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Dieser Artikel beschreibt den liturgischen Gegenstand fur die gleichnamigen Konkordanztabellen des Neuen Testaments siehe Eusebischer Kanon Als Kanontafel bezeichnet man einen liturgischen Gegenstand in der romisch katholischen Kirche der bis zur Liturgiereform von 1969 zur Ausstattung eines Altars zur Feier der heiligen Messe im romischen Ritus gehorte Die Kanontafeln enthalten in jeder heiligen Messe vom Zelebranten zu singende oder sprechende Texte In der ausserordentlichen Form des romischen Ritus der sogenannten tridentinischen Messe sind die Tafeln weiterhin in Gebrauch Hochaltar mit Kanontafeln rechts und links jeweils eine kleine mittig vor dem Tabernakel die grosse Tafel Mittlere Kanontafel im Barockstil schwere Metallausfuhrung mit Ose zum DurchgreifenTridentinische Messe die grosse mittlere Tafel ist durch den Zelebranten verdeckt rechts am Altarende steht die Lavabo links die Evangelientafel Inhaltsverzeichnis 1 Zweck und Geschichte der Tafeln 2 Mittlere Tafel 3 Rechte Tafel 4 Linke Tafel 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZweck und Geschichte der Tafeln BearbeitenAuf der Mensa des Hochaltares liegen oder stehen drei beschriftete Tafeln die gerahmten Bildern ahnlich sehen Sie dienen dem Zelebranten der tridentinischen Messe als Gedachtnisstutze fur feststehende Texte wahrend der Liturgie deren Aufschlagen im Messbuch fur den liturgischen Ablauf hinderlich ware Wahrend der Aussetzung des Allerheiligsten mussten die Kanontafeln entfernt werden Ausserhalb der heiligen Messe lagen sie meist flach unter der Altardecke Kanontafeln mit dem Text des Canon Missae sind bereits aus dem 13 Jahrhundert bekannt 1 Die mittlere Tafel in der dann ublichen Form kam ab dem 15 Jahrhundert in Verwendung die beiden anderen circa 100 Jahre spater der Gebrauch setzte sich weltweit durch Das Missale Romanum von 1570 schrieb die mittlere Tafel im romischen Ritus verbindlich vor 2 Die Tafeln sind in Latein verfasst in der Ubergangszeit bis zur ordentlichen Form des Messbuchs von 1970 gab es ab 1965 auch Kanontafeln in der Landessprache Da sich dann in der Messordnung die entsprechenden liturgischen Ablaufe anderten benotigte man die Tafeln ab dieser Zeit nicht mehr das Schlussevangelium war bereits 1965 weggefallen Bei einer Zelebration versus populum am Volksaltar die nach der Liturgiereform ublich wurde hatten sich die Tafeln sogar storend ausgewirkt Im Pontifikalamt kam statt der Kanontafeln ein Kanonbuch Canon episcopalis zuletzt 1955 erschienen zum Einsatz Mittlere Tafel BearbeitenIn der Mitte der Altarmensa steht vor dem Tabernakel eine grosse Tafel In der Regel tragt sie links den Text des Glorias und rechts den des Credos mittig die stillen Opferungs und Kommuniongebete und besonders hervorgehoben die Wandlungsworte aus dem Hochgebet In der ausserordentlichen Form steht der Priester beim Gloria und Credo vor der Mitte des Altares Dabei kann er die Gebete nur schlecht im seitlich auf der Altarmensa liegenden Messbuch ablesen Beim Vollzug der Wandlung ist er an gleicher Stelle sogar tief uber den Altar gebeugt und kann dabei ebenfalls nicht in das seitlich platzierte Messbuch sehen Die grosse Kanontafel enthalt diese Passagen sie steht in Blickrichtung vor ihm und er kann bei der Wandlung auch in gebeugter Haltung die Worte leicht von ihr ablesen Ist die mittlere grosse Kanontafel aus schwerem Material gearbeitet befindet sich oft am oberen Ende eine verzierte Ose durch die der Priester den Mittelfinger strecken kann um sie beim Offnen des Tabernakels zur Seite zu heben Die liturgischen Vorschriften der ausserordentlichen Form verbieten dem Priester nach dem Vollzug der Wandlung Daumen und Zeigefinger an beiden Handen voneinander zu losen um das Herabfallen eventuell dazwischen befindlicher Partikel der bei der Wandlung damit gehaltenen Hostie zu verhindern Erst nach der Fingerwaschung im Verlauf der am Ende der Eucharistiefeier stattfindenden Purifikation darf er die Finger wieder offnen Deshalb muss die mittlere Kanontafel im Messverlauf immer mit geschlossenen Daumen und Zeigefingern bewegt werden um den Tabernakel offnen und schliessen zu konnen dazu dient die Ose Rechte Tafel BearbeitenAuf der Epistelseite rechte Altarseite befindet sich eine kleinere Tafel mit zwei Texten dem Gebet zum Lavabo und dem Gebet zur Vermischung des Weins mit dem Wasser Sie heisst auch Lavabotafel Da der Priester am rechten Altarende stehend zusatzlich diverse Handlungen zu verrichten hat wie Eingiessen bzw Mischen von Wasser und Wein sowie Handwaschung und Abtrocknung ware es unpraktisch dabei gleichzeitig in das Messbuch zu schauen Auch hierbei hat er deshalb die Tafel direkt vor Augen stehen und kann bei den manuellen Riten davon die Gebete ablesen Linke Tafel BearbeitenAuf der Evangelienseite linke Altarseite befindet sich ebenfalls eine kleinere Tafel mit dem Prolog des Johannesevangeliums Joh 1 1 14 EU der in der Regel nach dem Ite missa est und dem Segen am linken Altarende als Schlussevangelium gelesen wird Die linke Tafel auch Evangelientafel genannt ersetzt hierbei das an anderer Stelle des Altares auf einem Stander liegende Messbuch Bis zur Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde an manchen Tagen statt des Prologs des Johannesevangeliums ein anderer Evangelientext rezitiert An diesen Tagen wurde vom Ministranten das Messbuch vor dem Schlussevangelium wieder auf die Evangelienseite getragen aus dem der Priester dann das Schlussevangelium las 3 Literatur BearbeitenLorenz Bauer Die kirchlichen Vorschriften uber die Ausstattung des Altares und des Tabernakels In Die christliche Kunst Monatsschrift fur alle Gebiete der christlichen Kunst und Kunstwissenschaft Jg 18 1922 23 S 80 89 Andreas Heinz Kanontafeln In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 1198 Peter Schmidt Liturgische Einblattdrucke Neue Funde und Uberlegungen zur Fruhgeschichte der Kanontafeln im 15 und 16 Jahrhundert In Gutenberg Jahrbuch 2010 S 25 42 Bebilderter Scan aus der QuelleEinzelnachweise Bearbeiten Josef Andreas Jungmann SJ Missarum Sollemnia eine genetische Erklarung der romischen Messe Band 1 Herder Verlag Wien Freiburg Basel 5 Auflage 1962 S 77 Anm 1 Andreas Heinz Kanontafeln In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 1198 Michael Haller Froher Dienst Ein Taschenbuch fur Ministranten Pfeiffer Verlag Munchen 1955 S 27f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanontafel amp oldid 222765067