www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Eine Beschreibung des gleichnamigen Albums von Ornette Coleman findet sich unter Free Jazz A Collective Improvisation Free Jazz ist einerseits ein historischer Begriff fur harmonisch freies Improvisationsspiel im Jazz seit den 1960er Jahren Andererseits ist es ein bis heute ausstrahlendes Paradigma das die Moglichkeit zur freien Entfaltung immer neuer Formen im Jazz und auch daruber hinaus etwa in der Intuitiven Musik bereithalt Der Begriff selbst kann zu Missverstandnissen fuhren da eine Freiheit in Bezug auf die herkommlichen Spielhaltungen des Jazz nur bedingt genutzt wird und es neben einer volligen Freiheit in der Form Free Form Jazz durchaus Improvisationen gibt die auf Kompositionen und kompositionsahnlichen Absprachen uber Strukturen beruhen Peter Jacquemyn Carl Ludwig Hubsch Barre Phillips v l n r beim Peter Kowald Memorial 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Stilistische Merkmale 3 Herausragende Alben des Free Jazz der 1960er und 1970er Jahre 4 Film 5 Literatur 5 1 Aufsatze 5 2 Monographien 6 WeblinksEntwicklung BearbeitenDer Begriff leitet sich von der gleichnamigen Schallplatte her die Ornette Coleman 1960 mit einem Doppelquartett mit u a Don Cherry Eric Dolphy und Charlie Haden aufnahm Die Entwicklung des Free Jazz fand in den USA und wenig spater auch in Europa statt Unbestritten ist der wegbereitende Einfluss solcher US amerikanischer Musiker wie John Coltrane Eric Dolphy Ornette Coleman Sun Ra Albert Ayler Pharoah Sanders Anthony Braxton Roscoe Mitchell Cecil Taylor Alice Coltrane Jeanne Lee Sonny Sharrock oder Rashied Ali die auch aus heutiger Sicht noch zu den kreativsten Vertretern des fruhen freien Jazz zahlen nbsp Ornette Coleman Moers Festival 2011Seit Ende der 50er Jahre experimentierten junge afroamerikanische und europaische Jazzmusiker mit unerhort neuen Klangen mit einem Durchbruch in den Raum der freien Tonalitat mit einer Aufgabe der Funktionsharmonik bzw dissonanten d h spannungsgeladenen Akkorden wie sie im Jazz bis dahin nicht vorstellbar gewesen waren Vorbereitet war diese Ausweitung des musikalischen Materials bereits seit 1941 von der Tristanoschule aber auch von George Russell Paul Bley Charles Mingus Jaki Byard Jackie McLean und durch die kammermusikalischen Experimente eines Jimmy Giuffre Die schockierende Wirkung dieser Musik in den fruhen 1960er Jahren auch Jazz der Avantgarde oder The New Thing genannt wurde noch gesteigert durch neuartige Spieltechniken und ausgefallene Klang und Gerauscheffekte wie extrem hohe schrille schreiende pfeifende quakende oder grunzende Tone Hinzu kam eine Betonung der Intensitat wie sie in fruheren Jazzstilen unbekannt war Noch nie zuvor wurde in der Geschichte des Jazz auf Powerplay und Intensitat in einem so ekstatischen Sinne Wert gelegt Kraft und Harte des Neuen Jazz und ein revolutionares zum Teil aussermusikalisches Pathos wirkten um so vehementer als sich vieles angestaut hatte was nun uber das an Oscar Peterson und das Modern Jazz Quartet gewohnte bequem gewordene Jazzpublikum hereinbrach analysierte Joachim Ernst Berendt in seinem Jazzbuch Das Publikum reagierte uberwiegend ablehnend weil es den Free Jazz als Zumutung empfand und als Herausforderung war er von den Musikern auch gemeint als Protest der jungen Generation gegen Rassendiskriminierung soziale Ungerechtigkeit und uberholte Konventionen Seit Mitte der 1960er Jahre bildete sich unabhangig von Vorlaufern Joe Harriott entwickelte bereits 1960 einen eigenstandigen Zugang ein europaischer Free Jazz heraus an dessen Entwicklung Musiker wie z B Derek Bailey Willem Breuker Peter Brotzmann Gunter Hampel Peter Kowald Joachim Kuhn Maggie Nicols Evan Parker Friedhelm Schonfeld Manfred Schulze Irene Schweizer John Stevens Dick van der Capellen oder Keith Tippett beteiligt waren Bis heute haben sich aus dem europaischen Free Jazz der 1960er Jahre die mannigfaltigsten Spielformen herausgebildet Einige Musiker der zweiten und dritten Generation wie z B Joelle Leandre Thomas Lehn oder Tony Buck stehen mit ihrer Musik mehr in der europaischen Musiktradition Andere wie z B Theo Jorgensmann Mats Gustafsson Axel Dorner oder Christopher Dell integrieren vermehrt Jazzelemente in ihre Musik Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen und lasst interessante Entwicklungen erahnen nbsp Peter Brotzmann 2014Stilistische Merkmale BearbeitenSeit den 1960er Jahren hat sich der Free Jazz weiter entwickelt und wurde dabei sehr heterogen Daher ist eine einfache stilistische Typologie nur bedingt moglich