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Die Hausastaaten waren ein Verbund von Stadtstaaten zwischen Bornu im Osten und dem Niger im Westen Sie bestehen im heutigen Nordnigeria und in Zentralniger als anerkannte traditionelle Staaten fort Lage der Hausastaaten auf einer deutschen Karte von 1891 oben Inhaltsverzeichnis 1 Grundungsgeschichte 1 1 Ursprungslegende 1 2 Grundung der Hausastaaten 1 3 Die sieben Hausa und die sieben Banzastaaten 2 Mittelalterliche Geschichte der Hausastaaten 2 1 Marginalitat der Hausastaaten 2 2 Oberherrschaft von Kanem Bornu 2 3 Islamisierung der Hausastaaten 3 Geschichte der Hausastaaten seit dem Fulani Dschihad 3 1 Der Fulani Dschihad und seine Folgen 3 2 Veranderungen der Kolonialzeit 3 3 Handel und Gewerbe 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundungsgeschichte BearbeitenUrsprungslegende Bearbeiten Die Hausastaaten lagen ausserhalb der grossen transsaharanischen Handelsroute und gerieten deshalb erst spat in das Blickfeld der arabischen Geographen Umso ausgepragter ist jedoch ihre mundliche Uberlieferung Von grosser Bedeutung ist besonders die in dem Stadtstaat Daura dem traditionellen Zentrum des Hausalandes uberlieferte Bayajidda Legende Ihr zufolge waren die Einwohner von Daura von Norden aus Kanaan und Palastina uber die Sahara eingewandert Spater kam der eigentliche Grundungsheld Bayajidda ein Konigssohn der mit seinen Truppen aus Bagdad geflohen sein soll uber Bornu nach Daura Er erreichte die Stadt des Nachts allein mit seinem Pferd Hier totete er die gefahrliche Schlange des Brunnens die uber die Stadt herrschte Aus Dank fur seine Heldentat heiratete ihn die Konigin der Stadt Er zeugte mit einer Konkubine die ihm die Konigin gegeben hatte seinen Sohn Karbagari Anschliessend zeugte er mit der Konigin selbst Bawo Karbagari wurde der Stammvater der sieben nichtigen banza Staaten und Bawo zusammen mit dem alteren Sohn Biram der Stammvater der sieben Hausastaaten Noch heute betrachten sich die Einwohner der sieben Hausa als die eigentlichen Hausa Von den sieben Banza gehoren zwar zwei Kebbi und Zamfara zu den Staaten in denen Hausa gesprochen wird dennoch gelten sie als zweitrangig 1 Grundung der Hausastaaten Bearbeiten In abgewandelter Form entspricht die Hausa Legende der biblischen Abraham Erzahlung mit historischen Zusatzen Die Migrationserzahlung der Konigin deutet auf eine Abwanderung von assyrischen Deportierten und die Bayajidda Episode auf die Flucht des letzten assyrischen Konigs aus Ninive am Ende des 7 Jh v Chr 2 Da Hausa zu den Tschadischen Sprachen gehort besteht wohl ausserdem ein Zusammenhang mit der Ausbreitung dieses Zweiges des Afroasiatischen Die heute zumeist angenommene mittelalterliche Grundung der Hausastaaten ist mit der abseitigen Lage dieser Staaten in Bezug auf den transsaharanischen Handel und der sich daraus ergebenden Unbeachtung durch die arabischen Geographen zu erklaren 3 Neben der Bayajidda Legende deuten auch die verschiedenen Ursprungstraditionen der einzelnen Hausastaaten insbesondere die von Gobir Katsina Kano Kebbi und Zamfara darauf hin dass sich alle ursprunglichen Hausa Dynastien unabhangig voneinander auf Abwanderer aus dem Vorderen Orient zuruckfuhren Im Zentralsudan stiessen die Migranten auf Vertreter segmentarer Gesellschaften die sprachlich als Niger Kongo Sprecher anzusehen sind und die entweder vertrieben oder in der Form von Azna in die neuen Staaten integriert wurden 4 Die sieben Hausa und die sieben Banzastaaten Bearbeiten Zu den sieben Hausastaaten Hausa bakwai gehoren Biram Daura Kano Zaria Gobir Katsina und Rano Zu den sieben Banzastaaten Banza bakwai gehoren die zwei Staaten Kebbi und Zamfara in denen Hausa gesprochen wird sowie funf weitere Staaten im Suden deren Namen nicht in allen Fassungen der Bayajidda Legende gleich sind Zumeist werden folgende funf Staaten genannt Gurma Borgu Yawri Nupe und Kwararrafa Jukun Manchmal wird auch Gwari genannt und Gurma weggelassen Die Einteilung dieser Staaten wurde seit Heinrich Barth mit der vorherrschenden Hausasprache erklart Warum allerdings Kebbi und Zamfara in denen Hausa gesprochen wurde nicht zu den Hausastaaten gezahlt wurden blieb ratselhaft 5 Nach einer neueren Theorie des Bayreuther Historikers Dierk Lange sind die Traditionen