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Die Jahre von 830 bis 842 sind durch eine Reihe innerdynastischer Kampfe der Karolinger gekennzeichnet Zweimal wahrend der loyalen Palastrevolution 831 und der grossen Emporung 833 wurde Kaiser Ludwig der Fromme von seinen Sohnen Lothar I Pippin von Aquitanien und Ludwig dem Deutschen gesturzt Zweimal konnte er sich jedoch behaupten und wurde wieder eingesetzt Sein Tod eroffnete das Ringen der drei verbliebenen Sohne Lothars I Ludwig des Deutschen und Karl des Kahlen um den Anteil am Frankenreich Reichseinheit gegen Erbteilung Diese Jahre kennzeichnen den Anfang vom Ende des vereinten Karolingerreiches und gleichzeitig noch viel mehr als etwa die Zeit Karls des Grossen das Entstehen des mittelalterlichen Europa Ludwig der Fromme Sohn Karls des Grossen war durch sein Wechseln zwischen der Reicheinheitsidee und der Erbteilung nach frankischer Sitte mitverantwortlich fur die inneren Wirren der 830er und fruhen 840er Jahre Bild Biblioteca Apostolica Vaticana Codex Vat Reg lat 124 folio 4 verso Inhaltsverzeichnis 1 Die Ordinatio imperii von 817 2 Die Ausstattung Karls des Kahlen 829 3 Die loyale Revolution von 830 und die Regni divisio von 831 4 Die grosse Emporung von 833 5 Letzte Nachfolgeregelungen Ludwigs des Frommen 6 Der Bruderkrieg 840 842 6 1 Lothars Suprematie Anspruch im Osten 6 2 Lothars Suprematie Anspruch im Westen 6 3 Die Schlacht von Fontenoy 841 6 4 Das Ende des Bruderkrieges und der Vertrag von Verdun 843 7 Beurteilung der Jahre 830 843 durch die Forschung 8 Quellen 9 LiteraturDie Ordinatio imperii von 817 BearbeitenAufgeschreckt durch einen Unfall am Grundonnerstag 817 erliess der frankische Kaiser Ludwig der Fromme auf dem Reichstag zu Aachen im Juli 817 bei dem die wichtigsten weltlichen Grossen des Frankenreiches versammelt waren die Ordinatio imperii Hiermit sollte das zentrale Verfassungsproblem des karolingischen Reiches der Widerstreit zwischen universalem unteilbarem Kaisertum und dem traditionellen frankischen Erbrecht aller legitimen Konigssohne aufgegriffen und gelost werden Reich und Kirche sollten durch die Ordinatio imperii deren leitende Gedanken aus kirchlichen Kreisen stammten fortan eine unteilbare Einheit bilden die nicht zugunsten der Nachkommen des Herrschers aufgegeben werden sollte Ludwig der Fromme der sich von Anfang an nicht mehr nur als rex Francorum sondern als imperator augustus verstand ging anders als Karl der Grosse in seiner Divisio regnorum Nachfolgeregelung von 806 vom Vorrang der Kaiserwurde aus Diese sprach er alleine seinem altesten Sohn Lothar I zu Nach Akklamation der frankischen Grossen wurde Lothar I von Ludwig dem Frommen zum Mitregenten erhoben Die jungeren Sohne Ludwig und Pippin die Bayern bzw Aquitanien als Unterkonigreiche erhielten wurden ihrem alteren Bruder untergeordnet Die Einheit des nach romischer und kirchlicher Tradition unteilbaren Imperiums sollte somit Lothar aufrechterhalten weitere Teilungen sollten fur die Zukunft verhindert werden Die Ausstattung Karls des Kahlen 829 BearbeitenLudwig dessen erste aus einem maaslandischen Geschlecht stammende Gemahlin Irmingard von Hespengau 818 gestorben war hatte sich 819 mit der Welfin Judith vermahlt Das Bemuhen der neuen Kaiserin ihrem 823 geborenen Sohn Karl fur den sie Lothar I als Taufpaten gewann einen Teil an der Reichsherrschaft zu sichern entsprach den uberkommenen frankischen Rechtsvorstellungen lief aber der Ordinatio imperii von 817 zuwider Auf einer Reichsversammlung in Worms im August 829 lancierte Ludwig der Fromme dann entgegen der feierlich beschworenen Ordinatio Imperii den Plan zugunsten