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Kanem Bornu ist ein ehemaliges Reich dessen Zentrum seit dem vorchristlichen Zeitalter ostlich des Tschadsees lag wo die arabischen Geographen seit dem 9 Jahrhundert Kanem lokalisieren Die Grundungsgeschichte Kanem Bornus ist deshalb mit der Kanems identisch Staatsgebiet des Reiches Kanem Bornu im 17 und 18 JahrhundertInhaltsverzeichnis 1 Kanem und Kanem Bornu 2 Das Reich Kanem Bornu 2 1 Das Doppelkonigtum Kanem Bornu 2 2 Ausdehnung Kanem Bornus im 13 Jahrhundert 2 3 Zerstorung des Nationalheiligtums Mune durch Dunama Dibalemi 2 4 Aufstand der Bulala Ruckzug der Sefuwa nach Bornu 1381 3 Schriftsprache 4 Das Bornureich 4 1 Konsolidierung der Herrschaft der Sefuwa in Bornu 1455 1800 4 2 Herrschaft der al Kanemi 1814 1893 4 3 Herrschaft Rabehs und Beginn der Kolonialzeit 1893 1900 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKanem und Kanem Bornu Bearbeiten nbsp Britisches Bild einer Gruppe von Kriegern Kanem Bornus um 1890Seit altester Zeit erstreckte sich die Herrschaft der Konige von Kanem auch uber Bornu Nach der Grundungslegende der Hausa kam der Schlangentoter Bayajidda von Bornu eigentlich Kanem nach Daura Er begrundete im Westen des Tschadstaates den ersten Hausa Staat der fortan in einer gewissen Abhangigkeit des machtigen Staatswesens im Osten stand Westlich des Tschadsees liegt auch Zilum eine archaologische Fundstelle die die Existenz von proto urbanen Strukturen seit der Mitte des 1 Jahrtausends v Chr bezeugt 1 In Bornu stiessen die Sefuwa auch erstmals auf die Stadtekultur der Sao die noch heute in Legenden uberlebt Man sieht in ihnen zumeist die tschadische Urbevolkerung der Westprovinz des Reiches der Sefuwa Vieles deutet jedoch darauf hin dass es sich in Wirklichkeit um eine Untergruppe der fruhen Staatsgrunder des Tschadreiches handelte 2 Aus den sehr viel spateren Nachrichten al Yaqubis im 9 Jahrhundert n Chr zum Tschadseegebiet geht gleichfalls eine geographische Proximitat zwischen dem Reich Kanem und den Hausastaaten hervor Der Tschadsee selbst findet allerdings erst im 13 Jahrhundert bei Ibn Said Erwahnung Deshalb ist es erst seit dieser Zeit dass man geographisch eindeutig zwischen Kanem ostlich und Bornu westlich des Tschadsees unterscheiden kann In dieser Zeit herrschten die Sefuwa bereits seit 150 Jahren uber das Tschadreich das sich ostlich und westlich des Tschadsees ausdehnte Die vorherige Herrschaft der Duguwa betraf deshalb mehr die Geschichte von Kanem als die von Kanem Bornu Das Reich Kanem Bornu BearbeitenDas Doppelkonigtum Kanem Bornu Bearbeiten Seit spatestens dem Beginn des 13 Jahrhunderts residierten die Herrscher abwechselnd in Kanem und in Bornu Ibn Said erwahnt die Ausdehnung des Tschadreiches bis nach Jaja unmittelbar westlich des Tschadsees und Takedda weit im Nordwesten Ibn Chaldun berichtet von dem Geschenk einer Giraffe fur den Sultan der Hafsiden im Jahr 1257 durch den Konig von Kanem und Herrscher von Bornu Noch deutlicher wird der agyptische Historiker al Maqrizi Er schreibt in Bezug auf Ibrahim II 1290 1310 von einem Thron von Kanem und einem Thron von Bornu 3 Offensichtlich war Bornu im 13 Jahrhundert so fester Bestandteil des Tschadreiches dass man die Provinz ostlich und westlich des Tschadsees als gleichwertige Amtssitze der Sefuwa betrachtete Ibn Battuta horte 