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Sibyl Marcuse 13 Februar 1911 in Frankfurt am Main 5 Marz 2003 in Berkeley Kalifornien war eine amerikanische Musikinstrumentenkundlerin und Museumskuratorin Ihr 1964 erstmals erschienenes Lexikon der Musikinstrumente Musical Instruments A Comprehensive Dictionary und ein Buch zur Geschichte westlicher Musikinstrumente A Survey of Musical Instruments von 1975 wurden zu haufig zitierten Standardwerken Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie Mutter der in Frankfurt geborenen Sibyl Marcuse stammte aus England und ihr Vater war Schweizer Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 zog die Familie nach Oxford in England Im Jahr 1920 kehrte die Familie nach Frankfurt zuruck um sich danach jeweils fur kurze Zeit an verschiedenen Orten in Europa niederzulassen Angeregt durch die haufigen Schulwechsel und mit ihrer Sprachbegabung lernte die Jugendliche mehrere europaische Sprachen In Brussel absolvierte sie eine Ausbildung zur Bibliothekarin Dies war der einzige formelle Bildungsabschluss eine umfangreiche Allgemeinbildung und das instrumentenkundliche Fachwissen erwarb Marcuse autodidaktisch Nach der Heirat mit einem belgischen Journalisten dessen Nachnamen Marcuse sie fortan trug und mit dem sie von 1932 bis 1935 in China lebte bereiste sie einige Jahre Sudamerika Wie in China wo sie die Kolonie der westlichen Auslander in Schanghai verliess um sich allein in die Mandschurei und andere Regionen im Landesinneren aufzumachen war sie in den Landern Sudamerikas standig auf Reisen Als der Zweite Weltkrieg ausbrach emigrierte Marcuse in die Vereinigten Staaten und erhielt 1945 die amerikanische Staatsburgerschaft In New York arbeitete sie in unterschiedlichen Positionen fur mehrere Hilfsorganisationen Fur die Unterstutzung der neu angekommenen Kriegsfluchtlinge erwiesen sich ihre Sprachkenntnisse als ausserst nutzlich Als die Zahl der Fluchtlinge zuruckging nahm sie Unterricht in einer Schule fur Klavierstimmer Mit dieser schnell erworbenen Fahigkeit arbeitete sich mehrere Jahre in den Sommermonaten als Assistent des Cembalo und Clavichordbauers John Challis 1907 1974 in Detroit und war in der Cembalowerkstatt von Hugh Gough 1916 1997 in London tatig Ab 1950 erwarb sich Marcuse einen Ruf als selbstandige Klavier und Cembalostimmerin in New York Regelmassig stimmte sie das Cembalo von Wanda Landowska die ein technisch anspruchsvolles Instrument der Firma Pleyel spielte Von 1953 bis 1960 war Marcuse Kuratorin der Musikinstrumentensammlung der Yale University In dieser Zeit organisierte sie den Umzug der Sammlung in neue grossere Raume und veroffentlichte neben mehreren Artikeln und Instrumentenlisten 1960 einen Ausstellungskatalog Fur die Yale University kaufte sie einige historische Musikinstrumente an darunter ein Taskin Cembalo von 1774 In den Sommermonaten unternahm Marcuse Studienreisen in Europa und vertiefte ihre Kenntnisse uber Musikinstrumente Vom International Committee for Museums and Collections of Musical Instruments CIMCIM einer 1960 gegrundeten internationalen Organisation die sich um die sachgerechte Prasentation und Konservierung von Musikinstrumenten in Museen und sonstigen Sammlungen kummert 1 wurde Marcuse eingeladen zusammen mit Alfred Berner Staatliches Institut fur Musikforschung Berlin Henrik Glahn 1919 2006 Musikwissenschaftler an der Universitat Kopenhagen und Wladimir Kaminski Posen eine Arbeitsgruppe zu bilden die einen international gultigen Leitfaden fur Musikinstrumentensammlungen entwickeln sollte Der Leitfaden wurde nachdem sich zahlreiche weitere Sammlungen aus Asien und Afrika angeschlossen hatten erst 1977 von einer anders zusammengesetzten Arbeitsgruppe veroffentlicht 2 Nach dem Ende ihrer Tatigkeit an der Yale University 1960 lebte Marcuse die nachsten Jahre uberwiegend in New York Als Ergebnis ihrer Forschungen und Reisen brachte sie 1964 Musical Instruments A Comprehensive Dictionary heraus 1971 hielt sie sich fur einige Monate in Oxford auf wo sie mit dem englischen Musikinstrumentenkundler Anthony Baines 1912 1997 und den Experten fur Cembalo Donald Boalch 1914 1999 und Howard Schott 1923 2005 zusammentraf Von Oxford fuhrte Marcuse der Weg nach Basel in die Schweiz Dort beschaftigte sie sich in den 1970er Jahren mit dem Studium antiker griechischer Musikinstrumente Die Manuskripte hieruber wurden bisher nicht veroffentlicht Den langeren Aufenthalt in der Schweiz ermoglichte ihre Schweizer Staatsburgerschaft die sie noch von ihrem Vater besass Von der American Musical Instrument Society erhielt Marcuse 1984 den Curt Sachs Award eine jahrlich vergebene Auszeichnung fur jene die einen bedeutenden Beitrag zu den Zielen der Gesellschaft geleistet haben Im folgenden Jahr erhielt Anthony Baines den Preis 3 Die letzten Lebensjahre verbrachte Marcuse in San Francisco Sie verstarb auf der anderen Seite der Bucht mit 92 Jahren