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Rubab persisch رباب rubab auch Kabuli rubab ist eine gezupfte Schalenhalslaute die hauptsachlich von Paschtunen gespielt wird und als Nationalinstrument von Afghanistan gilt Wie fur Saiteninstrumente des ostiranischen Kulturkreises Chorasan typisch besitzt sie einen zweigeteilten mit Haut bespannten Resonanzkorper Die rubab wurde vermutlich im 18 Jahrhundert in die afghanische Musik eingefuhrt Sie ist nicht zu verwechseln mit den orientalischen Stachelfiedeln rabab rawap rebab oder ahnlich Tiefbauchige Kabuli rubab Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform und Spielweise 3 Musikformen und Musiker 4 Diskografie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenDas Wortumfeld rabab bezeichnet vom Maghreb ribab bis in den Mittleren Osten und des Weiteren in Indonesien rebab mit dem Bogen gestrichene Stachelfiedeln in Sudasien jedoch gezupfte Lauteninstrumente Die auf den Miniaturmalereien der Mogulzeit ab dem 16 Jahrhundert abgebildeten rabab Typen sind nicht mit der afghanischen rubab formverwandt Die in der klassischen Musik Nordindiens gespielte dhrupad rabab wurde im 19 Jahrhundert durch die sursingar ersetzt Die afghanische rubab ist in persischen Miniaturen nicht abgebildet sie wurde im 18 Jahrhundert in den grossen Stadten Kabul Kandahar oder Peschawar entwickelt und gehort zur rebab Familie mit doppelt ausgebauchtem Schallkorper zu der auch das indische rubab die persische Langhalslaute tar das tibetische dranyen und die rawap aus Kaschgar gehoren Vermutlich in seiner afghanischen Form wurde sie 1815 beschrieben als Ursprungsort wurde mehrfach Ghazni angegeben In unterschiedlichen Variationen hat sich die rubab im 19 Jahrhundert bis nach Belutschistan in den Osten Tadschikistans Pamir robab Pamiri rubab Pakistan und Nordwest Indien verbreitet In Lucknow wurde die Form in den 1860er Jahren zur indischen sarod weiterentwickelt 1 Fur die Verbreitung der sarod in Nordindien sorgten massgeblich von afghanischen Rubab Spielern abstammende Familien Dem Rubab Spieler Gulam Bandegi Khan Bangash wird im 19 Jahrhundert die Entwicklung der sarod zugeschrieben Aus seiner Schule entstammt Hafiz Ali Khan 1888 1972 der 1918 nach Kolkata ging und dort als Sarod Spieler beruhmt wurde 2 3 Ein weiteres Zupfinstrument das sursringar genannt wurde ergab sich im 19 Jahrhundert in Nordindien als kurzlebige Mischform aus der rubab mit der rudra vina Die im klassischen Dhrupad Stil eingesetzte rubab sollte einen feineren Klang erhalten also wurden die Darmsaiten durch Metallsaiten ausgetauscht der Korpus wurde grosser und runder und erhielt anstelle der Fellbespannung eine aufgeleimte Holzdecke Der sussliche Ton eignete sich nun gut fur den Alap freirhythmische solistische Entfaltung des Raga Dennoch verschwand die sursringar Mitte des 20 Jahrhunderts 4 5 Vor 1860 war die Hofmusik in Kabul persischen Ursprungs unter Schir Ali Khan regierte 1863 1866 und 1868 1879 kamen Musiker aus Nordindien Ustads nach Kabul und brachten die nordindischen Gesangstechniken des Dhrupad und Khyal mit Aus der paschtunischen Spielweise der rubab und der indischen Musiktradition entstand eine neue Gattung der afghanischen Instrumentalmusik An den Herrscherhofen von Abdur Rahman Khan regierte 1880 1901 bis zur Absetzung von Amanullah Khan 1929 wurde die rubab besonders geschatzt In Herat waren ab Ende des 19 Jahrhunderts Konzerte mit mehreren Sangern der persischen tar in Herat chahartar und dem persischen santur ublich Die stadtische indisch beeinflusste Musik von Kabul mit Beteiligung der rubab setzte sich in den 1920er Jahren auch in Herat gegenuber dem persischen Musikstil durch In den 1930er Jahren wurde das indische tonale System des Raga eingefuhrt Zum fuhrenden stadtischen Instrument wurde neben der rubab das indische Harmonium Die der paschtunischen Kabuli rubab entsprechende Badachschani rubab