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Carlrichard Bruhl 23 Februar 1925 in Frankfurt am Main 25 Januar 1997 in Dusseldorf war ein deutscher Historiker Er lehrte von 1966 bis 1990 Mittelalterliche und Neuere Geschichte an der Justus Liebig Universitat Giessen Carlrichard Bruhl aufgenommen im Jahr 1994 von Werner Maleczek Grab auf dem Alten Friedhof Bonn Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsschwerpunkte 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenDer Sohn eines Syndikus besuchte in seiner Geburtsstadt die Grundschule und bis 1941 das Wohler Realgymnasium In Berlin legte er 1943 die Reifeprufung ab Anschliessend wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und war bis zum Kriegsende als Militardolmetscher fur Franzosisch Englisch und Italienisch tatig Ab Februar 1946 studierte Bruhl Geschichte Historische Hilfswissenschaften Archaologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main wo er besonders vom Mediavisten Paul Kirn und dem Kunsthistoriker Harald Keller gepragt wurde Er wurde 1949 im Alter von 24 Jahren in Frankfurt bei Kirn uber das Thema Reims als Kronungsstadt des franzosischen Konigs bis zum Ausgang des 14 Jahrhunderts promoviert Nach einem rechtswissenschaftlichen Erganzungsstudium in Bonn und Paris erfolgte seine Habilitation mit der Arbeit Fodrum Gistum Servitium regis 1961 in Koln bei Theodor Schieffer In diesem Werk liefert Bruhl ein Gesamtbild der mittelalterlichen Konigsgastung als notwendiger Grundlage der Reiseherrschaft in den drei grossen Herrschaftsverbanden Deutschland Frankreich und Italien 1 Bruhl lehrte als Nachfolger von Peter Classen von 1966 bis 1990 Mittelalterliche und Neuere Geschichte an der Justus Liebig Universitat Giessen Bruhl erhielt besonders im Ausland hohe Anerkennung Er war Directeur d etudes an der Ecole pratique des hautes etudes sowie korrespondierendes Mitglied der Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1975 zu Paris und des Istituto Siciliano di Studi Bizantini e Neoellenici in Palermo 1980 Er wurde 1976 zum auswartigen Mitglied der Accademia Nazionale di Scienze Lettere e Arti di Palermo und 1984 der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Genua gewahlt Seit 1978 war er Commandeur de l Ordre national des Arts et Lettres Bruhl war unter anderem Visiting research Fellow des Merton College in Oxford 1978 und Visiting Member des Institute for Advanced Study in Princeton 1981 1982 und 1987 88 Die Ecole Pratique des Hautes Etudes verlieh ihm die Ehrendoktorwurde Zu Bruhls akademischen Schulern gehorten unter anderem Theo Kolzer und Herbert Zielinski Forschungsschwerpunkte BearbeitenSein Hauptforschungsschwerpunkt waren das Frankenreich und die Nachfolgeherrschaften Frankreich Italien und Deutschland Bruhl verfasste zahlreiche Studien uber die wirtschaftlichen Grundlagen der mittelalterlichen Konigsherrschaft in vergleichender europaischer Perspektive zu den Statten der Herrschaftsausubung den Reisewegen mittelalterlicher Herrscher dem Problem der stadtischen Kontinuitat zwischen Antike und Mittelalter sowie zu Kronungsorten und Kronungsbrauch Bruhl war auch als Urkundenforscher aktiv Er leitete langere Zeit den Codex diplomaticus regni Sicilia innerhalb dessen er selbst die lateinischen Urkunden Konig Rogers II herausgab In dem Band werden 100 Urkunden ediert und 91 weitere verlorene Urkunden des normannischen Konigs regestriert 2 Als Vorarbeiten zur Neuausgabe der Merowingerdiplome welche die vollig veraltete Edition von Karl Pertz von 1872 ersetzen soll erschienen 1998 Studien zu den merowingischen Konigsurkunden 