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Bolon Bambara in N Ko Schrift ߓߐ ߟߐ auch bolon bata bolombata bolombato bulumbata ist eine Stegharfe oder Harfenlaute mit drei oder vier Saiten in Westafrika die unter anderem von den Mandinka in Gambia Guinea und Mali ferner von den Fulbe den Senufo in Mali und der Elfenbeinkuste sowie von den Susu und Kissi in Guinea und Sierra Leone gespielt wird Von anderen westafrikanischen Harfen mit einem Kalebassen Resonanzkorper und einer gebogenen Halsstange wie der 21 saitigen kora und der siebensaitigen simbi unterscheidet sich die bolon durch eine Rasselplatte aus Blech am oberen Ende des Saitentragers Wegen ihrer einfachen Konstruktion wird die bolon an den mutmasslich entwicklungsgeschichtlichen Anfang der Stegharfen gestellt Ein Griot der Susu aus Guinea mit einer dreisaitigen bolon Am oberen Ende ein Rasselblech nyenyemo Um 1905Die Stegharfen haben unterschiedliche traditionelle Verwendungsbereiche Die bolon gehort zu den Kriegerharfen die von Jagerharfen und den Begleitinstrumenten der Griots abgegrenzt werden Saiten und Korpus wurden in vorkolonialer Zeit fur die Krieger im Umfeld des Herrschers rhythmisch geschlagen heute begleitet das Bassinstrument hauptsachlich Tanzauffuhrungen und Lieder Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Ein donso jeli Griot der Jager spielt eine simbi simbingo mit vermutlich acht Saiten in der Region Kayes im Sudwesten von Mali 1868 1 Harfen sind als Saiteninstrumente klassifiziert bei denen die Saitenebene senkrecht zur Decke des Resonanzkorpers verlauft und Bogenharfen sind die ursprunglichste Form dieser Instrumentenklasse deren aus dem schalenformigen Resonanzkorper herausragende Halsstange mit diesem eine durchgangig gekrummte Linie bildet Zwar wird die bolon verschiedentlich manchmal auch in der Fachliteratur als Bogenharfe bezeichnet 2 dies ist jedoch wegen der vollig anderen Position der unteren Saitenbefestigung bei der nur in Westafrika vorkommenden Gruppe der Stegharfen unzutreffend Die Saiten sind bei Harfen generell an einer Saitenhalterleiste befestigt die unter der Decke parallel zu den Langsseiten des Resonanzkorpers angebracht ist Bei den Stegharfen hingegen fuhren die Saiten vom oberen Bereich der Halsstange uber einen senkrecht auf der Decke aufgestellten Steg bis zu einem Befestigungspunkt am unteren Korpusrand Senkrechter Steg oder parallele Leiste ist das wesentliche Unterscheidungskriterium zwischen westafrikanischen Stegharfen und den ubrigen afrikanischen Harfen Die Gemeinsamkeit zwischen beiden Harfentypen ist die senkrechte Anordnung der Saitenebene zur Decke im Unterschied zu Lauten deren Saitenebene parallel uber die Decke hinweg verlauft Wegen des wie bei Lauten senkrecht aufgestellten Stegs ist auch die Klassifizierung als Harfenlaute ublich 3 Da die Saiten hinter dem Steg an der durch den Resonanzkorper gesteckten und unten ein wenig herausragenden Halsstange befestigt sind stehen die Stegharfen in dieser Hinsicht mit den im islamischen Nordafrika verbreiteten Spiesslauten wie der ribab in Marokko und der goge in Nordnigeria in Beziehung 4 Die grundsatzliche Unterscheidung zwischen Stegharfen und Harfen stellt bereits Bernhard Ankermann 1901 deutlich heraus indem er zwischen seiner dritten Gruppe der Saiteninstrumente Spiesslauten und Halslauten und seiner funften Gruppe Bogenharfen eine vierte namenlose Gruppe fur die Stegharfen klassifiziert 5 Erst mit der Hornbostel Sachs Systematik von 1914 wurde der Begriff Harfenlauten 323 als Gattungsname eingefuhrt und spater von Klaus Wachsmann und anderen Musikethnologen ubernommen Roderic Knight 1971 6 wendet sich gegen die Benennung Harfenlaute englisch