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Gobir ist der nordlichste der zwischen dem Tschadsee und dem Niger gelegenen Hausastaaten Er gehort zu den sieben Hausa und damit zu den orthodoxen Hausastaaten Nordnigerias und Nigers Gobir Niger Air Gebirge Birni Lalle Tsibiri Sabon BirniReliefkarte von Niger in den heutigen Grenzen mit historischen Zentren Gobirs Inhaltsverzeichnis 1 Altere Geschichte von Gobir 1 1 Ursprung aus dem Norden 1 2 Niederlassung in ihren heutigen Wohnsitzen 1 3 Kampfe gegen Nachbarstaaten 2 Der Dschihad und seine Folgen 2 1 Gobir und die Dschihadisten 2 2 Widerstand gegen die Dschihadisten 2 3 Grundung eines Gobir Zweitstaates in Sabon Birni 2 4 Kolonial und Nachkolonialzeit 3 Sakrales Konigtum von Gobir 3 1 Konig und Zweitkonig 3 2 Konig und Priesterin Inna 3 3 Rolle des Konigs und der Inna im festlichen Kultdrama 4 Interpretation der Festhandlungen als kanaanaisches Kultdrama 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAltere Geschichte von Gobir BearbeitenUrsprung aus dem Norden Bearbeiten Alle Uberlieferungen der Gobirawa Volk von Gobir deuten auf einen Ursprung der Traditionstrager im Nordosten in Mesopotamien Arabien oder Agypten 1 Onomastischen Hinweisen ist zu entnehmen dass ihre altesten Vorfahren der Gobirawa bei den Mannaern und den Einwohnern des nordaramaaischen Staates von Samʼal oder Bit Gabbar zu suchen sind 2 Es heisst dass die Gobirawa aus dem Nahen Osten zusammen mit den Tuareg nach Westen gewandert seien Ihr altester Fuhrer wird in den verschiedenen Fassungen der Tradition als Konigin Tawa Bawa na Turmi Bawa auf dem Morser und Muhammad Mai Gitti Muhammad der Besitzer des Kreuzes bezeichnet Gemeinsam mit den Tuareg hatten sie sich lange Zeit in Bornu aufgehalten Danach seien schon fruh Kampfe zwischen ihnen und den Tuareg ausgebrochen Auch aus dem Air wo sie sich anschliessend niedergelassen hatten seien sie von ihren Gegnern vertrieben worden Sudlich des Air grundeten sie Birni Lalle ihre erste namentlich bekannte Hauptstadt deren Ruinen noch heute sichtbar sind Weitere Angriffe der Tuareg und die fortschreitende Desertifikation bewegten ihren Konig Ciroma neue Wohnsitze im Savannengebiet weiter im Suden zu suchen Niederlassung in ihren heutigen Wohnsitzen Bearbeiten Als Ibn Battuta 1353 die Oasenstadt Takedda westlich des Air besuchte erkundigte er sich nach dem Handel mit dem Suden Man berichtete ihm dass Kupfer aus Takedda in die Stadt Gobir gebracht wurde nach Zaghay Katsina und in das Reich von Bornu Aus der Route des Kupferhandels ist zu ersehen dass Gobir zu dieser Zeit bereits sudlich des Air lag Bei Ibn Battuta heisst es weiter Gobir habe einen machtigen Konig bei dessen Begrabnis man ein Jenseitsgefolge beigabe das aus seinen Vertrauten seinen Dienern und zahlreichen Kindern seiner hohen Wurdentragern bestunde Der Umfang der Opferbeigaben liefert einen deutlichen Hinweis auf die Macht des Konigs Kampfe gegen Nachbarstaaten Bearbeiten Zu Beginn des 16 Jahrhunderts eroberte Askiya Muhammad 1493 1528 der Konig von Songhay Gobir und machte das Land tributpflichtig Spater erholte sich das Land von dieser Niederlage Sein Konig Soba unternahm um 1700 Kriegszuge gegen die Zarma gegen Gurma gegen die Stadt Maradi im Hausastaat Katsina und gegen Agadez Bei einem gross angelegten Angriff gegen die Tuareg des Air Azbin erwiesen sich die Maguzawa die er zur Unterstutzung gerufen hatte als besonders hilfreich Einer seiner Nachfolger war Babari 1742 1770 Er fuhrte Krieg gegen Zamfara Katsina Kano sowie auch gegen Shira im westlichen Grenzgebiet von Bornu Sein Sieg uber Zamfara fuhrte zur Grundung der neuen Hauptstadt Alkalawa sudlich des Rima Flusses heutiges Nigeria 3 Der Dschihad und seine Folgen BearbeitenGobir und die Dschihadisten Bearbeiten Seit Ende des 17 Jahrhunderts bekannten sich die Konige von Gobir und ihre hohen Amtstrager zum Islam In den Augen der muslimischen Fulani Gelehrten handelte es sich jedoch nur um einen unzureichenden nominellen