Karls eine Neuaufteilung des Reiches vorzunehmen Da Karls neu geschaffener Machtbereich Alemannien Schwaben ein ducatus Herzogtum und kein regnum sein sollte und somit auch keine Erhebung zum Konig erfolgte war die Ordinatio Imperii formal nicht ausser Kraft gesetzt doch musste ihre wesentliche Intention namlich die Unterbindung einer weiteren Aufsplitterung der Macht durch Beschrankung des dynastischen Erbrechts als gescheitert gelten Der alteste Kaisersohn und Mitregent war durch diese Entscheidung des Vaters unmittelbar betroffen denn aus seinem Herrschaftsbereich war der Anteil Karls genommen worden Da die auf Lothars Kosten vorgenommene Ausstattung Karls eine Schmalerung seiner materiellen Ressourcen und somit auch eine Minderung des politischen Einflusses bedeutete kunftig wurde es ihm schwerer fallen seine Getreuen auszustatten und zu belohnen opponierte Lothar und es kam zum Bruch mit dem Vater Lothar wurde nach Italien verwiesen und als Mitregent abgesetzt Die loyale Revolution von 830 und die Regni divisio von 831 BearbeitenNeben Lothar der nun seine Aussicht auf kunftige Gesamtherrschaft schwinden sah und den jungeren Brudern Pippin und Ludwig die ebenso weitere Schritte zugunsten des kleinen Karl befurchten mussten widersetzte sich auch die kirchliche Reformpartei der Neuaufteilung So ging der Staatsstreich von 830 eingeleitet von einer Gehorsamsaufkundigung durch das Heer nicht etwa von den uber die Neuregelung wenig erfreuten alteren Brudern Karls sondern von an der Wahrung der Reichseinheit interessierten Mannern wie dem Abt von Corbie Wala dem Altkanzler Helisachar und dem Erzkapellan Hilduin aus Die loyale Palastrebellion der sich bald auch die drei alteren Bruder Karls Pippin Ludwig und als letzter Lothar anschlossen wobei der alteste Kaisersohn die Fuhrung des Aufstands ubernahm vermochte es auf der Reichsversammlung von Compiegne Ende April oder Anfang Mai 830 den alten Rechtszustand zu sanktionieren Die Beschlusse der Wormser Reichsversammlung wurden aufgehoben Lothar ubernahm die Regierung im Namen seines Vaters Judith und ihre Bruder wurden in aquitanische Kloster geschickt Der junge Karl sollte auf ein geistliches Leben als Monch vorbereitet werden und somit aus dem politischen Leben ausscheiden Ludwig dem Frommen gelang es jedoch schon einige Monate spater Ludwig den Deutschen und Pippin von Aquitanien durch Angebote von Gebietsvergrosserungen auf seine Seite zu ziehen Auf der Reichsversammlung von Nimwegen im Oktober 830 musste Lothar die Oberherrschaft des Vaters wieder anerkennen und auf dem Hoftag zu Aachen im Februar 831 liess Ludwig der Fromme die Anfuhrer der Rebellion festsetzen und verurteilen Lothar verlor erneut die Teilhabe an der Gesamtherrschaft und wurde nach Italien abgeschoben In einer neuen Erbfolgeregelung der undatiert uberlieferten Regni divisio wurde Ludwigs des Frommen Versprechen an die beiden jungeren Sohne Ludwig und Pippin eingelost Unter Ausklammerung des Lothar verbliebenen Italien wurde das Reich neu aufgeteilt Pippins aquitanisches Unterkonigreich wurde nach Norden um das Land zwischen Seine und Loire und achtundzwanzig Gaue nordlich der Seine ausgedehnt Ludwig bekam die rechtsrheinischen Gebiete ausser Alemannien die nordliche Francia die Gaue von Boulogne und Therouanne das Artois und Vermandois Karls alemannisch elsassisches Erbteil wurde um den wichtigen altkarolingischen Moselraum sowie das Rhone Gebiet erweitert Auch wenn sie nur eine Anwartschaft fur die Zukunft darstellte denn Ludwig der Fromme behielt sich fur die Zeit seines Lebens die unbeschrankte kaiserliche Hegemonialstellung vor beweist diese