tragt ihren Namenszusatz weil sie in der hauptsachlich von Tadschiken bewohnten nordafghanischen Provinz Badachschan gespielt wird In der tadschikischen Musik des nordlichen Nachbarlandes wird in der Region Berg Badachschan die nach der Pamir Gebirgsregion benannte andersartige Pamiri rubab verwendet Ihre unterschiedlichen Formen erinnern mehr an eine Gitarre Sie sind bundlos und besitzen sechs sieben seltener neun Darm oder Nylonsaiten die uber einem mit Haut bespannten runden und flachen Korpus verlaufen Bauform und Spielweise Bearbeiten nbsp Neunsaitige Pamiri rubab mit flachem Korpus aus Chorugh Berg Badachschan im Ethnographischen Museum DuschanbeDas Lauteninstrument wird aus dem Holz des Maulbeerbaums hergestellt Der untere Teil des bootsformigen und an den Seiten markant taillierten Korpus ist mit Ziegenfell bespannt Er verjungt sich zu einem kurzen Hals mit nach unten gedrehtem Wirbelkasten Je nach Region wird das Instrument mit unterschiedlichen aufgemalten Mustern und mit Elfenbeineinlagen verziert Die rubab besitzt drei Melodiesaiten die aus Darm oder Nylon bestehen zwei oder drei lange Bordunsaiten und gewohnlich 15 Resonanzsaiten die in der jeweils gespielten Tonskala gestimmt werden Die Stimmung sor von Hindi svar persisch sorudan ist regional unterschiedlich In Kabul werden die drei Melodiesaiten in Quarten gestimmt der ubliche Grundton D wird bei der Stimmung vom indischen Harmonium ubernommen Der Grundton wird nach dem indischen Tonsilbensystem sargam mit Sa bezeichnet Es gibt auch die alternative Stimmung in einer Quarte und einer Quinte Die Unterteilung der Oktave in zwolf annahernd gleich grosse Halbtone wird durch die Bunde der rubab vorgegeben Die Wirbel der Melodiesaiten befinden sich auf der rechten Seite des Wirbelkastens die Wirbel der Bordunsaiten liegen gegenuber auf derselben Seite sind in der Mitte die Wirbel der kurzen Resonanzsaiten angebracht Rubab werden mit einem kleinen Plektrum aus Holz gespielt Am bekanntesten sind die rubab aus der Kabuler Altstadt Charabat aus Herat und Balch Dort befinden sich Werkstatten in denen rubab hergestellt werden Mit dem Beginn der Taliban Herrschaft 1995 sind viele Werkstatten nach Peschawar verlegt worden Im aussersten Nordosten Afghanistans in Badachschan und in der gleichnamigen Ostprovinz Tadschikistans spielen gelegentlich Tadschiken in den Hohenlagen des Pamir Gebirges die bundlose Pamir rubab auch rubab i Pamiri Das Instrument hat einen ovalen Korpus der mit einer dicken seitlich mit Nageln befestigten Lederhaut bespannt ist Die sechs Darmsaiten werden mit einem dicken Holzplektrum zakhma gezupft 6 7 Weitere Saiteninstrumente in Badachschan sind die Langhalslaute sitar mit drei Melodiesaiten aus Draht einigen Resonanzsaiten und Bunden die bundlose siebensaitige Langhalslaute tanbur die achtsaitige tar und die komuz Die ghichak ist das einzige Streichinstrument Badachschans 8 Charakteristisch fur das Rubab Spiel sind schnelles wiederholtes Zupfen der Saiten mit plotzlichen Unterbrechungen im Gegensatz zum weichen und kontinuierlichen Spiel der Langhalslaute dambura von Nordafghanistan oder der 14 saitigen dutar von Herat Auf der rubab lasst sich bei unveranderter Stellung der linken Hand mit den Fingern eine Oktave greifen was in etwa dem Spiel auf der Geige in der ersten Lage entspricht bei der dutar muss dazu die Hand uber das Griffbrett bewegt werden Dadurch muss die dutar langsamer gespielt werden Bei der rubab ist es einfacher durch die Markierungen der Bunde die richtigen Tone zu treffen Mit der rechten Hand werden in der Punteado Spielweise die Saiten einzeln mit dem Plektrum gezupft wobei der Abschlag downstroke starker gefuhrt und der Ton durch das zusatzliche Streichen der Hand uber die Hautbespannung des Resonanzkorpers perkussiv verstarkt wird Der Aufschlag upstroke ist deutlich schwacher und erfolgt ohne Handkontakt mit dem Instrumentenkorper dadurch