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Als Morgenlandisches Schisma oder auch Grosses Schisma lateinisch Schisma Graecorum Griechisches Schisma bezeichnet man die Kirchenspaltung zwischen der Westkirche und der ostlichen Orthodoxie Als konkretes Datum des Schismas wird haufig das Jahr 1054 angegeben weswegen gelegentlich auch vom Schisma von 1054 gesprochen wird als die papstliche Gesandtschaft rund um Humbert de Silva Candida und die ostliche Kirchenfuhrung rund um den Patriarchen Michael I von Konstantinopel sich nach gescheiterten Verhandlungen uber die Stellung des Papstes innerhalb der Christenheit die bei der Eucharistie zu verwendende Opfermaterie und die Schliessung der lateinischen Kirche von Konstantinopel gegenseitig exkommunizierten 1 Die Beziehungen zwischen Ost und Westkirche erwiesen sich zu diesem Zeitpunkt aufgrund politischer und theologischer Differenzen die ihre Ursache in einer schrittweisen Entfremdung seit dem dritten Jahrhundert hatten als schon seit langerem zerstort So ist erklarlich weswegen sich in der Folge insbesondere in der Ostkirche die Vorstellung verbreitete dass von der gegenseitigen Exkommunikation nicht nur einzelne Personen betroffen seien sondern die ostliche und die westliche Christenheit als solche 2 obwohl sich nur ein kleiner Personenkreis gegenseitig exkommuniziert hatte Gleichfalls war das Verhaltnis zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht vollig zerstort dass eine Einigung nicht moglich gewesen ware 3 Der Versuch des Papsttums den Streit durch Militarhilfen gegen die einfallenden Seldschuken beizulegen war vergeblich 4 Emotional wurde das Verhaltnis zwischen Rom und Konstantinopel 150 Jahre nach der Exkommunikation von 1054 vor allem durch die Ereignisse des Vierten Kreuzzugs beschadigt als Konstantinopel 1204 von den Venezianern und Franken eingenommen geplundert und ein lateinisches Kaiserreich nebst lateinischem Patriarchen errichtet wurde 5 Eine Aussohnung wurde hierdurch in der Folge erschwert Zwar gab es 1274 auf dem Zweiten Konzil von Lyon 6 und 1439 auf dem Konzil von Florenz 7 im Angesichte akuter Bedrohungen Wiedervereinigungsbeschlusse diese wurden jedoch in beiden Fallen von orthodoxer Seite in ihrer Gesamtheit abgelehnt da man den beteiligten Hierarchen eine Uberschreitung ihrer Kompetenzen vorhielt 7 Die Union von Florenz wurde 1484 durch eine konstantinopolitanische Synode endgultig verworfen und der Bruch zwischen den Patriarchaten des Westens und von Konstantinopel besiegelt Ab der 2 Halfte des 20 Jahrhunderts kam es zwischen der orthodoxen Gemeinschaft und der katholischen Kirche zu einer erneuten Annaherung 8 die schliesslich in der zeitgleichen Aufhebung der Exkommunikation von 1054 wahrend des zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1965 durch Papst Paul VI und den Okumenischen Patriarchen von Konstantinopel Athinagoras mundete 9 Trotz der Zustimmung fur den Akt der Versohnung in beiden Gemeinschaften wird von den orthodoxen Kirchenfuhrern die Eucharistiegemeinschaft mit den Katholiken bis heute abgelehnt Ausserdem behindern machtige Stimmen in der orthodoxen Kirche die weitere Annaherung der beiden Gemeinschaften und mittlerweile ist auch die kirchenrechtliche Bedeutung der Bannaufhebung von 1965 wieder in Frage gestellt worden Eine Aufhebung des Schismas ist nicht in Sicht 8 Inhaltsverzeichnis 1 Entfremdung zwischen Ost und West 1 1 Sprache 1 2 Kultur 1 3 Theologie 1 4 Politische Entwicklung 2 Vom Bann zum Schisma 2 1 Die gegenseitige Exkommunikation von 1054 2 1 1 Vorgeschichte 2 1 2 Hergang 2 1 3 Folgen 2 2 Die Vertiefung des Grabens Der Vierte Kreuzzug 2 2 1 Hergang 2 2 2 Folgen 3 Weitere Entwicklung 3 1 Unionsbestrebungen im Mittelalter 3 2 Entwicklung in der Neuzeit 4 Die Situation heute 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenEntfremdung zwischen Ost und West BearbeitenDas sogenannte Schisma von 1054 war der vorlaufige Hohepunkt einer jahrhundertelangen Entfremdung zwischen der Ost und der Westkirche deren Anfange sich bereits in die ersten christlichen Jahrhunderte verorten lassen und kein geradliniger Prozess ist Die Gewichtung der unterschiedlichen Elemente die zur Entfremdung zwischen der Ost und der Westkirche beigetragen haben ist im Laufe der Jahrhunderte sehr unterschiedlich ausgefallen Galt die Priesterehe im Westen lange als unproblematisch 10 so wurde sie unter dem Einfluss der Reformpartei zu einem wesentlichen Streitpunkt mit der Ostkirche 11 Ahnliches galt umgekehrt auch fur die Verwendung von Ungesauertem bei der Eucharistie 12 Im Folgenden werden einige der wesentlichsten Streitpunkte aufgezahlt die fur die zunehmende Entfremdung der Kirchen und den Bruch von 1054 verantwortlich waren Eine klare Trennung der Grunde ist vielfach nicht moglich Sprache Bearbeiten Zu Beginn der Entfremdung stand unter anderem der Umstand dass es im Laufe des 5 und 6 Jahrhunderts in Rom und allgemein im Westen immer unublicher wurde die griechische Sprache zu beherrschen die jahrhundertelang um das ganze Mittelmeer lingua franca Verkehrssprache gewesen war 13 Die Messe wurde im Westen ab 380 auf Lateinisch statt auf Griechisch gehalten So verringerte sich auch in der Kirche der theologische Austausch Bereits im vierten Jahrhundert gab es nur noch vereinzelte westliche Kirchenvater die Griechisch beherrschten so Ambrosius von Mailand und Hieronymus der unter den Lateinischsprachigen fuhrende Kirchenlehrer Augustinus von Hippo gehorte jedoch nicht zu ihnen Der