erneute Aufteilung des Reiches unmissverstandlich dass Ludwig in der gegebenen Situation selbst das System der Ordinatio von 817 aufgegeben hatte Die grosse Emporung von 833 Bearbeiten nbsp Karl der Kahle Illustration aus einer Handschrift die fur ihn selbst zwischen 842 und 869 von Liuthard in goldener Unzialschrift verfasst worden ist Wegen Karl dem Kahlen dem einzigen Sohn aus der zweiten Ehe Ludwigs des Frommen mit der Welfin Judith wurde die Ordinatio imperii fallen gelassen Doch auch der Aachener Teilungsplan von Januar 831 und die Ruckkehr zu den Grundsatzen der Reichsteilung von 806 konnten die tieferen Ursachen der Krise nicht beseitigen Schon 833 kam es zur zweiten Emporung der Sohne gegen den Vater Die gemeinsamen Interessen und die Furcht vor weiteren Benachteiligungen zugunsten Karls des Kahlen hatten Lothar Pippin und Ludwig zum erneuten Bundnis gegen den Vater im innerdynastischen Machtkampf zusammengefuhrt Bewaffnete Auseinandersetzungen wurden diesmal von beiden Parteien in Kauf genommen und so trafen sich Ende Juni 833 auf dem Rotfeld bei Colmar die Heere Ludwigs und seiner drei Sohne Zu einem Kampf kam es jedoch nicht denn wahrend der Kaiser mit Papst Gregor IV der sich bereitgefunden hatte Lothar zu begleiten und fur die Geltung der Ordinatio imperii seine Autoritat einzusetzen uber einen Ausgleich verhandelte wussten die Sohne Ludwigs seine Anhanger auf ihre Seite zu ziehen Von den eigenen Truppen verlassen musste Ludwig der Fromme sich seinen Sohnen ergeben wurde gefangen genommen und als Herrscher abgesetzt Der Sturz Ludwigs sollte diesmal auch kirchlich sanktioniert werden und so erklarten die Bischofe allen voran die Erzbischofe Agobard und Ebo auf einer Reichsversammlung in Compiegne im Oktober 833 dass Ludwig sein Amt durch schlechtes Regieren verwirkt habe und mahnten ihn Kirchenbusse auf sich zu nehmen Die Herrschaft ging formlos an Lothar uber der den kaiserlichen Urkundentitel des Vaters fortan fuhrte Lothar konnte wahrscheinlich seinen Brudern ein Treueversprechen abnehmen musste ihnen aber grosse bis in den Seine und Maasraum reichende Lander zur selbstandigen Herrschaft uberlassen Die Situation im Frankenreich anderte sich jedoch rasch wieder Lothar agierte zu ungeschickt und wollte gegenuber seinen jungeren Brudern eine Vorherrschaft durchsetzen zudem stiess sein harter Umgang mit Ludwig dem Frommen sowohl beim Volk und den Grossen des Frankenreiches als auch bei Pippin und Ludwig dem Deutschen auf Widerstand sodass noch vor dem Ende des Jahres 833 das Bundnis der Bruder auseinanderbrach Schon Anfang 834 sah sich Lothar der offenen Feindschaft Ludwig des Deutschen bald auch Pippins von Aquitanien gegenuber Sie versammelten im Februar 834 ihre Heere und zogen Pippin vom Westen Ludwig vom Osten gegen Lothar der zu der Zeit in Paris Hof hielt Nachdem Lothar sich vor dieser nahenden Ubermacht Ende Februar 834 nach Burgund zuruckgezogen hatte wurde Ludwig der Fromme am 1 Marz 834 in St Denis aus der Kirchenbusse entlassen und wieder als Kaiser anerkannt Lothar wich einer Schlacht aus auch wenn seine Anhanger einen Sieg an der Bretonengrenze erfochten und er selbst Chalon einnahm Im Spatsommer 834 konnte Ludwig der Fromme bei Blois die Unterwerfung Lothars entgegennehmen Er beliess ihm Italien gebot ihm aber dieses Land nicht eigenmachtig zu verlassen Letzte Nachfolgeregelungen Ludwigs des Frommen BearbeitenDie Ausstattung des jungsten Kaisersohnes Karl blieb jedoch auch nach 834 ein offenes Problem Auf einer Reichsversammlung in Aachen im Oktober 837 sprach Ludwig der Fromme erneut bedeutende Gebiete zwischen Friesland und der Seine dem