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Albert Ayler 13 Juli 1936 in Cleveland Ohio November 1970 in New York City war ein US amerikanischer Jazzmusiker Tenorsaxophon auch Alt und Sopransaxophon gelegentlich Dudelsack und Komponist Er ist einer der Wegbereiter des Free Jazz Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Seine Musik 2 1 Zitate 3 Diskografie Auswahl 4 Film 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenAus einer Musikerfamilie stammend sein Bruder ist der Trompeter Don Ayler hatte Albert Ayler sehr fruh Zugang zum Jazz Er lernte mit sieben Jahren Altsaxophon und spielte anfangs in der Band seines Vaters Edward seine Ausbildung erhielt er an der Cleveland Academy of Music Von 1952 bis 1960 reiste er mit Blues und Rhythm and Blues Bands etwa mit Little Walter und Lloyd Price durch die Vereinigten Staaten Wahrend seiner Militarzeit die er zunachst in Texas und dann ab 1959 in Paris verbrachte jammte er mit Stanley Turrentine und bereits mit Lewis Worrell und Beaver Harris mit denen er spater wieder zusammenarbeitete Auch wechselte er in dieser Zeit zum Tenorsaxophon in Paris trat er 1960 61 in Jazzclubs auf 1961 lebte er einige Zeit in Kalifornien bevor er 1962 in Skandinavien als Unterhaltungsmusiker tatig war und im Jazzhus Montmartre in Kopenhagen mit Dexter Gordon Don Byas und Don Cherry und schliesslich auch mit Cecil Taylors Gruppe spielte mit der er 1963 auch in New York City auftrat In Skandinavien entstanden erste Aufnahmen 1 Ayler ging mit Cherry Gary Peacock und Sunny Murray im Herbst 1964 auf Europatournee nachdem er sein erstes Studioalbum in New York aufgenommen hatte 2 im Juli 1964 entstand dann in Triobesetzung mit Sunny Murray und Gary Peacock sein essentielles Album Spiritual Unity 3 Zu dem Trio stiess dann Don Cherry 1965 grundete Ayler ein Quintett dem auch sein Bruder Don beitrat In wechselnden Besetzungen zu denen Musiker wie Charles Tyler der Cellist Joel Freedman und der Bassist Henry Grimes gehorten nahm Ayler eine Reihe von Alben fur das neue Avantgardelabel ESP Disk auf In erweiterter Besetzung so mit zwei Bassisten trat er von 1965 bis 1967 in den grossen Clubs des New Yorker Stadtteil Greenwich Village auf 4 Ausserdem spielte Ayler 1965 mit Don Cherry John Tchicai Roswell Rudd Gary Peacock und Sunny Murray die Platte New York Eye and Ear Control ein die als die erste Aufnahme einer ohne Absprachen entstandenen Free Form Improvisation gilt 1966 kam es zu einer Zusammenarbeit mit Ronald Shannon Jackson die auf Mitschnitten aus Slug s Saloon dokumentiert ist Im Jahr 1967 trat Ayler mit seinem Bruder Don dem Geiger Michel Samson dem Bassisten Bill Folwell und dem Schlagzeuger Beaver Harris auf dem Newport Jazz Festival auf mit dieser Besetzung war er im Vorjahr auch auf Europatournee wo er auch auf den Berliner Jazztagen auftrat In seinen spateren Aufnahmen 1968 1969 naherte er sich auf Drangen des Produzenten Bob Thiele kommerzielleren Formen an insbesondere dem Rhythm and Blues seiner fruhen Jahre ohne jedoch als Solist wesentliches aufzugeben 5 Er holte beispielsweise den Canned Heat Gitarristen Henry Vestine hinzu liess weitere Blaser einfache Riffs spielen ungewohnte Klangfarben Spinett Dudelsack Jodelgesang auftauchen und Sangerinnen Texte mit Hippie Themen singen aber auch das Yeah Yeah Yeah das die Beatles von Ray Charles adaptiert haben 6 1970 fand Ayler in den Vereinigten Staaten kaum noch Arbeit Er reiste im Juni 1970 mit neuer Besetzung erneut nach Europa um in Frankreich zu spielen 7 Es ist unsicher ob er danach noch einen Auftritt in New York im August hatte Anfang November 1970 war Albert Ayler plotzlich von der Bildflache verschwunden Am 25 November 1970 fand man seine Leiche im East River von New York Todesursache Ertrinken Es kamen Geruchte um eine Exekution wegen Schulden bei Drogendealern auf 8 Nach Aussagen seiner Lebensgefahrtin