harp lute weil er der fur eine Harfe typischen Spieltechnik mehr Bedeutung zumisst als organologischen Merkmalen und deshalb den Begriff Stegharfe bridge harp vorschlagt 7 Der Musiker zupft die Saiten wie bei Harfen mit den Handen von beiden Seiten 8 Ein gutes Dutzend Stegharfen sind entlang der westafrikanischen Atlantikkuste von Senegal bis Benin und im Norden bis in die Sudanregion verbreitet 9 Abgesehen von der unterschiedlichen Konstruktion das Verbreitungsgebiet der afrikanischen Bogenharfen uberschneidet sich nicht mit dem der Stegharfen Ein gemeinsames Vorkommen ergabe keinen Sinn weil beide Konstruktionen eine gleichermassen praktikable Losung fur den Wunsch bieten die Saitenzahl zu erhohen Die Mitte des 3 Jahrtausends v Chr im Alten Agypten aufgetauchte Bogenharfe gelangte im 1 Jahrtausend n Chr den Nil aufwarts bis in seine heutigen Zentren in Ostafrika darunter die ennanga in Uganda und die kundi im Kongo und auf einer anderen Route bis zum Tschadsee aber nicht nach Westen daruber hinaus 10 In Westafrika kommt neben den Stegharfen einzig die mauretanische Winkelharfe ardin vor Die bolon ist typisch fur die Gruppe der Stegharfen deren bekannteste Vertreterin die kora ist Die Benennung als Harfe erfolgte aus instrumentenkundlichen Uberlegungen und wurde wohl durch den bei manchen Typen leicht gebogenen Saitentrager begunstigt der zunachst an eine Harfe erinnert aber die Herkunft verdeckt Sie erlaubt auch keine Ruckschlusse auf einen gemeinsamen Ursprung der afrikanischen Bogenharfen und Stegharfen deren Entwicklung nicht nur raumlich unabhangig verlief Wahrscheinlich entstanden die Stegharfen aus den in derselben westafrikanischen Region verbreiteten Binnenspiesslauten mit ein oder zwei Saiten die uber einen kleinen Steg parallel zur Decke verlaufen und nach alter Tradition am oberen Ende des Saitentragers an einer Schnurschlaufe befestigt sind Altertumliche Vertreter der Binnenspiesslauten sind die xalam in Senegal und Gambia sowie die keleli im Tschad siehe dort jeweils zur Herkunft dieses Instrumententyps Eine Moglichkeit um die Saitenzahl an den Spiesslauten deutlich zu erhohen bot der senkrecht auf die Decke gestellte Steg an dessen Seite die Saiten uber in unterschiedlicher Hohe angebrachte Kerben oder durch Locher gefuhrt werden So ergibt sich eine oder bei Kerben auf beiden Seiten des Stegs eine doppelte senkrechte Saitenebene Inwiefern dieser Kerbsteg mit demselben senkrechten Steg der Kerbstegzither mvet in Kamerun in Verbindung steht ist unklar Die Kerbstegzither ist eine Entwicklung um an einem geraden Musikstab mehrere Saiten unterzubringen Wahrend afrikanische Bogenharfen selten mehr als acht Saiten besitzen lassen sich die Stegharfen mit wesentlich mehr Saiten ausstatten Die bolon gehort zu den fruhen einfachen Formen der Stegharfen mit bis zu sechs Saiten Bei allen traditionellen Stegharfen bis hin zur deutlich aufwendiger konstruierten kora mit 21 Saiten blieb die von den Spiesslauten ubernommene obere Saitenbefestigung an Schnurschlingen erhalten Gerhard Kubik 1989 halt wegen der Entstehungsgeschichte die Bezeichnung Harfe fur irrefuhrend 11 nbsp Alte sechssaitige Stegharfe seperewa mit Holzkorpus in GhanaDer Resonanzkorper der bolon besteht wie bei der kora und den meisten Stegharfen aus einer grossen runden Kalebasse Zu diesem Typus gehort die donso ngoni auch dunsu nguni dounsoukoni in der Region Wassoulou im Suden von Mali die mit sechs Saiten in zwei Saitenebenen und einem Rasselblech am oberen Ende des geraden Saitentragers der bolon am ahnlichsten ist Der Name Jager Laute Harfe aus Bambara donso Jager und ngoni fur eine Laute oder Stegharfe kennzeichnet den Verwendungsbereich Die