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Das Lorscher Evangeliar ist ein Evangeliar das vermutlich in der Hofschule Karls des Grossen entstanden ist Die lateinische Bezeichnung lautet Codex Aureus Laureshamensis Sein Entstehen wird auf etwa 810 datiert Evangelist LukasTypische SchriftseiteElfenbeintafel des Lorscher Evangeliars heute im Victoria and Albert Museum LondonDas wert und kunstvoll gestaltete Buch enthalt textlich hauptsachlich die vier Evangelien Ihren Namen erhielt die Handschrift nach dem Kloster Lorsch in dem sie vom 9 Jahrhundert bis zur Aufhebung des Klosters 1556 aufbewahrt wurde Die fur die Entwicklung der Buchmalerei bedeutende Handschrift befindet sich heute in zwei Teilen in der Vatikanischen Bibliothek und in der Filiale der rumanischen Nationalbibliothek in Alba Iulia Die zum Buchdeckel gehorenden Elfenbeintafeln befinden sich in den Vatikanischen Museen und im Victoria and Albert Museum in London Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Kunsthistorische Bedeutung 4 Literatur 5 WeblinksBeschreibung BearbeitenDie Handschrift misst 37 4 27 cm ursprunglich umfasste sie 474 Seiten Der Schriftspiegel misst 27 17 5 cm Verwendet wurde bestes Kalbspergament Die Seiten sind zweispaltig mit jeweils 31 Zeilen in Unziale geschrieben und rubriziert Die Schriftzierseiten und Rubriken sind in Capitalis gehalten Capitulare durch karolingische Minuskel abgesetzt Markant ist die durchgangige Verwendung von Goldtinte Auf den Schriftseiten sind die einzelnen Spalten von vielfaltigem Rankenwerk gerahmt Schriftzierseiten sind teilweise in Purpur auf Goldgrund geschrieben Bei den Miniaturen vier Evangelisten und einer Majestas Domini wurden ebenfalls Gold und Silberfarben verwendet Die Elfenbeintafeln des Einbandes zeigten eine Marien und eine Christusdarstellung Die Handschrift enthielt die vier Evangelien nach einer guten Textvorlage zwei Briefe des Hieronymus zwolf Kanontafeln vier Vorreden zu den Evangelien sowie eine Capitulare Geschichte BearbeitenDas Evangeliar entstand vermutlich am Hof Karls des Grossen Die Verwendung erlesenster Materialien wie Gold und Purpurtinte wie auch die hervorragend gearbeiteten Elfenbeintafeln des Einbands zeichneten die Handschrift bereits zur Entstehungszeit als Prunkhandschrift fur besondere Anlasse aus Die einzelnen Teile der Handschrift weisen trotz ihres wechselvollen Schicksals kaum Gebrauchsspuren auf Erstmals erwahnt ist die Handschrift in einem Bibliothekskatalog des Klosters Lorsch um 860 als euangelium pictum cum auro scriptum habens tabulas eburneas bebildertes Evangelium mit Gold geschrieben mit Elfenbeintafeln In Lorsch wurde die Handschrift 1479 neu gebunden dabei wurde sie vermutlich in zwei Teilbande getrennt 1556 hob Kurfurst Ottheinrich von der Pfalz das Kloster Lorsch auf und fuhrte dessen Bibliothek mit dem Lorscher Evangeliar seiner eigenen Bibliothek der Bibliotheca Palatina zu Dort blieben beide Teile des Buches bis 1622 als das protestantische Heidelberg wahrend des Dreissigjahrigen Krieges von katholischen Truppen besetzt wurde Die Bibliotheca Palatina wurde zugunsten des Papstes beschlagnahmt die lateinischen Teile der Palatina bilden noch heute eine bedeutende Einzelsammlung der Vatikanischen Bibliothek Der hintere 124 Seiten umfassende Teilband des Lorscher Evangeliars mit Lukas und Johannesevangelium gehort mit der Signatur Pal Lat 50 zu diesem Bestand Die mit diesem Teil verbundene Elfenbeintafel wurde abgetrennt sie befindet sich in den Vatikanischen Museen Der zweite Teil hatte dagegen ein abenteuerlicheres Schicksal Leone Allacci der mit dem Transport von Heidelberg nach Rom beauftragte papstliche Gesandte zweigte zwolf Kisten Bucher vom Transport fur sich selbst ab zu diesen Buchern gehorte vermutlich auch der zweite Teil Allacci vermachte seine Bucher spater dem Griechischen Kolleg in Rom Das Collegium Graecum verkaufte spater Teile seiner Bibliothek um 1711 galt der Teilband als verschollen Die mit dem Teil ursprunglich