www.wikidata.de-de.nina.az
Clavichordenglisch clavichord italienisch clavicordoKlassifikationChordophon TasteninstrumentTonumfang2 Oktaven ausgehendes Mittelalter uber 4 Oktaven 17 Jahrhundert bis 5 Oktaven Spatzeit Verwandte InstrumenteCembalo KlavierKlangbeispielJean Perrichon Volte MusikerListe von Cembalisten Kategorie CembalistDas Clavichord auch Klavichord ist ein Tasteninstrument mit Tangentenmechanik aus der Familie der Chordophone Der Tonumfang des Clavichords betrug anfangs zweieinhalb bis drei Oktaven seit Mitte des 15 Jahrhunderts etwa vier im 18 Jahrhundert funf Oktaven und mehr Inhaltsverzeichnis 1 Klangerzeugung 2 Geschichte 3 Bauspezifische Varianten 4 Musizierpraxis 5 Musik fur Clavichord und bedeutende Komponisten 6 Virtuosen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseKlangerzeugung Bearbeiten nbsp Teile und Prinzipskizze des Clavichord A B Taste 1A 1B Tangente 2A 2B Tastenwippe 3 Saite 4 Resonanzboden 5 fester Steg 6 FilzstreifenDie Klangerzeugung beruht darauf dass Saiten 3 mittels sogenannter Tangenten 1A 1B angeschlagen und abgeteilt werden Tangenten sind schmale auf den hinteren Enden der zweiarmigen Tastenwippen 2A 2B vertikal angeordnete Metallplattchen oder am oberen Ende flach geschmiedete Metallstabe Wird eine Taste A B angeschlagen trifft die Tangente die zugehorige Saite an einer bestimmten Stelle und ubt dabei eine Doppelfunktion aus Sie regt durch den plotzlichen Anschlag die Saite zum Schwingen an und ubernimmt zugleich die Funktion eines Steges der die klingende Lange der Saite begrenzt Das andere Ende der klingenden Lange meist rechts ist durch einen festen Steg 5 gegeben der auf dem Resonanzboden 4 steht und die Schwingung auf diesen ubertragt Eine ahnliche Art der Klangerzeugung ist bei der Gitarre als hammer on Tapping oder Aufschlagbindung bekannt bei der Violine als Klopfen Ubung zur Kraftigung der greifenden Finger Damit der zweite links der Tangente liegende Teil der Saite nicht mitklingt wird er mit durch die Saiten geflochtenen Filz oder Tuchstreifen 6 abgedampft Der angeschlagene Ton klingt so lange wie die Taste gedruckt ist also die Tangente an der Saite anliegt Wird die Taste losgelassen lost sich die Tangente wieder von der Saite der klingende und der mit einem Filzstreifen abgedampfte Teil der Saite hangen wieder ungetrennt zusammen und der Dampfungseffekt tritt ein Geschichte Bearbeiten nbsp Clavichord Lepante Musee de la Musique ParisDas Clavichord ist eines der altesten besaiteten Tasteninstrumente und ging aus der Mechanisierung von Psalterium und Monochord einem Mess und Demonstrationsinstrument des Altertums hervor Beim Monochord wird zur Erzeugung verschiedener Tone auf einer Saite ein die klingende Lange abteilender Steg an jeweils verschiedenen Stellen der Saite angebracht Das Clavichord greift diese Idee auf und verbindet jedoch die beweglichen Stege hier die Tangenten mit Tasten unter gleichzeitiger Vermehrung der Saitenanzahl Der Name Clavichord wurde erstmals 1396 nachweisbar verwendet Das alteste erhaltene Clavichord gebaut 1543 von Dominicus Pisaurensis befindet sich heute im Musikinstrumentenmuseum in Leipzig Bedeutende Clavichordbauer waren etwa Johann Adolph Hass in Hamburg Gottfried Silbermann in Freiberg Sachsen oder Christian Gottlob Hubert in Ansbach Das Clavichord spielte seit seiner Entwicklung besonders aber im 17 und 18 Jahrhundert eine grosse Rolle in der hauslichen Musik die vergleichbar mit der spateren des heutigen Klaviers ist Davon zeugt auch die Verwendung des Begriffs Clavier der bis ins 19 Jahrhundert hinein oft ein Clavichord bezeichnet Das Clavichord war aufgrund seiner Konstruktion billiger als andere Tasteninstrumente insbesondere das Cembalo und fand somit als Ubeinstrument grosse Verbreitung