hochgebildete Papst Gregor I 590 604 der eine Zeit lang als Botschafter in Konstantinopel gewirkt hatte sprach ebenfalls nur schlechtes Griechisch 13 Gleichfalls waren auch im Osten die Lateinkenntnisse im 5 und 6 Jahrhundert immer weiter zuruckgegangen Die griechischen Patriarchen und Kaiser beherrschten ab dem Fruhmittelalter in aller Regel kein Latein und verweigerten sich dem Erlernen dieser in ihren Augen barbarischen Sprache der sie ab dem 7 Jahrhundert aufgrund ihrer barbarischen Natur die Eignung zum Losen theologischer Probleme absprachen 14 In Reaktion auf die Mehrung solcher Schmahungen auf die Lateinische Sprache 15 durch die Griechen verfasste Nikolaus I im Jahre 865 einen erregten Brief an Michael III in dem er den Kaiser daran erinnerte wie lacherlich es ist dass Ihr Euch Romischer Kaiser nennt wo Ihr nichts versteht von der romischen Sprache 15 Die theologische Gedankenwelt der Lateiner blieb den Basileis bis in das 11 Jahrhundert hinein weitestgehend fremd und unzuganglich 14 Kultur Bearbeiten Auch kulturelle Unterschiede sowie verschiedene geistige Werte und Haltungen trugen zur Entfremdung zwischen Osten und Westen bei Die Griechen sahen Romer als ungebildet und barbarisch an wahrend die Romer die Griechen als arrogant hochnasig 16 und spitzfindig empfanden Bereits der III Kanon des ersten Konzils von Nizaa verbot zu Beginn des 4 Jahrhunderts ausdrucklich das Zusammenleben eines Priesters mit einer Frau Im Osten wurde diese Bestimmung durch die trullanische Synode 691 92 jedoch wieder relativiert was es den ostlichen Priestern im spaten 7 Jahrhundert wieder erlaubte mit einer Frau zusammenzuleben 17 Die Synode verurteilte ausserdem die im Westen verbreitete Tradition am Samstag der Quadragesima zu fasten 14 Im Westen wurden diese fruhen christlichen Zollibatsbestimmungen hingegen im Laufe der Zeit schlichtweg immer weniger beachtet wodurch sie aus Gewohnheitsrecht ihre Wirkung verloren Man beschrankte sich darauf Zweit und Drittehen sowie nicht standesgemasse Ehen zu ahnden So kam es dass zu Beginn des 11 Jahrhunderts fast alle Pfarrer im Westen verheiratet waren oder im Konkubinat lebten 18 Ab dem 10 Jahrhundert wurden dann im Westen im Zuge der Cluniazensischen Reform zunehmend Stimmen nach einer Erneuerung des Zolibats laut 10 die ersten Massnahmen erfolgten dann aber erst zu Beginn des 11 Jahrhunderts 19 auf Bestreben Heinrichs II 20 Theologie Bearbeiten In der Theologie entwickelten die beiden Kirchen schon bald unterschiedliche Schwerpunkte die sich zuerst gegenseitig befruchteten dann aber wegen des geringeren Austausches zur Entfremdung beitrugen Im Osten konnten allgemein gultige Entscheide in aller Regel lediglich durch ein okumenisches Konzil getroffen werden Im Westen hielt der Bischof von Rom hingegen schon fruh eine Sonderstellung Die ostlichen Kirchen die dem Bischof von Rom schon lange traditionell den Ehrenvortritt gegeben hatten wobei jedoch bereits das Konzil von Chalcedon klarstellte dass dieser Vorrang keine jurisdiktionellen Auswirkungen mit sich br ing e 21 hatten mit dieser monarchischen Haltung kein Problem solange sie sich auf den Westen also auf das romische Patriarchat beschrankte 22 Rom teilte diese Auffassung nicht und erkannte die Patriarchen der Kirche auch nicht als das Fuhrungsgremium der Kirche an 23 Bereits 382 betonte eine romische Synode ausdrucklich dass die romische Kirche nicht etwa durch Synodalbeschlusse den anderen Kirchen vorangestellt sei sondern den Primat durch die gottliche Einsetzung des Petrus erhalten habe Ausserdem versuchte Damasus I auf dieser Synode die Rangerhohung Konstantinopels zuungunsten Alexandrias und Antiochias zu revidieren und damit die angegriffene Stellung Roms zu festigen was sich jedoch langfristig als nicht durchsetzbar erweisen sollte 24 25 Im 11 Jahrhundert kam zu dieser ungelosten Kontroverse uber die Stellung des Romischen Bischofs in der Christenheit verscharfend hinzu dass das selbstbewusste Reformpapsttum sich mehr als zuvor darum bemuhte seiner pratendierten Autoritat uber die Ostkirche 26 auch nach aussen hin Ausdruck zu verleihen was nahezu unweigerlich zum Konflikt mit dem Osten fuhren musste 27 Zu Beginn des 11 Jahrhunderts wurde zudem der Filioque Zusatz lehramtlich dem Glaubensbekenntnis des Nicano Konstantinopolitanum eingefugt 28 In patristischer Zeit war auch der Osten gegenuber dem Filioque offen gewesen Dies anderte sich im 7 Jahrhundert als sich die ostliche Trinitatslehre auf ein ἐk mὸnon toῦ patrὸs 29 zu verengen begann Im Westen setzte sich das Filioque dagegen schon im 5 Jahrhundert allmahlich durch unter Einfluss augustinischer Lehren die Gott zwar als unveranderlich und ewig aber auch als in sich lebenden Geist verstehen wollten Bereits im 7 Jahrhundert erwiesen sich die westlichen und ostlichen Vorstellungen uber den Heiligen Geist damit als unvereinbar 30 was zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht zwingend in einem Konflikt enden musste nbsp Mosaik der Bundeslade aus der karolingischen Theodulfskapelle von Germigny des Pres aus dem fruhen 9 Jahrhundert Es handelt sich um ein einzigartiges Zeugnis der damaligen Geisteshaltung der Franken Ab dem Ende des 6 Jahrhunderts nutzten die zum Katholizismus ubergetretenen Westgoten trotz des 431 auf dem Konzil von Ephesus erlassenen Verbotes das Symbolum Glaubensbekenntnis in irgendeiner Weise zu verandern ein Nicano Konstantinopolitanum mit Filioque Ab dem spaten 8 Jahrhundert war dann auch in der Frankischen