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Das Spontaneous Music Ensemble oder SME war ein Improvisationsensemble zunachst im Bereich des Free Jazz das in London um den Schlagzeuger John Stevens zwischen 1965 und 1994 existierte Insbesondere in seiner ersten Phase bis 1974 gehorte es zu den Schlusselformationen der britischen Jazzavantgarde 1 Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Entwicklung 2 1 1 Phase Emanzipation vom afro amerikanischen Free Jazz 2 2 2 Phase Perkussive Duos als Kern 2 3 3 Phase mit Roger Smith 3 Diskografie Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 QuellenBedeutung BearbeitenJohn Stevens grundete gemeinsam mit Trevor Watts und Paul Rutherford das SME als einen offenen Workshop mit unterschiedlichen Besetzungen vom Duo bis zur Big Band In ihm haben die meisten wesentlichen Spieler des britischen Free Jazz aber auch Musiker wie Ron Mathewson mitgewirkt Gemeinsam wurde das SME Programm Improvisation als Prinzip der Formentwicklung 2 entfaltet Nach den Beobachtungen des Saxophonisten Evan Parkers hatte Stevens zwei Grundregeln fur das Spiel im SME 1 Wenn Du einen anderen Musiker nicht horen kannst spielst Du zu laut 2 Wenn die Musik die Du erzeugst sich nicht regelmassig auf das bezieht was die anderen spielen warum bist Du dann in der Gruppe 3 Dies fuhrte dazu dass die Musik des Ensembles sehr ruhig war aber zugleich sehr intensiv und wenig rhythmisch Anders als haufig in der freien Improvisation war die Musik damit keinesfalls primar auf atonale Klangforschung gerichtet Entwicklung BearbeitenAus dem Ruckblick kommt Ekkehard Jost zum Urteil dass der Weg den das SME stilistisch ging keineswegs gradlinig verlief Ohne sich einer bestimmten stilistischen Stromung anzuschliessen oder eine solche auszupragen pendelt die Musik des SME zwischen den Polen einer abstrakten Klangerzeugung und eines kraftig pulsierenden Free Jazz 4 In der Arbeit des SME lassen sich drei Phasen unterscheiden 1 Phase Emanzipation vom afro amerikanischen Free Jazz Bearbeiten Zunachst spielten Watts Rutherford und Stevens mit Kenny Wheeler und Jeff Clyne bzw Bruce Cale Ihre im Marz 1966 aufgenommene Platte Challenge kann als die erste wirkliche europaische Freejazz Platte eingestuft werden Nachdem in einer ersten Trio bzw Duophase 1967 Evan Parker und Stevens teilweise gemeinsam mit Watts oder mit Peter Kowald spielten gehorten dann Derek Bailey und Barry Guy bzw Dave Holland zum Ensemble In dieser Quintett Konstellation entstand im Februar 1968 die zweite zeitnah veroffentlichte Platte Karyobin Dem SME ging es zunehmend um die Verwirklichung von Kollektivimprovisationen in denen die Interaktion zwischen den Beteiligten Vorrang gegenuber der individuellen Entfaltung der Solisten gewinnen sollte Stevens Idee war dass der improvisierende Musiker Teil eines grosseren Ganzen ist und nicht eine Attraktion an sich 5 Auf Karyobin besitzen die Stucke anders als im nordamerikanischen Free Jazz der Zeit keine Themen mehr und auch kein durchlaufendes rhythmisches Fundament und ahnlich wie bei AMM vermutlich auch keine Verabredung hinsichtlich des Ablaufs und der formellen Gestaltung Anders als in der spateren frei improvisierten Musik aus Grossbritannien ist eine starke Interaktion auf Ebene von musikalischen Motiven feststellbar Karyobin wurde 1998 in die Liste 100 Records That Set the World on Fire While No One Was Listening von The Wire aufgenommen In der nachsten Phase ging es um die langsame Interpretation einer Tonreihe die alle Spieler wiedergeben mussten allerdings jeder orientiert an die eigene Atemlange so dass alle zu unterschiedlichen Zeitpunkten von Ton zu Ton wechselten Dadurch uberlappten sich die unterschiedlichen Tone so dass Harmonien und Mikrointervalle ahnlich wie in der japanischen Musik entstanden Dieses Stuck Familie wird in Baden Baden mit Jeanne Lee uraufgefuhrt in spateren Versionen wirken Maggie Nicols Norma Winstone und Pepi Lemer mit Auf der nachsten damals veroffentlichten Platte Oliv 1969 finden sich zwei ruhige Stucke mit dem gleichen thematischen Material die aufgrund der unterschiedlichen Besetzungen sehr unterschiedlich ausfallen Wahrend einmal ein grossformatiges Ensemble um das Flugelhorn von Wheeler geschart wird wird die zweite Version in Quartettbesetzung eingespielt Neben Nicols Stevens und Wheeler ist das der aus Sudafrika stammende Bassist Johnny Dyani 1971 