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Ribab DMG ribab auch rribab rbab soussi ist eine einsaitige mit dem Bogen gestrichene Kastenspiesslaute die in Marokko traditionell von professionellen poetischen Sangern raʾis der Taschelhit sprechenden Berber im Sudwesten des Landes gespielt wird Der raʾis rais Pl rwais tritt als Komodiant und Alleinunterhalter auf oder als Leiter einer Gruppe von bis zu einem Dutzend Akteuren die zugleich musizieren singen und tanzen Das mit der im Orient weit verbreiteten Gruppe der rabab namensverwandte Instrument kann mit Schmuck behangt sein und so zu einer Wertanlage fur seinen Besitzer werden RibabInhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenBei den meist mit dem Bogen gestrichenen Spiesslauten durchquert der lange aus einem Holzstab bestehende Hals den Korpus und ragt an der Unterseite ein Stuck hinaus Nach ihrer Korpusform werden drei Gruppen unterschieden Ein typischer Vertreter der Schalenspiessgeigen die einen schalenformigen runden Korpus besitzen ist die agyptische kamanǧa auch rebab mit zwei Saiten und einem langen an der Unterseite herausragenden Eisenspiess Sie ist namens und formverwandt mit der persischen kamantsche Im Norden Afrikas lassen sich die Lauten regional zuordnen Gestrichene Spiesslauten mit einem kreisrunden schalenformigen Korpus sind die einsaitige imzad der Tuareg und die ebenfalls einsaitige goge bei den Hausa In Westafrika sind daneben Binnenspiesslauten mit schalenformigem Korpus der bootsformig oder kreisrund sein kann vertreten Der Hals endet innerhalb des mit einer Hautdecke bespannten Resonanzkorpers Sie werden stets gezupft In der Sahara und Sahelzone wohin die Schalenspiesslauten ab dem 11 Jahrhundert mit der Islamisierung durch die Araber gelangten zahlen zu den bootsformigen gezupften Binnenspiesslauten die dreisaitige tahardent der Tuareg die viersaitige tidinit in Mauretanien die ngoni in Mali und die keleli im Norden des Tschad Ostafrika ist der Verbreitungsschwerpunkt der Rohrenspiesslauten deren bekanntester Vertreter die endingidi ist und die Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts mit der Ausbreitung der arabischen Swahili Kultur von der ostafrikanischen Kuste ins Landesinnere kamen Weiter sudlich in Malawi kommt die kaligo vor 1 Die ribab gehort zur dritten Gruppe der Kastenspiesslauten deren Korpus aus einem mit Brettern zu einem Rechteck gefugten mit Holzspanen kreisrund gebogenen oder anders geformten Rahmen besteht Der Rahmen ist ein oder beidseitig mit Tierhaut bespannt Hierzu gehort die in Marokko bekannteste dreisaitige Zupflaute gunbri Eng verwandt mit der ribab ist die athiopische einsaitige Fiedel masinko Der Bagdader Gelehrte al Farabi erwahnt in der ersten Halfte des 10 Jahrhunderts in seinem Kitab al musiqa al kabir Das grosse Buch der Musik erstmals dass ein Instrument namens rabab mit dem Bogen gestrichen wird 2 Der arabische Wortstamm r b b ist im Namen einer grossen Gruppe unterschiedlicher Saiteninstrumente vom Maghreb bis nach Sudostasien enthalten Rabab ist das klassisch arabische Wort fur Spiessgeigen Dazu zahlen sowohl zwei unterschiedlich geformte lange Spiessgeigen in Agypten im Dialekt rebab als auch kurze Knickhalslauten mit schlankem Kasten in Marokko und Tunesien ebenfalls rebab Die zweisaitige marokkanische Kurzhalslaute rebab auch rabab rbab mit ihrem aus einem massiven Holzstuck gefertigten schlanken Korpus unterscheidet sich wesentlich von der ribab Ferner gehoren zu der Namensgruppe die kompakte afghanische rubab einige zentralasiatische Lauten die dreisaitige Spiessgeige rebab in Malaysia bis hin zur rebab in der muslimischen Musik von Lombok am ostlichen Rand des Verbreitungsgebiets Die alteste Tradition konnte die einsaitige