Ubertritt zur neuen Religion Als besonders gefahrlich in seiner Kritik gegen das weitgehend fortbestehende Sakralkonigtum erwies sich der Prediger und Gelehrte Usman dan Fodio Er hatte seinen Wohnsitz in der Nahe von Alkalawa verkehrte aber auch regelmassig am Konigshof Er rang dem Konig von Gobir Bawa 1777 1790 einige Zugestandnisse zugunsten der Muslime ab die dessen Bruder Nafata 1796 1803 wegen ihrer gefahrlichen Folgen fur die Einheit des Staates wieder ruckgangig zu machen versuchte 1804 wurde ein kleiner Zwischenfall zum Anlass fur den Beginn offener Kampfhandlungen zwischen Usman dan Fodio und seinen Anhangern und dem Konig von Gobir die man von muslimischer Seite als Dschihad bezeichnete Nach erbittertem Widerstand gelang es den Dschihadisten erst 1808 nach zahlreichen Feldzugen Alkalawa einzunehmen Bei der Verteidigungsschlacht kam der Konig Yunfa ums Leben Widerstand gegen die Dschihadisten Bearbeiten Nach der Niederlage von Alkalawa verstreuten sich die fluchtigen Gobirawa in ihre Stammgebiete im Norden und Nordosten Sie blieben einige Zeit ohne einheitliche politische Fuhrung Einen erfolgreichen Widerstand gegen die Fulani wurde zunachst von Gwamki dan Kura Gado 1819 1820 und dann von Ali dan Yakubu 1820 1838 organisiert Ali widerstand seinem grossen Gegner Muhammad Bello einige Zeit aber letztlich unterwarf er sich acht Jahre lang der Herrschaft der Fulani Dann schmiedeten drei Gegner der Fulani ein Bundnis gegen die Dschihadisten der Konig von Gobir Rauda der Konig von Katsina Maradi und Ibra der Fuhrer der Tuareg Tamesgidda Die Bundesgenossen wurden jedoch 1835 in der grossen Schlacht von Dakurawa bei Madaoua von Bello vernichtend geschlagen Ali und Rauda fielen im Kampf Die uberlebenden Fuhrer der Gobirawa fanden Zuflucht in Maradi Mit Hilfe der Katsinawa grundeten sie unter ihrem neuen Konig Mayaki 1836 eine neue Hauptstadt in Tsibiri 10 km nordlich von Maradi Wenig spater gingen die Gobirawa in die Offensive und schlugen die Fulani in mehreren Schlachten in Zamfara und nordlich von Sokoto Grundung eines Gobir Zweitstaates in Sabon Birni Bearbeiten Unter Bawa dan Gwamki 1858 1883 kam es zur Spaltung der Gobirawa Ein abtrunniger Vetter des Konigs der selbst nach der Herrschaft strebte unterwarf sich den Fulani und erbaute sich mit deren Hilfe die Stadt Sabon Birni Neustadt 70 km westlich von Tsibiri im heutigen Nigeria Nach einer kurzen neuerlichen Unterwerfung von Gobir Tsibiri erneuerte Mainassara Maji 1886 1894 die alte Politik der Unabhangigkeit gegenuber den Fulani Kolonial und Nachkolonialzeit Bearbeiten Die franzosische Expedition Voulet Chanoine erreichte Tsibiri 1899 aber die effektive Inbesitznahme durch die Franzosen und die Unterordnung Gobirs unter franzosische Oberhoheit erfolgte erst einige Jahre spater Die Briten eroberten Sokoto 1903 und proklamierten wenig spater ihr Protektorat uber Nordnigeria Die Zweiteilung Gobirs wurde so fest etabliert Wahrend der Konig von Tsibiri als Chef de Canton im franzosischen Niger den gleichen Rang erhielt wie der Konig von Katsina Maradi wurde der Konig von Sabon Birni von den Briten nicht als Emir sondern nur als lokaler Kleinkonig anerkannt In der Nachkolonialzeit hat sich der Status der traditionellen Herrscher nicht wesentlich verandert Die Regierung Nigers erhob Gobir Tsibiri 2010 zum Sultanat 4 Bedeutende traditionelle Konige waren Agada Nagogo 1964 1997 in Tsibiri und Muhammadu Bawa 1975 2004 in Sabon Birni Sakrales Konigtum von Gobir BearbeitenKonig und Zweitkonig Bearbeiten Die Stellung Gobirs innerhalb der Gesellschaft des Hausalandes ist durch die Zugehorigkeit zu den sieben Hausa Hausa bakwai gekennzeichnet Dementsprechend finden wir hier einen Konig der sich als Nachkomme der Konigin von Daura und Bayajidda betrachtet Ihm gegenuber steht ein formal gleichgestellter Konig der Azna der sich auf eine Abstammung von Karbagari und damit von Bagwariya der Konkubine des Grundungshelden Bayajidda beruft Eine ahnliche Situation