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Ardin hassania DMG ardin Pl irdiwan ist eine Winkelharfe die in der westafrikanischen Sahara in Mauretanien traditionell von Frauen der Bidhan Volksgruppe der Mauren gespielt wird Es ist die einzige noch gespielte Winkelharfe in Afrika deren Bauform auf altagyptische Wurzeln zuruckgefuhrt werden kann Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Altagyptische Sangerharfe der Dritten Zwischenzeit 1075 652 v Chr Eine Bogenharfe der Korpus ist aber wie bei einer grossen Kelle stark abgewinkelt 1 Die altesten Harfen in Afrika sind in ihrer Grundform als Bogenharfen auf Wandmalereien in Grabkammern aus dem agyptischen Alten Reich um 2500 v Chr zu sehen Aus einem einzigen Stab bestehende Bogenharfen haben sich auf dem afrikanischen Kontinent hauptsachlich in Uganda und Zentralafrika erhalten in Asien sind sie bis auf die burmesische saung gauk und die afghanische waji praktisch verschwunden Im Mittleren Reich ab dem 16 Jahrhundert v Chr kam die in Mesopotamien schon langer bekannte Winkelharfe hinzu Bei dieser Form sind am Resonanzkorper zwei Holzstabe in einem stumpfen Winkel miteinander verbunden wodurch sich in der Dreiecksflache dazwischen die Anzahl der Saiten gegenuber der Bogenharfe erhohen lasst Anstelle eines Resonanzkorpers konnen die Stabe ausgehohlt sein und als Klangverstarkung dienen 2 Auf einer Sahara Expedition entdeckte Henri Lhote 1956 im sudalgerischen Gebirgsmassiv Tassili n Ajjer eine Felsmalerei die eine Winkelharfe mit sechs Saiten zeigt deren Spieler auf einem niedrigen afrikanischen Schemel mit drei Beinen hockt Die Szene in brauner Farbe vor gelblichem Hintergrund zeigt den Musiker im Profil mit dem Instrument in senkrechter Position dessen dunner Hals wie bei der abgebildeten agyptischen Winkelharfe seinem Oberkorper zugewandt ist Rechts gegenuber sitzt eine zweite Person die verschiedentlich als Konig dem gerade vorgespielt wird interpretiert wurde Die einzige bekannte derartige Felsmalerei ist nur in einer Abzeichnung erhalten weshalb ihre Echtheit schon angezweifelt wurde Ihre Datierung erfolgt grob in die Periode des Pferdes also 1500 500 v Chr 3 Ab dem 3 oder 4 Jahrhundert n Chr kamen die ersten Stammesgruppen der Sanhadscha aus dem Osten oder Nordosten in das Gebiet der westlichen Sahara und brachten ausser Kamelen vermutlich auch die Vorformen der heutigen Musikinstrumente mit Bis zur arabischen Eroberung und Islamisierung ab dem 8 Jahrhundert hatte sich die Kultur verschiedener Berberstamme sudlich bis zum schwarzen Konigreich von Gana ausgebreitet Die ardin hat als einzige Winkelharfe in Afrika mit altagyptischen Ursprung uberlebt Sie ist wie einige andere Musikinstrumente der Sahelzone und der westlichen Sahara nicht mit den Instrumenten der spater eingefuhrten arabischen Musik verwandt Die ardin wurde erstmals schriftlich 1685 in dem Bericht des franzosischen Reisenden Sieur de la Courbe erwahnt Unabhangig von der historisch und geografisch isolierten ardin konzentrieren sich unterschiedliche Typen afrikanischer Bogenharfen wie die kundi die ennanga und die adungu in einem Gebiet von Zentralafrika nordlich des Aquators Bauform Bearbeiten nbsp Noura Mint Seymali auf dem TFF Rudolstadt 2015Der Korpus der ardin besteht aus einer der Lange nach halftig aufgeschnittenen Kalebasse laġsasa an deren einem Ende ein uber 100 Zentimeter langer Holzstock etwa senkrecht zur Schnittflache herausragt Dieser Hals ʿamud steht am Kalebassenboden auf und druckt gegen die Innenwand Ein dunnerer Quersteg tamunant verlauft annahernd rechtwinklig dazu langs bis zum gegenuber liegenden Rand der Kalebassenschale Die Resonanzdecke bildet eine entfettete aber ungegerbte Tierhaut In Wasser gelegt dehnt sich die Haut aus und kann in weichem Zustand aufgezogen und an den Randern festgedruckt werden Im Unterschied zu gegerbtem Leder schrumpft diese Rohhaut beim Trocknen und wird hart und fest Hautstreifen dienen zudem dazu den Quersteg an beiden Enden auf der Kalebasse festzuziehen Nur die Zugkrafte der gespannten Saiten halten die Gesamtkonstruktion der beiden Stangen im Winkel An den am starksten beanspruchten Stellen werden die Rander der Haut durch zusatzliche Flechtbander verstarkt Die 10 bis 16 durchschnittlich 12 Saiten la ʿṣab bestanden fruher aus Schafsdarm heute sind sie uberwiegend aus Nylon Angelschnure Sie werden am Quersteg festgebunden und am langen Hals durch Holzdubel oder moderne Wirbel debbus aus Metall befestigt die in gebohrten Lochern stecken Zwischen Resonanzdecke und Querholz wird ein Schwirrblech ḥarba gelegt das fur einen leicht scheppernden Klang sorgt Dieses symmetrisch unter den Quersteg geschobene Blech besteht aus zwei runden Metallplatten die uber einen Streifen