jungen Karl zu Daraufhin kam es Anfang 838 zu einem Treffen zwischen Ludwig dem Deutschen und Lothar im Tal von Trient was von Ludwig den Frommen als Verschworung gegen ihn gedeutet wurde Auf der Reichsversammlung von Nimwegen im Mai Juni 838 folgte dann ein Streit zwischen Vater und Sohn in dessen Folge der Kaiser nun den Herrschaftsbereich Ludwigs des Deutschen radikal verkleinerte indem er ihm das Elsass Sachsen Thuringen Ostfranken und Alemannien entzog womit er Ludwig den Deutschen lediglich auf Bayern beschrankte Als Ludwig der Fromme Mitte September 838 in Quierzy Karl den Kahlen fur volljahrig und wehrhaft erklaren konnte und ihn zum Konig von Neustrien kronte war die Ordinatio Imperii nun auch formell in einem ihrer zentralen Bestandteile dem Verbot weiterer Teilung aufgegeben denn jetzt war ein neues Unterkonigreich geschaffen Ende 838 ergab sich dann eine neue Konstellation im corpus fratrum Pippin von Aquitanien war im Dezember 838 uberraschend gestorben Ludwig der Fromme uberging den Erbanspruch Pippins II des Sohnes Pippins von Aquitanien lud Lothar zu einer Reichsversammlung nach Worms im Mai Juni 839 und verfugte eine Teilung des Gesamtreiches ausser Bayerns nur zwischen Lothar und Karl Italien und die Lander ostlich einer Linie von der Maas zum Genfersee fielen an Lothar der Westen an Karl Sowohl Ludwig von Bayern als auch ein Teil der aquitanischen Grossen der Pippin II zum Konig ausrief widersetzten sich jedoch dieser Entscheidung Der Kaiser musste wieder zu Felde ziehen 839 nach Aquitanien 840 gegen Ludwig von Bayern Eine Losung der erneut gespannten Situation im Frankenreich konnte Ludwig der Fromme jedoch nicht mehr erleben Er verstarb am 20 Juni 840 auf einer Rheininsel bei Ingelheim Der Bruderkrieg 840 842 BearbeitenLudwig der Fromme hatte 840 kurz vor seinem Tode Lothar eine Krone ein reich verziertes Schwert und das Reichsszepter ubersandt Damit designierte der sterbende Kaiser den altesten Sohn zum Nachfolger und ubertrug ihm die Leitung Oberhoheit des Reiches Zugleich verpflichtete Ludwig der Fromme Lothar aber auch Karl den Reichsteil zu uberlassen mit dem er bei der letzten Reichsteilung ausgestattet worden war Boshof sieht in diesem letzten Handeln Ludwigs den Versuch die Reichsordnung von 817 mit dem Vorrang des zum Kaiser erhobenen Bruders im corpus fratrum aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den geanderten Verhaltnissen anzupassen Lothar ignorierte aber die Wormser Abmachung von 839 und beanspruchte nun alle Kaiserrechte aus der Ordinatio imperii von 817 Lothars Suprematie Anspruch im Osten Bearbeiten nbsp Lothar I altester Sohn Ludwigs des Frommen und dessen Nachfolger in der Kaiserwurde war seit der ersten Ausstattung seines Halbbruders Karls des Kahlen bis zum Frieden von Diedenhofen 842 und dem im daraufhin 843 abgeschlossenen Vertrag von Verdun bemuht die kaiserliche Suprematie im Reich durchzusetzen Paris Bibliotheque Nationale de France Ms lat 266 fol 1 Nachdem er Boten in die Francia geschickt hatte um den Franken Eide und Treueversprechen abzuverlangen und sie gleichzeitig durch das Bestatigen aller von Ludwig den Frommen ubertragenen Lehen fur sich zu gewinnen verliess Lothar Italien uberquerte die Alpen und zog das Rheintal hinab um sich zunachst der ostfrankischen Gebiete zu bemachtigen Doch auch Ludwig der Deutsche nutzte die unmittelbare Zeit nach dem Tode des Vaters Er drang bis zum Rhein vor liess einen Teil seiner Truppen als Besatzung in Worms zuruck und wandte sich gegen die Sachsen um diese zu unterwerfen Lothar vermochte indessen die Mehrheit der Franken fur sich zu gewinnen Die legitimistisch