Mary Parks beging er Suizid Er warf sein Saxophon in den Fernseher verliess die Wohnung nahm die Fahre zur Freiheitsstatue sprang aber kurz vor der Ankunft ins Wasser 9 Seine Musik Bearbeiten nbsp Roy Campbell jr und das Projekt A Tribute to Albert Ayler rezitieren am Tag nach der Wahl Barack Obamas zum US Prasidenten Aylers Gedicht Music is the Healing Power of the UniverseAylers Sound war neu ein Sound voller Spaltklange Obertone und modifizierter Rhythm and Blues Techniken und New Orleans Jazz Spielweisen Zusammen mit anderen experimentellen Musikern erschloss er damit neue Klangwelten er betonte in Interviews immer wieder die zentrale Bedeutung von Folksongs und Marschmusik fur seine kunstlerische Entwicklung und seine Kompositionen 10 wie Bells Ghosts Spirits Holy Holy Witches and Devils Holy Spirit Mothers Vibrations und The Truth Comes Marching In Die Themen der Kompositionen klingen in ihrer rhythmischen Einfachheit und mit ihrem diatonischen Material wie Bruchstucke aus euro amerikanischer Trivialmusik 11 Aylers Soli standen jedoch zu seinen betont trivialen Themen in diametralem Gegensatz Dabei entstanden wilde intensive Improvisationen die die volkstumliche Naivitat seiner Themen mit grosser Scharfe negierten 12 Martin Kunzler zitiert den englischen Jazzmusiker Ronnie Scott dessen Urteil im Melody Maker die Ratlosigkeit vieler Kollegen und Zeitgenossen reprasentierte Nach den Massstaben die ich kenne ist dies kein Jazz Keine Figur des Free Jazz war so umstritten wie Ayler dessen hymnische verkunderische Musik sich trotz Ruckgriffs auf viele traditionelle Elemente am weitesten von dem zu entfernen schien was fur Tradition gehalten wurde 13 Joachim Ernst Berendt schrieb zum Stil Albert Aylers We Play Peace war sein immer wieder ausgesprochenes Motto Die freien Tenor Ausbruche von Ayler der weitgehend unabhangig war von Coltrane diesem sogar vorausgehend fanden Geborgenheit in besonders eigenwilliger Weise durch seinen Ruckgriff auf Marsch und Zirkusmusik der Jahrhundertwende auf Volkstanze Walzer und Polkas aber auch auf die dirges die Trauerstucke der funeral Prozessionen im alten New Orleans Berendt betont die Nahe Aylers zur volksmusikalischen Ungebundenheit des field cry und des archaischen Folk Blues 14 Kritischer ausserte sich der Jazzkritiker Arrigo Polillo angesichts verzerrter Echos der diversen Folk Elemente konstatiert er Aber hier fehlt die Freude ganz und gar Die Heiterkeit wirkt vorgetauscht in Form eines Trugbildes das ein mechanisches Ballett zeigt und wird von einem grausigen Zerrspiegel reflektiert 15 Letztlich handelt es sich nach dem Urteil von Andre Asriel aber um eindrucksvolle Stucke in denen Ayler der wiederholt seine Sehnsucht nach einer heilen friedlichen Welt bekannte deren Unmoglichkeit im Angesicht der rauhen Realitat des Lebens der Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten gestaltete 12 Richard Cook und Brian Morton betonen im Penguin Guide to Jazz insbesondere die Rolle des Schlagzeugers Sunny Murray und vergleichen sie in Titeln wie Transfiguration und Ghosts 16 mit der telepathischen Sympathie zwischen John Coltrane und Rashied Ali 17 Unter dem Eindruck Aylers und dessen eruptiven Klangstromen 18 nahm David Murray seine ersten Alben auf Flowers for Albert Ian Carr merkt im Jazz Rough Guide an dass unzahlige weitere Musiker seinem Spirit folgten Das Magazin Rolling Stone wahlte sein Album Music is the Healing Force of the Universe 2013 in seiner Liste Die 100 besten Jazz Alben auf Platz 47 Spiritual Unity gelangte dort auf Platz 81 19 Zitate Bearbeiten Ich mochte etwas spielen was die Leute mitsummen konnen Ich spiele gern Lieder wie ich sie sang als ich noch ganz klein war Volkslieder die alle Leute verstehen Albert Ayler 20 Jazz ist Jim Crow Er gehort in eine andere Ara eine andere Zeit und an eine andere Zeit Wir spielen free music Albert Ayler 21 Er