeutsches Lied verfolgen wo sich ein Esel als Lowe verkleidet sich jedoch durch seine herausragenden Ohren verrat da erkos an im sin meister esels oren er strafete in also mit slegen daz er vil kreftelos gelak also geschiht den toren da sah sein Meister an ihm Eselsohren so strafte er ihn bis er kraftlos darniederlag so geschieht es den Narren Der Esel war in der Allegorie ein grundlegendes negatives Tier Er stand fur das Laster der Tragheit acedia war dumm vgl das heutige Schimpfwort dummer Esel und damit unwissend also ein Beispiel fur die Haresie der Gottesleugner Daher erhielt der Esel bei der Schopfung nach mittelalterlicher Auffassung die langen Ohren des Teufels In Anbetracht der Gottesferne bzw Teufelsnahe des Narren sind also die Eselsohren des Narren nicht verwunderlich Dass die Eselsohren als einschlagiges Narrenattribut im 15 Jahrhundert eindeutig Eingang gefunden hatten beweisen unzahlige Belege So stellt beispielsweise Sebastian Brant im Narrenschiff einen Narren mit zuruckgeschlagener Gugel dar dem tatsachlich echte Eselsohren gewachsen sind In der heutigen Fastnacht erscheinen teilweise voll ausgepragte Esel bzw Narren mit einer Eselsmaske so z B der Butzesel in Villingen Hahnenkopf Bearbeiten nbsp Giotto di Bondone Stultitia mit Federschmuck 1303 1305 Die Allegorie Narrheit nicht auf den ersten Blick zu erkennen steht auch hier mit Hahnenfedern Narrenkolben und nackten Fussen in der Tradition des typischen Narren Als eindeutige Negativbezeichnung des Narren erscheint ein Hahnenkopf der sich spater in einen Hahnenkamm verringert hat Er befindet sich direkt zwischen den Eselsohren auf dem Scheitel der Gugel In der mittelalterlichen Tierinterpretation 1 haufiger als positive Gestalt dargestellt wird der Hahn hier negativ konnotiert Die Verkorperung des Lasters der sexuellen Begierde Der Narr als homo carnalis Mensch des Fleisches kann seine sexuellen Geluste nicht kontrollieren und wird durch den Hahnenkopf oder kamm als solcher identifiziert Dass in seltenen spatmittelalterlichen Darstellungen der Hahnenkamm gar durch einen erigierten Penis ersetzt wird steht also ganz in der Tradition des Hahnes und seiner Geilheit Noch heute kann man ein Uberbleibsel dieses Symbols mit der Narrenkappe im Rheinischen Karneval finden Schnabelschuhe Bearbeiten nbsp Schnabelschuhe unten rechts auch eine TrippeWie die mehrkranzige Tonsur die Schellen die Gugel die Marotte und andere Attribute stellen die Schnabelschuhe eine Verulkung der Geistlichkeit dar Wahrend Monche oftmals im Sinne der Askese und Demut barfuss auftreten schmuckt sich der Narr mit teuren pelzbesetzen oder samtigen Schuhen die als Verzierung nach oben gebogen waren was zusatzlich Material verbrauchte Er macht sich daher der superbia der Hoffart oder Eitelkeit schuldig einer der sieben Todsunden Die Todsunden haben einen engen Bezug zum Narren und zum Teufel wer sich einer Todsunde schuldig macht wird nach seinem Tod mit Hollenstrafen gepeinigt Schellen Bearbeiten nbsp Faselhannes der Narrenzunft Bad Waldsee mit Schellen und FuchsschwanzSchellen gewannen im 15 Jahrhundert so stark an Bedeutung als Narrenattribut dass sie zeitweise sogar als wichtigstes Merkmal galten Bereits im fruhen 14 Jahrhundert ist vereinzelt ein Narr aus Psalm 52 belegt an dessen Narrenkappe runde Verzierungen hangen doch ist nicht sicher ob es sich hierbei tatsachlich um Schellen handelt Sicherer erscheinen Illustrationen im D Initial des Psalmes in denen der Narr deutlich mit Schallschlitz ausgestattete Schellen tragt Wahrend im Hochmittelalter das Tragen von sog tintinnabula dt Glockchen ausschliesslich dem Kaiser als positives Symbol vorbehalten war entwickelte sich im Spatmittelalter eine Kleidungsmode sich mit Glockchen und Schellen zu schmucken Schellentracht Wahrend diese Mode gegen Ende des 15 Jahrhunderts als altmodisch und vollig vulgar galt und daher als Tracht verschwand schmuckte sich der Narr weiterhin mit den Glockchen was ihn damit noch lacherlicher machte Spatestens jetzt hatte sich ein negativer Kontext