1353 in Takedda weit im Norden von einem Herrscher namens Idris ibn Ibrahim 1335 1359 den er als Konig von Bornu bezeichnet 4 Dem Diwan ist deshalb nicht ohne weiteres zu folgen wenn er die Verlagerung des Stammsitzes der Sefuwa von Kanem nach Bornu erst auf die zweite Halfte des 14 Jahrhunderts datiert 5 Ausdehnung Kanem Bornus im 13 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Einfluss von Kanem Bornu um 1200Die Ausdehnung des Tschadreiches in den alteren Perioden ist ausserst ungewiss Dank der ausfuhrlichen Nachrichten Ibn Saids sind die Grenzen erst fur die Regierungszeit Dunama Dibalemis einigermassen genau zu bestimmen Von Osten nach Westen erstreckte sich Kanem Bornu vom Darfur bis uber das Gebiet der Hausastaaten hinaus Im Norden erreichte es die Oasengruppe des Waddan 200 km von der Mittelmeerkuste entfernt im Suden waren hauptsachlich die Kotoko schon fruh in das Reich integriert Hier blieb die Grenze bis zum Beginn der Kolonialzeit beinahe unverandert Auch der Islam machte im Suden jahrhundertelang nur wenig Fortschritte da die Volker dieser Gebiete regelmassig von Sklavenrazzien aus Kanem Bornu heimgesucht wurden Es gab allerdings auch Ausnahmen in Bezug auf die Kleinstaaten an der sudlichen Peripherie Kanem Bornus Fika Mandara und Bagirmi wurden verschont solange sie die ihnen auferlegten Sklaventribute regelmassig ablieferten Kanem Bornu in seiner grossten Ausdehnung war somit kein Reich im eigentlichen Sinn sondern ein Staatenverbund Handel und Gewerbe bluhten hier solange die Sefuwa die allgemeine Sicherheit garantierten Zerstorung des Nationalheiligtums Mune durch Dunama Dibalemi Bearbeiten Die muslimischen Handler Nordafrikas sahen in Dunama Dibalemi 1203 1242 einen lobenswerten Reformator der den Prozess der Islamisierung entscheidend vorantrieb Anders die inneren Quellen die den ubertriebenen Reformeifer des Konigs anprangern Anlass ihrer Kritik war die Zerstorung des grossen Nationalheiligtums namens Mune Ibn Furtu berichtet zwei Jahrhunderte spater von einem dadurch ausgelosten siebenjahrigen Burgerkrieg zwischen der Zentralmacht und den Tubu Dunama II ging zwar siegreich aus den Kampfen hervor aber der Unwille uber den mangelnden Respekt vor der nationalen Tradition bildete einen gefahrlichen Zundstoff in der Gesellschaft 6 Schon zu Dunamas Lebzeiten ubernahmen einige seiner Sohne die Fuhrung von gegnerischen Parteien unter denen besonders die Duguwa zu vermuten sind Eine dieser Parteien die sich nicht mit der Aufgabe der eigenen Tradition zugunsten des Islam abfinden wollte waren die Bulala Aufstand der Bulala Ruckzug der Sefuwa nach Bornu 1381 Bearbeiten Die Ubermacht der herrschenden Sefuwa zwang die wichtigste Oppositionspartei die Bulala sich zeitweilig in das Gebiet des Fitri Sees sudlich von Kanem zuruckzuziehen Unter Verstarkung der aus dem Niltal Gebiet eingewanderten Araber und unter Ausnutzung von dynastischen Konflikten unter den Sefuwa seit der Herrschaft des Dawud b Ibrahim 1359 1369 griffen sie die Sefuwa an Von 1369 bis 1375 fielen vier aufeinanderfolgende Konige der Sefuwa im Kampf gegen die Bulala Der zwanzigste Konig der Sefuwa Umar b Idris 1376 1381 entschied sich schliesslich zur Aufgabe von Njimi der alten Hauptstadt in Kanem Er zog sich mit seinem Konigshof nach Kaga in Bornu zuruck Dieser Ruckzug ist keinesfalls als