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Dieser Artikel behandelt das Musikinstrument Ngoni fur die Ethnie Ngoni siehe Nguni Ngoni auch nkoni vom Mandinka Wortstamm kon an eine Tur klopfen 1 ist eine ein bis siebensaitige meist viersaitige gezupfte Binnenspiesslaute der Mandinka in Westafrika In der Mandingsprache werden die in Westafrika weit verbreiteten Saiteninstrumente mit einem bootsformigen Korpus und einer aufgespannten Hautdecke neben ihren regionalen Namen insgesamt als ngoni bezeichnet Dazu gehoren auch entwicklungsgeschichtliche Veranderungen die durch einen hochkant gestellten Steg mit Kerben oder Lochern vom Typ der Lauteninstrumente weg und hin zu den Stegharfen fuhren Bootsformige Spiesslaute ngoni Bassekou Kouyate 2014 in Wuppertal Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Laute 3 Entwicklung von der Laute zur Stegharfe 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenLauteninstrumente in der Sahara und Sahelzone von West und Zentralafrika besitzen entweder einen bootsformigen oder leicht taillierten Resonanzkorper der aus einem ausgehohlten massivem Holzstuck besteht oder einen kreisrunden Korpus aus einer Kalebasse In beiden Fallen wird der aus einem Rundstab bestehende Hals langs knapp unter der Hautdecke hindurchgefuhrt ohne am unteren Ende wieder auszutreten Sie gehoren deshalb zu den Binnenspiesslauten oder wegen der oben offenen Form des Resonanzkorpers zu den Schalenspiesslauten Ahnliche Saiteninstrumente mit einem langen stockartigen Hals sind auf Wandgemalden in Grabkammern der altagyptischen 18 Dynastie zu sehen Auf die Verbindung zwischen altagyptischen und maghrebinischen Lauteninstrumenten vom Typ der gunbri gunibri wies Henry George Farmer 1924 erstmals hin 2 Von Agypten haben sich die Spiesslauten den Nil aufwarts bis in das Konigreich von Kusch 7 Jahrhundert v Chr bis 4 Jahrhundert n Chr verbreitet Mit der Wanderung von Sanhadschas ein Berberstamm nach Westen durften sie in den Maghreb und bis in die westliche Sudanzone gekommen sein In dieser Region bilden sie eine Instrumentengruppe die nicht mit den Saiteninstrumenten der im Zuge der Islamisierung durch die Araber eingefuhrten arabischen Musik verwandt ist wie Farmer ebenfalls annahm 3 Sie sind dennoch etwa in den Gebieten verbreitet die von den Arabern ab dem 11 Jahrhundert islamisiert wurden weil sie sich in der unterhaltenden und rituellen Volksmusik ihren Platz behauptet haben Eine andere Bauform und einen anderen Ursprung besitzen die vorwiegend in Ostafrika bekannten Rohrenspiessgeigen wie die ugandische endingidi Die hautbespannten Saiteninstrumente mit einem schalenformigen Korpus sind in der maurisch westsaharanischen und der westsudanesischen Musik gleichermassen vertreten Neben den stets gezupften Binnenspiesslauten gehoren hierzu auch zahlreiche ein oder zweisaitige mit einem runden Bogen gestrichene Spiesslauten von denen zwischen Niger und Nordghana einige goge goje oder ahnlich heissen und der bei den Tuareg gespielten imzad ahneln Charakteristisch fur alle Instrumente sind die fehlenden Wirbel Die Saiten werden stattdessen mit Lederriemen am Hals befestigt die zum Stimmen verschoben werden konnen Mit der ngoni vergleichbare Binnenspiesslauten der nordafrikanischen Berber sind die kastenformige dreisaitige gimbri auch sintir die von Gnawas in Marokko und eine runde gimbri die von den Stambali Musikern in Tunesien gespielt wird die loutar der Imazighen Berber in Marokko die mauretanische tidinit die dreisaitige tahardent der Tuareg und die zwei bis dreisaitige keleli der Tubu im Norden des Tschad Die kastenformige einsaitige Fiedel ribab der marokkanischen Schloh Berber gehort hingegen zu den Spiesslauten Die Lauteninstrumente sudlich der Sahara haben zwischen einer und sieben am haufigsten vier Saiten Neben der drei oder viersaitigen ngoni in Mali gibt es die funfsaitige xalam der Wolof in Senegal Dort kennen Fulfulde und