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Die Hurritischen Hymnen gelten als die altesten musikalischen Notationen einer Melodie 1 Sie stammen aus der bronzezeitlichen Stadt Ugarit Die Texte in Keilschrift sind auf Hurritisch verfasst die Notationen folgen den mesopotamischen Tonsystemen Die Texttafelchen sind nur bruchstuckhaft erhalten mit Ausnahme der Hymne an die Gottin Nikkal Sie wurde mehrfach interpretiert und auch vertont Die Ubersetzung der Melodien in moderne Tonsysteme bereitet Schwierigkeiten da sie von der Interpretation der mesopotamischen Musiktheorie abhangig ist und in den hurritischen Texten auch Begriffe vorkommen die nicht verstanden werden Die Tafelchen befinden sich im Nationalmuseum Damaskus Hurritische Hymne an die Gottin Nikkal aus Ugarit 14 Jh v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Aufbau und Inhalt der Texte 3 Art der Musiknotation 4 Hurritischer Text 6 Hymne an Nikkal 5 Umsetzung in moderne Musiknotation 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksEntdeckung BearbeitenDie hurritischen Tontafeln wurden in den 1950er Jahren im Treppenhaus 53 des Konigspalastes von Ugarit entdeckt Die ersten funf Texte publizierte der franzosische Hethitologe Emmanuel Laroche 1955 2 Wahrend der 19 Grabungskampagne im Jahre 1955 wurden weitere 30 Bruchstucke entdeckt die Laroche 1968 veroffentlichte 3 Die Texte werden nach Laroche mit h 1 31 bezeichnet wobei h fur hourrite steht Es zeigte sich dass diese hurritischen Tafelchen mit Ausnahme von h 31 eine einheitliche Gruppe bildeten Den musikalischen Charakter der Texte erkannte kurz danach Hans Gustav Guterbock 4 Die Texte werden mehrheitlich ins 14 Jahrhundert v Chr datiert 5 6 Aufbau und Inhalt der Texte BearbeitenBereits bei der Entzifferung der ersten Tafelchen wurde erkannt dass die Texte eine einheitliche Gruppe bilden was die spateren Funde bestatigten Die rechteckigen Tontafeln sind der Lange nach beschrieben Der erste Teil der Texte unterscheidet sich von Tafel zu Tafel und besteht meist aus einem Paragraphen Es sind lyrische Texte wobei manchmal Satze wiederholt werden 7 4 Nach einem Trennstrich folgt der zweite Teil mit den Musiknotationen Abgeschlossen werden die Texte durch einen Kolophon der offenbar stets aus derselben hurritischen Formel besteht die die Tonart den Komponisten der Hymne und den Schreiber nennt der sie niederschrieb Dieses Lied ist in nitkibli Tonart ein zaluzi der Gotter von PN1 Komponist Hand des PN2 Schreiber 4 8 Die mesopotamische Tonart nid qibli Fall der Mitte entspricht C Dur 9 Samtliche genannten Komponisten es sind Ammiya Piḫiyana Tapsiḫuni und Urḫiya tragen hurritische Namen die beiden bekannten Schreiber Ammurabi und Ipsali tragen dagegen semitische Namen 10 In einigen Liedtexten ist ein hurritischer Gottername erkennbar so Tessub h 2 Nikkal h 6 Ḫutilures h 18 und vielleicht Kubaba h 20 h 22 11 Auch andere bekannte Worter in den Liedtexten zeigen dass es religiose Hymnen sind Art der Musiknotation BearbeitenAkkadische musiktheoretische Texte beschreiben mehrere Tonsysteme und auch wie Saiteninstrumente gestimmt werden Die Saiten hatten verschiedene Namen wie isartum normal salatum dritte oder embubu Flote Tonunterschiede wurden mit Ausdrucken wie samusum nachste Saite oder salsi uḫrim dritte von der hinteren angegeben 12 Diese Worter wurden in den Texten von Ugarit hurritisiert 13 so zum Beispiel sassate fur akkadisch salsatum dritte oder irbute fur ributum vierte Wahrend in den musiktheoretischen Abhandlungen die Angaben stets einer festen Ordnung folgen sodass die Tonleiter oder Stimmung eines Instrumentes bestimmt werden kann folgen auf den hurritischen Tafelchen aus Ugarit die Musikbegriffe willkurlich ohne Regelmassigkeit was auf die Notation einer Melodie schliessen lasst 14 Nach jedem Musikbegriff steht zudem eine Zahl meist 1 2 3 oder 4 seltener 5 und dreimal 10 15 4 Eine moderne Ubersetzung der Notationen ist davon abhangig wie die akkado