Kirche ein Grosses Glaubensbekenntnis mit Filioque Zusatz in Gebrauch Diese wohl auf Initiative von Theodulf von Orleans eingefuhrte Erweiterung richtete sich offenbar gegen den im 8 Jahrhundert wieder aufgeflammten Adoptianismus im Frankenreich 31 Das Papsttum folgte zwar einerseits den theologischen Argumenten der Franken in Bezug auf das Hervorgehen des Heiligen Geists aus Vater und Sohn fand sich diese Vorstellung doch auch im Athanasianum 6 bis 7 Jahrhundert andererseits weigerte sich das Papsttum bis zu Beginn des 11 Jahrhunderts entschieden den Wortlaut des Grossen Glaubensbekenntnisses zu andern 32 Die Kehrtwende des Westens in Bezug auf den Umgang mit dem Filioque um 1014 28 liess sich nicht mehr als gegenseitige Erganzung interpretieren und sollte schon bald zu einem erbittert gefuhrten Konflikt fuhren Axel Bayer weist hier jedoch ausdrucklich darauf hin dass diese Kehrtwende keineswegs als eine gezielten Provokation gegenuber den Griechen gedacht war sondern viel mehr als ein Entgegenkommen gegenuber dem ottonischen Herrscher Heinrich II der das Fehlen des Filioques im Nicano Konstantinopolitanum beanstandet hatte 33 Gleichwohl wurde das Filioque unter den Reformpapsten bald zu einer Selbstverstandlichkeit 32 Daneben war es auch bei anderen Dingen zu unterschiedlichen Entwicklungen gekommen Es gab unterschiedliche Regelungen bezuglich des Fastens 34 und im Westen begann sich ab dem 9 Jahrhundert wie bereits zuvor in der altorientalischen Armenischen Kirche 35 die Verwendung von ungesauertem gegenuber gesauertem Brot bei der Eucharistie durchzusetzen 36 Der Grund dafur liegt im Wesentlichen in der Ansicht der Franken dass gewisse Elemente des alten Bundes auch nach der Erfullung des Gesetzes durch Christus Mt 5 17 EU noch eine gewisse Gultigkeit besassen Konkret wurde dabei auf Lev 2 11 EU sowie auf Ex 12 18f EU und 13 7 EU verwiesen 36 Anfang des 10 Jahrhunderts hatte das Ungesauerte das Gesauerte im Westen weitestgehend ersetzt Der Gebrauch von ungesauertem Brot durch die Lateiner wurde von den Griechen lange als unproblematisch angesehen 37 Erst im 11 Jahrhundert stilisierte man die Verwendung unterschiedlicher Opfermaterien aus politischen Grunden zum theologischen Streitthema 12 Politische Entwicklung Bearbeiten Durch den Fall Westroms kam es zu sehr unterschiedlichen politischen Konstellationen Im Osten gab es den Kaiser als politisches Machtzentrum das bis ins 9 Jahrhundert hinein auch massgeblichen Einfluss auf die Kirchenpolitik hatte 38 und in der Kirche lange mehrere Patriarchen von zumindest ahnlichem Rang wohingegen es im Westen lediglich einen Patriarchen den Bischof von Rom und lange keine dem ostlichen Basileus entsprechende Machtfigur gab 23 Pradestiniert fur Konflikte war hierbei insbesondere die ostliche Auffassung in Bezug auf das romischen Papstamt das die herausragende Stellung Roms in seiner Funktion als Kaiserstadt begrundet sah was von romischer Seite stets schroff zuruckgewiesen wurde 39 Im 8 Jahrhundert erhielt die eigenstandige Entwicklung des romischen Bischofsstuhls einen erheblichen Schub als der Papst durch den frankischen Konig Pippin 756 zum weltlichen Grundherrn des Kirchenstaats gemacht wurde 40 41 Das Byzantinische Reich sah sich durch diese Handlung der Franken angegriffen und ubertrug infolgedessen die romischen Diozesen in Illyricum Sizilien und dem byzantinischen Unteritalien dem Patriarchat von Konstantinopel 42 Dies fuhrte naturgemass zu einer erheblichen Belastung der romisch byzantinischen Beziehungen In den nachfolgenden Jahrhunderten war dem Papsttum stets daran gelegen diese ihm verloren gegangenen Gebiete wieder unter seine Jurisdiktion zu bringen Eine erste Gelegenheit hierfur erkannte das Papsttum in der Italienpolitik Ottos I 43 weitere Gelegenheiten sollten folgen Unter Otto gewann ausserdem das bereits unter Karl I aufgetretene Zweikaiserproblem noch einmal an Kraft und Deutlichkeit was die ohnehin angespannte Stimmung zwischen dem ostlichen Kaisertum und dem romischen Papsttum noch einmal leicht verscharfte 44 Man sollte den byzantinisch romischen Konflikt in diesem Zusammenhang keinesfalls zu einseitig betrachten Zwar war der romische Papst im Jurisdikationskonflikt betreffend Suditalien der Verbundete des Kaisers andererseits kooperierten die Romer aber auch bereitwillig mit den Byzantinern um den Einfluss des Kaisers auf den Romischen Bischofsstuhl zu begrenzen 45 Vom Bann zum Schisma BearbeitenDie gegenseitige Exkommunikation von 1054 Bearbeiten Vorgeschichte Bearbeiten Bereits lange vor dem Bruch von 1054 war es zwischen der Ost und der Westkirche immer wieder zu schweren Verwerfungen gekommen Als besonders einschneidend kann das sogenannte Photios Schisma das von 863 bis 867 andauerte 46 betrachtet werden das den tiefen Graben der sich im Laufe der Jahrhunderte zwischen der Ost und der Westkirche aufgetan hatte erstmals ganzlich offenbarte Nach der Aufhebung des Schismas und dem nachfolgenden Verstandigungskonzil 879 80 das im Wesentlichen ein Resultat der akuten Bedrohung Latiums durch die Sarazenen war 30 gerieten die freilich immer noch vorhandenen und im Grunde vollig ungeklarten Streitpunkte wieder in den Hintergrund ehe sie aus politischen Grunden im 11 Jahrhundert wieder in den Vordergrund gezerrt wurden 47 Ab dem 11 Jahrhundert bemuhte sich das Reformpapsttum vermehrt darum sein gesteigertes Primatsverstandis gegenuber dem Kaiser 48 aber auch gegenuber der Ostkirche durchzusetzen In diesem Zusammenhang ist auch