kastenformige Poetenfiedel der arabischen Beduinen rababa bewahren Wie der Beiname ausdruckt gehort dieses Instrument zu einer regionalen Erzahltradition es wurde fruher hauptsachlich von den Sulubba Sulaib Sleb einem verachteten Stamm von Schmieden Kesselflickern und Eselzuchtern gespielt 3 Die gesangsbegleitende Funktion kommt auch im Namen der rebab as saʿir Rabab des Dichters zum Ausdruck die gelegentlich kamanǧet as saʿir oder rebab al muġanni Rabab des Sangers genannt wird Mit diesem funktionellen Begriff werden mehrere heute seltene Instrumente der agyptischen Volksmusik bezeichnet Eines besteht aus einem Korpus aus vier Holzbrettern in der Form eines auf der Spitze stehenden gleichschenkligen Trapezes Ein oder zwei Pferdehaarsaiten sind uber einen langen Holzstab gespannt und unten an einem ebenfalls langen Eisenstachel befestigt 4 Der zweite Typ mit zwei Saiten besitzt einen Kokosnuss Resonator Ist bei der Kokosschale auf beiden Seiten ein Segment abgeschnitten so heisst die Spiessgeige rebab turqi 5 Bauform BearbeitenDer Korpus der ribab besteht aus einem kreisrunden annahernd runden oder manchmal herzformig gebogenen Rahmen aus Oliven oder Weinrebenholz der auf beiden Seiten mit Ziegenhaut bespannt ist Der schlanke Hals wird aus einem Walnussholzstab gefertigt und besitzt einen quadratischem Durchmesser der sich oberhalb des Wirbels zu einem runden Knauf verjungt Sein unteres Drittel ist zu einem Rundstab gedrechselt Der Rundstab wird von der Uberlappungsstelle der beiden Lamellenenden in den Korpus geschoben und ragt am unteren Ende einige Zentimeter uber den Rahmen hinaus Wahrend bei der athiopischen masinko ein langer von unten durch eine Bohrung im Hals gesteckter Holzwirbel die Saite in weitem Abstand parallel zum Halsstab halt sitzt der Wirbel der ribab quer am Hals so dass die Saite aus Pferdehaar auf die vom Spieler aus betrachtet linke Seite schrag nach aussen verlauft Der Steg sitzt im oberen Bereich auf der Membran Unterhalb des Steges endet die Saite an einem Eisenring der mit einer Hanf oder Nylonschnur um den Spiess geschlungen ist Wenige Zentimeter unterhalb des Wirbels ist zwischen Saite und Hals mit leichtem Zug eine Schnur angebracht die wie bei einem Musikbogen die effektive Lange der Saite und damit die Hohe des Grundtons bestimmt Die Gesamtlange eines typischen Instruments betragt etwa 80 Zentimeter Als Streichbogen dient ein flach gebogener Holzstab zwischen dessen Enden die Bespannung aus Pferdehaar festgebunden ist Alte Bogen besitzen Schnitzereien oder Intarsien die Enden sind in Stoffstreifen eingeschlagen Bei heutigen Bogen wird farbiges Isolierband verwendet Wie bei manchen Rahmentrommeln produzieren quer uber die Membran gespannte Darmsaiten Schnarrgerausche falls sie mit Perlen besetzt sind zusatzlich Rasselgerausche sobald die Membran in Schwingungen versetzt wird Uber ihre musikalische Verwendung hinaus stellen mit Perlen und angehangtem Silberschmuck verzierte ribab einen materiellen Wert dar Der Wert des Silbers kann ein Mehrfaches uber dem des Instruments liegen und fur den Besitzer eine Rucklage fur Notzeiten darstellen 6 Spielweise Bearbeiten nbsp Ein bis heute geschatzter Dichter Sanger der Schloh war Lhadj Belaid 1873 um 1945 der 1937 in Paris als erster Schloh eine Schallplatte mit Gesang und ribab aufnahm 7 Der ribab Spieler verkurzt die Saite mit der linken Hand etwa in der Mitte der Finger ohne die Saite auf den Hals niederzudrucken wahrend er den linken Daumen von unten gegen den Hals halt Die Grifftechnik ahnelt derjenigen des in Agypten und auf der Arabischen Halbinsel gespielten rabab as saʿir Bei den Taschelhit sprechenden Berbern die als Schloh Sluḥ oder Ishlhin bekannt sind gibt es neben der Musik der professionellen