ein Exodus in ein weitgehend unbekanntes Land zu verstehen Vielmehr handelte es sich um die taktisch notwendig gewordene Verlagerung des Herrschaftssitzes der Sefuwa von dem aufgrund der Immigration der Araber aus dem Niltal und der Angriffe der Bulala zu unsicher gewordenen Stammsitz Kanem im Osten in die Zweitprovinz Bornu im Westen Von hier aus herrschten die Sefuwa und vor ihnen die Duguwa schon seit Jahrhunderten uber die Hausastaaten Insofern war das Ereignis keinesfalls so katastrophal wie es der Diwan darstellt Auch nach der Aufgabe Kanems blieb der Tschadstaat unter den Sefuwa die unbestrittene Fuhrungsmacht des Zentralsudan Schriftsprache BearbeitenAls Schriftsprache wurde arabisch aber auch Old Kanembu verwendet 7 Das Bornureich BearbeitenKonsolidierung der Herrschaft der Sefuwa in Bornu 1455 1800 BearbeitenWestlich des Tschadsee dauerten die dynastischen Konflikte trotz der Angriffe der Bulala an nbsp Ein Leibwachter des Muhammad al Amin al Kanemi Erst als mit der Grundung der neuen Hauptstadt Birni Gazargamo durch Ali Ibn Dunama Ali Gaji 1455 1487 stabilisierten sich die Verhaltnisse endgultig Unter Idris Alaoma 1564 1596 der von den Osmanen in Nordafrika Feuerwaffen erworben hatte gelang es den Sefuwa Kanem erneut in ihren Besitz zu bringen Dank der von ihnen eingesetzten Statthalterdynastie der Dalatoa ubten sie hier eine Oberherrschaft bis zu ihrem Sturz 1846 aus Auch andere abhangige Volker mussten Tribute zahlen Im Inneren verschaffte die langandauernde Sicherheit einen hohen Grad von Prosperitat Im 18 Jahrhundert machten sich jedoch Zerfallserscheinungen bemerkbar Herrschaft der al Kanemi 1814 1893 Bearbeiten Nachdem Bornu dem Ansturm von Usman dan Fodio zwischen 1808 und 1809 beinahe erlegen war konnte der strengglaubige Muhammad al Amin al Kanemi den Fulbe wieder weite Teile des Reiches entreissen seine Nachkommen regierten bis 1893 und erneut unter der britischen Kolonialherrschaft 8 Herrschaft Rabehs und Beginn der Kolonialzeit 1893 1900 Bearbeiten nbsp Die von den Franzosen erbeutete Fahne Rabehs1893 eroberte der sudanesische arabische Sklavenjager Rabeh az Zubayr 1845 1900 Bornu nachdem er zuvor Bagirmi unter seine Kontrolle gebracht hatte Dabei geriet er in Gegensatz zu den kolonialen Interessen Frankreichs Am 22 April 1900 verlor Rabeh Leben und Reich in der Schlacht bei Kousseri am Tschadsee gegen franzosische Kolonialtruppen unter Oberst Francois Joseph Amedee Lamy 1858 22 April 1900 In der Folge wurde das Gebiet das die 1000 jahrige Saif Dynastie hervorgebracht hatte unter den Kolonialmachten Frankreich Grossbritannien und Deutschland aufgeteilt 9 Literatur BearbeitenBarkindo Bawuro The early states of the Central Sudan in J Ajayi and M Crowder eds The History of West Africa vol I 3rd ed Harlow 1985 225 254 Barth Heinrich Chronological table containing a list of the Sefuwa in Travel and Discoveries in North and Central Africa Bd II New York 1858 581 602 Brenner Louis The Sehus of Kukawa Oxford 1973 Breunig Peter Groundwork of human occupation in the Chad Basin 2000 B C 1000 A D in A Ogundiran ed Precolonial Nigeria Trenton NJ 2005 105 131 Cohen Ronald The Kanuri of Bornu New York 1967 Connah Graham Three Thousand Years in Africa London 1981 Conte Edouard Marriage Patterns Political Change and the Perpetuation of Social Inequality in South