www.wikidata.de-de.nina.az
Keleli auch kǝlǝli kelleli kalali ist eine zweisaitige selten dreisaitige gezupfte Binnenspiesslaute der Teda im Norden des Tschad Die Teda sind zusammen mit den Daza unter der Fremdbezeichnung Tubu bekannt Die aus einem meist mit Kamelhaut bespannten emaillierten Blechtopf als Resonanzkorper bestehende keleli und die ebensolche einsaitige Fiedel kiiki sind die hauptsachlichen traditionellen Musikinstrumente der jungen Manner die zu ihrer Unterhaltung einfache Tonfolgen spielen Musikalisch unterscheidet sich die keleli von den anderen in West und Nordafrika weit verbreiteten Binnenspiesslauten dadurch dass sie traditionell nur von Amateurmusikern ausschliesslich instrumental und nicht zur Gesangsbegleitung verwendet wird Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Diskografie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Langhalslautenspieler in der Grabkapelle des Rechmire Wandmalerei aus der 18 Dynastie 15 Jahrhundert v Chr Langhalslauten genauer Stiellauten mit langem Hals sind alter als Kurzhalslauten und haben ihren Ursprung mutmasslich in Westasien Von dort gelangten sie mit den Hyksos 17 16 Jahrhundert v Chr nach Agypten 1 Im Neuen Reich 1550 bis 1070 v Chr wurden Langhalslauten haufig bei Bankettszenen und rituellen Prozessionen abgebildet Diese gehorten typologisch wohl wie viele heutige afrikanische Lauten zu den Spiesslauten bei denen ein schlanker Hals mit seiner Fortsetzung durch den Resonanzkorper hindurch gesteckt ist oder uber den Rand hinwegfuhrt Im Alten Agypten waren auch die beiden heute in Westafrika vorkommenden Korpusformen der Spiesslauten langoval aus Holz geschnitzt und kreisrund damals meist aus einem Schildkrotenpanzer bestehend vertreten Der runde Halsstab diente zugleich als Griffbrett das auf einigen altagyptischen Darstellungen Bunde besitzt 2 Die wenigen erhaltenen altagyptischen Lauten lassen hingegen keine Bunde erkennen sie zeigen aber dass die Saiten am oberen Ende nicht an Wirbeln sondern an Schnurwicklungen direkt am Halsstab festgebunden waren wie es bis heute bei der keleli und anderen afrikanischen Spiesslauten praktiziert wird Die nach der Zeitenwende in der koptischen Zeit gebauten Halslauten bei denen Korpus und Hals aus einem Block geschnitzt sind besitzen Wirbel 3 Manche altagyptische Langhalslauten konnten auch zum Typus der Binnenspiesslauten gehort haben bei denen der Halsstab lediglich in den Resonanzkorper eingesteckt ist und kurz vor der gegenuberliegenden Seite endet 4 Diese Form wird bei der Beschreibung von zwei in Teilen erhaltenen Schalenspiesslauten mit einem birnenformigen Korpus aus der pharaonischen Spatzeit um 700 v Chr diskutiert Die Instrumente mit ihren durch Querholzer gestutzt auf dem Schalenrand liegenden Stielen konnen je nach deren Positionierung indem sie ein wenig nach unten oder oben geschoben werden als Spiesslaute oder Binnenspiesslaute rekonstruiert werden wobei Ricardo Eichmann 1987 sich fur letzteres ausspricht und eine Verbindung zur heutigen marokkanischen Binnenspiesslaute gimbri gunbri fur moglich halt Somit verweisen diese beiden Lautenfunde auf den Beginn zweier Lautentypen die in ganz Nordafrika und am Sudrand der Sahara von der Westkuste bis nach Ostafrika verbreitet sind 5 Henry George Farmer 1928 erkennt bereits den altagyptischen Ursprung fur die zwar nicht in der klassischen arabischen Musik aber dafur in der Volksmusik ganz Nordafrikas verbreiteten primitiven Lauten die er unter dem Wortumfeld von gunbri