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Ein Schnabelschuh ist ein nach wendegenahter Machart gefertigter Schuh der mit einer auffallig langen Schuhspitze versehen ist Ein weiterer Name der Schnabelschuhe ist Poulaines Die Schnabel wurden Kogeln Gogeln oder Gugeln genannt Schnabelschuhe in der Burgundischen Mode um 1470Schnabelschuh aus Spanien Toledo 15 Jahrhundert Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main Moderne Reproduktionen hoch und spatmittelalterlichen SchuhwerksVerschiedene Schnabelschuhe Umzeichnung aus dem 19 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Archaologie 2 Historisches 3 Die Lange der Spitzen 4 Herstellung 5 Sonstiges 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseArchaologie BearbeitenSchnabelschuhe sind eine Modeerscheinung die sich primar in England und Frankreich ausbreitete Interessanterweise ist deren Vorkommen in Mitteleuropa limitiert wie die bislang gefundenen Beispiele zeigen 1 Weiterhin war diese Mode offensichtlich eher den oberen Schichten der Gesellschaft vorbehalten wie die Ausgrabungen bei Baynard s Castle in London gezeigt haben Hier war die konigliche Garderobe im 14 Jahrhundert nicht weit entfernt 2 Dieser Umstand wird auch von unzahligen Darstellungen im 14 und 15 Jahrhundert bestatigt in denen nur die reiche Oberschicht solche Schuhe trug Allerdings ist bei bildlichen Quellen Vorsicht geboten Einerseits gab es eine Form der Beinlinge die eine dunne Ledersohle aufwiesen und fast ausschliesslich im Haus oder eventuell aussen mit Trippen getragen wurden Diese Form findet man besonders oft in Gemalden des 15 Jahrhunderts sie erweckt den Eindruck einer etwas langeren Spitze Andererseits wurde die Oberschicht mit solchen Schnabelschuhen dargestellt weil sie ein Statussymbol waren Die Haufigkeit der Darstellung ist insbesondere in Mitteleuropa nicht mit den Funden in Einklang zu bringen Der Schluss liegt nahe dass hier die gesellschaftliche Stellung hervorgehoben werden sollte und die Bilder einen verzerrten Eindruck erwecken Historisches BearbeitenVorbilder der beschriebenen Schnabelschuhe sind schon im 2 Jahrtausend v Chr auf Abbildungen hethitischer Gotter und Konige zu sehen In der Forschung werden sie ebenfalls als Schnabelschuhe bezeichnet 3 Ob Schnabelschuhe ihre Entstehung um 1090 dem Grafen Fulko von Anjou oder Angers zu verdanken haben der wegen seiner deformierten Fusse lang zugespitzte Schuhe trug ist fraglich Spitz zulaufende Schuhe mit moderater Spitze sind zwar seit jener Zeit getragen worden aber ublich war fast immer die runde Form Es mag sein dass sie in Europa zuerst bei den Polen aufkamen worauf der fruheste englische Name Cracowes von Krakau vielleicht hinweist doch schon zuvor wurden sie im Orient getragen Der Autor des Eulogium Historiarum datiert ihre erste Erscheinung auf die Jahre 1361 1362 4 Eodem anno et in anno praecedenti tota communitas Anglicana versa Habent etiam sotulares rostratas in unius digiti longitudine quae Crakowes vocantur potius judicantur ungula daemonum quam ornamenta hominum In diesem Jahr 1362 und dem vorangegangenen wurde die ganze englische Gesellschaft auf den Kopf gestellt Man hat neuerdings Schuhe mit fingerlangen Spitzen die man Crakowes nennt Sie wirken eher wie die Teufelskrallen nicht wie Bekleidung fur Menschen Ein im August 1215 von dem Kardinal Robert of Courcon herausgegebenes Edikt fur die Pariser Universitat ging unter anderem auf das Schuhwerk der Dozenten in sotularibus in Schuhen mit Spitzen ein Sotulares non habeat sub capa rotunda laqueatos nunquam liripipiatos zum runden Kappchen durfen keine verzierten Schuhe erst recht keine Schuhe mit Spitzen getragen werden 5 Schnabelschuhe wurden zuerst im spaten 14 Jahrhundert popular in den 1380er Jahren vielleicht schon in den 1370er Jahren und waren um 1400 schon wieder aus der Mode Allerdings wurden sie in der Mitte des 15 Jahrhunderts erneut derart beliebt dass Kleiderordnungen erlassen wurden um ihre Verwendung und damit verbundene Exzesse zu regulieren 1463 zur Zeit Edwards IV wurde angeordnet dass kein Ritter Knappe Adliger oder sonst eine Person Schuhe mit Spitzen langer als 2 Zoll tragen durfte 1465 wurde der Erlass dahingehend verscharft dass kein Schuster oder Schuhmacher Schuhe mit langeren Spitzen als 2 Zoll herstellen durfte 6 Selbst aus dieser Zeit sind aber keine Schuhe mit den oft zitierten Uberlangen bekannt Im Laufe der Zeit trugen nicht nur die Adligen sondern alle Schichten