der erneute 49 Versuch des Papstes Leo IX zu verstehen im Tausch fur eine gemeinsame antinormannische Militaraktion mit den byzantinischen Behorden Suditaliens die kirchliche Oberhoheit uber jene byzantinischen Gebiete in Suditalien zu verlangen die dem Papsttum im 8 Jahrhundert verloren gegangen waren 27 Ausserdem ging man nun auch verstarkt dazu uber die vollige Unmoglichkeit eines papstlichen beziehungsweise katholischen Irrtums zu betonen und jene Krafte innerhalb der Ostkirche die dem Fuhrungsanspruch der romischen Kirche ablehnend gegenuberstanden nicht mehr nur als Schismatiker sondern gar als Haretiker zu begreifen 50 Bei Angehorigen des hohen byzantinischen Klerus stiess das gesteigerte Primatsverstandnis des Reformpapsttums schon recht fruh auf starke Ablehnung 51 Auch auf das Bundnis zwischen dem Basileus und dem Papst zur Bekampfung der Normannenplage reagierten sie empfindlich denn sie furchteten nicht ohne Grund die unliebsame n kirchenpolitische n Konsequenzen 52 Zunachst hielten sich die byzantinischen Kirchenfuhrer jedoch im Hintergrund und versuchten nur die Verhandlungen um das weitere Vorgehen in Suditalien hinauszuzogern 51 und durch Anschuldigungen gegen den Gouverneur von Suditalien zum Abreissen zu bringen 53 bis sie sich im Jahre 1052 oder 1053 zu einem offensiveren Vorgehen entschlossen Die lateinische Kirche von Konstantinopel wurde geschlossen und der lateinische Gottesdienst verboten Als Vorwand fur die Schliessung wurde die Verwendung der falschen Opfermaterie durch die Lateiner namlich von ungesauertem Brot an Stelle von gesauertem angegeben 54 Man beschuldigte die Lateiner mosaischen Relikten 34 zu folgen und sprach ihnen infolgedessen sogar mitunter ab wahre Christen zu sein 34 Aus letzterem Vorwurf ergab sich fur Michael Kerularios dem Patriarchen von Konstantinopel sogar die Notwendigkeit einer erneuten Taufe der Lateiner 55 Hergang Bearbeiten nbsp Papst Leo IX Zeichnung in einem Manuskript aus dem 11 Jahrhundert Aufgrund der vorangegangenen Ereignisse war das Klima zwischen der lateinischen Gesandtschaft unter Leitung von Humbert von Silva Candida einem uberzeugten Verfechter der Kirchenreform 56 und den byzantinischen Kirchenfuhrern ausserordentlich angespannt als diese im Fruhjahr 1054 in Konstantinopel eintrafen 57 Der Papst war aufgrund einer schweren Niederlage gegen die Normannen grundsatzlich an einer einvernehmlichen Losung des Konflikts interessiert 55 machte aber eine Verstandigung davon abhangig dass die Griechen die lateinische Eucharistie als gultig anerkannten 58 Dazu waren diese jedoch nicht bereit Stattdessen wurde die Gesandtschaft auf der einberufenen Synode mit einer listenmassigen Zusammenstellung lateinischer Irrtumer konfrontiert 59 Den Lateinern wurde unter anderem vorgeworfen sie benutzten die falsche Opfermaterie 15 und hatten das Glaubensbekenntnis durch das Einfugen des Filioques auf unzulassige Weise verandert 16 Ausserdem nahmen die Griechen Anstoss an der Bartlosigkeit der lateinischen Priester 60 der Darstellung der Kreuzigung in plastischen Werken 16 und am Verbot der Priesterehe 60 In Reaktion auf die festgefahrenen Verhandlungen legten die Gesandten am 16 Juli 1054 eine Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia nieder In der Bannschrift wurden die griechischen Kirchenfuhrer als Haretiker beschimpft der Simonie bezichtigt und in Folge der Vorwurfe exkommuniziert Ausserdem wurde die ahistorische Tilgung des Filioques aus dem griechischen Glaubensbekenntnis die Gestattung der Priesterehe und die Wiedertaufe von Lateinern im Zuge der Schliessung der Lateinischen Kirche von Konstantinopel verurteilt 61 Besonders der Vorwurf der Gestattung der Priesterehe erwies sich als wenig diplomatisch da hierdurch einer Solidarisierung des griechischen Klerus mit Kerularios Vorschub geleistet wurde 62 Am 21 Juli 1054 erfolgte die Gegenbannung der lateinischen Gesandten durch die griechischen Kirchenfuhrer im Zuge einer speziell fur diesen Zweck einberufenen Synode 63 Dem Patriarchen war es zuvor bereits gelungen im Volk den Eindruck zu erwecken die Lateiner hatten nicht nur die Kirchenfuhrer sondern die ganze ostliche Christenheit mit einem Bannfluch belegt 64 Der Papst wurde auf der Synode nicht exkommuniziert da sein Tod den griechischen Kirchenfuhrern offenbar bereits bekannt war und man die Beziehungen zu den ihm nachfolgenden Papsten wohl nicht unnotig belasten wollte 65 Folgen Bearbeiten Das sogenannte Schisma von 1054 fand in der ganzen Christenheit nur wenig Widerhall Das Kirchenvolk nahm kaum Notiz davon und die Kontroverse spielte auch keine Rolle fur die Lebensrealitat der meisten Menschen wovon zahlreiche Ehen zwischen Lateinern und Griechen sowie der ungebrochen rege Pilgerverkehr zwischen Osten und Westen bis weit ins 12 Jahrhundert hinein Zeugnis abliefern 66 Ferner wurden Heiligenfeste weiterhin zusammen gefeiert 67 Auch den meisten zeitgenossischen Chronisten griechischen wie lateinischen war das Ereignis gerade einmal eine Randnotiz in ihren Werken wert 68 Im Osten durfte das aber auch damit zusammenhangen dass das Interesse der mittelbyzantinischen Geschichtsschreibung an Kirchengeschichtlichen Ereignissen nicht sonderlich ausgepragt war 69 Dennoch machte sich in Folge des sogenannten Schismas bei der Kirchenfuhrung in Konstantinopel immer mehr die Uberzeugung breit von nun an voneinander getrennt zu sein Bereits um 1089 war unter der Kirchenfuhrung der ganzen Ostkirche offenbar die Auffassung es hatte 