Der fruhe Free Jazz orientiert sich noch an melodischen harmonischen und rhythmischen Grundmustern der Jazztradition Auch entspricht die Instrumentation zunachst meist noch der Besetzung der typischen Bebop Combo Die im Folgenden genannten Merkmale sind daher keinesfalls fur alle Gruppen und Tontrager des Free Jazz zutreffend Aufhebung der harmonischen Tonalitat vereinzelt auch Zwolftonmusik bzw Verwendung von seriellen Tonreihen vor allem aber freie Atonalitat Freie Rhythmik wird erst ab den Innovationen von Sunny Murray zum Stilmerkmal Einflusse aus verschiedenen Stilrichtungen nach Joachim Ernst Berendt vor allem Weltmusik Aufhebung der Trennung zwischen Klang und Gerausch Keine Trennung mehr zwischen Solo und Begleitungspart wodurch die Musiker kommunizieren und ihre Stucke entwickeln Das als typisches Jazz Merkmal geltende Leadsheet existiert im Free Jazz zunehmend nicht mehrBei der weiteren Entwicklung des Jazz zeigt sich dass eine Einteilung in Stilistiken oft nur schwer moglich ist und daher nur sehr selten sinnvoll ist Insbesondere der Ubergang zwischen Free Jazz und frei improvisierter Musik ist bisher kaum bestimmbar Herausragende Alben des Free Jazz der 1960er und 1970er Jahre Bearbeiten nbsp Eine der langlebigsten Gruppen des Genres das Alexander Schlippenbach Trio mit Alexander von Schlippenbach links Evan Parker Mitte Paul Lovens rechts 2010 in NiederstettenAlbert Ayler Spiritual Unity 1965 Art Ensemble of Chicago A Jackson in Your House 1969 Anthony Braxton Town Hall 1972 Peter Brotzmann Machine Gun 1968 Derek Bailey Barry Guy Paul Rutherford Iskra 1903 1972 John Coltrane Ascension 1965 Ornette Coleman Free Jazz A Collective Improvisation 1961 Don Cherry Mu 1 amp 2 1969 Jimmy Giuffre Free Fall 1963 Gunter Hampel Heartplants 1964 Tony Oxley 4 Compositions for Sextett 1970 Michel Portal Alors 1970 Sam Rivers Crystals 1974 Manfred Schoof Voices 1966 Alexander von Schlippenbach Globe Unity 1966 Archie Shepp Mama Too Tight 1966 Alan Silva amp The Celestrial Communications Orchestra Seasons 1971 Spontaneous Music Ensemble Oliv 1969 Tomasz Stanko Music for K 1970 John Surman The Trio 1970 Cecil Taylor Conquistador 1966 Synopsis Auf der Elbe schwimmt ein rosa Krokodil 1974 Attila Zoller The Horizon Beyond 1965 Film BearbeitenFire Music Dokumentarfilm von Tom Surgal 2021 Literatur BearbeitenAufsatze Bearbeiten Andre Asriel Jazz Aspekte und Analysen 4 Auflage Edition Lied der Zeit Berlin 1985 S 211 231 Bert Noglik Improvisierte Musik in der Folge des Free Jazz Kontinuum Beliebigkeit Stilpluralismus In Ekkehard Jost Darmstadter Jazzforum 89 Darmstadter Beitrage zur Jazzforschung Bd 1 Wolke Hofheim 1990 ISBN 3 923997 40 X S 14 22 Nina Polaschegg Emanzipation im Jazz Emanzipation vom Jazz Ist der Free Jazz eine kulturelle Revolution oder eine Emanzipation In Arnold Jacobshagen u a Hrsg Rebellische Musik Gesellschaftlicher Protest und kultureller Wandel um 1968 Dohr Koln 2007 ISBN 978 3 936655 48 3 S 245 262 Monographien Bearbeiten Jacques Aboucaya Jean Pierre Peyrebelle Du be bop au free jazz Formes et techniques d improvisation chez C Parker M Davis et O Coleman Presses universitaires du Mirail Toulouse 2001 ISBN 2 85816 588 2 Iain Anderson This Is Our Music Free Jazz the Sixties and American Culture University of Pennsylvania Press Philadelphia 2007 ISBN 9780812220032 Philippe Carles Jean Louis Comolli Free Jazz Black power Gallimard Paris 2001 ISBN 2 07 040469 2 EA Paris 1971 deutsch Free Jazz Black Power Neuauflage Wolke Hofheim 1980 ISBN 3 9800387 0 X EA Frankfurt M 1974 Todd S Jenkins Free Jazz and Free Improvisation An Encyclopedia Greenwood Press London 2004 2 Bde A J ISBN 0 313 33313 0 K Z ISBN 0 313 33314 9 Ekkehard Jost Europas Jazz 1960 1980 Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt am Main 1987 ISBN 3 596 22974 X Ekkehard Jost Free Jazz Stilkritische Untersuchungen zum Jazz der 60er Jahre Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 2221 7 englischer Titel Free Jazz Hans Kumpf Postserielle Musik und Free Jazz 2 Auflage Rohrdorfer Musikverlag Rohrdorf 1981 ISBN 3 922438 06 7 Guerino Mazzola Flow Gesture and Spaces in Free Jazz Towards a Theory of Collaboration Springer Heidelberg 2008 ISBN 978 3540921943 Weblinks BearbeitenChristian Broecking Free Jazz Wild hymnisch spirituell revolutionar In Die Zeit 14 Mai 2007 dort auch eine Ubersicht zu Einspielungen des Free Jazz Genreuberblick Free Jazz auf AllMusic comNormdaten Sachbegriff GND 4155265 9 lobid OGND AKS LCCN sh2003005848 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Free Jazz amp oldid 234426901