Soninke Sprecher die viersaitige gambare Diese durfte mit der marokkanischen gimbri auch gunbri guinbri und guimbri namensverwandt sein 4 Die Fulbe nennen ihr dreisaitiges Instrument gaaci hoddu oder nkoni die Mandinka ihr funfsaitiges konting oder kontingo Der Name molo ist bei den Fulbe und im Osten bis zu den Hausa in Nigeria bekannt Im Norden des Niger dem sudostlichen Verbreitungsgebiet der Tuareg Tuareg Gruppe Iwellemmedan heisst deren Laute tahardent ebenfalls molo die dortigen Hausa nennen ihre Laute auch garaya Wo die ngoni gespielt wird gibt es die einfachere einsaitige molaaru Die Binnenspiesslaute beim Volk der Kutin in Nordostnigeria heisst mulore nbsp Akonting runde Spiesslaute mit Kalebassenkorpus und durchgehendem StabDas wichtigste Instrument beim Bori Besessenheitskult der Hausa ist seit Jahrhunderten die einsaitige Spiessgeige goge Seit Anfang des 20 Jahrhunderts werden hierfur auch die Zupflauten molo drei Saiten garaya zwei Saiten und kwamsa zwei Saiten eingesetzt 5 Bestimmte afrikanische Zupflauten durften Vorbild fur die Vorlaufer des heutigen amerikanischen Banjos gewesen sein Mit dem Atlantischen Sklavenhandel wurden Westafrikaner als Arbeitskrafte zu den Plantagen in der Neuen Welt verschleppt wo sie ab dem 17 Jahrhundert Zupflauten mit kreisrunden Kalebassenresonatoren fertigten Sie hiessen banza bania bangil oder ahnlich Erstmals 1678 wurde dort ein Instrument namens banza im Zusammenhang mit den Tanzen der Schwarzen beschrieben Der Arzt Thomas Winterbottom der 1792 bis 1796 in Sierra Leone arbeitete benutzte zur Beschreibung der dreisaitigen molo seiner Wahlheimat das vergleichende Wort banja mit dem er das Banjo der Karibik meinte 6 Bis zum 19 Jahrhundert dienten derartige Spiesslauten bei denen der Halsstab unten herausragt zur Begleitung schwarzafrikanischer Lieder und Tanze in der Karibik Ein westafrikanisches Vorbild findet sich noch heute in der dreisaitigen akonting mit Kalebassenkorpus Dieses von den Diola in der Region Casamance in Senegal gespielte Instrument besitzt einen sehr langen durchgehenden Hals Bootsformige holzerne Binnenspiesslauten wie die ngoni lassen sich dagegen bei den afroamerikanischen Sklaven nur als seltene Ausnahme nachweisen 7 Laute Bearbeiten nbsp Schmale Binnenspiesslaute mit Holzkorpus Bassekou Kouyate spielt ngoniDer Resonanzkorper der ngoni ist bootsformig schmal aus einem Holzklotz dunnwandig ausgehohlt und mit Kuhhaut uberzogen die seitlich festgenagelt ist 8 Die am weitesten verbreitete ngoni auch koni besitzt vier oder sieben Saiten und ist etwa 60 Zentimeter lang Eine grossere tiefere Form heisst ngoni ba eine kleinere und hoher klingende ngoni micin Beim viersaitigen Instrument gibt es zwei kurzere aussere Saiten die auf die Grundtone der zu spielenden Melodie gestimmt und leer gezupft werden Die beiden langeren Saiten in der Mitte werden mit den Fingern der linken Hand am Steg verkurzt Weitere unten angefugte Saiten sind ebenfalls kurz und vergrossern den Tonumfang Die Stimmung ist wie bei den Harfen meist pentatonisch Rhythmische Akzente werden mit den Fingern auf den Korpus geklopft Die ngoni ist das vermutlich alteste Begleitinstrument der professionellen Preissanger und Geschichtenerzahler die in Mali Jelis allgemein Griots genannt werden Der Tonumfang betragt von einer Oktave bis zu einer Oktave plus Quinte Die Saiten bestanden fruher aus Pferdeschwanzhaaren heute werden praktisch nur noch verschieden dicke Nylonschnure Angelleinen verwendet Die ngoni der Bamana ist etwas grosser als die koni der Mandinke und Xasonka alle Mande sprechende Volksgruppen Mit dem tiefer klingenden Instrument begleitet sich der Geschichtenerzahler selbst wahrend Jelis die koni meist paarweise mit anderen traditionellen und elektrisch verstarkten Instrumenten spielen Gelegentlich wird am Zeigefinger mit einem Lederband ein Tierhornplattchen aufgesteckt um den Ton zu verstarken Der Zeigefinger bedient