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Engelbert Muhlbacher 4 Oktober 1843 in Gresten Niederosterreich 17 Juli 1903 in Wien war ein osterreichischer Historiker und Diplomatiker Engelbert MuhlbacherLowe uber einem getoteten Drachen am Grabmal Muhlbachers 2023 nach der Restaurierung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Weitere Werke Auswahl 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenMuhlbacher wurde im niederosterreichischen Gresten als Sohn eines Schmieds geboren doch stammten seine Eltern ursprunglich aus Traunkirchen in Oberosterreich wo der alte Familienbesitz ein Eisenhammer lag und so fuhlte sich Muhlbacher in seinem ausgepragten Heimatgefuhl auch stets als Oberosterreicher Bis 1862 besuchte Muhlbacher das Gymnasium in Linz um noch in demselben Jahr als Novize in das Chorherrenstift St Florian Linz einzutreten Noch wahrend seiner dortigen theologischen Ausbildung befasste er sich intensiv mit historischen Studien die auch in der Theologisch Praktischen Quartalsschrift veroffentlicht wurden Zur altesten Kirchengeschichte des Landes ob der Enns 1868 Zur Kritik der Legenden des hl Florian 1868 Am 28 Juli 1867 wurde Muhlbacher zum Priester geweiht und war fur die nachsten Jahre in der Seelsorge tatig 1872 nahm Muhlbacher das Studium der Geschichte an der Universitat Innsbruck auf wo Julius von Ficker sein wichtigster Lehrer wurde Bereits 1874 wurde Muhlbacher mit einer Dissertation promoviert uber die streitige Papstwahl des Jahres 1130 gedruckt 1876 denn die kirchenpolitischen Kampfe des 12 Jahrhunderts fesselten sein Interesse damals am meisten Anschliessend wandte sich Muhlbacher der Diplomatik zu und liess sich von 1874 bis 1876 bei Theodor von Sickel in Wien ausbilden Aufgrund von Arbeiten uber die Datierung der Urkunden Lothars I und uber die Urkunden Karls III gedruckt in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 85 1877 und 92 1879 wurde er 1878 in Innsbruck habilitiert Darauf wurde er 1879 Herausgeber der neu gegrundeten Mitteilungen des Instituts fur osterreichische Geschichtskunde im Folgenden kurz MIOG Diese Aufgabe ubte Muhlbacher bis zu seinem Tod aus und machte dabei die MIOG zur wichtigsten historischen Zeitschrift Osterreichs 1881 wurde Muhlbacher ausserordentlicher Professor fur mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften in Wien Wegen seiner unklaren geistlichen Stellung Muhlbacher war nie formell aus dem Linzer Chorherrenstift ausgetreten hatte es aber seit den 1870er Jahren nicht mehr aufgesucht und war zudem als Kritiker des Unfehlbarkeitsdogmas von 1870 aufgetreten musste er bis 1896 auf seine Ernennung zum ordentlichen Professor warten In demselben Jahr wurde Muhlbacher auch zum Direktor des Instituts fur osterreichische Geschichtsforschung ernannt 1891 wurde Muhlbacher in die Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica MGH gewahlt Die Edition der Karolingerurkunden welche die MGH 1875 zunachst vertagt hatten wurde 1892 von Muhlbacher ubernommen und mit seinen Mitarbeitern Alfons Dopsch und Michael Tangl energisch vorangetrieben Wenn sich auch der ursprungliche Plan innerhalb von zehn Jahren samtliche karolingischen Herrscher im Gesamtreich bis 840 sowie danach im Ostfrankenreich bis 911 zu edieren als viel zu optimistisch erwies lag beim Tode Muhlbachers doch das fast fertige Manuskript der Urkunden Pippins Karlmanns und Karls des Grossen vor Mit 59 Jahren erlag er im Juli 1903 einem Herzversagen infolge einer verschleppten Lungenentzundung auf die er in seinem Arbeitseifer keine Rucksicht genommen hatte Engelbert Muhlbacher ruht in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Doblinger Friedhof Gruppe 30 Reihe 4 Nummer 10 in Wien 1930 wurde die Muhlbachergasse in Wien Hietzing nach ihm benannt Werk BearbeitenDrei bedeutende wissenschaftliche Arbeiten machen das Hauptwerk Muhlbachers aus Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751 918 Regesta Imperii I 