hurritischen Musiktermini und die damit verbundenen Zahlen zu interpretieren sind Hurritischer Text 6 Hymne an Nikkal BearbeitenDas Tafelchen mit der Hymne an die Gottin Nikkal h 6 RS 15 30 15 49 17 387 ist das einzige gut erhaltene der Gruppe sodass es moglich erscheint die Melodie zu bestimmen 16 17 Nikkal ist in der hurritschen Religion die Gattin des Mondgottes Die Melodie folgt der nitkibli Stimmung der Name des Komponisten ist verloren niedergeschrieben wurde das Tafelchen von Ammurabi 15 Das Texttafelchen konnte aus drei Bruchstucken zusammengesetzt werden seine Hohe betragt 6 cm Der Liedtext besteht aus vier Zeilen wobei die letzten sieben Silben einer Zeile am Anfang der nachfolgenden Zeile wiederholt wurden Der Name der Gottin Nikkal steht am Ende der Zeile 3 und am Anfang der Zeile 4 Die Notation der Melodie erfolgt in sechs Zeilen Umsetzung in moderne Musiknotation BearbeitenDer Musikologe David Wulstan versuchte als erster die Texte in moderne Noten zu ubersetzen h 6 7 9 19 und 21 18 1 Er erkannte dabei dass eine bestimmte musikalische Phrase in den von ihm ubersetzten Hymnen viermal vorkommt aber jedes Mal anders umschrieben 19 Die Assyriologin Anne Draffkorn Kilmer kritisierte Wulstans Interpretation und bot eine alternative Interpretation an bei der die Anzahl der Noten und Silben des Liedtextes besser ubereinstimmten 20 Sie notierte die Melodie in Dyaden die einen Zweiklang bilden die obere Note betrachtete sie als Singstimme und die untere Note als Begleitung Die Musikologin Marcelle Duchesne Guillemin kritisierte Kilmers dyadische Notation und orientierte sich fur ihre Interpretation an judischer und syro chaldaischer Musik 21 Mittlerweile gibt es uber 15 Interpretationen und Vertonungen der hurritischen Hymne an Nikkal sowohl von Assyriologen als auch Musikologen und Musikern wobei die Interpretationen ziemlich unterschiedlich ausfallen Einzelnachweise Bearbeiten a b Kilmer The Cult Song with Music from Ancient Ugarit Another Interpretation S 69 F A Schaeffer J Nougayrol G Boyer E Laroche Le Palais Royal d Ugarit 3 1955 327 335 Laroche Ugaritica V S 462 496 a b c d Wulstan The Earliest Musical Notation S 371 Wulstan The Earliest Musical Notation S 365 Kilmer The Cult Song with Music from Ancient Ugarit Another Interpretation S 81 Laroche Ugaritica V 462 Guterbock Musical Notation in Ugarit S 51 Duchesne Guillemin A Hurrian Musical Score from Ugarit The Discovery of Mesopotamian Music S 14 Laroche Ugaritica V S 463 486 Laroche Ugaritica V S 484 Wulstan The Earliest Musical Notation S 366 Guterbock Musical Notation in Ugarit S 47 Wulstan The Earliest Musical Notation S 368 a b Laroche Ugaritica V S 463 Wulstan The Earliest Musical Notation S 378 Guterbock Musical Notation in Ugarit S 47 Wulstan The Earliest Musical Notation S 379 381 Wulstan The Earliest Musical Notation S 381 Kilmer The Cult Song with Music from Ancient Ugarit Another Interpretation Duchesne Guillemin A Hurrian Musical Score from Ugarit The Discovery of Mesopotamian Music S 21 f Literatur BearbeitenManfried Dietrich Oswald Loretz Kollationen zum Musiktext aus Ugarit in Ugarit Forschungen 7 1975 521 522 Marcelle Duchesne Guillemin A Hurrian Musical Score from Ugarit The Discovery of Mesopotamian Music in Sources frim Ancient Near East 2 2 1984 5 32 Hans Gustav Guterbock Musical Notation in Ugarit in Revue Assyriologique 64 1970 Anne Draffkorn Kilmer The Cult Song with Music from Ancient Ugarit Another Interpretation in Revue d Assyriologique 68 1974 69 82 Emmanuel Laroche Ugaritica V 1968 Kapitel 2 Textes Hourittes en Cuneiformes Syllaboques S 462 496 M L West The Babylonian Musical Notation and the Hurrian Melodic Texts in Music amp Letters 75 2 1994 161 179 David Wulstan The Earliest Musical Notation in Music amp Letters 52 4 1971 365 382 Weblinks BearbeitenPrivate Seite mit Links zu verschiedenen Tonaufnahmen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hurritische Hymnen amp oldid 228555407