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Dieser Artikel behandelt eine afrikanische Ethnie Fur ihre gleichnamige n Sprache n siehe Dogon Sprache Die Dogon sind eine afrikanische Volksgruppe die in Westafrika im Osten von Mali lebt und ursprunglich aus dem Nordwesten von Burkina Faso stammt Das Volk der Dogon umfasst derzeit etwa 350 000 Menschen Die Dogon leben heute am Westende der Hombori Berge an den Felsen von Bandiagara die 1989 zum Weltkulturerbe erklart wurden Die Dogon sind auch unter den Namen Dogo Dogom Habbe bzw Habe Kado bzw Kaddo Kibisi oder Tombo bekannt Dogon Tanzmaske die an einem versteckten Ort aufbewahrt und nur zu besonderen Anlassen getragen wird z B einem Todesfall JagerDorfer wie Banani oder Ireli sind direkt an die Felswand der Falaise de Bandiagara gebaut wordenDrei Dogon Tanzer Puppen aus dem Kinder Museum of Indianapolis in der Mitte eine Maske auf Stelzen sog Turteltaube 1 Der Songo Felsen wird gemeinhin als Fels der Beschneidung bezeichnet Das Dorf Songo ist vollstandig islamisiert gelegentlich werden hier Beschneidungsriten abgehalten Mit Schnitzereien verzierte Getreidespeicher Tur im charakteristischen Dogon Stil Erhalten sind die Zapfen sowie links der Verschlussriegel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gesellschaft 3 Kultur 4 Sprache 5 Religion 6 Spekulationen zum astronomischen Wissen der Dogon 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Dogon wanderten offenbar erst vor einigen hundert Jahren in das Gebiet der Hombori Berge ein als sie auf der Flucht vor den Reiterheeren der Mossi waren Ihrerseits vertrieben sie die einheimische Bevolkerung der Tellem die moglicherweise mit den Kurumba in Burkina Faso identisch sind von den Steilhangen von Bandiagara Laude 1973 Nach Roy 1983 lebten die Dogon noch bis 1480 im Nordwesten von Burkina Faso Gesellschaft BearbeitenDie Dogon sind eine patriarchale patrilokale und patrilineare Gesellschaft deren Gemeinden ein Dorfaltester vorsteht Verheiratete leben am Wohnsitz des Vaters des Ehegatten und eine Person ist verwandt mit den Angehorigen des Vaters Wie bei einigen afrikanischen Volkern ist auch bei den Dogon die Weibliche Genitalverstummelung verbreitet Kultur BearbeitenDie wichtigste Nahrungsquelle der Dogon ist der Hirseanbau dessen Ernte die Nahrung fur das ganze kommende Jahr sichert 2 An Haustieren werden vor allem Ziegen und Schafe gehalten Die Dogon haben eine hochentwickelte handwerkliche Tradition Vor allem die Masken der Dogon sind als Beispiel traditioneller afrikanischer Kunst in westlichen Kunstkreisen im 20 Jahrhundert bekannt und beruhmt geworden 3 Die Dogon kennen etwa 100 verschiedene Maskentypen Diese werden symbolisch aus der etwa 10 Meter langen schlangenformigen Muttermaske grosse Maske wara oder dannu hergeleitet 4 die bei besonderen Trauerfeiern fur 6 Tage ausgestellt und beim grossen sigi Fest besonders geehrt wird das nur alle 60 Jahre zu Ehren der Vorfahren stattfindet Das sigi Ritual ist die wichtigste Zeremonie der Dogon und soll die Menschen von der Unordnung befreien die durch Verbotsubertretungen von Ahnen entstanden ist Das Spektakel wird als Fest der Erneuerung verstanden und ist ausschliesslich Mannern vorbehalten Zum Einsatz kommt die bis zu 5 Meter lange sirige Maske Sie wird auch Etagen oder Stockwerkhaus Maske genannt und besteht aus 80 Etagen die die Etagen des Hauses des Klangrunders symbolisieren die ihrerseits fur die 80 Urahnen der Menschheit stehen Trotz der enormen Grosse wird mit der sirige Maske auch getanzt meterhohe Sprunge werden mit ihr ausgefuhrt Weitere haufige Maskentypen sind die Kanaga Maske die an ein Lothringer Kreuz erinnert Interpretationen der Maske gehen weit auseinander und die samana Maske die ursprunglich vom kriegerischen Stamm der Samo stammt der die Dogon einst besiegte und versklavte Wie andere westafrikanische Volker fertigen