1054 einen echten Bruch gegeben bei der sich nicht etwa nur einige Einzelpersonen gegenseitig exkommuniziert hatten sondern die West und Ostkirche als solche allgemeiner Konsens 70 Die Westkirche teilte diese Auffassung nicht bemuhte sich aber in der Folge des Zerwurfnisses von 1054 darum der Entfremdung von der Ostkirche entgegenzuwirken und Zweifel an der Einheit mit der Ostkirche zu zerstreuen was jedoch aufgrund eines gleichzeitigen verstarkten Drangens auf die Anerkennung des papstlichen Primats nicht gelang 71 Im Jahr 1095 versuchte Papst Urban II durch lateinische Militarhilfe gegen die Seldschuken die einige Jahre zuvor tief in das Kerngebiet der Byzantiner eingedrungen waren einen Kirchenfrieden mit der Ostkirche zu erwirken 72 Die militarische Aktion selbst war zwar ein voller Erfolg doch die Spannungen zwischen den Lateinern und den Griechen nahmen in der Folge dennoch immer weiter zu da die Fuhrer des spater so genannten ersten Kreuzzugs nach dem Ende der Militaraktion alle ihre zuvor gemachten Versprechungen gegenuber dem Byzantinischen Reich ohne Ausnahme brachen 73 Zu Beginn des 12 Jahrhunderts begannen die Griechen allmahlich den Lateinern ihren Ehrenvorsitz in der Christenheit mit Verweis auf die Grundung Konstantinopels als Kaiserstadt und die Andreaslegende vollstandig abzusprechen So argumentierte Niketas Seides dass Rom den kirchlichen Primat bei der Grundung Konstantinopels der siebten Weltstadt als neue Kaiserstadt verloren habe 74 und zu Ende seiner Rede sogar dass Konstantinopel schon seit der Weihe des Bischofs Stachys durch den von Christus erstberufenen Andreas den kirchlichen Primat inne gehalten habe 75 Die Vertiefung des Grabens Der Vierte Kreuzzug Bearbeiten Hergang Bearbeiten nbsp Die Lateiner erobern Konstantinopel Mosaik aus dem fruhen 13 Jahrhundert San Giovanni Evangelista Ravenna Am Anfang des 13 Jahrhunderts steht das kontroverse und unter Historikern vieldiskutierte Ereignis des 4 Kreuzzugs Ein frankisch venezianischer Kreuzzug der ursprunglich gegen Agypten oder Palastina gerichtet gewesen zu sein scheint wurde von seinen Fuhrern aufgrund von Geldmangel auf Konstantinopel umgeleitet 76 Der gesturzte byzantinische Prinz Alexios der wahrend des Kreuzzuges zu den Kreuzfahrern gestossen war hatte den Kreuzfahrern namlich fur einen Thronwechsel zu seinen Gunsten reiche materielle Entlohnung konkret die ungeheure Summe von 200 000 Mark Silber 10 000 Soldaten fur den Zug nach Palastina sowie die Kirchenunion in Aussicht gestellt 77 Der griechische Klerus reagierte auf die Plane einer Kirchenunion die freilich der Anerkennung des papstlichen Primats bedurft hatte mit starker Ablehnung und Verachtung 78 So meinte der Bischof von Korfu 1203 betreffend diese Angelegenheit sarkastisch Er wisse keinen anderen Grund fur den Primat des romischen Bischofsitzes ausser dass es romische Soldaten gewesen seien die Christus gekreuzigt haben 79 Ein erster Versuch durch das Prasentieren des Thronpratendenten auf einer Galeere eine Volkserhebung zu provozieren wurde von der Stadt her mit Wurfgeschossen beantwortet Die Stadtbevolkerung war Alexios III nicht uberdrussig und hatte auch nicht auf den rechtmassigen Prinzen gewartet wie es von diesem gegenuber den Kreuzfahrern behauptet worden war Nach diesem gescheiterten Versuch sturmten die Lateiner am 6 Juli Galata und begannen so mit dem der Belagerung der Stadt 80 Am 17 Juli wagten die Kreuzfahrer einen ersten Angriff auf die Stadt selbst Dabei gelang es den Venezianern 25 Turme der Seemauer einzunehmen die sie jedoch noch am selben Tag wieder aufgeben mussten 81 Der erste Angriff erschien als Fehlschlag doch in der Nacht raffte der panische Basileus seine Schatze zusammen und floh eilig nach Thrakien sodass die Byzantiner noch in derselben Nacht den blinden gesturzten Kaiser Isaak II den Vater Alexios IV aus dem Gefangnis holten und ihn auf den byzantinischen Kaiserthron setzten Am 1 August wurde dann auch sein Sohn zum Mitkaiser gekront 82 Ende Januar 1204 wurden Alexios und Isaak Opfer eines von der antilateinischen Partei des Hofes angestachelten Volksaufstands Dieses politische Klima nutzte Alexios Dukas Murtzuphlos der Schwiegersohn Alexios III aus um sich selbst unter dem Namen Alexios V zum Kaiser auszurufen 83 Da die versprochene Summe fur den Thronwechsel immer noch nicht bezahlt worden war 84 und die Griechen noch immer nicht zum Gehorsam gegenuber dem Papst zuruckgekehrt waren sturmten die Lateiner am 12 April 1204 nach ausgiebiger Planung 83 die Stadt und legten Feuer 85 Am Morgen nach der Ersturmung der Stadt Alexios war bereits geflohen und die Verteidigung damit zusammengebrochen 86 begannen sie damit die Palaste und Wohnhauser sowie die Kirchen und Kloster der Stadt auszuplundern Dabei kam es zu unterschiedlichen Exzessen So wurden Nonnen vergewaltigt und Messgerate als Trinkgefasse zweckentfremdet Mit Hammern und Axten zerteilten die Lateiner die wertvolle Altarplatte und die Ikonostasis der Hagia Sophia sie zertraten Elfenbeinschnitzereien und steckten ganze Bibliotheken in Brand 87 Nachdem die Stadt ausgiebig geplundert und ihrer Reliquien und Kunstschatze beraubt worden war wurde am 16 Mai 1204 in der Hagia Sophia der Kaiser des neu gegrundeten Lateinischen Kaiserreichs Balduin I gekront 88 Folgen Bearbeiten Bereits kurze Zeit nach der Plunderung von Konstantinopel bemerkte Papst Innozenz III der es den Lateinern noch vor der Plunderung der Stadt verboten hatte ihr Schwert gegen Christen zu erheben 