zusammenfasst Unter diesem Namen beschreibt er die unterschiedlichen Spiesslauten und Binnenspiesslauten als eine Instrumentengruppe die nach seiner Ansicht bereits vorhanden war als die Araber um 700 den Maghreb eroberten Gimbri oder gunbri ist fur Binnenspiesslauten in den Landern des Maghreb gebrauchlich der Typus ist daruber hinaus in der westafrikanischen Sahara und Savannenregion weit verbreitet Hierzu gehort etwa die tidinit in Mauretanien die xalam der Wolof im Senegal die tahardent der Tuareg und die garaya der Hausa in Nigeria Alle afrikanischen Binnenspiesslauten sind Zupfinstrumente wahrend Spiesslauten gezupft oder mit einem Bogen gestrichen werden 6 Auf welcher Route die Spiesslauten Binnenspiesslauten von Agypten nach Westafrika und in den Maghreb gelangten lasst sich nur vermuten Wahrscheinlich breiteten sie sich nicht auf dem direkten Weg entlang der nordafrikanischen Kuste aus sondern wurden zunachst den Nil aufwarts nach Nubien und weiter auf einer sudlichen Route nach Westafrika gebracht Laut mundlicher Uberlieferung der Soninke soll es Spiesslauten im mittelalterlichen Reich von Ghana das ab dem 11 Jahrhundert allmahlich zerfiel gegeben haben Erstmals schriftlich belegt ist die Binnenspiesslaute mit dem Namen qanabir Plural von qunbara entsprechend Singular gunbri Plural ganabir bei Ibn Battuta 1304 1377 im Malireich das er 1352 bereiste Ibn Battuta zufolge bestand die in der hofischen Musik des Sultans von Mali eingesetzte Laute aus Gold und Silber Eine Etymologie die Farmer erwahnt wird als ein Beleg fur die Ausbreitung der Binnenspiesslaute von Westafrika durch die Sahara nach Marokko herangezogen Demnach lasst sich der von den Berbern im Maghreb verwendete Name gunbri fur eine meist dreisaitige Laute mit einem kastenformigen Korpus auf gunawi oder giniawi von den Schwarzen herleiten Tatsachlich wird die gunbri gimbri in Marokko bevorzugt von den Gnawa mit schwarzafrikanischer Herkunft gespielt 7 Eine kleinere Version der Laute mit einem ungefahr birnenformigen Korpus und meist zwei Saiten ist die von Arabern und Berbern in Marokko gespielte gunibri 8 die im Unterschied zur gimbri holzerne Stimmwirbel besitzt und damit dem orientalischen Lautentyp tanbur naher ist Dass der einfachere Typ der Binnenspiesslaute mit am Hals angebundenen Saiten aus dem Suden der Sahara in den Maghreb gelangte wird ferner dadurch plausibel dass die gimbri in Marokko weit haufiger vorkommt als in Algerien und Tunesien und nach Auffassung von Algeriern aus dem Westen Marokko eingefuhrt wurde Ausserdem ist dieser Lautentyp mit einem trogformigen aus einem Holzblock geschnitzten Korpus an der ubrigen nordafrikanischen Kuste bis in die heutige Zeit unbekannt 9 nbsp Spiesslaute akonting der Diola in der Casamance eine mutmassliche Vorlauferin des Banjos Der Halsstab fuhrt unter der Decke hindurch und liegt auf beiden Randern des Korpus auf Aus diesem Grund und weil der gimbri Typ stattdessen in Westafrika weit verbreitet ist vertritt Roger Blench 1984 andersherum die Meinung dieser konnte von Westafrika aus ins Alte Agypten gelangt sein Spater sei die Popularitat der gimbri Lauten an der afrikanischen Nordkuste und im Alten Agypten zuruckgegangen und deshalb seien diese heute nur noch sudlich der Sahara in Westafrika anzutreffen Blench unterscheidet hierbei den trogformigen gimbri Typ von den mit den Hyksos ins Alte Agypten gelangten Spiesslauten mit einem runden schalenformigen oder birnenformigen Resonanzkorper letztere konnten somit die