die Dogon auch ansonsten kunstvolle Schnitzarbeiten an beispielsweise Turen fur Hirsespeicher Gefasse Ahnenfiguren und Ritualstabe Die Turen existieren in unterschiedlichen Grossen von einem halben Meter bis uber einen Meter Charakteristisch sind die kunstvolle Unterschnitzung vieler Figuren und die reliefartigen Rander der Turen Weiterhin sind auf einer Seite Zapfen vorhanden mit denen die Turen ursprunglich an den Getreidespeichern eingesetzt wurden Das Motiv der Fruchtbarkeit weibliche Bruste taucht fast immer auf genauso wie stilisierte Figuren Bei Turen die im guten Zustand sind findet man auch noch den frei beweglichen Riegel zum Verschliessen der Tur vor Bekannt sind auch die Ritualtroge aduna koro Arche der Welt die im Hause des Klan Altesten aufbewahrt werden Sie haben eine rechteckige Form meist mit einem abstrahierten Pferdekopf und schweif sowie reliefartigen Schnitzereien an den Seiten Die Zuordnung von Figuren die in Hohlen von Bandiagara gefunden wurden zur Vorbevolkerung der Tellem oder schon zu den Dogon ist noch immer ungeklart In jedem Falle gehoren diese Skulpturen zu den altesten in ganz Subsahara Afrika Auf Grund von Radiokarbondatierungen einer niederlandischen Forschergruppe lassen sie sich in drei Kulturepochen einteilen Der erste Zeitabschnitt reicht vom 11 bis zum 15 Jahrhundert der zweite vom 15 bis zum 18 Jahrhundert und der dritte vom 18 Jahrhundert bis heute Die Dogon stellen ihre Figuren auf Altare die realen oder mythologischen Ahnen gewidmet sind Auch Webarbeiten aus Baumwolle und Wolle mit Webstuhlen haben bei den Dogon eine seit dem 11 Jahrhundert wahrende Tradition insbesondere zur Anfertigung der typischen T formig geschnittenen unten leicht ausgestellten weiten Hemden und von einfachen Mutzen die die Ohren bedecken Sprache BearbeitenDie Dogon Sprache zahlt in der allgemein anerkannten Klassifikation afrikanischer Sprachen des Linguisten Joseph Greenberg zur Sprachfamilie der Niger Kongo Sprachen Sie besteht aus zumindest 15 stark differierenden Dialekten die teilweise wechselseitig unverstandlich sind Religion BearbeitenDie Mehrheit der Dogon praktiziert die eigene traditionelle Religion mit ausgepragter Ahnenverehrung Als Schopfergott verehren sie eine Gottheit namens Amma Eine Minderheit bekennt sich zum Islam oder zum Christentum Siehe auch Afrikanische KosmogonieSpekulationen zum astronomischen Wissen der Dogon BearbeitenSiehe auch Sirius und die Dogon im Artikel Sirius In der westlichen Welt wurde die Aufmerksamkeit auf die Dogon gelenkt als der franzosische Ethnologe Marcel Griaule und seine Schulerin Germaine Dieterlen wahrend einiger Forschungsreisen ab den 1930er Jahren meinten Hinweise darauf gefunden zu haben dass die Dogon Wissen uber den Stern Sirius B besitzen Dieser sehr lichtschwache Begleiter von Sirius kann jedoch nur mit modernen Instrumenten beobachtet werden In dem 1977 erschienenen Buch Das Sirius Ratsel stellte der Autor Robert Temple auf Grundlage der Arbeiten von Griaule und Dieterlen die pseudowissenschaftliche Hypothese auf dass dieses angebliche Wissen den Dogon vor langer Zeit durch ausserirdische Besucher vermittelt wurde 5 Diese Hypothese ist eine der Saulen auf die die Pra Astronautik ihre Argumentation stutzt Besucher aus dem Weltall hatten die Erde in der Vergangenheit besucht und in die kulturelle Entwicklung des Menschen eingegriffen Griaules Angaben konnten jedoch von anderen Forschern nicht bestatigt werden Walter van Beek 1991 Ortiz de Montellano 1996 Detaillierte Nachforschungen von Markus Possel und Klaus Richter zum Sirius Ratsel der Dogon ergaben dass es kein Sirius Ratsel bei den Dogon gibt Der belgische Ethnologe Walter van Beek hatte durch jahrelange Studien bei den Dogon herausgefunden dass Marcel Griaule die Befragung der Dogon methodisch fehlerhaft durchgefuhrt und so Informationen bei den Dogon suggeriert hat Astronomen