Jagerharfen in Mali einschliesslich der donso ngoni und der simbi der Malinke gehoren zu einer mutmasslich bis in prahistorische Zeit zuruckreichenden Tradition der Jagergesellschaften sudlich der Sahara Die bolon zahlt zur gesonderten fruhen Gruppe der Kriegerharfen und beide werden von den Harfen der Griots unterschieden 12 Die sieben heptatonisch gestimmten Saiten der simbi sind nicht wie bei der kora in zwei parallelen Ebenen sondern in einer Ebene angeordnet Nahe verwandt ist die simbing o auch esimbin der Maninke die bei den Diola furakaf heisst und funf pentatonisch gestimmte Saiten besitzt Manche Stegharfen lassen sich dem magisch mythischen Bereich zuordnen etwa die gingiru der Dogon die mit ihren drei Saiten die durch in einem Dreieck angeordnete Locher im Steg verlaufen eher einer Schalenspiesslaute entspricht 13 In der komplexen Kosmogonie der Dogon soll die Korpusschale das Himmelsgewolbe und die Decke die Erde darstellen aus der als akustische Entsprechung vier weil fur die Symbolik vier Saiten benotigt tiefe Tone herauskommen 14 Zum Instrumentarium der Kaste der Preisliedsanger Griots in Mande Sprachen jali oder jeli gehoren neben der kora die konimesin in Oberguinea die aus einem mit Haut bespannten Holzkasten einem gebogenen Saitentragerstab und vier Saiten besteht Griots die mit Jagern herumzogen spielten fruher auch die donso ngoni Einen ebensolchen rechteckigen Korpus aus Holzbrettern mit einer Hautdecke und traditionell 6 heute auch 14 Saiten besitzt die seperewa fruher sanku der Akan vor allem der Aschanti in Ghana 15 ebenso die sechssaitige aloko in der Umgebung von Bouake Elfenbeinkuste 16 In der Savanne haben Stegharfen Resonanzkorper aus einer Kalebasse und weiter sudlich in den Waldgebieten aus Holz 17 Die aufwendige kasso mit 22 Saiten in Gambia ist eine Variante der kora ebenso die 15 bis 19 saitige soron seron der Maninka in Guinea Demgegenuber steht die einfachste Form eines solchen Saiteninstruments Die bolo bogo der Senufo in der Elfenbeinkuste entspricht mit ihrem leicht gebogenen Saitentrager der in einem grossen Kalebassenresonator steckt der bolon ist aber nur mit einer Saite bespannt und nahert sich instrumentenkundlich einem einsaitigen Musikbogen dessen Saite von einer am Stab angelegten Kalebasse verstarkt wird Die vermutlich erste schriftliche Kunde von westafrikanischen Stegharfen stammt vom kapverdischen Geschichtsschreiber und Handler Andre Alvares de Almada der sich 1578 mit malischen Goldverkaufern traf Der englische Entdecker Richard Jobson der 1620 1621 den Fluss Gambia erkundete veroffentlichte 1623 in The Golden Trade die erste Beschreibung einer Stegharfe Die altesten bekannten Namen in Mande Sprachen fur Stegharfen uberliefert der schottische Afrikareisende Mungo Park in seinem Reisebericht Travels in the Interior of Africa der 1799 erschien Darin werden koonting eine Art Gitarre mit drei Saiten vom Typ der Binnenspiesslaute xalam korro eine grosse Harfe mit 18 Saiten entsprechend der kora und simbing eine kleine Harfe mit sieben Saiten balafou Balafon zwei Trommeltypen Floten Musikbogen Elfenbeintrompeten und Glocken genannt 18 Bauform Bearbeiten nbsp Funfsaitige simbing der Maninke mit Rasselblech am Steg und wie bei der kora mit zwei Langsstaben und einem Querstab unter der HautdeckeDer Resonanzkorper der bolon besteht aus einer grossen annahernd kugelformigen Kalebasse von knapp 40 Zentimetern Durchmesser oder manchmal aus zwei Halften die in der Mitte zusammengenaht werden Ein kreisformig ausgeschnittenes Loch mit ungefahr 20 Zentimetern Durchmesser ist mit Ziegenfell als Decke uberzogen Das Ziegenfell wird in nassem Zustand mit der Haarseite nach aussen auf die Offnung