89 gegenuber Bonifaz von Montferrat einem Anfuhrer des 4 Kreuzzugs in Bezug auf den Versuch die beiden Kirchen wieder zu vereinen dass die Kirche der Griechen es ablehnt zum Gehorsam gegenuber dem Apostolischen Stuhl zuruckzukehren denn sie hat in den Lateinern nichts als Beispiele der Verderbnis und Werke der Finsternis erblickt 90 Vom Zeitpunkt der Plunderung Konstantinopels und der Grundung des spater so genannten Lateinischen Kaiserreichs an war der Bruch zwischen der Ost und der Westkirche fur die einfache Bevolkerung nicht mehr nur ein Streit zwischen Theologen um Dinge die einem Laien geradezu wie Spitzfindigkeiten vorkommen konnten sondern ein Teil der bitteren Realitat Das Schisma von 1054 war durch die Ereignisse von 1204 endgultig geworden 91 Daran vermochte auch eine betont bevorzugte Behandlung der griechischen Bischofe in den von den Lateinern besetzten Gebieten nichts zu andern 92 93 Das Gewicht der starken Aversion der einfachen Bevolkerung gegen die Lateiner zeigte sich auch daran dass spatere mittelalterliche Unionsbestrebungen am Widerstand des griechischen Kirchenvolks scheiterten Es war von nun an nicht mehr moglich die orthodoxe Ostkirche zu den Bedingungen der Lateiner unter die romische Oberhoheit zu bringen 5 Weitere Entwicklung BearbeitenUnionsbestrebungen im Mittelalter Bearbeiten 1274 drohte ein Angriff durch Karl von Anjou den jungsten Sohn des franzosischen Konigs Ludwig VIII der 1266 zum Konig von Sizilien gekront worden war auf das wiedererstarkte Rhomaerreich von Epirus her 94 Auf dem zweiten Konzil von Lyon 1274 wurde daher versucht eine Einigung zwischen den Kirchen zu erwirken 95 Das Kirchenvolk und der grosste Teil der kirchlichen Hierarchie waren allerdings entschieden dagegen und empfanden die Einigung als Kapitulation vor Rom weshalb die Union letztendlich ohne Folgen blieb 96 1281 ergriff der neue Papst der Franzose Martin IV Partei und exkommunizierte den byzantinischen Basileus Michael VIII womit er Karl eine moralische Bestatigung 97 verschaffte Damit war die Union von Lyon die von den meisten Orthodoxen niemals wirklich anerkannt worden war nun auch von katholischer Seite her aufgehoben 98 Auf dem Konzil von Florenz 1439 das von den byzantinischen Kaisern wegen der akuten Turkengefahr begrusst wurde wiederholte sich das Muster erneut Auch diese Union fand im Kirchenvolk und bei den meisten Klerikern keinen Gefallen 7 1484 wurde die Union von Florenz durch ein konstantinopolitanisches Konzil endgultig verurteilt Das Konzil bestimmte ausserdem dass Katholiken bei der Aufnahme in die orthodoxe Kirche die Firmung neu empfangen und dem Konzil von Florenz abschworen mussten 99 Das Schisma wurde durch diese Einigungsversuche letztendlich also nicht beseitigt sondern sogar verscharft Entwicklung in der Neuzeit Bearbeiten Ab dem 16 Jahrhundert begann die Katholische Kirche damit mithilfe einer Politik der Unionen einzelne unzufriedene Gruppen innerhalb der Ostkirchen aus ihrer jeweiligen orthodoxen Mutterkirche herauszulosen und sie der katholischen Kirche einzuverleiben Den Kirchen wurde hierbei erlaubt ihre Liturgie und Brauche weitestgehend beizubehalten was die Einigung wesentlich vereinfachte Neben der Kirche von Mukacevo und der Kirche der Ruthenen Polens suchte beispielsweise auch die Kirche der Rumanen Siebenburgens unter dem Eindruck der als expansiv empfundenen Kalviner Anschluss an die romisch katholische Kirche Diese wiederum von den Orthodoxen als aggressiv empfundene Ausweitung des katholischen Territoriums fuhrte bei den ubrigen Mitgliedern der Gemeinschaft naturgemass zu grossem Unmut und Arger Die Katholiken wurden von ihnen keinesfalls als Einiger aufgefasst sondern vielmehr als Spalter 100 1729 verbot die romisch katholische Kongregation fur die Glaubensverbreitung die sakramentale Gemeinschaft mit Schismatikern und Haretikern Nach katholischer Auffassung waren die Orthodoxen zumindest zu ersteren zu zahlen Damit war es Katholiken verboten Orthodoxen Sakramente zu spenden oder sie von Orthodoxen in Empfang zu nehmen obgleich die Sakramente der Orthodoxen von den Katholiken durchaus noch als gultig anerkannt wurden In der Folge erklarten die orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel Alexandria und Jerusalem im Jahre 1755 die Taufe und damit auch alle anderen Sakramente der Katholiken fur ungultig Das war eine wesentliche Verscharfung im Verhaltnis zum Konzil von Konstantinopel im Jahre 1484 das lediglich die Neufirmung verlangt hatte 101 Ab 1958 kam es zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche wieder zu einer gewissen Annaherung die in Gesten der gegenseitigen Wertschatzung ihren Ausdruck fand Im Fruhjahr 1965 wurde der katholischen Kirche von orthodoxer Seite erstmals der Vorschlag unterbreitet das sogenannte Schisma von 1054 zu tilgen und in der Folge einen Dialog der Liebe einzuleiten um eine katholisch orthodoxe Verstandigung zu erwirken Am 7 Dezember 1965 dann wahrend der letzten Sitzung des Zweiten Vatikanums erklarte Papst Paul VI zeitgleich mit Athinagoras dem Patriarchen von Konstantinopel die gegenseitige Exkommunikation von 1054 fur beendet Obwohl auch in der orthodoxen Gemeinschaft die Zustimmung fur die Aufhebung der Exkommunikation uberwog wurde von den orthodoxen Kirchenfuhrern die Eucharistiegemeinschaft mit den Katholiken entschieden abgelehnt An die Aufhebung der Exkommunikation von 1054 im Jahr 1965 schloss ein sogenannter Dialog der Liebe an der bis 1975 gefuhrt wurde Die Ergebnisse