denkenden Kreise mogen sich ihm als altestem Sohn des verstorbenen Kaisers zugeneigt haben Vor allem aber standen die Vertreter der Einheitspartei auf Lothars Seite Sowohl geistliche als auch weltliche Grosse hatten evidente Grunde an der Reichseinheit festzuhalten Teilungen machten nicht vor Kirchenprovinzen halt Der hohe frankische Adel der in allen Teilen des Reiches Grundbesitz und Amter hatte musste ebenfalls bei einer Reichsteilung an Macht und Einfluss verlieren In Ostfranzien standen wahrscheinlich dieselben Adligen auf Seiten Lothars die an denen Nimwegener Beschluss von 838 beteiligt waren der den Machtbereich Ludwigs des Deutschen auf Bayern beschrankte Ihr Eintreten fur Lothar schien den frankischen Grossen die Einheit der Francia zu gewahrleisten Ein weiterer Grund hierfur mag auch die Furcht vor Repressalien Ludwigs aufgrund der bislang ablehnenden Haltung des ostfrankischen Adels gewesen sein Bei Kostheim am Rhein in der Nahe von Mainz traf dann Lothar unerwartet auf Ludwig der aus Sachsen zur Verteidigung des rechtsrheinischen Gebietes herbeigeeilt war Fur die Nacht wurde ein Waffenstillstand geschlossen Lothar verzichtete auf eine militarische Entscheidung und man einigte sich auf ein Treffen am 11 November am selben Ort um nochmals zu verhandeln Lothars Suprematie Anspruch im Westen Bearbeiten Dank der Abmachung mit Ludwig dem Deutschen hatte Lothar im Osten zunachst den Rucken frei worauf er sich wieder Karl zuwandte Karl hatte die denkbar ungunstigste Ausgangslage der drei Bruder nach dem Tode Ludwigs des Frommen Er verfugte nicht uber eine so ausgepragte Hausmacht wie seine Halbbruder Sowohl Lothar als auch Ludwig der Deutsche hatten durch ihre lange Regierungszeit in Italien bzw Bayern eine Autoritat bei den einheimischen Magnaten erreicht die unumstosslich geworden war Karl hingegen musste sich um Anhang bei den Vasallen nordlich der Loire und westlich der Maas bemuhen denn das ihm 839 in Worms zugesprochene Aquitanien strebte unter Pippin II der immer noch beachtlichen Ruckhalt fur seinen Anspruch auf die Nachfolge des Vaters bei den aquitanischen Grossen fand nach Autonomie und setzte den gegen Ludwig den Frommen begonnenen Aufstand auch gegen seinen jungsten Sohn fort So fuhrte Karl der Kahle einen Feldzug gegen Pippin II in Aquitanien als Lothar im Oktober 840 die Seine uberschritt um Neustrien zu erobern Wie schon in Ostfranzien stromten auch in Neustrien viele der frankischen Grossen Lothar zu Nithard nennt Abt Hilduin von Saint Denis Graf Gerhard von Paris und Pippin den Sohn Konig Bernhards von Italien als die beruhmtesten Uberlaufer Jenseits des Kohlenwaldes im Raum zwischen der Maas und Mittelrhein fiel schon wesentlich fruher ein grosser Teil des Adels von Karl dem Kahlen ab Im November 840 trafen dann Karl und Lothar mit ihren Heeren in der Nahe von Orleans aufeinander Doch wie schon zuvor bei Kostheim mit Ludwig riskierte der Kaiser auch diesmal nicht eine Schlacht Stattdessen einigte man sich auf eine Verschiebung der Verhandlungen auf den 8 Mai 841 in Attigny Aquitanien Septimanien die Provence und zehn Grafschaften zwischen Loire und der Seine wurden dabei von Lothar Karl bis zur endgultigen Gebietsregelung zugestanden Die Schlacht von Fontenoy 841 Bearbeiten Nach der vorlaufigen Verstandigung mit Karl zog Lothar zunachst nach Sudosten Richtung Burgund bevor er sich mit seinem Heer wieder Ludwig dem Deutschen zuwandte der in der Zwischenzeit seine Anerkennung als Konig von Teilen der Alemannen Ostfranken Thuringer und Sachsen erreichte und erneut das linke Rheinufer besetzte Vor allem jedoch in Ostfranzien hielt sich Ludwigs Autoritat