bis etwas uber die Mitte der Kalebasse hinaus gelegt und mit Hautstreifen oder einer Schnur im Zickzack oder parallel gegen deren Unterseite verspannt Diese Membranbefestigung ist ansonsten bei Kesseltrommeln und Bechertrommeln wie der djembe ublich wahrend die Hautdecke bei den meisten anderen Stegharfen mit Kalebassenresonator aufgenagelt wird Seitlich ist ein kleineres rechteckiges oder rundes Schallloch angebracht Der Saitentrager besteht aus einem Holzstab der quer durch die Kalebasse gesteckt wird und am unteren Ende einige Zentimeter herausragt weshalb auch die Klassifizierung als Spiessharfe englisch spike harp verwendet wird 19 Seine starker als bei anderen Stegharfen gekrummte Form soll fur die Musiker an einen Jagdbogen erinnern und aussenstehende Betrachter assoziieren mit einem gekrummten Stab die Nahe zu einem Mundbogen 20 Die schlichte Konstruktion der bolon erweckt auch den Eindruck als sei sie als erste Stegharfe aus der Verbindung von einer Kalebassentrommel vgl Wassertrommel mit einem Jagdbogen entstanden 21 Drei oder vier Saiten aus gedrehten Ziegenhautstreifen werden durch Locher im Steg gezogen und dort verknotet Der Lochsteg ist in diesem Fall zugleich der untere Saitenhalter Die Saiten der bolon sind anders als bei den meisten anderen Stegharfen nur in einer Ebene angeordnet Am Saitentrager werden sie an Schlingen aus Hautstreifen fixiert die sich zum Stimmen verschieben lassen Die Schlingen sind kompliziert verzopft damit sie stramm am Stab anliegen Durch untergeschobebe kleine Holzkeile lasst sich ihre Lage zusatzlich fixieren Diese traditionelle Befestigung der Saiten ist seit altagyptischer Zeit bei Bogenharfen und Spiesslauten ublich Erst in fruhchristlicher Zeit im 1 Jahrtausend n Chr kam bei Spiesslauten in Agypten die Befestigung am Saitentrager mittels Wirbeln hinzu 22 Moderne bolon konnen auch mit industriell hergestellten Wirbeln ausgestattet sein Der Steg steht mittig auf der Hautdecke etwas schrag nach unten geneigt Gehalten wird er durch eine Verschnurung zwischen seiner Spitze und dem Spiessende des Saitentragers Damit er nicht von der Decke abrutschen kann wird er von einer kleinen runden Holzplatte fixiert die auf die Membran genaht wurde 23 Nach der geringsten Saitenzahl aller Stegharfen und der einfachen Konstruktion zu urteilen erscheint die bolon als die entwicklungsgeschichtlich alteste Vertreterin dieses Instrumententyps 24 Bei der kora ist zum Vergleich die Hautdecke uber eine Kalebassenhalbschale gespannt und damit so gross wie der gesamte Korpusdurchmesser Dies sorgt fur eine bessere Schwingungsubertragung verlangt aber zur Stabilisierung des Stegs zusatzlich zwei langs unter der Decke durchgezogene Stabe und manchmal noch einen Querstab Typischerweise ist am oberen Ende des Saitentragers eine Blechplatte nyenyemo angenagelt die in einer am Rand umlaufenden Lochreihe kleine Metallringe tragt Solche Pendelrasseln die durch die Bewegung beim Spiel einen gerauschhaften Ton erganzen kommen auch bei einigen westafrikanischen Binnenspiesslauten Pluriarcs der Kerbstegzither mvet und in unterschiedlicher Gestalt bei anderen afrikanischen Musikinstrumenten vor bei denen der reine Ton verandert werden soll Denselben Effekt haben auch die haufig an afrikanischen Instrumenten angebrachten Mirlitone Eine solche Blechplatte bei der Draht durch Locher am Rand gewickelt ist besitzt auch eine traditionelle kora wenn sie im Freien gespielt wird Bei der kora wird die Blechplatte zur Klangverstarkung auf den Steg aufgesetzt 25 Uber die Klangverzerrung hinaus verstarkt die Rasselplatte bei der bolon die Tone besonders beim perkussiven Spiel Spielweise Bearbeiten nbsp Der senegalesische Musiker