direkten Vorlaufer der gunibri gewesen sein 10 Westafrikanische Spiesslauten lassen sich nach drei Kriterien unterscheiden Nach ihrer Korpusform rechteckig oder birnenformig aus einem Holzblock geschnitzt gegenuber kreisrund aus einer Kalebassenhalbschale oder wie bei der keleli aus einem Blechtopf nach der unteren Saitenbefestigung als Spiesslaute oder Binnenspiesslaute und nach der sozialen Schicht entweder von meist muslimischen Berufsmusikern und Preisliedsangern allgemein Griot oder ohne Einschrankung von jedem Musiker gespielt Einen Preisliedsanger mit Laute sah Ibn Battuta 1352 in Begleitung des Herrschers von Mali 11 Das soziale Kriterium und die Formkriterien hangen in einem hohen Mass miteinander zusammen denn die Binnenspiesslauten mit einem facherformig ausgebildetem Steg und einem trogformigen Korpus aus einer Holzschale traditionelle Form der ngoni werden fast nur von muslimischen Berufsmusikern aus Musikerkasten gespielt weshalb Aussenstehende auch die allgemeine Bezeichnung Griot Laute verwenden Keine Griot Lauten sind etwa die Binnenspiesslaute molo der Hausa mit einem ovalen trogformigen Korpus aber einem zylindrischen Steg auf der Hautdecke die kwamsa im nigerianischen Bundesstaat Sokoto mit einem kreisrunden Korpus aus einer Kalebasse und einem zylindrischen Steg und die keleli mit ihrem kreisrunden Korpus meist aus Metall 12 Bauform Bearbeiten nbsp Formahnliche Binnenspiesslaute garaya der Hausa in Nigeria mit einer Kalebassenhalbschale als Korpus und zwei SaitenDie keleli gehort instrumentenkundlich zu den Binnenspiesslauten englisch half spiked lute oder internal spike lute eine Kategorie die in der ursprunglichen Hornbostel Sachs Systematik von 1914 fehlt und die erst spater zu den Spiesslauten 321 31 und Halslauten 321 32 als Gruppe 321 33 erganzt wurde 13 Anders als es die Bezeichnung vermuten lasst und es beim durch den Korpus gesteckten Halsstab der Spiesslauten der Fall ist fuhrt der Saitentrager nicht durch eine Bohrung in den Korpus hinein sondern liegt lediglich am oberen Korpusrand auf und verlauft unter der Hautdecke bis kurz vor den unteren Rand 14 Ihre Instrumente stellen die Musiker der Teda ublicherweise selbst her Der kreisrunde Korpus besteht meist aus einer emaillierten Blechschussel fruher auch aus einer Kalebassenhalbschale oder aus einer Holzschale wie Charles Le Cœur in den 1930er Jahren beobachtete 15 Die fruher als Kuchengeschirr verwendeten Holzschalen vgl die mauretanische Speiseschussel gdah wurden uberall durch Blechschusseln ersetzt Ihr Durchmesser betragt etwa 20 bis hochstens 25 Zentimeter Der Saitentrager besteht aus der verholzten Blattrippe einer Dattelpalme die einen flachen ovalen Querschnitt hat ersatzweise aus einer Akazienwurzel Als Decke dient meist eine Kamelhaut ersatzweise eine Ziegen Gazellen oder Rindshaut die in frischem weichem Zustand uber die Offnung der Schale gelegt und mit etwa 3 Zentimetern Uberstand mit einem Messer ausgeschnitten wird Aus der ubrigen Kamelhaut ausgeschnittene schmale Streifen werden spiralformig zu einem Ring gewickelt der um den Topfboden gelegt als Widerlager dient um die Membranhaut zu verspannen Dies geschieht mit weiteren Hautstreifen die X formig zwischen Einschnitten am Rand der Membranhaut und dem Hautring hindurchgezogen und mehrfach durch Verknotungen untereinander gestrafft werden Als nachstes wird an drei Seiten ein rechteckiges Loch von etwa 3 5 Zentimetern am Rand der Decke eingeschnitten und das ausgeloste Hautstuck zur Mitte umgeklappt