ist das Atomzeitalter der Explosivsound von heute LeRoi Jones 22 Ayler war in vielerlei Hinsicht dem alten Klang von Bubber Miley und Tricky Sam Nanton naher als dem von Charlie Parker Miles Davis oder Sonny Rollins Er brachte das wilde primitive Gefuhl zuruck das den Jazz in den spaten dreissiger Jahren verlassen hatte Seine Technik kannte keine Grenzen seine Tonskala ging vom tiefen Grunzen zu den schrillsten Tonen in hochster Hohe ohne Parallele Richard Williams 23 Diskografie Auswahl BearbeitenThe First Recordings II Sonet DIW 1962 mit Torbjorn Hultcrantz Sune Spangberg My Name is Albert Ayler Fontana 1963 Bells Prophecy ESP Disk 1964 1965 mit Don Ayler Charles Tyler Lewis Worrell Gary Peacock Sunny Murray Spiritual Unity ESP Disk 1964 mit Gary Peacock Sunny Murray Ghosts Debut 1965 Spirits Rejoice ESP Disk 1965 New York Eye and Ear Control ESP Disk 1965 mit Don Cherry Roswell Rudd John Tchicai Gary Peacock Sunny Murray Lorrach Paris HatArt 1966 mit Don Ayler Michel Samson Bill Fowell Beaver Harris Live in Greenwich Village The Complete Recordings Impulse Records 1965 67 Love Cry Impulse Records 1967 New Grass Impulse Records 1968 Music Is the Healing Force of the Universe Impulse 1969 The Last Album Impulse 1969 The Copenhagen Tapes Ayler Records ed 2002 wiederaufgelegt 2017 als Copenhagen Live 1964 von Hatology Albert Ayler Trio 1964 Prophecy Revisited ezz thetics Hat Hut Records Ltd 2020 European Recordings Autumn 1964 revisited 2021 teilweise zuvor als European Radio Studio Recordings 1964 Hatology ed 2017 La Cave Live Cleveland 1966 revisited ezz thetics ed 2022 Revelations The Complete ORTF 1970 Fondation Maeght Recordings Elemental Music ed 2022 Film BearbeitenTalking in Tongues In Zungen reden Dokumentarfilm von Doug Harris 80 Minuten USA GB 1987 Kaspar Collin My Name Is Albert Ayler Schweden 2005 24 Jean Michel Meurice Le Dernier Concert Frankreich 1970 letztes Konzert in der Fondation Maeght Literatur BearbeitenCarlo Bohlander Karl Heinz Holler Reclams Jazzfuhrer Reclams Universalbibliothek Nr 10185 2 revidierte und erweiterte Auflage Reclam Stuttgart 1977 ISBN 3 15 010185 9 Peter Niklas Wilson Spirits Rejoice Albert Ayler und seine Botschaft Wolke Verlag Hofheim 1996 ISBN 978 3 936000 87 0 Valerie Wilmer As Serious as Your Life London Quartet Books 1977 Ian Carr Digby Fairweather Brian Priestley Rough Guide Jazz Der ultimative Fuhrer zum Jazz 1800 Bands und Kunstler von den Anfangen bis heute 2 erweiterte und aktualisierte Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2004 ISBN 3 476 01892 X Richard Cook Brian Morton The Penguin Guide to Jazz on CD 6 Auflage Penguin London 2002 ISBN 0 14 051521 6 Joachim Ernst Berendt Gunther Huesmann Das Jazzbuch Fischer Frankfurt Main 1991 Ekkehard Jost Sozialgeschichte des Jazz in den USA Fischer Verlag Frankfurt Main 1982 Martin Kunzler Jazz Lexikon Reinbek Rowohlt 1993 Arrigo Polillo Jazz Munchen Piper 1984 Jeff Schwartz Albert Ayler His Life and Music E Book 1992 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Albert Ayler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Albert Ayler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Erinnerungsseite mit instruktiver Diskographie englisch Essay von Felix Klopotek Der Traum von einer Seele in jungleworldEinzelnachweise Bearbeiten Die spater unter dem Titel First Recordings veroffentlichten Aufnahmen wurden in Stockholm von den schwedischen Saxophonisten Bengt Nordstrom produziert und erschienen zuerst auf Nordstroms eigenen Bird Notes Label spater auf dem danischen Sonet Label Eine weitere Dokumentation aus dieser fruhen Schaffensphase Aufnahmen einer Radiosession vom Januar 1963 in Danemark erschien unter dem Titel My Name is Albert Ayler auf dem danischen Ableger des Debut Labels das Charles Mingus und Max Roach gegrundet hatten die Aufnahmen entstanden im Februar 1964 und erschienen unter