in einem Altenheim in Berkeley Wirkung BearbeitenDas Musikinstrumentenlexikon Musical Instruments A Comprehensive Dictionary von 1964 gibt auf 600 Seiten in verknappter Sprache einen gedrangten Uberblick uber einen guten Teil der von der Mitte des 18 Jahrhunderts bis zur ersten Halfte des 20 Jahrhunderts in der musikhistorischen und musikethnologischen Literatur erwahnten Instrumente aus allen Zeiten und allen Teilen der Welt Ausgewertet wurden rund 200 auf Englisch Deutsch Franzosisch und Italienisch erschienene Publikationen Auch wenn manche Eintrage nur aus wenigen Wortern bestehen ist in den meisten Fallen ein Nummernbeleg angegeben der auf das Literaturverzeichnis verweist Die einfache Verfugbarkeit ansonsten haufig nur schwer zuganglicher Informationen machte das Lexikon zu einem vielfach verwendeten Standardwerk Marcuse betonte jedoch gleich nach der Veroffentlichung 4 das Lexikon konne nicht entfernt vollstandig sein es gabe uber 5000 Bucher und Artikel allein zu nicht westlichen Instrumenten und zu Volksmusikinstrumenten 5 Die Erwahnung zahlreicher exotischer Instrumentennamen wurde zwar von manchen kritisiert 6 machte Marcuses Lexikon aber einzigartig in seiner Universalitat Ein vergleichbares Spektrum deckten erst die 1984 veroffentlichten drei Bande des New Grove Dictionary of Musical Instruments ab Die wesentliche Grundlage fur Marcuses Lexikon ist das Reallexicon der Musikinstrumente Berlin 1913 von Curt Sachs 7 dessen Musikinstrumentenklassifizierung in der Hornbostel Sachs Systematik sie im Lexikon in den fur den englischsprachigen Allgemeinleser ungewohnten Begriffen wie idiophone 8 und in ihrem Werk A Survey of Musical Instruments 1975 als Struktur getreu ubernimmt In letzterem behandelt sie auf 860 Seiten vorwiegend Instrumente der westlichen Kultur und legt den Schwerpunkt auf deren historischer Entwicklung Die Kapiteleinteilung folgt den vier Hauptgruppen der Hornbostel Sachs Systematik Diese war zu jener Zeit in den Vereinigten Staaten wenig gelaufig weshalb das Fehlen einer einfuhrenden Erklarung kritisiert wurde 9 Veroffentlichungen BearbeitenTransposing Keyboards on Extant Flemish Harpsichords In The Musical Quarterly Bd 38 No 3 Juli 1952 S 414 425 Musical Instruments at Yale A Selection of Western Instruments from the Fifteenth to Twentieth Centuries Yale University Art Gallery New Haven o J Ausstellungskatalog 1960 The Instruments of the King s Library at Versailles In The Galpin Society Journal Bd 14 Marz 1961 S 34 36 Musical Instruments A Comprehensive Dictionary A complete autoritative encyclopedia of instruments throughout the world Doubleday New York 1964 Country Life Limited London 1966 verbesserte Neuauflage The Norton Library W W Norton amp Company Inc New York 1975 A Survey of Musical Instruments Harper amp Row Inc New York 1975Literatur BearbeitenHoward Schott Marcuse Sibyl In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 395 Howard Schott Marcuse Sibyl In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Bd 15 Macmillan Publishers London 2001 S 832 Howard Schott In Memoriam Sibyl Marcuse In Newsletter of the American Musical Instrument Society Bd 32 Nr 3 November 2003 S 15f Marcuse Sibyl In Charles Hiroshi Garrett Hrsg The Grove Dictionary of American Music 2 Auflage Oxford University Press New York 2013 Sibyl Marcuse 1911 2003 In Mervyn McLean Pioneers of Ethnomusicology Llumina Press Coral Springs 2006 S 199Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Sibyl Marcuse im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten What ist CIMCIM International Committee for Museums and Collections of Musical Instruments History of CIMCIM International Committee for Museums and Collections of Musical Instruments Newsletter of the American Musical Instrument Society Bd 14 Nr 2 Juni 1985 S 3 Wegen der Bewerbung als complete and authoritative record im Klappentext Paul S Ivory Review von Musical Instruments A Comprehensive Dictionary In Journal of Research in Music Education Bd 13 Nr 2 Sommer 1965 S 126 J A W Review Musical Instruments A Comprehensive Dictionary In Music amp Letters Bd 48 Nr 2 April 1967 S 145 148 hier S 146 John Henry van der Meer Altere und neuere Literatur zur Musikinstrumentenkunde In Acta Musicologica Bd 51 Fasc 1 Januar Juni 1979 S 1 50 hier S 18 Peter Williams Review Guide to Instruments In The Musical Times Bd 108 Nr 1488 Februar 1967 S 138 Burt Feintuch Review von A Survey of Musical Instruments In Keystone Folklore Bd 21 Nr 1 1976 S 30fNormdaten Person GND 1021106526 lobid OGND AKS LCCN n50040763 VIAF 16015865 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Marcuse SibylKURZBESCHREIBUNG US amerikanische Musikinstrumentenkundlerin und MuseumskuratorinGEBURTSDATUM 13 Februar 1911GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 5 Marz 2003STERBEORT Berkeley Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sibyl Marcuse amp oldid 183138517