wird das SME zur Bigband erweitert und spielt eine Hymne zum Gedanken an Albert Ayler Den Kern bilden Julie Tippetts Watts Stevens und der Bassist Ron Herman Auf einer weiteren Aufnahme wird dieses Quartett um Bobby Bradford erweitert und spielt deutlich jazzorientierter als sonst Barre Phillips der 1969 die mangelnde Originalitat des europaischen Free Jazz beklagte klammerte dabei das SME aus Ich weiss nicht wie sie es bewerkstelligt haben in sich selbst zu horchen und eigenes zu spielen anstatt Ornette oder Coltrane oder Sanders aber so jedenfalls sollte es sein 6 2 Phase Perkussive Duos als Kern Bearbeiten Auf dem Album Face to Face spielten Watts und Stevens im Duo so traten sie bereits beim Montreux Jazz Festival 1970 auf und reprasentierten so auch im Sommer 1974 das SME bei weiteren Live Auftritten Daneben gibt es 1973 allerdings auch Auftritte im Trio mit Bassist Kent Carter sowie mit diesem Bailey und Evan Parker 1976 besteht das SME schliesslich aus Parker und Stevens Beide Duo Ausgaben des SME zeichnen sich nun durch die Bevorzugung punktueller Strukturen und viele Pausen aus das Saxophon wird quasi perkussiv gespielt so dass die Interaktion zwischen den beiden Spielern gleichberechtigter wird Die Musik ist in beiden Fallen sehr introvertiert aber voller Spannungen nbsp Nigel Coombes und Roger Smith John Stevens ist ausserhalb des Bildes 3 Phase mit Roger Smith Bearbeiten 1977 spielte Stevens gemeinsam mit dem Violinisten Nigel Coombes dem Gitarristen Roger Smith und dem Cellisten Colin Wood Album Biosystem Das Spiel des SME wurde noch ruhiger so dass es zunehmend schwieriger wurde fur es Auftrittsmoglichkeiten zu organisieren Den Kern des Ensemble bildeten nun Coombes Smith und Stevens die 1980 als Trio Hot and Cold Heroes aufnahmen In dieser Besetzung bestand die Gruppe bis 1992 trat allerdings manchmal nur in Jahresfrist auf Seit 1992 das SME bestand bis zum Tod von Stevens 1994 ersetzte Saxophonist John Butcher Coombes 7 Diskografie Auswahl BearbeitenKaryobin 1968 Island Records 1993 2018 Chronoscope Stevens Evan Parker Kenny Wheeler Derek Bailey Dave Holland Frameworks 1968 1971 1973 Emanem Records Stevens Norma Winstone Watts Kenny Wheeler Paul Rutherford Julie Tippetts Ron Herman und weitere John Stevens Spontaneous Music Ensemble 1969 Marmalade Records Stevens Kenny Wheeler Derek Bailey Watts Peter Lemer Johnny Dyani Maggie Nicols Carolann Nichols Pepi Lemer So What Do You Think 1971 Tangent Records Stevens Watts Kenny Wheeler Derek Bailey Dave Holland birds of a feather 1971 BYG Records Stevens Watts Ron Herman Julie Tippetts Bobby Bradford John Stevens and the Spontaneous Music Ensemble 1971 Freedom 2009 Nessa Records Stevens Watts Bobby Bradford Bob Norden Ron Herman Julie Tippetts Face to Face 1973 Emanem Records Stevens Watts Quintessence 1973 74 Emanem Records Stevens Watts Evan Parker Derek Bailey Kent Carter Crystal Palace plus Spontaneous Music Ensemble 1975 Nondo Stevens Watts sowie Barry Leigh Roy Ashbury Will Embling Biosystem 1977 Incus Records 2006 Psi Records 2006 Stevens Nigel Coombes Roger Smith Colin Wood Hot and Cold Heroes 1980 91 Emanem Records Stevens Nigel Coombes Roger Smith A New Distance 1994 Acta 2005 Emanem Records Stevens John Butcher Roger Smith Bare Essentials 1972 3 2007 Emanem Records Stevens Watts New Surfacing 1978 amp 1992 2013 Emanem Records Stevens Coombes Smith Literatur BearbeitenRichard Scott The Molecular Imagination John Stevens The Spontaneous Music Ensemble and Free Group Improvisation In Franziska Schroeder Micheal o hAodha Hrsg Soundweaving Writings on Improvisation Cambridge Scholars Publishing Newcastle upon Tyne 2014 S 95 109 Weblinks BearbeitenInterview mit John Butcher engl u a uber Stevens und das SME Interview mit Roger Smith engl u a uber Stevens und SME Quellen Bearbeiten Ekkehard Jost Europas Jazz 1960 1980 ISBN 3 596 22974 X S 52 Martin Kunzler Jazz Lexikon Band 2 M Z rororo Sachbuch Bd 16513 2 Auflage Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2004 ISBN 3 499 16513 9 S 1278 zit nach Brian Olewnick https www allmusic com artist mn0000158979 E Jost Europas Jazz S 280 zit n E Jost Europas Jazz S 58 zit n M Kunzler Jazz Enzyklopadie S 1278 Martin Davidson John Stevens an appreciation http www efi group shef ac uk mstevens html Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spontaneous Music Ensemble amp oldid 228879459