des Dialogs erschienen zunachst sehr vielversprechend und nahrten so in der Kirche die Hoffnung auf eine baldige Kirchenunion oder zumindest auf eine katholisch orthodoxe Eucharistiegemeinschaft Der nachfolgende Dialog der Wahrheit erwies sich jedoch als wesentlich muhsamer und es kam zu einigen erheblichen Ruckschlagen Sogar die Fortschritte des Dialogs der Liebe und die kirchenrechtliche Bedeutung der Aufhebung des Bannes von 1054 wurden in diesem Zusammenhang wieder in Frage gestellt 8 Die Situation heute BearbeitenBis heute bestehen zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche teils erhebliche Differenzen Insgesamt muss man jedoch hervorheben dass die Gemeinsamkeiten gegenuber den Unterschieden klar uberwiegen 102 Der papstliche Primatsanspruch der seine heutige Form im Wesentlichen erst unter den Reformpapsten erlangt hat und auf dem Ersten Vatikanischen Konzil noch einmal bekraftigt worden ist stellt auch heute noch ein grosses Hindernis bei der katholisch orthodoxen Verstandigung dar da die orthodoxen Kirchen nicht bereit sind ihn anzuerkennen und die katholische Kirche gleichzeitig nur schwerlich vollig auf ihn verzichten kann wenn sie auch dazu bereit scheint diesbezuglich gewisse Kompromisse zu schliessen 8 Auch das Filioque im Grossen Glaubensbekenntnis der Romisch Katholischen Kirche stellt bis heute ein nicht unwesentliches Streitthema dar Dabei ist jedoch zu beachten dass die Vorbehalte diesbezuglich nunmehr recht einseitig von der orthodoxen Gemeinschaft ausgehen Dorothea Sattler weist beispielsweise darauf hin dass die katholische Kirche mittlerweile von der reformpapstlichen Auffassung abgeruckt ist dass das Weglassen des Filioques im Nicaeno Konstantinopolitanum grundsatzlich als haretisch anzusehen sei wie es noch die Reformpapste getan hatten 103 Sie empfiehlt diese Praxis seit dem 18 Jahrhundert auch den mit ihr unierten katholischen Ostkirchen 104 Strittig ist ausserdem der weitere Umgang mit den unierten Kirchen 100 Literatur BearbeitenAxel Bayerl Spaltung der Christenheit Das sogenannte Schisma von 1054 Koln 2002 Jan Dhondt Weltbild Weltgeschichte Band 10 Das fruhe Mittelalter Augsburg 2000 Wolfgang Hage Das Christentum im fruhen Mittelalter 476 1054 Vom Ende des westromischen Reiches bis zum west ostlichen Schisma Gottingen 1993 Jacques Le Goff Weltgeschichte 11 Das Hochmittelalter Augsburg 2000 Franz Georg Maier Weltbild Weltgeschichte Band 13 Byzanz Augsburg 2000 Jean Marie Mayeur Hrsg Die Geschichte des Christentums Band 4 Bischofe Monche und Kaiser Freiburg 1994 Jean Marie Mayeur Hrsg Die Geschichte des Christentums Band 5 Machtfulle des Papsttums Freiburg 1994 Claudia Zey Der Investiturstreit Munchen 2017 Weblinks BearbeitenEuronews Hrsg Katholiken und Orthodoxe Was sie eint was sie unterscheidet euronews 2016 https de euronews com 2016 11 25 katholiken und orthodoxe was sie eint was sie unterscheidet abgerufen am 29 Juni 2021 Neidhart Ludwig Biblische Trinitatslehre und Christologie Universitat Augsburg 2017 https www philso uni augsburg de institute philosophie Personen Lehrbeauftragte neidhart Downloads TrinitaetslehreChristologie pdf abgerufen am 29 Juni 2021 Neuner Peter Das Schisma von 1054 und seine Aufhebung 1965 Impulse im Dialog der Liebe Herder de 2004 https www herder de stz wiedergelesen das schisma von 1054 und seine aufhebung 1965 impulse im dialog der liebe abgerufen am 29 Juni 2021 Suttner Ernst Christoph Das Dokument der kath orth Dialogkommission von Balamand mit der Uberschrift Der Uniatismus eine uberholte Unionsmethode und die derzeitige Suche nach der vollen Gemeinschaft Ostkirchliches Institut Regensburg Veroffentlichungsdatum unbekannt https www oki regensburg de balamand pdf abgerufen am 29 Juni 2021 Wyrwoll Nikolaus Das filioque in der Diskussion Ostkirchliches Institut Regensburg Veroffentlichungsdatum unbekannt https www oki regensburg de filioque htm abgerufen am 29 Juni 2021 Anmerkungen Bearbeiten Vgl Bayer Axel Spaltung der Christenheit Das sogenannte Schisma von 1054 Koln 2002 S 96 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 105 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 4 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 187 a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 210 Vgl Maier Franz Georg Weltgeschichte 13 Byzanz Augsburg 2000 S 354 a b c Vgl Maier Byzanz 2000 S 402 f a b c d Vgl Neuner Peter Das Schisma von 1054 und seine Aufhebung 1965 Impulse im Dialog der Liebe Herder de 2004 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2003 S 1 a b Vgl Hage Wolfgang Das Christentum im fruhen Mittelalter 476 1054 Vom Ende des westromischen Reiches bis zum west ostlichen Schisma Gottingen 1993 S 123 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 88 f a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 216 f a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 16 f a b c Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 17 a b c Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 160 a b c Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 160 Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 156 Vgl Dhont Jan Weltgeschichte 10 Das fruhe Mittelalter Augsburg 2000 S 235 Vgl Mayeur Jean Marie Die Geschichte des Christentums 4 Bischofe Monche und Kaiser Freiburg 1994 S 871 Vgl Zey Claudia Der Investiturstreit Munchen 2017 S 27 Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 10 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 10 f