1 Auflage 1889 2 erganzte Auflage 1908 Digitalisat verzeichnen Urkunden Itinerar und weitere Herrschaftsakte Kapitularien Reichsversammlungen u a der karolingischen Konige von Pippin bis zu Konrad I unter Berucksichtigung der fruheren Arnulfinger bereits ab Arnulf von Metz Mit diesem grundlegenden Werk hat Muhlbacher nicht nur das relevante Material fast vollstandig erfasst sondern auch Bedeutendes in seiner kritischen Erschliessung geleistet z B in seinem Urteil uber Echtheit oder Unechtheit von Urkunden Als Teil der von Johann Friedrich Bohmer begrundeten Reihe der Regesta Imperii wird dieses Werk mit dem Kurztitel Bohmer Muhlbacher zitiert Muhlbachers Deutsche Geschichte unter den Karolingern Stuttgart 1896 Nachdrucke 1959 1972 1980 1999 wird wegen ihrer Beherrschung des Stoffs der klaren Darstellung und dem Mut zu prononcierten Urteilen auch heute noch herangezogen Mit den Urkunden Pippins Karlmanns und Karls des Grossen MGH Diplomata Karolinorum I 1906 postum erschienen Digitalisat legte Muhlbacher die erste wissenschaftliche und bis heute massgebliche Edition der Urkunden der drei genannten frankischen Konige vor Angesichts dieser Leistung fallen kleinere Mangel der Edition die bereits damals auch innerhalb der MGH kritisiert wurden weniger ins Gewicht namlich dass Muhlbacher darauf verzichtet hatte die Diktatoren d h die den Text formulierenden Notare fur die einzelnen Urkunden festzustellen und dass er die Originalurkunden nicht wortlich abdruckte sondern bisweilen den Text emendierte und dann an dieser Stelle die Lesart des Originals in eine Anmerkung im textkritischen Apparat verbannte wahrend es sonst als feste Regel der Diplomatik gilt Originale unverandert abzudrucken Weitere Werke Auswahl BearbeitenUn diplome faux de Saint Martin de Tours In Melanges Julien Havet 1895 S 131 148 Die Constantinische Schenkung in der deutschen Reichskanzlei In MIOG 2 1881 S 115 Die Treupflicht in den Urkunden Karls des Grossen In MIOG Erganzungsband 6 1901 S 871 883 Zwei weitere Passauer Falschungen zu DD Ludwig das Kind 9 und 84 In MIOG 24 1903 S 424 432 Literatur BearbeitenHarry Bresslau Geschichte der Monumenta Germaniae historica Hannover 1921 Neudruck Hannover 1976 S 644 688 690 716 Friedrich Buchmayr Muhlbacher Engelbert In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 15 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 077 8 Sp 1037 1041 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Johann Lechner Engelbert Muhlbacher In Historische Vierteljahrsblatter 7 1904 S 133 136 Oswald Redlich Engelbert Muhlbacher In MIOG 25 1904 S 201 207 Martin Ruf Muhlbacher Engelbert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 270 f Digitalisat Ulrich Stutz Nachruf Engelbert Muhlbacher In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 24 1903 S 457 Michael Tangl Engelbert Muhlbacher Ein Nachruf In Neues Archiv 29 1904 S 266 274 Wiederabgedruckt in Michael Tangl Das Mittelalter in Quellenkunde und Diplomatik Band 2 Austria Graz 1966 S 889 895 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Engelbert Muhlbacher Quellen und Volltexte Literatur von und uber Engelbert Muhlbacher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bucher und Aufsatze von Engelbert Muhlbacher im Opac der Regesta Imperii C Wolfsgruber Engelbert Muhlbacher Eintrag in der Catholic Encyclopedia mit falschen Angaben Muhlbacher erhielt seine Schulausbildung nicht in Wien sondern in Linz 1874 wurde er nicht zum Dr theol sondern zum Dr phil promoviert Normdaten Person GND 11716173X lobid OGND AKS LCCN n88666607 VIAF 71614306 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muhlbacher EngelbertKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Historiker und DiplomatikerGEBURTSDATUM 4 Oktober 1843GEBURTSORT Gresten Kaisertum OsterreichSTERBEDATUM 17 Juli 1903STERBEORT Wien Osterreich Ungarn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Engelbert Muhlbacher amp oldid 235506428