Hier endet der 50 bis 60 Zentimeter lange Saitentrager der durch einen Schlitz am gegenuberliegenden Rand unter der Decke durchgeschoben wurde Ein kleiner Rundstab Zweig der als Steg dient wird am Rand des Lochs durch das um ihn gerollte Hautstuck in seiner Position fixiert Ein unter dem zugespitzten Ende des Saitentragers durchgeschobenes Holz sichert die Konstruktion provisorisch bis die Hautdecke nach einigen Tagen an der Sonne getrocknet ist Dann ist sie straff und fest Haarreste werden mit dem Messer abgeschabt 16 Die danach aufgezogenen Saiten sichern die Lage des Saitentragers Sie werden an dessen spitzem Fortsatz unter der Decke festgebunden und verlaufen uber den flachen Steg bis zu Wicklungen von dunnen Tiersehnen Ziege oder Gazelle am oberen Ende Die Anbindung der Saiten durch Sehnen oder Hautstreifen ist die gegenuber der Befestigung an Wirbeln altere Methode die seit altagyptischer Zeit gebrauchlich ist Sie ist auch bei anderen Binnenspiesslauten in der Sahelzone etwa der garaya der tidinit und bei gestrichenen Spiesslauten wie der imzad ublich wahrend die nordafrikanischen Lauten gimbri Wirbel besitzen Der Saitentrager ist nur an einer Stelle am oberen Rand mit dem Resonanzkorper in Kontakt Seine Lage ist durch die die Fixierung am Steg uber die Membran stabil Der Durchmesser des Stegs und die Grosse der Offnung in der Membran tragen wesentlich zur Klangcharakteristik bei Einen mit Membranhaut umwickelten Holzstab als Steg besitzen unter anderem auch die molo oder garaya der Hausa in Nigeria die Binnenspiesslauten der Yoruba und Berom in Nigeria sowie die mauretanische tidinit 17 Ublich sind heute zwei Saiten aus Nylon anstelle der fruher verwendeten Sehnen einer Ziege oder Gazelle Etwa in der Mitte des Saitentragers befestigen die Tebu falls sie fur eine Melodie benotigt wird an einer Wicklung eine abnehmbare dritte Saite Die ansonsten gleiche chegeni cegeni der mit den Tebu verwandten Daza Dazaga Sprecher hat drei Saiten Bei den ebenfalls Dazaga sprechenden Kreda heisst diese Laute tullo denn als chegeni bezeichnen die Kreda ihre Fiedel 18 Die wesentlich kurzere dritte Saite bei den Daza wird beim Spiel zwischendurch unverkurzt als Bordun gezupft Die beiden Saiten sind im Abstand einer Terz gestimmt die dritte Saite falls vorhanden erklingt eine Oktave uber der tiefsten Saite Fur sie wird die franzosische Bezeichnung chanterelle verwendet die Tedu nennen den von ihr hervorgebrachten hohen Ton ting Die ostlich des Tschadsees lebenden Kanembu verwenden eine zweisaitige Laute Zum Stimmen verschiebt der Musiker die Sehnenwicklungen am Hals Da die Saitenspannung allmahlich nachlasst muss der Musiker sein Spiel in gewissen Abstanden unterbrechen und nachstimmen Der durch den Wuchs des Palmblattes leicht gebogene Saitentrager dient als Griffbrett Die Herstellung der einsaitigen Fiedel kiiki geschieht ahnlich Auch ihre Decke besteht aus einer rohen Haut die zunachst nur grob mit dem Messer geschabt wurde Im Unterschied zur Zupflaute fuhrt die Saite der Fiedel von der Spitze des Saitentragers uber einen im oberen Bereich auf der Decke aufgestellten V formigen Steg der aus der Gabelung eines Zweiges besteht Spielweise Bearbeiten nbsp Tubu rasten mit ihren Kamelen im Departement N Gourti im Sudosten des Niger an der Grenze zum Tschad Die in der Bergregion Tibesti lebenden Teda Eigenbezeichnung der dortigen Tubu sind halbnomadische Viehhirten und Muslime Sie sprechen mit Tedaga eine saharanische Sprache wodurch sie sich sprachlich