Sanger und Tanzgruppen eine von Amateuren in den Dorfern zur Unterhaltung gespielte Musik In deren Zentrum steht die Tanzmusik ahwasch Tanz Eine eigene musikalische Gattung stellt die Musik der Gnawa dar eine religiose Gruppe mit schwarzafrikanischen Wurzeln die neben den Langhalslauten gunbri und sintir die Fasstrommel ṭbal spielen Ausserhalb der regionalen Musikkultur steht die Rezitation des Korans und anderer religioser Texte durch den Islamgelehrten ṭaleb Pl ṭolba der sich idealerweise Bildung und Ansehen an mehreren zawaya Sg zawiya erworben hat Wenn in einem Dorf der Einfluss der orthodox islamischen ṭolba zu gross geworden ist kann es sein dass die Einwohner darauf verzichten eine eigene ahwasch Tanztruppe aufzustellen und um ihre Jahresfeste dennoch feiern zu konnen eine professionelle Truppe von andernorts bestellen 8 Der professionelle Sanger raʾis begleitet seine episch langen Balladen oder in Kurzform vorgetragenen Lebensweisheiten auf der ribab oder der dreisaitigen gezupften Kastenhalslaute gunbri Traditionelle wandernde Sanger schopfen aus einem grossen Fundus an islamischen Mythen historischen Erzahlungen und Geschichten aus dem Alltag die sie gestenreich und durch Tanzbewegungen zu einem Ein Personen Schauspiel ausbauen Diese langen Geschichten heissen lkyst Eine eigene poetische Gattung sind die tandamt 9 Hierbei tragt der Dichter Sanger kurze Abenteuergeschichten Alltagsbetrachtungen und Sinnspruche vor Die dritte der vier 1895 von Hans Stumme beschriebenen Kategorien tamawust beinhaltet Spottgedichte zwischen Mann und Frau in Dialogform bei denen es auf Schlagfertigkeit ankommt Sie werden nachts im Freien an einem Feuer vorgetragen Lġnu schliesslich sind Lieder der Frauen bei der Hausarbeit 10 Ursprunglich im Suden des Antiatlas in der Region Souss ist eine besondere Tanzkunst beheimatet die heute von professionellen Tanzer Musikern auf dem Djemaa el Fna in Marrakesch und bei Veranstaltungen in anderen Stadten dargeboten wird Sie besteht aus einem instrumentalen Vorspiel gefolgt von Gesang und Tanzen Auf die freirhythmische Einstimmung astara mit der ribab folgt der poetische Gesangsvortrag amarg der den Hauptteil bildet Ein choreografierter Tanz ammussu leitet zu einem weiteren Tanzlied tamssust uber das sich mit zunehmendem Tempo zum plotzlich endenden Finale tabbayt steigert 11 Zu Beginn der Vorfuhrung stellen sich die Akteure in einer Reihe auf Dann spielen die Rahmentrommel bendir und die holzerne Langsflote ʿawada auch ajewwaq Pl tajewwaqt bevor der raʾis der vor der Reihe steht auf seiner ribab die instrumentale Eroffnung astara spielt und die Melodielinie vorgibt Der raʾis fungiert als musikalischer Leiter amghar mannlich Pl imgharen alter Mann Dorfoberhaupt der als einziger die ribab spielen darf Danach stimmen die Ensemblemusiker auf dem gunbri ein dem bekanntesten Instrument der Schloh Zwei von ihnen erzeugen einen Rhythmus indem sie drei mit Lederbandchen an den Fingern befestigte Zimbeln nuiqsat in jeder Hand wie anderswo in Marokko qaraqib zusammenschlagen Sobald der Chor sich in einer Reihe formiert tritt ein Teil der Instrumentalisten zuruck Der raʾis stellt sich vor der Sangern auf und beginnt einen Sologesang begleitet von seiner Fiedel Die Sanger wiederholen mehrmals die Melodiephrasen und jeder spielt dazu den gunbri Wenn der Chor zu tanzen beginnt schlagt ein am Boden sitzender Musiker mit zwei Metallstaben den naqus ein beliebiges moglichst rundes Eisenteil Kochtopf Bremstrommel das er auf ein Stuck Gummi oder auf einen Lederschuh gestellt hat Etwa drei bis sechs gunbri Spieler sind standig in Bewegung Die Melodie ist wenig variierend und verzichtet fast ganzlich auf die in der arabischen Musik ublichen Vierteltonintervalle Das hauptsachliche