der sieben eigentlichen Hausastaaten durch israelitische Einwanderer und die der sieben Banza Staaten durch mesopotamische Einwanderer gepragt 6 Mittelalterliche Geschichte der Hausastaaten BearbeitenMarginalitat der Hausastaaten Bearbeiten Die Hausastaaten bildeten trotz ihrer sprachlichen und kulturellen Einheit nie ein gemeinsames Reich Al Yaqubi erwahnt sie erstmals im 9 Jahrhundert n Chr zwischen Kanem und Malal Der grosse Reisende Ibn Battuta der sich 1354 auf seiner Ruckreise vom Mali nach Marokko nordlich des Hausalandes in Takedda aufhielt horte von Gobir Zaghay Katsina und Bornu 7 Mit der Ausnahme von Gobir Zamfara und Kebbi waren es Stadtstaaten deren Prosperitat auf dem bluhenden Handel und Gewerbe begrundet war Besonders Kano und Katsina aber auch Zaria zeichneten sich durch zahlreiche Einwohner und rege Handwerksaktivitaten aus Dabei standen der regionale Handel mit den Nachbarstaaten und nicht der Transsaharahandel im Vordergrund Zudem waren die Hausastaaten fur langer Zeitraume der Herrschaft machtiger Nachbarreiche unterworfen im Osten Kanem Bornu und im Westen Mali und zu Beginn des 16 Jahrhunderts Songhay 8 Deshalb nahmen die arabischen Geographen die kleineren Staaten des Zentralsudan kaum zur Kenntnis Oberherrschaft von Kanem Bornu Bearbeiten Trotz der fruheren Ankunft Magajiyas gilt Bayajidda aufgrund seiner Schlangentotung als eigentlicher Grundungsheld Dauras und der Hausastaaten Man betrachtet seinen fruheren Aufenthalt in Bornu eigentlich Kanem Bornu oder sogar Kanem als legendare Begrundung einer bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts andauernden Vasallitat gegenuber dem Tschadstaat Die von der Kano Chronik erst ab der Herrschaft des Abdullahi Burja 1438 1452 erwahnten Tributzahlungen der Lander des Westens entsprechen einer Wiederaufnahme von alten Tributleistungen deren Unterbrechung eine Folge der Schwacheperiode des Tschadstaates im Anschluss an die Aufgabe Kanems von 1381 bis 1449 war Die Sklaventribute der Hausastaaten wurden zuerst nach Daura geliefert und von dort dem Herrscher Kanem Bornus einmal im Jahr zugestellt Zumindest einige der Banza Staaten lieferten gleichfalls Tribute an den Tschadstaat Islamisierung der Hausastaaten Bearbeiten Die im Vergleich zu Kanem Bornu Gao und Ghana spate Islamisierung der Hausastaaten erklart sich durch die abgelegene Lage des Landes in Bezug auf die wichtigsten Routen des Transsaharahandels die starke Auspragung des Sakralkonigtums und der machtigen Partei der Azna Klans Nach der Kano Chronik verbreiteten Wangara Handler aus Mali den Islam in Kano zur Zeit des Konigs Yaji 1349 1385 Aufgrund des starkeren Widerstandes der Azna erfolgte in Katsina die Einfuhrung des Islam erst hundert Jahre spater Unter Fuhrung von Muhammad Korau 1445 1495 gelang es hier die unter dem Durbi Herrscher stehenden Azna zu uberwinden und zu marginalisieren Der Durbi musste zwar die oberste Macht abgeben aber sein hoher Beamtenstatus und seine Herrschaft uber die Azna blieben ihm erhalten In anderen Hausastaaten wurde der Islam teilweise erst im 18 Jahrhundert eingefuhrt Amina eine kriegerische Konigin von Zaria rang in ihrer Regierungszeit im 15 oder 16 Jahrhundert den anderen Hausastaaten Tribut ab und errichtete eine kurzlebige Oberherrschaft uber zumindest Kano und Katsina Geschichte der Hausastaaten seit dem Fulani Dschihad BearbeitenDer Fulani Dschihad und seine Folgen Bearbeiten nbsp Kalifat von Sokoto im 19 JahrhundertIn allen Hausastaaten stiess der Islam auf den starken Widerstand der Parteiganger des sakralen Konigtums Besonders unbeugsam waren die Amtstrager deren Klangotter zur Partei der Azna Gotter gehorten Der Fulani Gelehrte Usman dan Fodio 1744 1817 der zeitweilig am Konigshof von Gobir tatig war prangerte die Vermischung von Islam und Heidentum an Er erklarte 1804 den Hausakonigen den Dschihad Seine Befehlshaber griffen mit Hilfe ihrer Fulani Stammesgenossen von denen nur eine dunne Oberschicht fest im Islam verwurzelt war einigen Hausa Verbundeten und Kontingenten der Tuareg die einzelnen Hausastaaten und Bornu an Es gelang ihnen alle Hausakonige aus ihren Hauptstadten zu vertreiben und an ihrer Stelle Fulani Fuhrer einzusetzen In seinem Stammgebiet am Rande Gobirs grundete Usman dan Fodio die neue