haben daruber hinaus das angeblich komplexe System des Sirius nicht bestatigen konnen Literatur BearbeitenRogier M A Bedaux Tellem Een bijdrage tot de geschiedenis van de Republiek Mali Afrika Museum Berg en Dal 1977 Walter van Beek Dogon Restudied A Field Evaluation of the Work of Marcel Griaule In Current Anthropology 32 1991 2 ISSN 0011 3204 S 139 167 Genevieve Calame Griaule Ethnologie et Langage La parole chez les Dogon Gallimard Paris 1965 Bibliotheque des Sciences Humaines M Griaule Masques dogons Institut d Ethnologie Musee de l Homme Paris 1938 Travaux et memoires de l Institut d Ethnologie 33 ISSN 0767 8703 Marcel Griaule Arts de l Afrique noire Chene Paris 1947 Marcel Griaule Dieu d eau entretiens avec Ogotemmeli Fayard Paris 1966 Marcel Griaule Germaine Dieterlen Le Renard pale Institut d Ethnologie Musee de l Homme Paris 1965 Le mythe cosmogonique 1 1 La creation du monde Travaux et memoires de l Institut d Ethnologie 72 ISSN 0767 8703 Wolfgang Lauber Architektur der Dogon Traditioneller Lehmbau und Kunst in Mali Prestel Munchen u a 1998 ISBN 3 7913 1914 0 Wolfgang Lauber Architecture Dogon Constructions en terre au Mali Adam Biro 2003 ISBN 978 2 87660 218 2 Jean Laude African Art of the Dogon The myths of the cliff dwellers Brooklyn Museum in association with the Viking Press New York NY 1973 A Studio book Helene Leloup Dogon Weltkulturerbe aus Afrika Hirmer Munchen 2011 ISBN 978 3 7774 4411 6 Paul Parin Fritz Morgenthaler Goldy Parin Matthey Die Weissen denken zuviel Psychoanalytische Untersuchungen bei den Dogon in Westafrika 4 Auflage Europaische Verlags Anstalt Hamburg 1993 ISBN 3 434 46206 6 eva Taschenbuch 206 Paul Parin Fritz Morgenthaler Goldy Parin Matthey Aspekte des Gruppen Ich Eine ethnopsychologische Katamnese bei den Dogon von Sanga Republik Mali In Psychologie Schweizerische Zeitschrift fur Psychologie und ihre Anwendungen 27 1968 2 ISSN 0033 2976 S 133 154 Repr 1978a WiS 153 174 Klaus Richter Was wissen die Dogon uber Sirius A und B In MegaLithos 2 2001 Heft 3 ISSN 1439 7366 Gerald Unterberger Das Heilige Wissen der Dogon Mythologie eines westafrikanischen Volkes in historisch vergleichender Analyse AFRO PUB Wien 1996 ISBN 3 85043 074 X Veroffentlichungen der Institute fur Afrikanistik und Agyptologie der Universitat Wien 74 Beitrage zur Afrikanistik 55 Gerald Unterberger Die Kosmologie der Dogon Die Mystik von der Himmelsstutze und dem Verkehrten Weltbaum in kulturgeschichtlichem Vergleich AFRO PUB Wien 2001 ISBN 3 85043 095 2 Veroffentlichungen der Institute fur Afrikanistik und Agyptologie der Universitat Wien 95 Beitrage zur Afrikanistik 70 BildbandeChristopher D Roy The Dogon of Mali and Upper Volta Die Dogon von Mali und Ober Volta Galerie Fred und Jens Jahn Munchen 1983 Michel Renaudeau Nadine Wanono Dogon Tanze Masken Rituale Knesebeck Munchen 1998 ISBN 3 89660 036 2 Hauke Olaf Nagel Dogon Portrait einer Kultur Edition Satimbe Hamburg Kiel 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dogon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Dogon Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Judy Decker Dogon Dama Memento vom 10 August 2007 im Internet Archive In African Art Lesson uber ein Dogon Tanzritual Einzelnachweise Bearbeiten Michel Renaudeau Nadine Wanono Dogon Tanze Masken Rituale S 29 Walter E A van Beek Die Bedeutung der Hirse bei den Dogon Katalog Museum fur Volkerkunde Hamburg 2004 Walter E A van Beek The dance of the Dogon masks Universitat Leiden 1998 Huib Blom Dogon Images amp Traditions Momentum Publication Guy Van Rijn Brussel 2010 S 326 Anmerkung Die mit einem Schwirrgerat erzeugte Stimme der grossen Maske wird imina na genannt Michael W Ovenden Mustard seed of mystery in Nature 261 617 618 17 Juni 1976 doi 10 1038 261617a0Normdaten Sachbegriff GND 4012629 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dogon amp oldid 231489660