durchgesetzt welcher die Schellen als Narrensymbol geradezu vorschrieb Als Kennzeichen des Bosen standen sie fur Verfuhrung hohles Geklingel und fur das Laster der Geschwatzigkeit was bereits im 9 Jahrhundert durch Rabanus Maurus erwahnt wurde Jener begrundete dies mit dem Paulus Wort 1 Kor 13 1 Si linguis hominum loquar et angelorum caritatem autem non habeam factus sum velut aes sonans aut cymbalum tinniens Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete hatte aber die Liebe Nachstenliebe nicht ware ich tonendes Erz oder eine klingende Schelle Ubertragen bedeutet dies Ohne Nachstenliebe ist mein Lob und meine Rede nichts als Geschwatz Hier schliesst sich der Kreis zum Narren wieder Der Narr verfolgt die amor carnalis und Eigenliebe Nachstenliebe kennt er nicht er steht fur Lieblosigkeit und selbstgefalliges Geschwatz Aufgrund dieser Allegorie wurde der Narr im ausgehenden 15 Jahrhundert geradezu mit Schellen uberhauft Sie waren an samtlichen Zipfeln des Gewandes an der Marotte an der Gugel etc angebracht Noch heute sieht man keinen Fastnachtsnarren der nicht irgendwo Schellen oder Rollen runde Glocken mit Schallschlitz tragt Die barocken Narros in der schwabisch alemannischen Fastnacht tragen viele Rollengurte und in der tirolischen Fastnacht verkorpern Scheller und Roller genau diese mittelalterliche Tradition Metaphorische Attribute BearbeitenSpiegel und Narrenspiegel Bearbeiten Der Spiegel ist eine Weiterentwicklung der Marotte Wahrend der Narr in seiner Selbstverliebtheit zunachst noch mit seiner ihm ebenbildlichen Puppe Marotte spielt betrachtet er sich spatestens ab dem 15 Jahrhundert auch selbst im Spiegel Personen die mit einem Spiegel dargestellt wurden galten nach mittelalterlichen Vorstellungen als verblendet und blind fur Gott Auch hier erscheint der Narr wieder als der Gottesleugner In Zusammenhang mit der Nahe des Narren zum Tod grinst ihm in manchen Illustrationen statt seines eigenen Gesichts ein Totenkopf entgegen Eine weitere Variante des Narrenspiegels die sich selbst erklart findet sich am Rathaus von Nordlingen nbsp Narrenspiegel am Rathaus von NordlingenSpater ist der Narrenspiegel ein symbolischer Begriff er meint namlich den Spiegel welche der Hofnarr durch seine Reden dem Fursten und der Narr der Welt vorhalt damit diese ihre Dummheit und Unzulanglichkeit erkennen sollen In dieser Bedeutung ist der Begriff positiv besetzt als notwendige und nutzliche Kritik Direkt verwandt mit dieser Bedeutung ist die belehrende Literaturgattung des Spiegels in Antike und Mittelalter Der Begriff lebt heute weiter als Name etwa von Karnevalsvereinszeitschriften aber auch in Literatur und Film siehe Narrenspiegel Begriffsklarung Stundenglas Bearbeiten Das Stundenglas wird in mittelalterlichen Illustrationen eigentlich haufiger mit dem Tod meist in Gestalt eines Skeletts dargestellt Da jedoch der Narr durch seine Rolle als Erinnerer an die Vanitas eine unmittelbare Beziehung zum Tod hatte erscheint er gelegentlich mit einem Stundenglas in der Hand das dem Betrachter ins Gedachtnis rief dass irgendwann das Glas abgelaufen sein wird und das Leben zu Ende ist memento mori Dies erklart auch warum die Figur des Todes nicht selten im typischen Narrengewand mit Eselsohren und Gugel dargestellt wurde so z B in Totentanzen Ordenskette Bearbeiten Bezuglich der Herkunft des Narrenkleides erscheint der Narr insbesondere der Hofnarr ab und zu mit einer Ordenskette um den Hals Die Ordenskette war oft mit den Wappenschilden des Herrn dem die Narren unterstanden und stellt so die Zugehorigkeit des Narren zu seinem Herrn dar Brot Bearbeiten In den fruhen Psalterillustrationen zu Psalm 52 Lutherubersetzung Psalm 53 erscheint der Narr oft mit einem Brot in der Hand das mit einem Kreuz gekennzeichnet ist In manchen Illustrationen ist er gerade im Begriff in das Brot zu beissen Der Narr mit dem Brotattribut beruht auf Vers 5 des Psalms 52 53 Nonne scient omnes qui operantur iniquitatem qui devorant plebem meam ut cibum panis Haben keine Erkenntnis die welche Frevel tun die