a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 11 519 lenkte Rom ein und erkannte durch praktisches Verhalten den Vorrang Konstantinopels vor Antiochia und Alexandria an Offiziell wurde die Rangfolge durch Rom hingegen erst mit der antiphotianischen Synode von 869 70 anerkannt Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 13 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 89 a b Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 161 a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 39 Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 19 a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 19 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 39 f a b Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 106 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 1993 S 40 a b c Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 65 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 214 f a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 215 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 216 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 14 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 9 f Vom Byzantinischen Reich wurde der Kirchenstaat jedoch erst im 10 Jahrhundert offiziell anerkannt Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 22 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 18 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 25 36 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 2 Gleichfalls sollte man dieses Zweikaiserproblem jedoch auch nicht uberschatzen So weist Axel Bayer darauf hin dass sich die im Osten bekannte Absicht der Kaiserkronung Ottos III Ende des 10 Jahrhunderts nicht nachteilig auf die Verhandlungen des Johannes Philagathos in Konstantinopel ausgewirkt hat denn nach Ansicht der Rhomaer konnte der westliche Kaiser dem ostlichen Basileus keinesfalls auch nur annahernd gleichrangig sein Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 34 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 35 f Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 158 f Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 159 Vgl Le Goff Jacques Weltgeschichte 11 Das Hochmittelalter Augsburg 2000 S 91 f Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 157 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 73 f a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 62 Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 163 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 71 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 63 a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 64 Vgl Dhont Das fruhe Mittelalter 2000 S 223 Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 162 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 77 Vgl Hage Christentum im fruhen Mittelalter 1993 S 160 f a b Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 95 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 96 f Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 98 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 103 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 102 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 104 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 5 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 5 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 113 ff Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 115 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 105 110 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 142 f 145 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 165 ff Vgl Maier Byzanz 2000 S 254 f Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 193 f Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 194 Vgl Maier Byzanz 2000 S 306 f Vgl Maier Byzanz 2000 S 306 Vgl Maier Byzanz 2000 S 312 Maier Byzanz 2000 S 307 Vgl Maier Byzanz 2000 S 310 Vgl Maier Byzanz 2000 S 310 f Vgl Maier Byzanz 2000 S 311 a b Vgl Maier Byzanz 2000 S 313 f Vgl Maier Byzanz 2000 S 311 f Vgl Maier Byzanz 2000 S 314 Vgl Maier Byzanz 2000 S 314 f Vgl Maier Byzanz 2000 S 315 Vgl Maier Byzanz 2000 S 316 f Vgl Maier Byzanz 2000 S 305 f Maier Byzanz 2000 S 316 Vgl Maier Byzanz 2000 S 316 Den griechischen Bischofen wurde es beispielsweise erlaubt einen Kirchenzehnt zu erheben Dabei legten die Franken ein enormes Mass an Nachsichtigkeit an den Tag So wurde beispielsweise angeraten es nicht zu sanktionieren wenn ein Bischof den Zehnt auch in fremden Kirchenprovinzen erhob Vgl Mayeur Jean Marie Die Geschichte des Christentums 5 Machtfulle des Papsttums Freiburg 1994 S 733 Vgl Maier Byzanz 2000 S 253 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 353 f Vgl Maier Byzanz 2000 S 355 Maier Byzanz 2000 S 358 Vgl Maier Byzanz 2000 S 357 Vgl Neidhart Ludwig Biblische Trinitatslehre und Christologie Universitat Augsburg 2017 S 45 a b Vgl Suttner Ernst Christoph Das Dokument der kath orth Dialogkommission von Balamand mit der Uberschrift Der Uniatismus eine uberholte Unionsmethode und die derzeitige Suche nach der vollen Gemeinschaft Ostkirchliches Institut Regensburg Vgl Neidhart Biblische Trinitatslehre und Christologie 2017 S 43 Vgl Euronews Hrsg Katholiken und Orthodoxe Was sie eint was sie unterscheidet euronews 2016 Vgl Bayer Spaltung der Christenheit 2002 S 141 Vgl Wyrwoll Nikolaus Das filioque in der Diskussion Ostkirchliches Institut Regensburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Morgenlandisches Schisma amp oldid 236764738