immer noch in Grenzen Lothar nutzte dies aus und konnte neben Graf Adalbert von Metz aus der Familie der Hattonen auch Bischof Otgar von Mainz fur sich gewinnen Anfang April 841 gelang es dem Kaiser nahe Worms den Rhein zu uberqueren nachdem Ludwig ihm zuvor bei Mainz den Ubergang uber den Fluss erfolgreich verwehrt hatte Ohne Kampf wusste Lothar Ludwig indem er Ludwigs Anhanger zum Abfall bewegte zum fluchtartigen Ruckzug nach Bayern zu zwingen Allein das erkannte nun Ludwig der Deutsche war er Lothar nicht gewachsen und sandte daher Boten zu Karl mit dem Anerbieten ihn zu unterstutzen Karl der es geschafft hatte einige Grosse wieder auf seine Seite zu ziehen und den Ubergang uber die Seine zu erzwingen nahm das Angebot Ludwigs an da ihm ein neuerlicher Angriff Lothars bevorstand Im Ries an der Grenze zwischen Alemannien und Bayern sollte der von Lothar ostlich des Rheins als Anfuhrer der ostfrankischen Truppen zuruckgelassene Graf Adalbert von Metz Ludwigs erneute Versuche nach Westen vorzustossen abwehren Am 13 Mai 841 kam es an der Wornitz im Ries zu einer blutigen Schlacht Schlacht an der Wornitz in der Ludwig siegreich blieb und neben Graf Adalbert von Metz viele ostfrankische Verbundete des zu diesem Zeitpunkt bei Montmedy weilenden Lothars fielen Lothar konnte jetzt ein Zusammentreffen Ludwigs und Karls nicht mehr verhindern Bei Auxerre standen dem Kaiser nun die vereinigten Heere seiner Bruder gegenuber Ludwig und Karl sandten Lothar eine Botschaft in der sie um friedlichen Austrag baten gleichzeitig aber um Anerkennung des ihnen Zustehenden verlangten Lothar wies zwar die Friedensbemuhungen der beiden jungeren Bruder ab doch ging er einem Waffengang zuerst aus dem Weg ruckte von den zwei Brudern ab und zog Pippin II entgegen mit dem er am 24 Juni zusammentraf Der Kaiser hatte zuvor noch ein Teilungsangebot seiner jungeren Bruder in dem unter anderem Ludwig seine Anspruche auf die linksrheinischen Gebiete aufgab und Karl seinerseits auf das Land ostlich des Kohlenwaldes verzichtete abgelehnt Am Morgen des 25 Juni 841 kam es dann in Fontenoy en Puisaye sudwestlich von Auxerre zur Schlacht zwischen Lothar und Pippin II auf der einen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen auf der anderen Seite Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle behielten schliesslich die Oberhand in dieser blutigen Schlacht Angilbert schreibt Lothars Niederlage dem Verrat und Wankelmut einiger Adliger wie des Markgrafen Bernhard von Septimanien zu die in sicherer Entfernung auf den Ausgang der Schlacht gewartet hatten um dann dem Sieger zu huldigen Das Ende des Bruderkrieges und der Vertrag von Verdun 843 Bearbeiten nbsp Das Karolingerreich nach dem Vertrag von VerdunDie schwere Niederlage Lothars wurde von seinen Brudern und ihren Parteigangern als Gottesurteil angesehen Lothar der sich immer noch nicht geschlagen geben wollte unterstutzte die sachsischen Frielingen und Lassen die sich als Stellinga gegen den Adel und somit auch Ludwig den Deutschen auflehnten Zudem nahm er Verbindung zu den Normannen auf die seit 834 Friesland und die gesamte friesisch nordgallische Kuste bedrangten und belehnte ihre Anfuhrer Harald Klak mit der Insel Walcheren und Rorik I mit dem Gau Kimmen Kinnin in Friesland Diese Massnahmen bewirkten jedoch ein naheres Zusammenrucken Karls des Kahlen und Ludwigs des Deutschen die am 14 Februar 842 in Strassburg vor ihren versammelten Heeren feierlich ein Bundnis in Althochdeutsch und Altfranzosisch beschworen Strassburger Eide Nachdem Karl und Ludwig mit vereinter Heeresmacht Lothar bald darauf zwangen aus Aachen nach Burgund zu fliehen