3 Mit seinem Vortrag Wann beginnt die Deutsche Geschichte am 6 Mai 1972 vor der Frankfurter Wissenschaftlichen Gesellschaft hat er Wissenschaftsgeschichte in der Diskussion um die Voraussetzungen uber Formen und Anfange der europaischen Nationen geschrieben Entgegen der verbreiteten Auffassung wollte er nicht mehr im Vertrag von Verdun 843 in der Wahl Konrads I oder im Herrschaftsantritt der Liudolfinger den Beginn der deutschen Geschichte sehen Nach Bruhl sei die staatliche Herausbildung der beiden karolingischen Herrschaftserben parallel verlaufen und musse daher synchron gesehen werden Erst ca 1025 wurden Deutschland und Frankreich als ausgereifte selbstandige politische Grossen fassbar werden Fur ihn war Heinrich II der erste Herrscher den man mit Einschrankungen als deutschen Konig bezeichnen kann 4 Das gesamte 10 Jahrhundert musse daher als Spatphase der frankischen Geschichte angesehen 5 werden In seinem wohl popularsten Werk Deutschland Frankreich Die Geburt zweier Volker 1990 sieht er die Entstehung Deutschlands und Frankreichs als einen zeitgleichen Vorgang an 6 Kritisch ausserte er sich zu den Geschichtsschreibern Widukind von Corvey und Richer von Reims In dieser Darstellung hat er seine fruhere These Heinrich II sei der erste deutsche Konig ausdrucklich revoziert 7 Die Entstehung Deutschlands und Frankreichs sei ein langgestreckter Prozess gewesen Ein festes Datum lasse sich nicht angeben Der Investiturstreit habe noch nicht den Abschluss gebildet 8 Bruhl verfasste zur Geschichte der Philatelie ein Standardwerk 9 Er wurde 1986 dafur mit der Crawford Medaille der Royal Philatelic Society London ausgezeichnet Schriften BearbeitenMonographien Die Geburt zweier Volker Deutsche und Franzosen 9 11 Jahrhundert Mit einem Vorwort von Theo Kolzer Bohlau Koln u a 2001 ISBN 3 412 13300 0 Studien zu den merowingischen Konigsurkunden Herausgegeben von Theo Kolzer Bohlau Koln u a 1998 ISBN 3 412 01598 9 Deutschland Frankreich Die Geburt zweier Volker Bohlau Koln u a 1990 ISBN 3 412 18189 7 2 verbesserte Auflage ebenda 1995 ISBN 3 412 08295 3 Aus Mittelalter und Diplomatik Gesammelte Aufsatze 3 Bande Weidmann Hildesheim u a 1989 1997 Band 1 Studien zur Verfassungsgeschichte und Stadttopographie 1989 ISBN 3 615 00053 6 Band 2 Studien zur Diplomatik 1989 ISBN 3 615 00054 4 Band 3 Studien zur Verfassungsgeschichte und Diplomatik 1984 1988 1996 1997 ISBN 3 615 00182 6 Geschichte der Philatelie 2 Bande Olms Hildesheim u a 1985 1986 ISBN 3 487 07619 5 Bd 1 ISBN 3 487 07620 9 Bd 2 mit Cinzio Violante Die Honorantie civitatis Papie Transkription Edition Kommentar Bohlau Koln u a 1983 ISBN 3 412 00483 9 Palatium und Civitas Studien zur Profantopographie spatantiker Civitates vom 3 bis zum 13 Jahrhundert 2 Bande Bohlau Koln u a 1975 1990 Band 1 Gallien 1975 ISBN 3 412 11375 1 Band 2 Belgica I beide Germanien und Raetia II 1990 ISBN 3 412 21788 3 Studien zu den langobardischen Konigsurkunden Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom Bd 33 Niemeyer Tubingen 1970 ISBN 3 484 80052 6 Fodrum gistum servitium regis Studien zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Konigtums im Frankenreich und in den frankischen Nachfolgestaaten Deutschland Frankreich und Italien vom 6 bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts Kolner historische Abhandlungen Bd 14 ZDB ID 501363 x 2 Bande Band 1 Text Band 2 Register und Karten Bohlau Koln u a 1968 Herausgeberschaften mit Bernd Schneidmuller Beitrage zur mittelalterlichen Reichs und Nationsbildung in Deutschland und Frankreich Historische Zeitschrift Beihefte NF Bd 24 Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 64422 X Edition Rogerii II regis diplomata Latina Codex Diplomaticus Regni Siciliae Series 1 Diplomata regum et principum e gente Normannorum Tomus 2 1 Bohlau Koln u a 1987 ISBN 3 412 02584 4 Literatur BearbeitenTheo Kolzer Aus gemeinsamer frankischer Wurzel Schwarzer Homburg und Regenschirm als unverwechselbare Herrschaftszeichen Zum Tod des Mediavisten Carlrichard Bruhl In Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Januar 1997 Nr 26 S 40 Wolfgang Maassen Ich bin nun halt mal ein gelernter Historiker Zum Gedenken an Carlrichard Bruhl In Philatelie und Postgeschichte Nr 170 Marz 1997 ZDB ID 501045 7 S 25 26 Pierre Toubert Carlrichard Bruhl 1925 1997 In Francia Bd 25 Nr 1 1998 S 274 275 Digitalisat Jurgen Petersohn Nachruf auf Carlrichard Bruhl In Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Bd 36 Nr 6 ISSN 0512 1523 1999 S 65 70 Wolfgang Maassen Wer ist wer in der Philatelie Band 1 A D 3 Auflage Phil Creativ Verlag und Agentur Schwalmtal 2011 ISBN 978 3 932198 92 2 S 192 194 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carlrichard Bruhl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Carlrichard Bruhl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen von Carlrichard Bruhl im Opac der Regesta Imperii Bruhl Carlrichard Hessische Biografie Stand 23 Februar 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Anmerkungen Bearbeiten Vgl dazu die Besprechungen von Walter Schlesinger in Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 88 1971 S 280 286 Vito Fumagalli in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 49 1969 S 462 464 online Fernand Vercauteren in Le Moyen Age 74 1968 S 577 597 Giovanni Tabacco in Studi Medievali 9 1968 S 857 870 wiederabgedruckt in Giovanni Tabacco Medievistica del Novecento Recensioni e note di lettura I 1951 1980 Florenz 2007 S 200 212 online Alfred Haverkamp Konigsgastung und Reichssteuer Beitrage zu einer Neuerscheinung In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte 31 1969 S 768 821 online Vgl dazu die Besprechung von Harald Zimmermann in Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 108 1991 S 428 Vgl dazu die Besprechung von Reinhold Kaiser in Historische Zeitschrift 271 2000 S 430 433 Carlrichard Bruhl Die Anfange der Deutschen Geschichte In Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Bd 10 1972 S 147 181 hier S 176 bzw S 180 Carlrichard Bruhl Die Anfange der Deutschen Geschichte In Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Bd 10 1972 S 147 181 hier S 173 Vgl dazu die Besprechungen von Heinhard Steiger in Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 110 1993 S 593 603 Michael Matheus in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 72 1992 S 654 online Jean Richard in Francia 20 1 1993 S 246 248 online Bernd Schneidmuller in Rheinische Vierteljahresblatter 56 1992 S 359 363 online Carlrichard Bruhl Deutschland Frankreich Die Geburt zweier Volker Koln u a 1990 S 715 f Carlrichard Bruhl Deutschland Frankreich Die Geburt zweier Volker Koln u a 1990 S 707 725 Wolfgang Maassen Wer ist wer in der Philatelie Band 1 A D 3 Auflage 2011 S 192 194 hier S 193 Normdaten Person GND 118885995 lobid OGND AKS LCCN n81015647 VIAF 110689804 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bruhl CarlrichardALTERNATIVNAMEN Bruhl Carlrichard Ernst Theodor vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 23 Februar 1925GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 25 Januar 1997STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carlrichard Bruhl amp oldid 239118871