Bis zum Ausgang des 18 Jahrhunderts war das Instrument fast in ganz Europa weit verbreitet Mit der zu Beginn des 19 Jahrhunderts einsetzenden Tendenz zu starkerem Klang kam das Clavichord langsam aus der Mode Zu Beginn des 20 Jahrhunderts und im Kontext des wieder aufkeimenden Interesses an historischen Instrumenten wurde sein besonderer Reiz der in einer hochst sensiblen Gestaltungsmoglichkeit des Tons liegt wiederentdeckt Clavichorde aus dieser Zeit knupfen jedoch oftmals nicht an die Clavichordbautradition des ausgehenden 18 Jahrhunderts an Sie orientieren sich in Bezug auf die Gestaltung der klanglichen Anlage etwa der Mensur und der Spielart eher am modernen Cembalobau ihrer Zeit und integrieren Techniken des modernen Klavierbaus In der Regel sind die Instrumente bundfrei nicht selten aber nur einchorig besaitet Etwa seit 1990 findet im Clavichordbau eine Ruckbesinnung auf historische Bauweisen statt Bauspezifische Varianten BearbeitenBei Clavichorden unterscheidet man prinzipiell zwei Typen die gebundenen und die bundfreien Clavichorde Bei gebundenen Clavichorden verwenden 2 bis 4 nebeneinanderliegende Tasten A oder B dieselbe Saite oder dasselbe Saitenpaar 3 zur Tonerzeugung Die Tangenten treffen diese Saite oder dieses Saitenpaar an verschiedenen Stellen Mit der Taste A schlagt die auf ihr 2A sitzende Tangente 1A an einer Stelle der Saite die naher zum festen Steg 5 liegt als es die Tangente 1B in Verbindung mit Taste B und Wippe 2B ist Die durch die Tangente 1A kurzer abgeteilte Saitenlange ergibt dabei einen hoheren Ton als die langer abgeteilte 1B Diese Idee stammt vom Monochord ab Die sich so ergebende Ersparnis an Saiten ist verbunden mit weiteren Vorteilen Weniger Saiten bedeuten auch weniger Aufwand beim Stimmen des Instruments und weniger statische Belastung der Gesamtkonstruktion wodurch das Instrument leichter und resonanter gebaut werden kann Demgegenuber steht der Nachteil dass die Tone einer Bindung nicht gleichzeitig gespielt werden konnen Haufig sind daher nur direkt benachbarte Halbtone gebunden die in der Musik der Zeit fast nie gleichzeitig erklingen nbsp Bundfreies Clavichord von Johann Adolph Hass aus dem Jahr 1760 im Museum fur Kunst und Gewerbe HamburgBundfreie Instrumente haben fur jede Taste eine Saite oder bei Doppelchorigkeit ein Saitenpaar siehe weiter unten Diese Bauform tritt gegen Ende des 17 Jahrhunderts erstmals in Erscheinung und findet ihre Verbreitung vor allem in der Spatphase des Clavichords ab etwa 1750 Die altere Bauform des gebundenen Instruments konnte sie jedoch nie verdrangen Um den Instrumenten eine grossere Farbigkeit zu ermoglichen wurden historische Clavichorde in der Regel doppelchorig gebaut Statt einer Saite fanden Saitenpaare Verwendung Eine Tangente erzeugt auf zwei eng nebeneinanderliegenden Saiten den gleichen Ton Bei grossen Instrumenten ab etwa 1750 kann im Bassbereich sogar eine dritte in Oktavabstand gestimmte Saite hinzutreten Fur die bei Clavichorden des 20 Jahrhunderts oft vorzufindende einchorige Besaitung gibt es hingegen kaum historische Vorbilder Musizierpraxis Bearbeiten nbsp Zeichnung einer ClavichordspielerinDer Ton des Clavichords ist wesentlich leiser als der von Cembali oder gar modernen Klavieren Die geringe Lautstarke hat zwei Hauptgrunde Der Schlag der Tangente auf die Saite oder das Saitenpaar ist wegen der clavichordtypischen Hebel und Massenverhaltnisse schwach und er findet genau in einem Schwingungsknoten statt namlich am Ende der schwingenden Lange Dadurch werden die Saiten nur schwach angeregt Wegen der geringen Lautstarke eignet sich das Clavichord kaum zum Zusammenspiel mit anderen Instrumenten oder fur Auftritte vor grosserem Publikum Friedrich Gulda hat bei seinen offentlichen Konzerten den