Solo Cissokho spielt kora 2012Bolon und andere Stegharfen werden wie meisten afrikanischen Bogenharfen beim Spiel mit dem Korpus und dem Saitentrager vom Oberkorper entfernt gehalten umgekehrt zur altagyptischen Haltung der Harfen sodass der Musiker die Saiten direkt vor sich hat Bei Bogenharfen wird die Spielhaltung der bolon horizontal genannt zur Unterscheidung von der senkrechten Haltung der agyptischen Harfen 26 Kleine Harfen konnen in waagrechter Haltung auch beim Gehen gespielt werden Bei der Bogenharfe kundi sind beide Spielhaltungen ublich Der auf einem Stuhl sitzende Musiker halt den Korpus der auf dem Boden stehenden bolon mit den Fussen und zupft die Saiten mit den Daumen von beiden Seiten Seltener ist eine Spielhaltung im Stehen bei der der Musiker die bolon an einem Band und den Hals gehangt und mit einer Hand oben am Saitentrager quer vor sich halt Die tiefen Tone der Saiten erganzt der Musiker durch Schlage mit den Fingerknocheln oder den Handflachen auf den Kalebassenkorpus Diese Abfolge von gezupften und geschlagenen Tonen ist fur die bolon typisch bei der kora wird der Korpus nur gelegentlich mit den Handen geschlagen Zur bolon als Soloinstrument gehort ein eigenes Repertoire Aus der vorkolonialen Verwendung als Instrument der Krieger stammt wohl die altere Spielweise beim Schlagen zusatzlich einen Holzstab oder Metallring zu verwenden um den Klang des Korpus und der Rasselplatte zu verstarken Dies steigerte die machtvolle magische Prasenz der bolon bei ihrem rituellen Einsatz der sich ausschliesslich an Manner richtete Der gerauschhafte schnarrende Klang der Rasselplatte entspricht dem von Hermann von Helmholtz 1885 eingefuhrten psychoakustischen Begriff der Rauhigheit 27 der in der afrikanischen Musik als wesentlicher Aspekt der musikalischen Ausdruckskraft gilt 28 Anstatt die Krieger mit Basstonen und Schlagen lautstark fur ihren Einsatz anzutreiben und bei der Ruckkehr zu preisen dient die bolon heute der rhythmisch differenzierten Gesangsbegleitung Die bolon eignet sich zur Begleitung eines zweistimmigen Liedvortrags im Dorf 29 ebenso wie fur das solistische Spiel auf der Konzertbuhne 30 und das Ensemblespiel mit anderen Melodie und Rhythmusinstrumenten 31 Haufig wird die bolon zur Tanzbegleitung eingesetzt Professionelle Tanzensembles wie Les Ballets Africains und das Ballet Nimba in Guinea verwenden bolon in ihren Buhnenshows 32 Trotz der den Gesamtklang bereichernden Basstonlage mochten die meisten malischen Musiker keine bolon dauerhaft in ihrem Ensemble weil sie mit Blick auf deren kriegerische Vergangenheit und magische Wirkung eine Spaltung ihrer Gruppe furchten 33 Die bolon wird nicht von der professionellen Musikerkaste der Griots gespielt die fruher Hofmusiker und offizielle Geschichtenerzahler fur die Herrscher waren sondern als begleitender Bass zusammen mit Griot Instrumenten wie der kora und in der nach der Region benannten Wassoulou Musik verwendet Die Wassoulou Musik wurde durch Sangerinnen wie Oumou Sangare international bekannt Malische Griot Mitglieder sind an ihren Familiennamen erkennbar auch manche Spieler der bolon die in Gambia den Familiennamen Kamara tragen 34 Anders als bei der Musik der Griots gibt es aber fur das Spiel der bolon keine Restriktionen durch eine Erbfolge Sie darf von jedem Musiker gespielt werden Eine der bekanntesten Bands der afrikanischen Popularmusik in Guinea war das 1961 gegrundete Orchestra de Beyla das 1966 unter dem Namen Bembeya Jazz National zum Nationalorchester Guineas wurde Sie ubernahmen zwar traditionelle Lieder modernisierten aber das Instrumentarium So ersetzten sie die bolon anfangs durch einen Kontrabass und spater durch einen E Bass 35 