und der Kaiser befurchten musste dass das Frankenreich nordlich der Alpen unter seine jungeren Bruder aufgeteilt wurde sah sich Lothar zu schnellem Einlenken gezwungen Er liess seinen Neffen Pippin II von Aquitanien fallen und begann uber den Frieden zu verhandeln Im Juni 842 kam es bei Macon zu einer Zusammenkunft Lothars Ludwigs und Karls die sich auf die Grundsatze einer Teilung einigten und damit dem Bruderkrieg ein Ende setzten Eine Kommission aus jeweils vierzig Bevollmachtigten jeder Seite wurde zur Regelung der Grenzziehung in den frankischen Kernbereichen einberufen Ausgenommen blieben Aquitanien Bayern und Italien als die unstrittigen Machtbereiche Karls Ludwigs bzw Lothars Weitere Verhandlungen fuhrten im Herbst 842 in Diedenhofen zu einem neuen vorlaufigen Friedensabkommen das den Weg fur den endgultigen Teilungsvertrag ebnete Dieser wurde nach schwierigen von Misstrauen gehemmten Verhandlungen im August 843 in Verdun geschlossen Ludwig der Deutsche erhielt das Gebiet ostlich von Rhein und Aare bis zu den Alpen jedoch auch die linksrheinischen Stadte Mainz Worms und Speyer mit ihrem Umland Eine Linie die sich an die Flusslaufe von Schelde Maas Saone und Rhone anlehnte sollte das Westreich Karls vom Anteil Lothars scheiden Der Kaiser bekam ein um die Kaiserstadte Aachen und Rom gruppiertes Mittelreich das sich uber Italien hinaus von der Provence bis Friesland erstreckte und spaterhin den abfalligen Namen Kegelbahn erhielt Beurteilung der Jahre 830 843 durch die Forschung BearbeitenDie innerdynastischen Kampfe der Karolinger in den Jahren 830 842 und der anschliessende Vertrag von Verdun 843 bedeuten fur die Forschung nicht nur a posteriori einen tieferen Einschnitt in der Geschichte des Karolingerreiches Das Teilungsrecht hatte sich in den Jahren 830 843 gegenuber der Reichseinheitsidee durchgesetzt Zwar wurde am Ende der innerdynastischen Kampfe des Karolingerhauses in Verdun nach Steinbach keine Reichsteilung sondern wie stets vorher nur die Herrschaftsteilung in der Konigsfamilie beschlossen Auch wurde die Einheit des Reiches von den drei Brudern wie auch vom Klerus oder der Reichsaristokratie die mehrfach Besitzungen in den drei Teilreichen hatte in den Jahren nach Verdun immer wieder betont Es handelte sich hierbei allerdings nur um eine ideelle Einheit Die in der Ordinatio imperii von 817 ausformulierte Staatsidee der im Kaisertum zentrierten substantiellen Reichseinheit wurde 843 endgultig aufgegeben Der Vertrag von Verdun stand somit am Ende einer Entwicklung die wie sich gezeigt hat 830 begann als es zum ersten Thronsturz Ludwigs des Frommen kam Die innerdynastischen Kampfe der 830er Jahre bedeuteten den wechselvollen Kampf der Sohne gegen den Vater spater der Sohne gegeneinander Es lassen sich drei Interessensgruppen erkennen hinter denen nochmals Partikularinteressen standen Quellen BearbeitenAnnales Bertiniani In Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte II hrsg von Reinhold Rau Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Band VI Darmstadt 1972 S 11 287 Annales Fuldenses In Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte III hrsg von Reinhold Rau Ausgewahlte Quellen zur deutschen 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Dummler MGH Epistolae V Weimar 1899 S 462 465 Lex Salica hrsg von Karl August Eckhardt Germanenrechte Neue Folge Westgermanisches Recht Weimar 1953 Lotharii I et Lotharii II Diplomata hrsg von Theodor Schieffer MGH Diplomatum Karolinorum III Berlin Zurich 1966 Nithardi historiarum Libri IIII In Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte I hrsg von Reinhold