Lautstarkemangel des Clavichords durch elektronische Verstarkung ausgeglichen 1 Der Klang des Clavichords ist jedoch hochst modulationsfahig und erlaubt in beschranktem Umfang feine dynamische Abstufungen In dieser Hinsicht und wegen seiner Anschlagmechanik wird das Clavichord als ein Vorlaufer des Hammerklaviers angesehen Feinste artikulatorische Abstufungen lassen sich realisieren Es ist tendenziell weniger geeignet fur Oktavgange grosse Sprunge virtuose Laufe und schnelle Akkordwiederholungen Als einziges mechanisches Tasteninstrument bietet das Clavichord die Moglichkeit der Tonbeeinflussung auch noch nach dem Anschlagen z B durch die Bebung ein periodisches Andern des Drucks auf die Taste wodurch ein dem Vibrato bei Streichinstrumenten ahnlicher Effekt entsteht Gerade wegen des vergleichsweise direkten Kontakts des Spielers zur klingenden Saite uber Taste und Tangente der wahrend der gesamten Dauer eines Tons bestehen bleibt erfordert das Clavichord eine sehr genaue Spieltechnik Der Spieler muss seinen Anschlag wahrend eines jeden klingenden Tones prazise kontrollieren um nicht ungewollte Effekte hervorzubringen Musik fur Clavichord und bedeutende Komponisten BearbeitenDer grosste Teil der Musik fur Tasteninstrumente vom Mittelalter bis hin zur Fruhklassik kann auf dem Clavichord stilgerecht wiedergegeben werden In den meisten Fallen schreiben die Komponisten dieser Epochen nicht explizit vor welches Tasteninstrument zur Darstellung einer Komposition zu verwenden ist Dies gilt auch fur Johann Sebastian Bachs grosse Studienwerke wie die Inventionen und Sinfonien oder die Praludien und Fugen des Wohltemperierten Klaviers Das Werk von Johann Jakob Froberger ist grosstenteils auf einem gebundenen Clavichord in der Disposition C E c3 mit kurzer gebrochener Oktave spielbar es gehort damit zum wichtigsten barocken Spielbestand der Clavichordspieler Einer der wichtigsten Komponisten der Fruhklassik fur Clavichord war Carl Philipp Emanuel Bach Noch Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart besassen Clavichorde und benutzten sie als Reiseinstrumente und zum Komponieren Auch Ludwig van Beethoven kam durch die Sonaten seines Lehrers Christian Gottlob Neefe noch mit dem Clavichord in Beruhrung Virtuosen BearbeitenAufgrund der oftmals gleichen Literatur wird das Clavichord auch von Cembalisten gespielt Dennoch verlangt das Clavichord aufgrund seiner Tonerzeugung eine eigene Spieltechnik Siehe auch BearbeitenVirginal ClavinetLiteratur BearbeitenIgor Kipnis Hrsg Harpsichords and Clavichords Encyclopedia of Keyboard Instruments Band 2 Routledge New York Oxford 2007 ISBN 0 415 93765 5 Christian Ahrens Gregor Klinke Red Fundament aller clavirten Instrumenten das Clavichord Symposium im Rahmen der 26 Tage Alter Musik in Herne 2001 Katzbichler Munchen Salzburg 2003 ISBN 3 87397 582 3 Bernard Brauchli The Clavichord Cambridge University Press 1998 ISBN 0 521 63067 3 Alfons Huber Klavichord Clavichord In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 2 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2003 ISBN 3 7001 3044 9 Hanns Neupert Das Klavichord Geschichte und technische Betrachtung des Eigentlichen Claviers Mit einem Anhang Von der wahren Gute der Clavichorde Nach einem Manuskript von J N Forkel 2 Auflage Barenreiter Verlag Kassel Basel Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Clavichord Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Clavichord Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Deutsche Clavichord Societat e V DCS Einzelnachweise Bearbeiten Beispiel Gulda spielt Bach Chromatische Fantasie und Fuge auf dem verstarkten ClavichordNormdaten Sachbegriff GND 4010271 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clavichord amp oldid 231637219