Heutige Susu Bands in Guinea wie die 1999 gegrundete Les Espoirs de Coronthie 36 und Etoiles de Boulbinet verwenden neben balafon Gitarre kora djembe Perkussionsinstrumenten und dem Lamellophon gongoma manchmal auch eine bolon 37 Ansonsten wird die bolon gelegentlich in der westafrikanischen Weltmusik verwendet so in der Band des malischen kora Spielers Ballake Sissoko 1967 38 der guineischen kora Spieler Ba Cissoko 39 und Mory Kante 1950 2020 40 ebenso in der Band von Kandia Kouyate 1958 41 Der bolon Spieler Habib Sangare trat mit Oumou Sangare und Rokia Traore auf 2019 war er in Bamako ein Mitbegrunder des Weltmusik spielenden Djiguiya Orchestra Wenn die zu den Divas der malischen Musik gezahlte Griot Sangerin jelimuso Kandia Kouyate jahrhundertealte Lieder zu Ehren grosser Jager singt und mit der Kriegerharfe bolon instrumentiert uberschreitet sie zwar musikalische Grenzen achtet aber darauf das Repertoire der Jager auf die richtige traditionelle Weise wiederzugeben Mit dem Einsatz der bolon anstelle eines E Bass und der Sanduhrtrommel tama anstelle eines Schlagzeugs mochte sie dieser Tradition daruber hinaus Respekt erweisen 42 Dennoch gilt die bolon und die mit ihr verbundene Musiktradition in Mali als bedroht weswegen sie 2021 von der UNESCO in die Liste des dringend erhaltungsbedurftigen immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde 43 Literatur BearbeitenEric Charry Mande Music Traditional and Modern Music of the Maninka and Mandinka of Western Africa Chicago Studies in Ethnomusicology The University of Chicago Press Chicago 2000 K A Gourlay Lucy Duran Bolon In Grove Music Online 2001 Gerhard Kubik Westafrika Band 1 Musikethnologie Lieferung 11 Werner Bachmann Hrsg Musikgeschichte in Bildern Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1989 Sibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary Doubleday New York 1964 S 232 s v Harp lute Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Veroffentlichungen des Museums fur Volkerkunde Berlin Neue Folge 41 Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Berlin 1984Weblinks BearbeitenChris Sylla The bolon a rarely seen member of the harp family gambia co uk Bolon Bato a West African bridge harp Youtube Video The Bolon Instrument of the Warrior Kings of Mande Youtube Video Aufnahme zwischen 2011 und 2015 von Paul Chandler Ibrahim Traore ist einer der letzten traditionellen Mandinka Musiker der bolon spielt Mamady Kouyate Mamady in Simbaya Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten Eugene Mage Voyage dans le Soudan occidental Senegambie Niger Paris 1868 S 91 Etwa als large arched harp in K A Gourlay Lucy Duran Bolon In Grove Music Online 2001 a three stringed arched harp in Graeme Counsel Mande Music In Heidi Feldman David Horn John Shepherd Hrsg Bloomsbury Encyclopedia of Popular Music of the World Band 12 Genres Sub Saharan Africa Bloomsbury Academic London 2019 S 383 Der Name Harfenlaute findet sich zuerst in anderem Zusammenhang als harpfen lauten in Oskar Doering Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden Wien 1901 S 230 fur ein Saiteninstrument das der Reisende Philipp Hainhofer 1629 in Dresden sah und horte und das wahrscheinlich der Abbildung in Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 Wolfenbuttel 1619 Tafel XXXVI Nr 2 entsprach Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row New York 1975 S 404 Bernhard Ankermann Die afrikanischen Musikinstrumente Internet Archive Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde der philosophischen Facultat der Universitat Leipzig Haack Berlin 1901 S 12f Roderic Knight Towards a Notation and Tablature for the Kora and Its Application to Other