Rau Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Band V Darmstadt 1968 S 385 461 Regesta Imperii begr von Johann Friedrich Bohmer neubearb von Engelbert Muhlbacher und Johann Lechner Innsbruck 1908 ND mit einem Vorwort Konkordanztabellen und Erganzungen von Carlrichard Bruhl und Hans H Kaminsky Hildesheim 1966 zitiert BM Nummer Reginonis Chronica In Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte III hrsg von Reinhold Rau Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Band VII Darmstadt 1960 S 179 319 Rhythmus de pugna fontanetica In Poetae Latini medii aevi 2 Poetae Latini aevi Carolini II Herausgegeben von Ernst Dummler Berlin 1884 S 137 139 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Thegani Vita Hludowici Imperatoris In Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte I hrsg von Reinhold Rau Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Band V Darmstadt 1968 S 215 253 Literatur BearbeitenArnold Angenendt Das Fruhmittelalter Die abendlandische Christenheit von 400 bis 900 Stuttgart 1995 Hans Hubert Anton Karl der Grosse die Karolinger und Europa In Gunther Gehl Mathilde Reichertz Hrsg Die Karolinger als Stammvater Europas Historie und Politik 4 Weimar 1995 S 11 32 Jacques Delperrie De Bayac Karl der Grosse Leben und Zeit Wien 1976 Egon Boshof Ludwig der Fromme Gestalten des Mittelalters und der Renaissance Darmstadt 1996 Karl Brunner Oppositionelle Gruppen im Karolingerreich Veroffentlichungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Band XXV Graz 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the Pious 814 840 Cambridge 2009 Martin Kintzinger Die Erben Karls des Grossen Frankreich und Deutschland im Mittelalter Ostfildern 2005 Gerhard Lubich Auf dem Weg zur Guldenen Freiheit Herrschaft und Raum in der Francia orientalis von der Karolinger zur Stauferzeit Historische Studien Band 449 Husum 1996 Eckhard Muller Mertens Karl der Grosse Ludwig der Fromme und die Freien Wer waren die liberi homines der karolingischen Kapitularien 742 743 832 Forschungen zur Mittelalterlichen Geschichte Band 10 Berlin 1963 Janet L Nelson Charles the Bald London 1992 August Nitschke Fruhe christliche Reiche In Alfred Heuss Golo Mann August Nitschke Propylaen Weltgeschichte Funfter Band Der Islam und die Entstehung Europas Frankfurt am Main Berlin 1963 S 273 395 Friedrich Prinz Grundlagen und Anfange Deutschland bis 1056 Neue Deutsche Geschichte Band 1 Munchen 1985 Pierre Riche Die Karolinger Eine Familie formt Europa 3 Auflage Munchen 1995 Pierre Riche Die Welt der Karolinger 2 Auflage Paris 1999 Rudolf Schieffer Die Karolinger 4 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 978 3 17 019099 3 Theodor Schieffer Das karolingische Grossreich 751 843 In Theodor Schieffer Hrsg Europa im Wandel von der Antike zum Mittelalter Handbuch der europaischen Geschichte Band 1 Stuttgart 1976 S 542 596 Walter Schlesinger Kaisertum und Reichsteilung Zur Divisio regnorum von 806 In Gunther Wolf Hrsg Zum Kaisertum Karls des Grossen Wege der Forschung Band 38 Darmstadt 1972 S 116 173 Hans K Schulze Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen Merowinger und Karolinger Die Deutschen und ihre Nation Berlin 1987 Hans Steidle Die Entstehung der fruhmittelalterlichen Gesellschaft in Ostfranken Ein Beitrag zur fruhmittelalterlichen Gesellschaftsgeschichte und Feudalismusforschung Mainfrankische Studien Band 46 Wurzburg 1989 Franz Steinbach Das Frankenreich Konstanz 1957 Harald Zimmermann Das Mittelalter I Teil Von den Anfangen bis zum Ende des Investiturstreites Braunschweig 1975 Erich Zollner Die politische 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