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Die Konigspfalz Quierzy in Quierzy im heutigen franzosischen Departement Aisne war im 8 und 9 Jahrhundert eine der wichtigen Residenzen der karolingischen Kaiser und Konige bevor sie vermutlich Ende des 9 Jahrhunderts von den Normannen zerstort wurde Gedenkstele fur die Pfalz der Merowinger und Karolinger in QuierzyBei Ausgrabungen die wahrend des Ersten Weltkriegs vorgenommen wurden legte man auf einem Acker ostlich der Gemeinde Quierzy Spuren einer mittelalterlichen Burganlage frei Sie wurden von den Ausgrabern als Reste der Konigspfalz gedeutet Dies ist in der Forschung umstritten weitere Grabungen zur Klarung dieser These wurden jedoch bisher nicht begonnen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Ausgrabungen 3 Die Konigspfalz des Georg Weise 4 Literatur 5 FussnotenGeschichte BearbeitenNach dem Gallischen Krieg wurden in der Gegend Laeten angesiedelt unter anderem auf dem Gutshof eines Charisius 236 wird der Ort erstmals als Charisilittae Laeten des Charisius erwahnt Quierzy wird im Jahr 605 als Cariciacum erwahnt als Protadius Hausmeier des Konigs Theuderich II aus dem Haus der Merowinger und Favorit der Koniginwitwe Brunichild hier im Feldlager von Angehorigen des Heeres getotet wurde Hundert Jahre spater gehort es zum Besitz der Karolinger In der hier stehenden villa starb Karl Martell am 22 Oktober 741 Kurz zuvor hatte Martell Quierzy in einer Urkunde den Rang einer Konigspfalz zugebilligt nbsp Papst Stephan II nimmt 756 von Abt Fulrad von Saint Denis die Schenkungsurkunde Pippins entgegen Im Jahr 754 feierten Pippin der Jungere und Papst Stephan II der sich auf der Suche nach Unterstutzung gegen die Langobarden befand hier das Osterfest Die bei diesem Aufenthalt getroffenen Vereinbarungen fuhrten zu Pippins Langobardenfeldzugen 756 zur Grundung des Kirchenstaates Pippinsche Schenkung sowie im Gegenzug zur Salbung von Pippin und seinen Sohnen durch den Papst und damit zur offiziellen Anerkennung der Karolinger als neuer Herrscherfamilie durch die Kirche Auf der in dieser Zeit im benachbarten Bretigny stattfindenden Synode von Quierzy in Quierzy gab es dafur offenbar keine geeigneten Raume wurde beschlossen im Frankenreich die romische Liturgie und den gregorianischen Gesang zu ubernehmen Auch die Zahl der spateren Aufenthalte Pippins und die Anlasse dafur lassen den Schluss zu dass Quierzy fur ihn die Hauptresidenz war Manche Forscher gehen daher so weit hier den Geburtsort Karls des Grossen zu vermuten Nach Pippins Tod 768 gehorte Quierzy zum Herrschaftsbereich seines Sohnes Karlmann Karl der Grosse kam als Konig erst nach dessen Tod hierher also ab 771 verbrachte dort Weihnachten 774 und die erste Halfte des Jahres 775 ohne Unterbrechung In dieser Zeit wurde auf einem Reichstag beschlossen gegen die Sachsen in den Krieg zu ziehen Nach dem Aufenthalt im Winter 781 782 sank die Bedeutung Quierzys fur Karl der sich nun vor allem in Frankfurt Regensburg Worms und vor allem Aachen aufhielt Erst wieder anlasslich der Reise eines anderen Papstes Leo III Ende 804 in das Kerngebiet des Frankenreichs feierte Quierzy ein Weihnachtsfest mit dem Herrscher Die erste Halfte des 9 Jahrhunderts sah die Kaiser und Konige nur noch sporadisch in dieser Pfalz Ludwig der Fromme hielt hier 820 eine Reichsversammlung ab 827 hielt er sich zur Jagd in Quierzy auf 833 kam er nach seiner vorubergehenden Absetzung im Jahr 833 wieder hierher 838 liess er hier Karl den Kahlen zum Konig von Neustrien kronen Dieser verschaffte Quierzy neben zahlreichen Aufenthalten weltlichen und kirchlichen Versammlungen siehe z B Gottschalk von Orbais noch zwei grossere Auftritte 842 als er hier seine Ehe mit Irmentrud schloss und 877 als er anlasslich seines bevorstehenden Italienfeldzugs von dem er nicht zuruckkehren sollte das Kapitular von Quierzy erliess das oft als Beginn des Erblichkeit von Lehen und damit des Feudalismus angesehen wird Im Jahr 886 macht Karl der Dicke nach seiner Ernennung zum westfrankischen Konig in Quierzy Station Er war damit der letzte Karolinger der sich in der Pfalz aufhielt Vermutlich 890 891 wurde sie von Normannen zerstort die sich in der Region niedergelassen und das nahe gelegene Noyon belagert hatten Das Land blieb aber im Besitz des Konigs Heinrich I stellte in Quierzy 1053 noch einmal eine Urkunde aus erst