von der Tuareg Berbern und Arabern der Region unterscheiden und als die schwarzen Nomaden der Sahara gelten Ihre Gesellschaft ist zum einen in mehrere Clans und zum anderen in die Mehrheit der Teda ehemalige Gefangene und in die Gruppe der allgemein randstandigen Schmiede Tedaga aze Plural aza 19 unterteilt Hiermit und mit einem strikten Verstandnis von Geschlechterrollen sind einige gesellschaftliche Tabus verbunden zu denen auch strikte Regeln fur die Musizierpraxis gehoren Fur Manner kreist die Musik um die Saiteninstrumente keleli und kiiki wahrend junge Frauen im Chor singen und tanzen Frauen durfen dazu mit den Handen klatschen aber keine Musikinstrumente spielen Manner singen hochstens wenn sie in kleinen Gruppen unter sich sind In der Offentlichkeit vor Frauen zu singen ware fur einen Mann unangebracht 20 Die keleli wird von Jungen nach der Beschneidung und von erwachsenen Mannern bis ins mittlere Alter von alteren Mannern jedoch nicht gespielt Die Beschneidung markiert einen gesellschaftlichen Ubergang zu dem beispielsweise auch gehort dass die zum Viehhuten angestellten Jungen Vogel jagen und essen durfen wahrend Erwachsenen der Verzehr von Vogeln und anderen kleinen Tieren verboten ist Die Jungen locken die Vogel mit besonderen Vogelfangliedern an die Erwachsene nicht singen 21 Eine keleli wird nicht herumgereicht sie ist das personliche Musikinstrument desjenigen der es hergestellt hat und der es spielt Die Laute wird auch nicht verkauft hochstens gelegentlich als Geschenk weitergegeben Der im Schneidersitz sitzende oder in einer bequemen halb liegenden Position auf einen Ellbogen gestutzte junge Musiker halt die keleli ungefahr waagrecht vor sich mit dem Resonanzkorper auf den Boden oder seinen Fuss gelegt Mit der linken Hand verkurzt er die Saiten am Hals und zupft sie mit den Fingern der rechten Hand ohne Plektrum Die keleli wird meist solistisch gespielt manchmal summt der Musiker einen leisen Bordunton zischt einen kurzen Laut dschak oder flustert einen Text dazu Als rhythmische Erganzung kann ein zweiter Musiker mit den Handen eine umgedrehte Blechschussel schlagen 22 Eine vergleichbare Kombination ist das Zusammenspiel der dreisaitigen Binnenspiesslaute moolooru und der perkussiv verwendeten Kalebassenhalbschale tummude bei den Fulbe im Niger 23 das Fritz Bauer als Leiter der Niger Benue Tschadsee Expedition 1902 03 in einem Bild dokumentierte 24 Die Jugendlichen erlernen durch Zuhoren und Nachahmen ein bestimmtes Repertoire das aus einfachen sich wiederholenden Melodiefolgen besteht die um wenige Tone kreisen Die meisten Lieder werden auf der zweisaitigen und nur wenige die fur die Daza typisch sind auf der mit drei Saiten bezogenen Laute gespielt 25 In den 1960er Jahren wurde ein Bestand von lediglich 14 Liedern bei den Teda erfasst wahrend fur die Daza keine Untersuchung vorliegt 26 Eingesetzt wird die keleli traditionell im Zeltlager und draussen beim Viehhuten auf der Weide tagsuber und vor allem abends Die keleli ist fur den Spieler ein Mittel um seine Gefuhle auszudrucken Die musikalischen Phrasen werden wie ein sprachlicher Ausdruck aufgefasst der etwa die Schonheit eines Madchens beschreibt Die musikalische Bedeutung bleibt jedoch stets diskret und in der Nahe anwesende Frauen haben sich eine Haltung des absichtsvollen Unaufmerksamseins angewohnt 27 Neben den Saiteninstrumenten spielen die Manner drei verschiedene zweifellige Rohrentrommeln aus Holz Die teilweise als Zeremonialobjekt verwendete grosse nangara