mein Volk fressen als assen sie Brot moglicherweise starker noch auf dem Brot der Gottlosigkeit aus dem Buch der Spruche 4 17 Comedunt panem impietatis Sie essen des Frevels Brot Der Narr steht hier streng getreu seiner Gottesverneinung als Frevler der Gottes Volk vom rechten Glauben abzubringen versucht und es daher aufisst wie Brot Narrenwurst Bearbeiten nbsp Narren bzw Sandwurst der Narrenzunft Schomberg nbsp Narr und Narrin Stich von Hans Sebald Beham 16 Jh Die Narrenwurst ist ein wurstformiger langlicher Lederbeutel 30 bis 50 cm lang mit Rosshaar ausgestopft der an einen Phallus erinnert Die Narrenwurst kennzeichnet den Narren als jemanden der an fleischlichen Lusten orientiert ist sowohl in Bezug auf Vollerei als auch auf sexuelle Begierde Daneben dient die Narrenwurst dem Narren als Schlaginstrument z B zur Selbstverteidigung Fuchsschwanz Bearbeiten Ab ca 1450 tragt der Narr in Psalm 52 ein weiteres Utensil in der Hand Eine Art Wedel der an einem Stab befestigt ist Dass es sich hierbei tatsachlich um einen Fuchsschwanz handelt beweisen andere eindeutige Beispiele aus spaterer Zeit Der Fuchsschwanz den der Narr teilweise auch an der Gugel befestigt hatte so wie es viele Narren der schwabisch alemannischen Fastnacht heute noch haben hat genauso wie der Fuchs allgemein seit der Spatantike eine durchweg negative Bedeutung Christliche Theologen setzten den Fuchs mit dem Teufel gleich bzw interpretierten ihn als vom Prinzip des Bosen geleiteten Betruger der Menschen als Bild des Haretikers oder als Verkorperung des Sunders schlechthin Auch stand er fur einzelne Laster wie den Geiz den Betrug und die Unmassigkeit Seit dem 15 Jahrhundert ist dann nicht mehr der Fuchs als Ganzes sondern nur noch sein Schwanz Sinnbild fur diese Bedeutungen so hat Sebastian Brant im Narrenschiff wie auch auf anderen Einblattdrucken den Fuchsschwanz thematisiert Bei Brant hat sich die Bedeutung des Fuchsschwanzes als Zeichen fur verlogenes Geschwatz und uble Nachrede erweitert Aus diesem Grund wurden im ausgehenden Mittelalter Betruger und zwielichtige Menschen als Fuchsschwanzer bezeichnet Die oftmals verbreitete Annahme der heutige Fastnachtsnarr trage den Fuchsschwanz als Zeichen seiner Schlaue ist angesichts dieser Bedeutung falsch Ein Beispiel aus der bildenden Kunst ist das Gemalde Der Rommelpotspieler des flamischen Malers Frans Hals Zepterartige Stocke Waffen BearbeitenKeule Bearbeiten Die Bedeutung der Keule auch Narrenkolbe 2 die der historisch fruhe Narr in der Hand schwingt ist unklar Moglicherweise geht auch dies Attribut auf eine Bibelstelle zuruck Spruche 19 29 Fur die Spotter wird der Stock bereitgehalten und Prugel fur den Rucken der Toren In der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts entwickelt sich die Keule immer mehr antithetisch zum Zepter des Konigs David Marotte Bearbeiten nbsp Marotte der Freiburger BurgnarrenMit der Entwicklung der Keule zur Antithese zum Zepter des Konigs entwickelte die Keule sich zur Marotte die Spitze der Keule bekam einen ungefahr faustgrossen Kopf den der Narr wie eine Art Puppe vor sich her tragt vgl frz Marionette Puppe Aus verschiedenen Quellen geht hervor dass diese Puppe das Portrat des Tragers versinnbildlicht er tragt also sein eigenes Konterfei vor sich her Daraus resultiert dass der Narr auf sein eigenes Ich beschrankt ist quasi in sich selbst verliebt ist ihm fehlt die Nachstenliebe lat caritas und insbesondere die Liebe zu Gott Somit stellt die Marotte ein weiteres Attribut dar das den Narrentypus mit der Losung Non est deus unterstreicht Blase Bearbeiten nbsp Weingartner Platzler mit SaubloderBezugnehmend auf das kugelformige Brot in das der Narr in den Psalterien hineinbeisst oder mitunter nur in der Hand halt wird ein runder Gegenstand in der niederlandischen Malerei des ausgehenden Mittelalters oft als Sottebolle bezeichnet als Narrenbollen wobei Bollen einen runden kugelformigen klumpenartigen Gegenstand meint Bereits im 14 Jahrhundert kundigte sich ein Verstandniswandel dieses runden Brotes an Wahrend