verbundene Elfenbeintafel wurde vor 1785 vom Buch getrennt In diesem Jahr verkaufte der Erzbischof von Wien Christoph Anton von Migazzi Teile seiner Bibliothek einschliesslich des vorderen Teiles des Lorscher Evangeliars dem Bischof von Siebenburgen Ignac Batthyany Mit der von diesem spater gestifteten Bibliothek dem Batthyaneum wechselte der Teilband mehrfach den Besitzer zunachst das Grossfurstentum Siebenburgen dann bis 1918 das Konigreich Ungarn danach das Konigreich Rumanien das ab 1945 Volksrepublik wurde 1961 wurde das Batthyaneum eine Aussenstelle der rumanischen Nationalbibliothek Nach der Rumanischen Revolution 1989 war der Verbleib des Lorscher Evangeliar Fragments zeitweise ungeklart da die Bibliothek keine Anfragen mehr beantwortete Erst 1992 wurde bekannt dass auch dieser Teil des Evangeliars unversehrt geblieben war 1999 konnte dieser Teil im Kloster Lorsch ausgestellt werden Die Elfenbeintafel die vor 1785 von diesem Buchteil abgetrennt worden war war 1853 mit der Sammlung eines russischen Adeligen in den Kunsthandel gelangt sie befindet sich heute im Victoria and Albert Museum Inv Nr 138 1866 Kunsthistorische Bedeutung BearbeitenKarl der Grosse hatte die religiose Liturgie neu ordnen lassen in diesem Zusammenhang entstanden zahlreiche Handschriften zu denen auch das Lorscher Evangeliar zahlt Die Illustration der Handschriften erforderte eine neue Bildersprache die am Hof Karls aus unbekannten Vorlagen entwickelt wurde Bei den Kanontafeln und den Evangelisten wurde vermutlich auf unbekannte byzantinische oder italische Vorlagen zuruckgegriffen In diesen Schreibschulen waren Schmuckinitialen ungebrauchlich so dass fur diese auf insulare Vorbilder zuruckgegriffen wurde Im Lorscher Evangeliar sind die Zierbuchstaben bereits reduziert in den Ornamenten ist eine Tendenz zu grosserer Plastizitat deutlich Das Lorscher Evangeliar beeinflusste durch seinen Schreibstil den ab etwa 820 einsetzenden Schreibstil des Lorscher Skriptoriums seine Buchmalereien beeinflussten massgeblich die spatere Buchmalerei beispielsweise des Klosters Reichenau wie beispielsweise an der Majestas Domini des Gero Codex nachgewiesen wurde Literatur BearbeitenWolfgang Braunfels Hrsg Das Lorscher Evangeliar Faksimile der Ausgabe Aachen um 810 Prestel Munchen 1967 Ulrike Surmann Lorscher Evangeliar In Bibliotheca Apostolica Vaticana Liturgie und Andacht im Mittelalter Katalog der Ausstellung Koln 1992 1993 Belser Stuttgart 1992 ISBN 3 7630 5780 3 Hermann Schefers Hrsg Das Lorscher Evangeliar Eine Zimelie der Buchkunst des abendlandischen Fruhmittelalters Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission Neue Folge Bd 18 Historische Kommission fur Hessen Darmstadt 2000 ISBN 3 88443 039 4 Stefanie Westphal Lorscher Evangeliar In Peter van den Brink Sarvenaz Ayooghi Hrsg Karl der Grosse Charlemagne Karls Kunst Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20 Juni bis 21 September 2014 im Centre Charlemagne Aachen Sandstein Dresden 2014 ISBN 978 3 95498 093 2 S 232 235 m Lit Rainer Kahsnitz Einband des Lorscher Evangeliars In Peter van den Brink Sarvenaz Ayooghi Hrsg Karl der Grosse Charlemagne Karls Kunst Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20 Juni bis 21 September 2014 im Centre Charlemagne Aachen Sandstein Dresden 2014 ISBN 978 3 95498 093 2 S 180 185 m Lit Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex Aureus von Lorsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hermann Schefers Eine Geschichte spannend wie ein Krimi Das Lorscher Evangeliar eine Zimelie der Buchkunst des abendlandischen Fruhmittelalters www kloster lorsch de 2002 Memento vom 11 Mai 2013 im Internet Archive Zur digitalen Ausgabe des Lorscher Evangeliars Bibliotheca Laureshamensis digital Lorscher Evangeliar zum Online Blattern Nationalbibliothek in Alba Iulia Normdaten Werk GND 4610777 0 lobid OGND AKS LCCN nr2001019365 VIAF 1146462612627772417 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lorscher Evangeliar amp oldid 233733869