dem Titel Spirits wiederum bei Debut Records spater als Witches and Devils auf dem Label Freedom beteiligt waren ausser Henry Grimes und Sunny Murray der Bassist Earle Henderson und der Trompeter Norman Howard mit denen Ayler bereits in Cleveland zusammenarbeitete Nach Meinung von Cook und Morton ist Witches and Devils Aylers eigentliches Debutalbum Am selben Tag wurde in veranderter Besetzung auch das Gospel Album Swing Low Sweet Spiritual eingespielt Richard Cook und Brian Morton bewerteten dieses Album mit der Hochstnote von vier Sternen Plus Krone is one of the essential recordings of the new jazz and should be in every serious collection Das Album Live in Greenwich Village wurde in die Wireliste The Wire s 100 Records That Set the World on Fire While No One Was Listening aufgenommen Eine spatere Edition seiner im Village Gate Village Vanguard und Village Theatre von Marz 1965 bis 1967 aufgenommenen Konzerte bewerteten Cook und Morton mit vier Sternen sie halten sie fur essentielle Aufnahmen des Nachkriegs Jazz sie beinhalten nach Meinung der Autoren die besten Aufnahmen des Musikers auf dem Altsaxophon For John Coltrane und dem Tenor wie das apokalyptische Truth is Marching In Sie heben auch die Rolle seines Bruders Don Ayler hervor der immer im Schatten von Albert stand und hier seine besten Auftritte hatte Die Edition beinhaltet die bislang unter dem Titel In Greenwich Village bzw The Village Concerts erschienenen Alben erganzt um den Titel Holy Ghost der zuvor nur auf der Impulse Kompilation The New Wave in Jazz erschienen war Mitwirkende Musiker waren ausser Don Ayler Henry Grimes George Steele Michel Samson Joel Freedman William Folwell Alan Silva Beaver Harris und Sunny Murray so M Kunzler in seinem Urteil Philippe Carles Jean Louis Comolli Free Jazz Black Power Frankfurt a M 1974 S 228 Die Autoren analysieren diese Veranderung in Aylers Musik wie folgt Zwischen die beiden Grundbegriffe seiner Musik Verweise auf Weisses Auflehnung des Schwarzen die er dialektisch gegeneinander stellt und zum permanenten Widerspruch treibt schiebt er nun als vermittelndes Element Farben und Instrumentalkombinationen von westlichem Zuschnitt damit aber die Widerspruche viel eher komplizierend als sie auflosend Ayler wurde begleitet von dem Pianisten Call Cobbs dem Bassisten Steve Tintweiss dem Schlagzeuger Allen Blairman sowie seiner Lebensgefahrtin der Sangerin Mary Maria Parks Aufnahmen wurden unter dem Titel Nuits de la Foundation Maeght veroffentlicht und werden in ihrer Qualitat teilweise als spektakular gewertet so Jeffrey Schwartz Martin Drexler Artikel in der Reihe Jazz in Cleveland berichtet dagegen von Aussagen aus Aylers Umfeld wonach Ayler keine harten Drogen nahm nur hin und wieder Marihuana Mary Parks zum englischen Diskographen Mike Hames 1983 Motiv waren laut Parks Konflikte mit seiner Mutter um seinen Bruder Donald mit dem er anfangs nach New York gegangen war den er aber nicht mehr in seiner Band haben wollte und der Schwierigkeiten hatte in New York zurechtzukommen zit nach Kunzler S 58 Andre Asriel Jazz Aspekte und Analysen Berlin DDR 1984 S 352 a b Asriel S 215 vgl Kunzler S 58 vgl Berendt Huesmann S 46 vgl Polillo S 239 auf Spiritual Unity vgl Cook Morton Penguin Guide 2nd edition S 56 zit nach Berendt Huismann S 188 Rolling Stone Die 100 besten Jazz Alben Abgerufen am 16 November 2016 zit nach Ekkehard Jost S 170 zit nach Arrigo Polillo S 230 zit nach Martin Kunzler S 58 zit nach Joachim E Berendt Das Jazzbuch S 327 Besprechung JazzTimesNormdaten Person GND 119390744 lobid OGND AKS LCCN n91121096 VIAF 56795255 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ayler AlbertKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Jazz MusikerGEBURTSDATUM 13 Juli 1936GEBURTSORT Cleveland OhioSTERBEDATUM November 1970STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert Ayler amp oldid 238645280