Philipp I gab Quierzy 1068 an den Bischof von Noyon ab Details des ermittelten Grundrisses lassen darauf schliessen dass die Bischofe die Pfalz noch bis ins 15 Jahrhundert nutzten bevor am Ufer der Oise das Chateau de Quierzy angelegt wurde von dem heute auch nur noch der Rest eines Turmes steht Die Ausgrabungen BearbeitenDer junge Tubinger Kunsthistoriker Georg Weise 1888 1978 nutzte den Ersten Weltkrieg und den Frontverlauf durch den Quierzy im von der deutschen Armee besetzten Teil Frankreichs lag fur Ausgrabungen erst in Quierzy und wenig spater in Samoussy Im August 1916 begann er seine Untersuchung eines flachen Hugels ostlich der Gemeinde an der Strasse nach Manicamp konnte allerdings nur unter Zeitdruck und oberflachlich arbeiten da ihm der Kriegsverlauf jederzeit das Ende der Arbeiten bringen konnte Als die deutsche Armee Anfang 1917 zur Frontbegradigung die Raumung der Region anging und damit Quierzy den Franzosen uberliess brach Weise die Grabungen ab Der Grabungsbericht den er 1923 veroffentlichte wurde vor allem in Frankreich wegen mangelnder Grundlichkeit heftig kritisiert Weise der zwei Jahre zuvor eine Professur an der Universitat Tubingen erhalten hatte hielt den Kritikern entgegen dass sich in Frankreich auch fur die Erforschung der merowingischen und karolingischen Pfalzen bisher kein Interesse gezeigt hat und es fast nirgends zu Grabungen gekommen sei 1 Daran hat sich bis heute auch nichts geandert Weise wurde auf dem Hugel sehr schnell fundig fand den Boden mit Bauschutt durchzogen und dann 1 60 Meter unter der Oberflache ein Fundament von 3 50 Metern Breite und 1 20 Metern Hohe musste jedoch bald feststellen dass hier die einzigen Reste vorhanden waren Alles andere war bereits in der Vergangenheit bis ins 19 Jahrhundert hinein abgetragen und bis auf den anstehenden Boden hinunter wiederverwendet worden Da die dabei entstandenen Graben jedoch mit Bauschutt wieder aufgefullt worden waren konnte Weise wenigstens die Kontur der Anlage als im Erdreich sich scharf abhebende Spur und damit den Grundriss feststellen Weise deutete den Fund als Reste der karolingischen Konigspfalz eine Zuschreibung die im Folgenden der Einfachheit halber ubernommen wird Die Konigspfalz des Georg Weise BearbeitenDie Pfalz nahm eine sich von Westen nach Osten erstreckende ovale Grundflache von 120 mal 80 Metern ein und war von einem Mauerring umgeben dessen einziger Durchbruch im Sudwesten lag wo Weise die originalen Reste mit einer Starke von 3 50 Metern entdeckte Innerhalb des Ovals befanden sich im Osten ein rechteckiges stark gegliedertes Gebaude 30 mal 40 Meter gross und mit einer Art Patio das als Wohnhaus angesehen wird im Norden ein Gebaude in dem Weise die Konigshalle sah ein etwa 50 Meter langer an drei Seiten ebenfalls ovaler und nur an der Aussenseite gerader Bau der vom Fluss der Oise aus gesehen eine etwa 40 Meter lange Fassade prasentierte der sich die etwa gleich lange Nordseite des Wohnhauses anschloss und im Suden ein Innenhof mit Nebengebauden im Anschluss an das sechs Meter breite Tor das von zwei Turmen flankiert wurde Raume mit sakralem Charakter wurden nicht gefunden waren auch in grosserem Umfang nicht zu erwarten da die grosseren religiosen und kirchlichen Veranstaltungen offenbar in Bretigny stattfanden Literatur BearbeitenGeorg Weise Zwei frankische Konigspfalzen Bericht uber die an den Pfalzen zu Quierzy und Samoussy vorgenommenen Grabungen Fischer Tubingen 1923 Abbe Th Carlet Abbe N Caillet Annales de Quierzy sur Oise veroffentlicht vom Comite Archeologique et Historique de Noyon 1935 Georges Samson Le Palais de Quierzy et les villas dependantes de celui ci du VIe au Xe siecle Groupe Archeologique du Noyonnais 1970 79 Georges Samson Le palatinat carolingien de Quierzy sur Oise Bulletin semestriel de la Societe archeologique historique et scientifique de Noyon Juli Dezember 1993 Josiane Barbier Quierzy In Palais medievaux France Belgique 25 ans d archeologie Publications de l universite du Maine 1994 S 25 27 Jean Pierre Boizette Histoire du Peuple Franc Le Palais de Quierzy 2004 Bernd Remmler Spurensuche Die Karolinger Die verschwundenen Palaste Karls des Grossen Pro Business Berlin 2010 ISBN 978 3 86805 798 0 Fussnoten Bearbeiten Die Zitate stammen aus Weise 1923 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konigspfalz Quierzy amp oldid 232515377