nun der Narr weiterhin einen runden Gegenstand zum Mund fuhrt halt der antithetische Christus ebenso einen runden Gegenstand in der Hand Noch in karolingischer Zeit ware dieser Gegenstand in der Hand Christi als Hostie und damit als Gegenstuck zum Narrenbrot gedeutet worden ab dem 10 Jahrhundert aber erscheint der Messias vermehrt mit einem Reichsapfel die Herrschaft uber Himmel und Erde symbolisierend Geht man von der in Psalterillustrationen vorherrschenden Antithetik aus so kann der runde Gegenstand des Narren kein Brot mehr sein was auch dadurch bestatigt wird dass seit dem 15 Jahrhundert dieser Gegenstand nicht mehr braun sondern blau dargestellt wird Aus dem Brot wurde also die in anderen Ikonographien oftmals auftauchende glaserne Kugel oder Blase der Vanitas Dies wird durch eindeutige spatere Stiche bestatigt so steht in einem Kupferstich aus dem Ende des 16 Jahrhunderts in der Kugel bzw Blase des Narren Vanitas vanitatum et omnia vanitas Alles ist nichtig und eitel Damit schliesst sich auch hier wieder der Kreis zum gottverneinenden Narren der dem Tod nahesteht und daruber hinaus darauf hinweist dass der Mensch verganglich ist Die Vanitasblase hat noch in der heutigen Fastnacht Tradition erscheinen nicht wenige Fastnachtsnarren im sudwestdeutschen Raum mit einer leeren Schweinsblase Saubloder in der Hand und deuten auf das Wesen aller Narrheit hin Vanitas Bezeichnend ist auch dass aus der lateinischen Bedeutung fur leerer Sack oder Ballon follis das franzosische fou verruckt und das englische fool Narr entstand Karbatsche Bearbeiten nbsp Weingartner Platzler mit Karbatsche nbsp Karbatsche der Historischen Narrenzunft MarkdorfEine Karbatsche ist eine aus ledernen Riemen oder Hanfseilen geflochtene Peitsche mit einem kurzen Holzstiel Der Name kommt entweder aus dem polnischen karbacz lederne Hetzpeitsche oder stammt von der turkischen Bezeichnung Kurbatsch ab Karbatschen werden heute uberwiegend durch Seilereien im oberschwabischen Raum vertrieben Die Herstellung hat sich seit Jahrhunderten kaum verandert Die Karbatsche diente ursprunglich dem Viehtrieb Heute ist sie ausschliesslich in der oberschwabischen Fasnacht Fasnet zu finden wie beispielsweise in Weingarten Wurttemberg bei der Platzlerzunft oder in Stockach Pritsche Bearbeiten Eine andere symbolische Waffe des Narren ist die Pritsche auch Klatsche genannt Sie besteht aus Z formig gefaltetem Karton der beim Aufschlagen einen lauten Knall jedoch praktisch keinen Schmerz erzeugt Die Pritsche ist heute im Karneval verbreitet und auch als Waffe der Kasperle Figur bekannt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Narrenattribute Narrenutensilien und Hasrequisiten Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenWerner Mezger Irene Gotz Narren Schellen und Marotten Elf Beitrage zur Narrenidee Kulturgeschichtliche Forschungen Bd 3 2 verbesserte Auflage Kierdorf Remscheid 1984 ISBN 3 922055 98 2 Werner Mezger Narrenidee und Fastnachtsbrauch Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europaischen Festkultur Konstanzer Bibliothek Bd 15 Universitatsverlag Konstanz 1991 ISBN 3 87940 374 0 Zugleich Freiburg Breisgau Universitat Habilitations Schrift 1990 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl auch Dietrich Schmidtke Geistliche Tierinterpretation in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters 1100 1500 2 Bande Philosophische Dissertation Berlin FU 1968 Berlin 1968 Johann Georg Kruenitz Friedrich Jakob Floerke Heinrich Gustav Floerke Johann Wilhelm David Korth Ludwig Kossarski Carl Otto Hoffmann Oekonomische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats Stadt Haus und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung von Johann Georg Krunitz fortgesetzt von Bd 73 77 Friedrich Jakob Floerke Bd 78 123 Heinrich Gustav Florke Bd 124 225 Johann Wilhelm David Korth sow teilw Ludwig Kossarski u Carl Otto Hoffmann 226 242 Carl Otto Hoffmann Poculi 1806 S 275 google de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Narrenattribute amp oldid 227529722