die beiden langen Saiten der Mittelfinger die kurzen unteren Saiten in Aufwartsbewegung und der Daumen zupft die obere kurze Saite Die Melodien werden stark verziert und durch Klopfen auf den Korpus erganzt 9 Als einer der besten ngoni Spieler gilt Tidiane Kone der 1969 die Rail Band begrundete Durch sein Zusammenspiel mit dem US amerikanischen Bluesmusiker Taj Mahal wurde Bassekou Kouyate aus der Region Segou international bekannt Zu seinen Mitmusikern gehoren der kora Spieler Toumani Diabate und Keletigui Diabate am balaphon Weitere ngoni Spieler sind Mama Sissoko Sayan Sissoko Fuseini Kouyate und Moriba Koita 10 Entwicklung von der Laute zur Stegharfe Bearbeiten nbsp Stegharfe KoraBei den Lauten verlaufen die Saiten uber einen Steg parallel zur Korpusdecke oder im einfachsten Fall parallel zu einem Stab Stiellaute Bei den Harfen liegt die Saitenebene senkrecht zur Decke und zum Hals Prinzipiell durfte die Entwicklung zu den westafrikanischen Harfen deren bekannteste die kora ist von den Spiesslauten ausgegangen sein Um die Zahl der Saiten zu vergrossern werden sie nicht mehr waagrecht uber den flachen Steg sondern uber einen senkrecht aufgestellten Steg gefuhrt der am Rand mit Kerben oder in der Mitte mit einer Lochreihe versehen ist Der Steg hebt die Saiten von der Decke ab und teilt sie gleichmassig in zwei vertikale Ebenen links und rechts vom Steg auf Die entwicklungsgeschichtlich vermutlich alteste Form der Stegharfen ist die drei oder viersaitige bolon hier Naheres zur Herkunft dieses Instrumententyps die in vorkolonialer Zeit zu den Kriegerharfen gehorte Andere einfache Stegharfen besitzen etwa sechs Saiten Hierzu zahlen die sechs bis zehnsaitige simbingo und die sechssaitige donso ngoni die beide von den Jagern der Mandinka gespielt werden Diese Jagerharfen haben einen aufgestellten Steg mit drei Kerben an jeder Seite die Saiten verlaufen also senkrecht zur Decke in zwei parallelen Ebenen Sie gelten als direkte Vorlaufer der kora mit einem Lochsteg und 21 zweireihig biplan angeordneten Saiten die auch bei diesem aufwendigen Instrument traditionell durch Lederriemen am langen Hals fixiert werden Der Halsstab ist bei den Harfen ganz durch den Korpus gesteckt und ragt an der Unterseite etwas heraus Die Saiten werden bei einem Kerbsteg direkt hinter dem Steg zu einem Knoten verschlungen oder finden bei einem Lochsteg an einem Eisenring zusammen der am unten herausragenden Stab befestigt ist Die Entwicklung von der Stiellaute zur Stegharfe andere Bezeichnung Harfenlaute ist auf den ersten Blick schwieriger nachzuvollziehen bei einer Form von Stegharfen die einen langen gekrummten Hals haben wie etwa der bolon oder der sechssaitigen kon bei den Dan im Westen der Elfenbeinkuste 11 Sie ahneln ausserlich den ostafrikanischen Bogenharfen ohne Steg zu denen in Uganda die ennanga und die adungu gehoren und die im Westen bis Kamerun verbreitet sind Bogenharfen haben ausserst selten mehr als neun Saiten wahrend die grosste Stegharfe auf dem Bissagos Archipel vorkommt und 24 Saiten besitzt 12 Von den genannten Stegharfen unterscheidet sich die in Ghana vorkommende seperewa durch ihren aus einem Holzkasten gefertigten Resonanzkorper Wahrend die Binnenspiesslauten im schwarzafrikanischen Westafrika und die Spiesslauten eher bei den Berbern in und nordlich der Sahara vorkommen blieben die Stegharfen auf die westliche Sudanregion beschrankt In der mauretanischen Sahara besetzt mit der nur von Frauen gespielten ardin eine einzigartige Winkelharfe die mit den Stegharfen nichts zu tun hat das musikalische Feld Die ardin hat keinen Steg ihr Hals verlasst die Korpusdecke in einem stumpfen Winkel Fur die Parallelentwicklung einer Stegharfe neben der ardin oder neben den ostafrikanischen Bogenharfen bestand keine Notwendigkeit 13 Einige Stegharfen und Lauten sind dem Namen nach leicht zu verwechseln Mit der donso ngoni werden lange mythologische Geschichten uber