eines formalen Doppelkonigtums gab es auch in anderen Staaten der sieben Hausa besonders in Katsina und in Daura Konig und Priesterin Inna Bearbeiten Im Gegensatz zu den anderen sieben Hausa dominiert in Gobir die Priesterin Inna und nicht die Magajiya Die Inna gilt als Fuhrerin der Adepten des Bori Besessenheitskultes und als Priesterin der schwarzen Staatsgottin Takurabow der schwarzen Inna Als solche war sie wohl ursprunglich Priesterin der schwarzen oder Azna Gottheiten und nicht der weissen oder Hausa Gottheiten Rolle des Konigs und der Inna im festlichen Kultdrama Bearbeiten Die unter dem Islam fortgefuhrten kultdramatischen Handlungen des Sakralkonigtums wahrend der grossen Jahresfeste sind ausgepragter in Gobir als in allen anderen Hausa Konigtumern Die wichtigsten Handlungen sind der Gang des Konigs und seiner hohen Wurdentrager am Vorabend des Festes zu obersten Schmied wo der Konig feierlich auf die Staatstrommeln schlagt Am nachsten Tag erfolgt eine grosse Festprozession vom Palast zum Gebetsplatz am Rande der Stadt Auf dem Platz wechselt der Konig am Ende des Gebets in einem Verschlag mitten in der Kongregation seine Kleidung Im Gefolge der Bori Adepten umrundet er dann in Prozession die Stadt und kehrt schliesslich in den Palast zuruck Dort hatte wahrend seiner Abwesenheit die Inna mit einigen weiblichen Bori Adepten das Regiment ubernommen 5 Interpretation der Festhandlungen als kanaanaisches Kultdrama BearbeitenDie wichtigsten Elemente des Kultdramas von Gobir weisen deutliche Parallelen zur kanaanaischen Kultmythologie und insbesondere zum Baal Zyklus von Ugarit auf Der Gang zum Schmied und das Trommelschlagen liefern Hinweise auf die Vorbereitung zu einem Kampfgeschehen Die Umkleideaktion des Konigs deutete ursprunglich wohl die Ruckkehr aus der Unterwelt an Die wahrenddessen vollzogene rituelle Ubernahme der Macht durch die Inna erinnert an die im Baal Zyklus erwahnten Kulthandlungen der Anat wahrend der Unterweltaufenthaltes ihres Gefahrten Baal Die anschliessende freudige Prozession um die Stadt herum tragt Zuge einer Auferstehungsprozession Sowohl diese Parallelitat der Kulturzuge als auch die Ahnlichkeit der Gottheiten und der Amter liefern wichtige Hinweise auf einen kanaanaischen Ursprung des Staatswesens von Gobir 6 Literatur BearbeitenBoubou Hama Histoire du Gobir et de Sokoto Paris 1967 OCLC 869575 S J Hogben Anthony Kirk Greene The Emirates of Northern Nigeria London 1966 OCLC 414074 Walter Kuhme Das Konigtum von Gobir Gotter Priester Feste einer sakralen Gesellschaft Kovac Hamburg 2003 ISBN 3 8300 0932 1 Moise Auguste Landeroin Notice historique In Jean Tilho Hrsg Documents scientifiques de la Mission Tilho 1906 1909 Bd 2 Paris 1911 OCLC 611931752 S 469 482 Dierk Lange Ancient Kingdoms of West Africa Dettelbach 2004 ISBN 3 89754 115 7 S 224 233 Dierk Lange The Bayajidda legend and Hausa history PDF Datei 730 kB In E Bruder T Parfitt Hrsg Studies in Black Judaism Cambridge 2012 ISBN 978 1 443 83802 3 S 138 174 Guy Nicolas Dynamique sociale au sein d une societe hausa Paris 1975 OCLC 1986863 Gerd Spittler Herrschaft uber Bauern Die Ausbreitung staatlicher Herrschaft und einer islamisch urbanen Kultur in Gobir Niger Campus Frankfurt am Main New York 1978 ISBN 978 3 593 32287 2 Originaltitel Herrschaft uber Bauern Die Ausbreitung staatlicher Herrschaft und einer islamisch urbanen Kultur in Gobir Niger Habilitationsschrift Freiburg im Breisgau 1975 Einzelnachweise Bearbeiten Hogben Kirk Greene Emirates S 367 379 Lange Bayajidda legend PDF Datei 730 kB S 159 160 Hogben Kirk Greene Emirates S 370 376 Abdourahmane Idrissa Samuel Decalo Historical Dictionary of Niger 4 Auflage Scarecrow Plymouth 2012 ISBN 978 0 8108 6094 0 S 118 Kuhme Konigtum S 202 203 Lange Kingdoms S 226 233 Staaten der Hausa Biram Borgu Daura Gobir Gwari Kano Katsina Kebbi Kwararafa Rano Jauri Zaria Zamfara Normdaten Geografikum GND 4021399 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gobir amp oldid 228384766