ergibt sich ein jeweils unterschiedlicher Klang 9 Musikformen und Musiker Bearbeiten nbsp Kabuli rubab und indisches Harmonium auf einem Festival in Farah Westafghanistan im Mai 2010Neben der hofischen Musik mit Sangern rubab Harmonium und tabla gab es auch professionelle Bands von Frauen die zumeist auf Hochzeiten spielten Als Gesangsbegleitung kamen hier im 19 Jahrhundert nur die Rahmentrommel daireh und ab den 1930er Jahren dazu noch tabla und Harmonium zum Einsatz Im Norden Afghanistans wurde nirgends die rubab von Frauen gespielt 10 im Suden waren Rubab spielende Frauen sehr ungewohnlich Ausnahme war ein Rubab Spieler in Herat der in den 1930er Jahren eine Band mit seinen eigenen Frauen grundete 11 Bei landlicher Amateurmusik wird die rubab in Orchestern zusammen mit Harmonium zerbaghali einfellige Kelchtrommel meist aus Ton der Langhalslaute tanbur der persischen tar und verschiedenen Floten gespielt Die rubab ist ein Begleitinstrument fur den Gesang von Ghazelen der grundlegenden Form persischer Poesie Zwischen die Textrezitation werden schnelle Instrumentalparts eingeschoben Eine weitere klassische Musikform ist Naghmeh ye Kashal ein langeres Instrumentalstuck das aus Teilen von freirhythmischer Entfaltung der Melodie und einer mehrfach mit rhythmischen Variationen gespielten Hauptkomposition besteht Es wurde als Spezialdisziplin fur Solo Rubab betrachtet Begleitinstrumente sind die tabla seltener die doholak zweiseitig bespannte Fasstrommel Naghmeh ye Klasik ist das instrumentale Gegenstuck zum klassischen Khyal Gesang das normalerweise auf der rubab mit Tablabegleitung gespielt wird Es entspricht den Teilen Alap und Gat des nordindischen Raga 12 13 In Kabul waren viele professionelle stadtische Musiker Sazandeh Anhanger des Sufi Ordens der Chishtiyya der fur den ausgepragten Einsatz von Musik in seinen Ritualen bekannt war Es gab einige Ordenskloster Khanaqah in Kabul in denen in langen Abenden religiose Ghazals Na t mit Harmonium rubab tabla tanbur und ungewohnlichen Stein und Metallklappern qairaq bzw chimta gesungen wurden Die Praktiken der Sufis und das Musizieren allgemein wurden von orthodoxen Mullahs angegriffen In Herat gab es keine Khanaqahs einige Chishtiyya Musiker spielten besuchsweise an Heiligengrabern ausserhalb der Stadt 14 Fur die Verbreitung eines neuen popularen Musikstils aus Indien und Pakistan waren ab 1940 die Radioubertragungen von Radio Afghanistan verantwortlich Popularmusik und im speziellen Sinn die eigens fur das Radio produzierte Musik wurde Kiliwali genannt das aus indischen Filmen stammende Repertoire auch Filmi Die Besetzung war ublicherweise neben dem Sanger eine rubab eine sarinda gestrichenes Mitglied der Rubab Familie und eine doholak Der grosse Meister der rubab in der nordindischen Musiktradition war Ustad Muhammad Omar 1980 aus dem Kabuler Musikerviertel Charabat ein Zeitgenosse des Sangers Ustad Sarahang Er stammte nicht von indischen Hofmusikern ab sondern lernte als Amateurmusiker bei Ustad Qasem 1878 1957 Anfang der 1950er Jahre wurde er der fuhrende Rubab Spieler bei Radio Kabul und durch die Wertschatzung welche das Rubab als nationales Musikinstrument genoss einer der am meisten geschatzten Musiker im Land Er komponierte fur regionale Sanger die Begleitmusik und auch Stucke fur Rubab Solo und mit Orchester Am Instrument nahm er einige bauliche Veranderungen vor Ustad Omar gab 1978 mit den jungen Musikern der deutschen Gruppe Embryo ein Konzert das von Radio Television Afghanistan ausgestrahlt wurde 15 Aus einer konservativen und wohlhabenden Familie von Herat stammt der 1946 geborene Aziz Herawi Er trat als Dutar und Rubab Spieler regelmassig im Radio auf Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan 1979 floh Aziz zunachst in die Berge 1983 nach Peschawar und spater nach Kalifornien Er veroffentlichte zahlreiche CDs und ist als Rubab Meister anerkannt 16 Jungere bekannte