Schnabelschuhe weswegen die Lange der Schuhspitze in Kleiderordnungen genau geregelt wurde und sich am sozialen Stand des Tragers orientierte Daher stammt auch die Redensart auf grossem Fuss leben Trotz aller Reglementierungen hielten sich die Schnabelschuhe bis gegen das Ende des 15 Jahrhunderts als an ihre Stelle die Entenschnabel und spater die ganz stumpfen Barenklauen oder Ochsenmauler traten Die Lange der Spitzen BearbeitenGelegentlich wird behauptet dass die Spitzen der Schnabelschuhe so lang gewesen seien dass sie an das Knie oder den Gurtel angebunden werden mussten Es gibt fur solche Behauptungen keine Grundlage Sie beziehen sich auf zwei Fragmente einer Beschreibung aus dem 18 Jahrhundert 7 eines Gemaldes von James I von Schottland die seitdem nie bestatigt wurde und auf Behauptungen von zwei Antiquaren des spaten 16 und fruhen 17 Jahrhunderts Stow und Camden Stow gibt keine Quelle an Camden bezieht sich auf das oben aufgefuhrte Zitat aus Eulogium Historiarum seine Ubersetzung ist aber nicht zuverlassig 8 Wie zum Beispiel die Ausgrabungen in London und Dordrecht zeigen 9 betrug die Spitzenlange in der Regel ca ein Funftel der Fusslange 93 von 210 gefundenen Schuhen in Baynard s Castle die langsten Spitzen waren etwa einen halben Fuss lang 7 von 210 Schuhen 10 Herstellung BearbeitenSchnabelschuhe waren wendegenaht Das heisst sie wurden zunachst mit der Innenseite nach aussen genaht und dann gewendet Dabei war die Spitze eine besondere Herausforderung da sie nicht gewendet werden konnte Daher wurde die Spitze erst nach dem Wenden des Schuhs mit versteckten Stichen genaht Dass die Schnabelschuhe fur den rechten und den linken Fuss verschieden geschnitten wurden war nicht neu Die Mode ein Paar gleiche Schuhe also ohne Links Rechts Unterscheidung herzustellen war erst im 17 Jahrhundert fur einige Zeit popular wurde aber dann wieder aufgegeben 11 Sonstiges Bearbeiten nbsp Eisenschuhe vom Harnisch Kaiser Maximilians I um 1485Zu den Schnabelschuhen kamen in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts bei beiden Geschlechtern Trippen hinzu Holzsohlen mit Riemenbefestigung Diese Unterschuhe waren genau wie die Schnabelschuhe langspitzig gestaltet Ziel der holzernen Sohlen war es die feinen Stoffe sowie das Leder moglichst zu schonen 12 Die zivile Mode spiegelte sich oft im Design von Rustungen wider Auch Schnabelschuhe finden sich in Prunkharnischen wieder z B in dem des Erzherzogs Siegmund gefertigt 1485 von Meister Helmschmied aus Augsburg Literatur BearbeitenMarquita Volken Archaeological Footwear Development of Shoe Patterns and Styles from Prehistory til the 1600 s SPA Uitgevers Zwolle 2014 ISBN 978 90 8932 117 6 englisch Olaf Goubitz Carol Van Driel Murray Willy Groenman van Waateringe Stepping Through Time Archaeological Footwear from Prehistoric Times until 1800 SPA Uitgevers Zwolle 2001 ISBN 978 90 801044 6 4 englisch Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens Medieval Finds from Excavations in London 2 Stationery Office Books London 1988 ISBN 978 0 11 290443 4 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schnabelschuh Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Foto eines Schnabelschuhs aus dem 15 Jahrhundert Tartu Estland Einzelnachweise Bearbeiten Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens S 115 Olaf Goubitz et al Stepping through Time Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens S 29 Belkis Doincol Bemerkungen uber einige hethitische Kleidungsstucke S 224 PDF Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens S 116 Jorit Wintjes Einfuhrung In Konrad Goehl Avicenna und seine Darstellung der Arzneiwirkungen Mit einer Einfuhrung von Jorit Wintjes Deutscher Wissenschafts Verlag Baden Baden 2014 ISBN 978 3 86888 078 6 S 5 27 hier S 5 f Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens S 117 Zitiert in J Strutt A complete view of the dress and habits of the people of England from the establishment of the Saxons in England 2nd Edition London 1842 ii236 Fussnote 3 Vgl Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens S 117 Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens Olaf Goubitz et al Stepping through Time Francis Grew Margrethe De Neergaard Shoes and Pattens S 30 Olaf Goubitz et al Stepping through Time Von der Steinzeit bis zur Gegenwart der Schuh und seine Geschichte Abgerufen am 24 August 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schnabelschuh amp oldid 234459852