die Jagd erzahlt donso heisst Jagd zwei Instrumente gehoren zum Ensemble des Nya Besessenheitskult im Suden Malis und vor allem zur Wassoulou Wasulu Musik die besonders durch Oumou Sangare bekannt wurde Die donso ngoni wird mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand gezupft wahrend von der am Hals aufliegenden rechten Hand nur der Daumen eingesetzt wird Die Lederringe am Hals sind schlecht zu verschieben sodass die Instrumente schwierig zu stimmen sind Daneben gibt es die kamale ngoni eine in den 1950er Jahren von Allata Brulaye Sidibe neu entwickelte sechssaitigen Harfe die gelegentlich mit Gitarrenwirbeln ausgestattet ist kamale heisst Jugend Von ihm stammen auch die ersten Tonaufnahmen auf dieser Harfe aus dem Jahr 1977 14 Ihre pentatonisch und eine Quarte hoher als die donso ngoni gestimmten Saiten C D F G Bb c werden ebenso mit dem linken Daumen und Zeigefinger und mit dem rechten Daumen angezupft Sie wird eher fur die leichtere Tanzmusik eingesetzt Die goni bei den Dioula um Bobo Dioulasso ist etwas grosser als die kamale ngoni und hat acht bis zehn pentatonisch D F G A c d f g gestimmte Saiten Der Korpus der drei genannten Instrumente besteht wie bei der kora aus einer kreisrunden Kalebasse 15 Die traditionelle Musik der Jager kann in drei Gruppen eingeteilt werden Schnell gespielte Unterhaltungsmusik mit der die athletischen Tanze der jungeren Jager begleitet werden rituelle Jagdlieder die reiferen Mannern vorbehalten sind die sich eine gewisse gesellschaftliche Anerkennung erworben haben sowie epische Heldenlieder zum Zuhoren die am Ende der Jagdrituale vorgetragen werden Die einzige heptatonisch gestimmte Harfe ist die simbi der Malinke Jager mit einem Kalebassenkorpus 16 Literatur BearbeitenEric S Charry Mande Music Traditional and Modern Music of the Maninka and Mandinka of Western Africa Chicago Studies in Ethnomusicology University of Chicago Press Chicago 2000 ISBN 978 0 226 10162 0 Lucy Duran Aurelia W Hartenberger Nkoni In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 601f Gerhard Kubik Westafrika Band 1 Musikethnologie Lieferung 11 Werner Bachmann Hrsg Musikgeschichte in Bildern Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1989 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Museum fur Volkerkunde Berlin 1984 S 135 142 175 184Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ngoni Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The N goni Memento vom 8 Oktober 2010 im Internet Archive National Museum of Mali Beschreibung und Horbeispiel Shlomo Pestcoe The Harp Lutes of West Africa Memento vom 29 April 2015 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Michael Theodore Coolen The Wolof Xalam Tradition of the Senegambia In Ethnomusicology Band 27 Nr 3 September 1983 S 477 498 hier S 480 Henry George Farmer The Arab Influence on Music in the Western Soudan In Musical Standard XXIV 448 November 1924 S 158f Eric S Charry Plucked Lutes in West Africa An Historical Overview In The Galpin Society Journal Vol 49 Marz 1996 S 3 37 hier S 3 Eric S Charry 1996 S 13 Curt Sachs Reallexikon der Musikinstrumente 1913 S 201b Stichwort Kambre beschreibt ein vom Senegal bis zum Niger verbreitetes Lauteninstrument das bei den Sarakole gambare genannt werde Gerhard Kubik 1989 S 80 86 94 Dena J Epstein The Folk Banjo A Documentary History In Ethnomusicology Vol 19 No 3 University of Illinois Press September 1975 S 347 371 hier S 351 Shlomo Pestcoe The Ngoni Xamam Hypothesis Memento vom 17 April 2014 im Internet Archive shlomomusic com Lute Ngoni 2 Hartenberger World Music Collection Eric S Charry 2000 S 189 The ngoni a plucked lute from West Africa www coraconnection com Gerhard Kubik 1989 S 188 Ulrich Wegner 1984 S 176f Gerhard Kubik 1989 S 188 Eric S Charry 2000 S 80 The Family of the Kora www kora music com Eric S Charry 2000 S 83f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ngoni amp oldid 236112271