Intervall ist die vergrosserte Quarte 12 Die Tanzer singen im Wechsel mit dem raʾis und bilden immer komplizierter werdende genau geplante Formationen Sie stehen sich in einer Doppelreihe gegenuber bilden Schlangenlinien oder bewegen sich gegen den Uhrzeigersinn im Kreis Dem Aufschlagen mit den blossen Fersen auf dem Boden herd kommt eine besondere Bedeutung zu Den starksten rhythmischen Akzent erzeugt das Stampfen mit dem flachen Fuss Die Tanzer tragen lange weisse Gewander ganduras die an der Taille mit einem bestickten Gurtel zusammengehalten werden 13 14 Die Zahl der Teilnehmer bei den professionellen Auffuhrungen der rwaʾis und den Amateurdarbietungen ahwasch ist ahnlich hoch Der Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht darin dass die ahwasch zur lokalen Tradition des jeweiligen Dorfes gehoren und eine identitatsstiftende Bedeutung besitzen wahrend die Truppen der rwaʾis im ganzen Land und gelegentlich im Ausland auftreten flexibel auf musikalische Einflusse reagieren und ihre Erzahlungen der Zuhorerschaft anpassen Der ahwasch verkorpert in diesem Vergleich das bewahrende Element und der rwaʾis die aufgeschlossene sich internationalisierende Seite der Schloh Kultur 15 Literatur BearbeitenPaul Collaer Jurgen Elsner Nordafrika Reihe Werner Bachmann Hrsg Musikgeschichte in Bildern Band I Musikethnologie Lieferung 8 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1983 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Museum fur Volkerkunde Berlin 1984 S 133fWeblinks BearbeitenPhilip D Schuyler Rwais and Ahwash Opposing tendencies in Moroccan Berber Music and Society In The World of Music Vol 21 No 1 1979 Ribab inerzaf bizenkad Youtube Video Ribab salh lbacha Youtube Video Sahara Dance and Tribe Zuza present Raiss a Berber poet and songwriter playing Ribab Berber Violin Youtube Video Ribab Rahmentrommel deff und zwei Bechertrommeln dumbek zur Tanzbegleitung Einzelnachweise Bearbeiten Roger Blench The Morphology and Distribution of Sub Saharan Musical Instruments of North African Middle Eastern and Asian Origin PDF 463 kB In Laurence Picken Hrsg Musica Asiatica Bd 4 Cambridge University Press Cambridge 1984 S 173f ISBN 978 0521278379 Hans Hickmann Die Musik des Arabisch Islamischen Bereichs In Bertold Spuler Hrsg Handbuch der Orientalistik 1 Abt Der Nahe und der Mittlere Osten Erganzungsband IV Orientalische Musik E J Brill Leiden Koln 1970 S 68 Anthony Baines The Oxford Companion to Musical Instruments Oxford University Press Oxford 1992 S 277 Ulrich Wegner S 131 Paul Collaer Jurgen Elsner S 38 Ulrich Wegner S 133f Myriam Nait Yacoub Raiss Lhaj Belaid The Artist In La lettre 16 de Migrations amp Developpement 05 12 S 10 Philip D Schuyler The Rwais and the Zawia Professional Musicians and the Rural Religious Elite in Southwestern Morocco In Asian Music Vol 17 No 1 Herbst Winter 1985 S 114 131 hier S 117 Tandamt Youtube Video Vortrag tandamt mit gunbri Begleitung Hans Stumme Dichtkunst und Gedichte der Schluh J C Hinrichs sche Buchhandlung Leipzig 1895 S 2 9 bei Internet Archive Simon Broughton Marc Ellingham Richard Trillo World Music Volume 1 Africa Europe and the Middle East Rough Guides London 2000 S 569 ISBN 978 1858286358 Theodore C Grame Music in the Jma al Fna of Marrakesh In The Musical Quarterly Vol 56 No 1 Januar 1970 S 74 87 hier S 84f Viviane Lievre Die Tanze des Maghreb Marokko Algerien Tunesien Ubersetzt von Renate Behrens Otto Lembeck Frankfurt am Main 2008 S 90 ISBN 978 3 87476 563 3 Franzosische Originalausgabe Editions Karthala Paris 1987 Paul Collaer Jurgen Elsner S 162 Philip Vilas Bohlman The Study of Folk Music in the Modern World Indiana University Press Bloomington 1988 S 100 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