Hauptstadt Sokoto die dem Sokoto Kalifat den Namen gab Angehorige der Konigshauser von Zaria Katsina Gobir und Daura konnten fliehen und Sekundarherrschaften ausser Reichweite der Fulani errichten In Bornu hatten die Fulani zunachst ebenfalls Erfolg bis sie letztlich am Widerstand al Kanemis scheiterten Innerhalb des Sokoto Kalifats erfolgte 1808 eine dauerhafte Reichsteilung mit der Einsetzung von Abdullahi dan Fodio 1808 1828 dem Bruder Usman dan Fodios als Emir von Gwandu 1849 erhob sich ein Nachkomme der Lekawa von Kebbi gegen die Herrschaft des Sokoto Kalifats und retablierte ein unabhangiges Kebbi Reich zwischen Sokoto und Gwandu das ebenfalls bis heute fortbesteht Veranderungen der Kolonialzeit Bearbeiten Die Briten eroberten das Reich von Sokoto 1903 und gliederten es dem Nigerianischen Protektorat ein Sie stabilisierten die durch den Fulani Dschihad geschaffenen neuen Machtverhaltnisse Nur in Daura enthoben sie den Fulani Konig der Macht und setzten an seine Stelle 1906 den Hausakonig Malam Musa 1904 1911 als Herrscher eines wiedervereinten Konigreiches von Daura ein Im Rahmen des allgemeinen Modernisierungsprozesses wurden die Konigtumer der Hausa gegenuber der modernen Verwaltung weitgehend marginalisiert Als traditionelle Landesvater genossen ihre Herrscher aber weiterhin grossen Respekt in der Bevolkerung Daran hat sich auch nach der Unabhangigkeit Nigerias und Nigers 1960 nicht viel geandert Bis heute findet man die alten Hausastaaten als Emirate innerhalb der Bundesstaaten Nordnigerias und als chefs de canton innerhalb der departements der Republik Niger Die Grenze zwischen den beiden modernen Staaten folgt weitgehend der Grenze des Sokoto Kalifats so dass nordlich der Grenze zumeist weniger strenge Muslime zu finden sind als sudlich davon Handel und Gewerbe Bearbeiten In der Vorkolonialzeit waren die Hausastadte im weiten Umkreis bekannt fur die zahlreichen Handwerksprodukte gewebte Stoffe und Kleidungsstucke gegerbtes Leder und Lederwaren Waffen und andere Eisenprodukte Diese Waren wie auch Sklaven wurden teilweise bis nach Nordafrika exportiert Eingefuhrt aus dem Norden wurden Pferde Waffen Stoffe und Kleidungsstucke und andere Fertigwaren Wichtig war auch das Salz aus Salinen der Sahara Ausserdem gab es einen lebhaften Handel mit Kolanussen aus dem Aschantireich Neben den Wangara den heutigen Diula aus dem Gebiet der Mande waren die Hausa die bekanntesten Handler Westafrikas Der Islam forderte zugleich ihren Zusammenhalt und ihre Mobilitat Auswarts siedelten sie zumeist in ihren eigenen Vororten am Rande der fremden Stadte Siehe auch BearbeitenListe historischer Staaten in Afrika Katsina BagwariyaLiteratur BearbeitenAdamu Mahdi The Hausa Factor in West African History Zaria 1978 Barth Heireich Reisen und Entdeckungen in Nord und Central Afrika 5 Bde Gotha 1857 8 Hogben S J und Anthony Kirk Greene The Emirates of Northern Nigeria London 1966 Johnston H A S The Fulani Empire of Sokoto London 1967 Lange Dierk Ancient Kingdoms of West Africa Dettelbach 2004 chapter XII Hausa history in the context of the Ancient Near Eastern World S 215 306 The Bayajidda legend and Hausa history PDF 748 kB in E Bruder und T Parfitt Hg Studies in Black Judaism Cambridge 2012 138 174 Last Murray The Sokoto Califate London 1967 Nehemia Levtzion und John Hopkins Corpus of Early Arabic Sources for West African History Cambridge 1981 Weblinks BearbeitenBayajidda legend palace version PDF 738 kB in Lange Ancient Kingdoms Dettelbach 2004 289 296 Lange Dierk An Assyrian successor state in West Africa The ancestral kings of Kebbi as ancient Near Eastern rulers Anthropos 104 2 2009 359 382 Einzelnachweise Bearbeiten Palmer Memoirs III 132 3 Smith Daura 52 55 Lange Bayajidda legend PDF 738 kB in Lange Ancient Kingdoms 289 295 Lange Bayajidda legend PDF 748 kB 150 4 Hogben Kirk Greene Emirates 160 184 Adamu Hausa factor 269 275 Lange Bayajidda legend PDF 748 kB 154 7 Barth Reisen II 81 82 Lange Bayajidda legend PDF 748 kB 157 164 Levtzion Hopkins Corpus 21 302 Hogben Kirk Greene Emirates 82 88 Staaten der Hausa Biram Borgu Daura Gobir Gwari Kano Katsina Kebbi Kwararafa Rano Jauri Zaria Zamfara Normdaten Geografikum GND 4843557 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hausastaaten amp oldid 235173825