Kanem Chad Paris 1983 Desanges Jehan Recherches sur l activite des Mediterraneens aux confins de l Afrique Rom 1978 Gronenborn Detlef Kanem Borno A brief summary of the history and archaeology of an empire in the Central bilad el sudan In Chr DeCorse Hrsg West Africa During the Atlantic Slave Trade Archaeological Perspectives London Washington 101 130 Gronenborn Detlef und Carlos Magnavita Imperial expansion ethnic change and ceramic traditions in the Southern Chad Basin A terminal nineteenth century pottery assemblage from Dikwa Borno State Nigeria International Journal of Historical Archaeology 4 1 2000 35 70 Hallam W The Life and Times of Rabih Fadl Allah Devon 1977 Ibn Furṭu The Kanem wars in Herbert R Palmer Sudanese Memoirs Bd I Lagos 1928 S 15 81 The Bornu wars in Lange Sudanic Chronicle S 34 106 Lange Dierk Le Diwan des sultans du Kanem Bornu Wiesbaden 1977 The kingdoms and peoples of Chad PDF 1 4 MB in D T Niane ed General History of Africa vol IV UNESCO London 1984 238 265 A Sudanic Chronicle the Borno Expeditions of Idris Alauma Wiesbaden 1987 The Mune symbol as the Ark of the Covenant between duguwa and Sefuwa PDF 509 kB Borno Museum Society Newsletter 66 67 2006 15 25 Immigration of the Chadic speaking Sao towards 600 BCE PDF 7 3 MB Borno Museum Society Newsletter 72 75 2008 84 106 An introduction to the history of Kanem Borno The prologue of the Diwan PDF 308 kB Borno Museum Society Newsletter 76 84 2010 79 103 The Founding of Kanem by Assyrian Refugees ca 600 BCE Documentary Linguistic and Archaeological Evidence PDF 1 6 MB Boston Working Papers in African Studies N 265 Le Rouvreur Albert Saheliens et Sahariens du Tchad Paris 1962 Neuauflage Paris 1989 Levtzion Nehemia und John Hopkins Corpus of Early Arabic Sources for West African History Cambridge 1981 Magnavita Carlos Zilum Towards the emergence of socio political complexity in the Lake Chad region in M Krings und E Platte Hrsg Living With the Lake Koln 2004 S 73 100 Magnavita Carlos Peter Breunig James Ameje und Martin Posselt Zilum a mid first millennium BC fortified settlement near Lake Chad Journal of African Archaeology 4 1 2006 S 153 169 Levtzion Nehemia und John Hopkins Corpus of Early Arabic Sources for West African History Cambridge 1981 Platte Editha Frauen in Amt und Wurden Handlungsspielraume muslimischer Frauen in Nordostnigeria Brandes und Apsel Frankfurt a M 2000 Smith Abdullahi The early states of the Central Sudan in J Ajayi and M Crowder Hrsg History of West Africa Bd I 1 Ausg London 1971 158 183 Urvoy Yves L empire du Bornou Paris 1949 Zeltner Jean Claude Pages d histoire du Kanem pays tchadien Paris 1980 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kanem Bornu Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dierk Lange Kanem Bornu Webseite mit veroffentlichten Volltexten Einzelnachweise Bearbeiten Magnavita Zilum 83 94 Lange Immigration of the Sao PDF 7 3 MB 95 104 Levtzion Hopkins Corpus 354 zu erganzen durch D Lange Maqrizi Annales Islamologiques 15 1979 207 Levtzion Hopkins Corpus 302 Lange Diwan 76 77 Lange Mune symbol PDF 509 kB 15 25 Das Geheimnis des Sultanats von Zinder in Suddeutsche Zeitung 21 September 2019 Brenner Shehus 9 130 Hallam Life 321 6 Normdaten Geografikum GND 4029480 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanem Bornu amp oldid 229159096