namentlich von arabisch naqqara abgeleitet 28 und die kleinerekwelli durfen von allen erwachsenen Mannern gespielt werden Ausschliesslich Schmiede schlagen die kleine leichte kidi wahrend sie tanzen Hauptsachlich die Schmiede blasen das Einfachrohrblattinstrumentbihil wie uberhaupt die meisten musikalischen Aktivitaten zu den Aufgaben der Schmiede gehoren 29 Allein Schmieden ist es in jedem Lebensalter gestattet offentlich zu singen wobei sie sich mit der kidi begleiten Schmiede haben bei Hochzeiten und anderen Festen die Aufgabe von Berufssangern Griots 30 Einen die Musik betreffenden gesellschaftlichen Wandel brachte die Einfuhrung von Musikkassetten ab den 1970er Jahren Durch die Weitergabe von Kassetten wurden manche bislang nur in kleinen Kreisen geschatzte Lautenspieler weithin bekannt Dennoch blieb es undenkbar dass diese Musiker offentliche Konzerte vor einem grosseren Publikum geben Der Burgerkrieg zwischen der Rebellengruppe FROLINAT und dem tschadischen Prasidenten Francois Tombalbaye zwang viele junge Teda in den 1970er Jahren zur Flucht in die Stadte Zur Pflege ihrer heimatlichen Kultur trafen sie sich dort in Jeunesse du B E T genannten Jugendzentren die ahnlich wie die Zusammenkunfte in den Zeltlagern als Begegnungsstatte dienten 31 Das instrumentale Spiel der keleli ist einzigartig im Verbreitungsgebiet der Binnenspiesslauten Die Vorstellung dass die keleli spricht gilt analog auch fur die Fiedel kiiki der Teda und dies verbindet sie mit einigen anderen afrikanischen Musikinstrumenten etwa der Flote oja in Nigeria Die keleli und ihre Musik sind fur die Tebu das wesentliche Merkmal ihrer kulturellen Identitat 32 Neben den traditionellen Musikstilen hat sich eine moderne Musik entwickelt in der die bisherigen kulturellen Schranken aufgehoben sind indem Unvereinbarkeiten wie das Lautenspiel ein Gesang von Mannern und die schrillen Freudenrufe der Frauen zusammenkommen Diese stadtische Musik der Jugend die in den Jugendzentren gespielt wird enthalt noch typische Melodiefolgen der Tebu 33 Literatur BearbeitenCatherine Baroin Le luth chez les Toubou Approche comparative et evolution In Journal des Africanistes Band 76 Nr 1 2006 S 59 80 Monique Brandily Instruments de musique et musiciens instrumentistes chez les Teda du Tibesti Musee royal de l Afrique centrale Tervuren 1974 Monique Brandily Keleli In Grove Music Online 11 Februar 2013 Eric Charry Plucked Lutes in West Africa an Historical Overview In The Galpin Society Journal Band 49 Marz 1996 S 3 37 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Veroffentlichungen des Museums fur Volkerkunde Berlin Neue Folge 41 Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Berlin 1984Diskografie BearbeitenTchad Musique Du Tibesti Feldaufnahmen von Monique Brandily bei den Teda im Tibesti 1965 1969 1974 und 1979 Collection du Centre national de la recherche scientifique et du Musee de l homme CD von Le Chant du Monde 1990 Titel 10 11 13Weblinks BearbeitenLuth et la viele des Teda du Tibesti Le Dokumentarfilm von Monique Brandily uber die Herstellung einer keleli und einer kiiki bei den Teda im Tibesti 1978 Luth keleli avec voix d homme murmuree 001 13 Tonaufnahme von Monique Brandily 1965 1979 Centre de Recherche en Ethnomusicologie Zweisaitige keleli teilweise mit Flusterstimme Lied ruhmt eine Frau Weitere Stucke ohne Stimme 001 10 und 001 11 Einzelnachweise Bearbeiten Harvey Turnbull The Origin of the Long Necked Lute In The Galpin Society Journal Band 25 Juli 1972 S 58 66 hier