miteinander verbunden sind In die beiden Scheiben sind oft geometrische und florale Ornamente eingeschnitten Die Rander sind durchbohrt und mit einem Kranz von kleinen Drahtringen behangt Die Haut der ardin kann mit geometrischen Motiven bemalt sein wie auch bei der seltener zu horenden einsaitigen Spiessgeige rbab ahnlich der marokkanischen ribab und wie sie allgemein bei Lederarbeiten ublich sind In den schwarzafrikanischen Kulturen der Sahelzone sind Stegharfen wie die 21 saitige kora die drei bis viersaitige bolon und die seperewa weit verbreitet Diese Instrumente werden auch Harfenlauten genannt weil wie bei Lauteninstrumenten die Saiten uber einen senkrecht auf der Decke aufgestellten Steg fuhren Sie sind mit den genannten altagyptischen Winkelharfen nicht verwandt und stellen eine eigene Entwicklung aus den Binnenspiesslauten vom Typ der ngoni und der xalam dar ihr Hals tritt nicht rechtwinklig aus dem Korpus sondern verlauft wie bei den Spiesslauten langs innerhalb desselben 4 Die meiste Ahnlichkeit besitzt die ardin mit einem Typ der afrikanischen Bogenharfen der als Loffel in der Tasse umschrieben wird Der Hals liegt am Schalenrand und ragt bis zum Boden ins Innere Als Beispiel sei die ennanga in Uganda genannt 5 Spielweise Bearbeiten nbsp Die ardin ist zusammen mit der einsaitigen Spiessgeige rbab auf der 100 Ouguiya Banknote abgebildetTrager der mauretanischen Musiktradition sind die Iggawen Sing iggiw allgemein Griots professionelle Musiker die fruher in Diensten der herrschenden Aristokratenschicht Kriegerkaste standen und fur sie Preislieder sangen Die Musiktheorie wird mundlich weitergegeben die von Mannern gespielte Binnenspiesslaute tidinit bildet hierfur den praktischen Rahmen Die tidinit bietet musikalisch eine grossere Variationsbreite als die ardin Bei Hochzeiten und anderen Festveranstaltungen begleiten sich ublicherweise Sanger auf der tidinit und Sangerinnen auf der ardin Hinzu kommt die von Frauen gespielte Kesseltrommel t bal und als weitere rhythmische Begleitung gelegentlich die Kalebassenrassel daghumma Auch die ardin kann durch Schlage mit den Handen auf die Resonanzdecke als Rhythmusinstrument verwendet werden Neben der Musik der Iggawen gibt es in Mauretanien eine private Musik die Frauen der oberen Schicht zur eigenen Unterhaltung pflegen Die einfacheren und stetig wiederholten Melodieabschnitte werden meist nur von der t bal rhythmisiert 6 Die bekannteste mauretanische ardin Spielerin und Sangerin ist Dimi Mint Abba die ausserhalb des Landes bekannt wurde als sie 1977 den Umm Kulthum Gesangswettbewerb in Tunis gewann 1990 nahm sie die erste internationale Studio CD mit der Musik ihres Landes auf 7 Mehrere CD Veroffentlichungen und Konzerttourneen machten ferner Malouma 8 und Ooleya Mint Amartichitt 9 international bekannt Literatur BearbeitenWolfgang Creyaufmuller Nomadenkultur in der Westsahara Die materielle Kultur der Mauren ihre handwerklichen Techniken und ornamentalen Grundstrukturen Burgfried Verlag Hallein Osterreich 1983 S 130 134 441 Kenneth A Gourlay Ardin In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 1 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 127fWeblinks BearbeitenAicha Mint Chighaly Mauritania The art of the griots INEDIT Maison des Cultures du Monde 1997 2001 CD booklet franzosisch englisch PDF 800 kB Youtube Gharmy Mint Abba Gesang und ardin sowie E Gitarre anstelle der Tidinit und T bal Foto von Malouma mit ardin Memento vom 5 Januar 2011 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Hans Hickmann Musikgeschichte in Bildern Band 2 Musik des Altertums Lieferung 1 Agypten Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1961 S 70 Roger Blench Reconstructing African music history methods and results PDF 2 2 MB Safa Conference Tucson 17 21 Mai 2002 Kapitel The arched harp and its history S 2 6 Gerhard Kubik Theory of African Music Bd I Chicago Studies in Ethnomusicology University Press of Chicago Chicago 2010 S 23 25 ISBN 978 0226456911 abgebildet auch in Kubik Zum Verstehen afrikanischer Musik LIT Verlag Wien 2004 Abb 39 Basil Davidson datierte auf 800 700 v Chr Gerhard Kubik Westafrika In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 9 1998 Sp 1955 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Museum fur Volkerkunde Berlin 1984 S 163f Jurgen Elsner Nordafrika In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 7 1997 Sp 225f Khalifa Ould Eide amp Dimi Mint Abba Moorish Music from Mauretania World Circuit 1990 WCD 019 Rosa Skelton Mauritania s fiery singing senator BBC News 30 April 2007 Ooleya Mint Amartichitt Louanges Praise Songs CD von Long Distance Montreuil Frankreich 1998 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ardin Harfe amp oldid 230748805