Rubab Spieler sind Essa Kassemi der 1976 in Kabul geborene Homayun Sakhi 17 und Mohammad Rahim Khushnawaz aus Herat Unter den Afghanen die in den 1980er Jahren vor dem Krieg nach Peschawar fluchteten war auch der professionelle Musiker Amir In Herat war er Sanger und Harmonium Spieler gewesen in Peschawar betatigte er sich zu dieser Zeit als Rubab Spieler in der Band des aus Dschalalabad stammenden Sangers Shah Wali Khan 1957 Ein 1985 gedrehter Film von John Baily schildert am Beispiel dieses Rubab Spielers die Situation afghanischer Musiker im pakistanischen Exil 18 Der englische Musikethnologe John Baily ist selbst ein anerkannter Dutar und Rubab Spieler Er hat in Konzerten und fur CD Aufnahmen mit den wichtigsten afghanischen Musikern zusammengespielt 19 Diskografie BearbeitenMohammad Rahim Khushnawaz Afghanistan Le rubab de Herat The rubab of Herat AIMP XXV Archives internationales de musique populaire Musee d ethnographie Genf Aufnahmen von John Baily 1974 Als CD 1993 Homayun Sakhi The art of the Afghan rubab Smithsonian Folkways Recordings CD 2005 Music of Central Asia vol 3 Mohamed Subhan Rathore Rubab und Gesang Abdul Ghani Tumbaknari eine kaschmirische Handtrommel Pakistan The Rubab of Kashmir The World Roots Music Library Japan CD 2008Literatur BearbeitenJohn Baily John Blacking and the Human Musical Instrument Interface Two Plucked Lutes from Afghanistan In Suzel Ana Reily The Musical Human Rethinking John Blacking s Ethnomusicology In The Twenty first Century Ashgate Farnham UK 2006 S 107 124 John Baily Principles of Rhythmic Improvisation for the Afghan Rubab International Council for Traditional Music UK Chapter Bulletin 1989 S 3 16 John Baily Michael Collyer Bring Back the Rubab Afghanistan Reflections 1 2000 S 12 15 John Baily Rabab 5 Double chested lutes i Afghanistan In Grove Music Online 2001Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rubab Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien John Baily Online Afghan Rubab Tutor Mohamed Omar Rag Bayag Odo Sanpuran Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten John Baily Music of Afghanistan Professional Musicians in the City of Herat Cambridge University Press Cambridge 1988 S 26 The Legendary Sarod Maestro Pt Buddhadev Das Gupta Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachband 4 2 Aufl 1996 Sp 695 Sursringar Memento vom 31 Marz 2016 im Internet Archive india instruments de Alison Arnold Hrsg The Garland Encyclopedia of World Music Bd 5 South Asia The Indian Subcontinent Garland New York 2000 S 337 Mark Slobin Music in the Culture of Northern Afghanistan University of Arizona Press Tucson 1976 S 240 243 Music and Poetry from the Pamir Mountains Musical instruments Memento des Originals vom 15 April 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www iis ac uk The Institute of Ismaili Studies Foto und Musikbeispiel Badakhshan Mystical poetry and songs from the Ismaʾilis of the Pamir Mountains CD produziert von Jan van Belle Ethnic Series PAN Records Leiden 1994 PAN 2024CD John Baily 2006 S 117f 121 Mark Slobin S 53 John Baily 1988 S 34 John Baily 1988 S 61 67 76 John Baily Afghanistan In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachband 1 2 Aufl 1994 Sp 45 47 John Baily 1988 S 154 Ein mit Muhammad Omar im Marz 1979 aufgenommenes Stuck findet sich auf der Doppel LP Embryo s Reise Ustad Azaz Herawi Afghanland com Homayun Sakhi Artist bio National Geographic Memento vom 28 Dezember 2008 im Internet Archive John Baily The Making of Amir An Afghan Refugee Musician s Life in Peschawar Pakistan Memento vom 8 Januar 2009 im Internet Archive 1985 Concert From Rubab to Sarod An Evening of Afghan and South Asian Music 1 2 Vorlage Toter Link www uofaweb ualberta ca Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis University of Alberta 10 Februar 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rubab amp oldid 229462396