Instruments In African Music Band 5 Nr 1 1971 S 23 36 hier S 24 Roderic Knight A New Look at Classification and Terminology for Musical Instruments In The Galpin Society Journal Band 69 April 2016 S 5 22 154f hier S 6 Vgl Sue Carole DeVale Bridge Harp In Grove Music Online 2001 Ulrich Wegner 1984 S 175 Ulrich Wegner 1984 S 160 Gerhard Kubik 1989 S 188 Eric Charry Mali 3 Musical sources In Grove Music Online 2001 Gingiru Musica Para Ver World Instruments Abbildung Klaus Wachsmann Russell Kay The Interrelations of Musical Instruments Musical Forms and Cultural Systems in Africa In Technology and Culture Band 12 Nr 3 Juli 1971 S 399 413 hier S 402 Die Autoren beziehen sich auf Marcel Griaule Germaine Dieterlen La Harpe luth des Dogons In Journal de la Societe des Africanistes Band 20 1950 S 209 228 ausfuhrlich zitiert in Ulrich Wegner 1984 S 180 184 Gavin Webb Seperewa In Grove Music Online 31 Januar 2014 Hugo Zemp Begleitheft zur CD Cote d Ivoire Baule Vocal Music Smithsonian Folkways Archival Aufnahmen 1964 1967 2014 Titel 11 Eric Charry 2000 S 77 Mungo Park Travels in the Interior Districts of Africa Performed under the Direction and Patronage of the African Association in the Years 1795 1796 and 1797 London 1799 S 278 Eric Charry 2000 S 75 Eric Charry 2000 S 76 Vgl Klaus Wachsmann Tribal Crafts of Uganda Part Two The Sound Instruments Oxford University Press London 1953 S 394 Eric Charry 2000 S 75 Ricardo Eichmann Extant lutes from the New Kingdom and the Coptic Period of Ancient Egypt In Iconea 2011 S 25 37 hier S 27 MakingBolon wmv Youtube Video Herstellung einer bolon in einzelnen Bildern Eric Charry 2000 S 77 Roderic C Knight Kora 1 Morphology In Grove Music Online 2001 Gerhard Kubik Theory of African Music Band 1 1994 University of Chicago Press Chicago 2010 S 99 Stephan Reisigl Der Einfluss inharmonischer Teiltonreihen auf die Konsonanz und Dissonanzwahrnehmung Universitat Wien Vortrag am Institut fur Musikwissenschaft auf der Jahrestagung 11 13 September 2015 Merlyn Driver The Buzz Aesthetic and Mande Music Acoustic Masks and the Technology of Enchantment In Journal of the International Library of African Music Band 10 Nr 3 November 2017 S 95 118 hier S 96 106 Toumani Doumbia Bolon Pt 2 Youtube Video Adama Koeta au Bolon Youtube Video Guinean song with bolon gongoma and balafon Youtube Video Musik aus Guinea zwei bolon ein balafon und mehrere Lamellophone gongoma die gezupft und geschlagen werden Listening In Understanding More The Bolon tuka tuka com Lucy Duran Toumani Diabate The kora tales of a frontier instrument World Circuit Records 2008 SOAS Research Online University of London 25 Marz 2013 Roderic Knight Gambia Republic of 2 Music of the main ethnic groups i The Mandinka In Grove Music Online 2001 Evelyn Bott Salif Keita Les belles choses derriere le mur von Marginalisierung zu Weltruhm Magisterarbeit Institut fur Ethnologie und Afrikastudien Arbeitspapiere Nr 48 Johannes Gutenberg Universitat Mainz 2004 S 70 Les Espoirs de Coronthie 5 Youtube Video Nomi Dave The Politics of Silence Music Violence and Protest in Guinea In Ethnomusicology Band 58 Nr 1 Winter 2014 S 1 29 hier S 6 Artist Profiles Ballake Sissoko World Music Central Artist Profiles Ba Cissoko World Music Central Artist Profiles Mory Kante World Music Central Mali s Kandia Kouyate feileafrica com Lucy Duran Women Music and the Mystique of Hunters in Mali In Ingrid Monson Hrsg African Diaspora A Musical Perspective Taylor and Francis London 2003 S 136 186 hier S 169 Cultural practices and expressions linked to the M Bolon a traditional musical percussion instrument UNESCO Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bolon amp oldid 229763894