S 63 Hans Hickmann Musikgeschichte in Bildern Band 2 Musik des Altertums Lieferung 1 Agypten Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1961 S 68 Ricardo Eichmann Extant lutes from the New Kingdom and the Coptic Period of Ancient Egypt In Iconea 2011 S 25 37 hier S 27 Erich Moritz von Hornbostel The Ethnology of African Sound Instruments Continued In Africa Journal of the International African Institute Band 6 Nr 3 Juli 1933 S 277 311 hier S 292 nennt als Verbreitungsregionen fur die Binnenspiesslauten Nordwestafrika und Altes Agypten Ricardo Eichmann Zwei Schalen Spiesslauten aus einer spatzeitlichen Nekropole bei Abusir el Meleq In Jahrbuch der Berliner Museen Band 29 30 1987 1988 S 7 36 hier S 35 Ulrich Wegner 1984 S 114 138 Henry George Farmer A North African Folk Instrument In Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland Nr 1 Januar 1928 S 24 34 hier S 27 Gunibri from Morocco Powerhouse Collection Philip Schuyler A Repertory of Ideas The Music of the Rwais Berber Professional Musicians from Southwestern Morocco Dissertation University of Washington 1979 S 124 127 zit nach Eric Charry 1996 S 4 Roger Blench The Morphology and Distribution of Sub Saharan Musical Instruments of North African Middle Eastern and Asian Origin In Laurence Picken Hrsg Musica Asiatica Band 4 Cambridge University Press Cambridge 1984 S 177 180 hier S 170 Michael T Coolen The Wolof Xalam Tradition of the Senegambia In Ethnomusicology Band 27 Nr 3 September 1983 S 477 498 hier S 479 Eric Charry 1996 S 5f Klaus Wachsmann Lute In New Grove Dictionary of Musical Instruments Band 2 1984 S 551 ubernommen in Lute 1 The generic term In Grove Music Online 2001 bezeichnet die Binnenspiesslauten als tanged lutes Zuvor als tanged lutes beschrieben von Erich Moritz von Hornbostel The Ethnology of African Sound Instruments Continued In Africa Journal of the International African Institute Band 6 Nr 3 Juli 1933 S 277 311 hier S 300 Eric Charry 1996 S 7 Charles Le Cœur Mission au Tibesti carnets de route 1933 1934 Hrsg von Marguerite Le Caur Editions du Centre National de la Recherche Scientifique Paris 1969 Luth et la viele des Teda du Tibesti Le Dokumentarfilm von Monique Brandily 1978 Ulrich Wegner 1984 S 136 138 Catherine Baroin 2006 S 62f Gustav Nachtigal Sahara und Sudan Ergebnisse sechsjahriger Reisen in Afrika Erster Teil Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1879 S 443 Vanni Beltrami Harry Proto The Tubus of Central Eastern Sahara In Africa Rivista trimestrale di studi e documentazione dell Istituto italiano per l Africa e l Oriente Band 60 Nr 2 Juni 2005 S 221 259 hier S 241 Monique Brandily Songs to Birds among the Teda of Chad In Ethnomusicology Band 26 Nr 3 September 1982 S 371 390 hier S 371f Dokumentarfilm von Monique Brandily 1978 Minute 20 50 bis 21 40 Veit Erlmann Notes on Musical Instruments among the Fulani of Diamare North Cameroon In African Music Band 6 Nr 3 1983 S 16 41 hier S 28 Fritz Bauer Die deutsche Niger Benue Tsadsee Expedition 1902 1903 Reimer Berlin 1904 S 71 Keleli Konigliches Museum fur Zentral Afrika Tervuren Catherine Baroin 2006 S 75 Monique Brandily 1974 S 198 zit nach Catherine Baroin 2006 S 71 Catherine Baroin 2006 S 70 Vanni Beltrami Harry Proto 2005 S 245 Monique Brandily Chad 1 The north In Grove Music Online 2001 Catherine Baroin 2006 S 69 Catherine Baroin 2006 S 72 Catherine Baroin 2006 S 74 Catherine Baroin 2006 S 76 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keleli amp oldid 230674459