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Die Psychoakustik auch psychologische Akustik ist ein Teilgebiet der Psychophysik Sie befasst sich mit der Beschreibung des Zusammenhanges der menschlichen Empfindung von Schall als Horereignis und mit dessen physikalischen Schallfeldgrossen als Schallereignis Die Verarbeitung physikalischer Signale zu einem Horeindruck wird dabei in mehreren Stufen modelliert Diese werden dem einzelnen Ohr und der kognitiven Signalverarbeitung zugeordnet Die Psychoakustik untersucht also das Verhaltnis von objektiv physikalischem Reiz den Schallwellen und dem Eindruck dessen im Rezipienten wie z B Lautheit Scharfe Tonheit Rauhigkeit Tonhaltigkeit Impulshaltigkeit Schwankungsstarke etc Sie untersucht Gesetzmassigkeiten in diesem Verhaltnis um so Hypothesen zur Verarbeitung auditiver Reize erstellen und experimentell prufen zu konnen Es sollen uberindividuelle oder auch individuell unterschiedliche wenn dann Beziehungen zwischen Stimulus und psychischem Erleben herausgearbeitet werden Wichtige Anwendungen der Psychoakustik liegen in der Schallwirkungsforschung der Telekommunikation der Audiodatenkompression und der Tongestaltung Inhaltsverzeichnis 1 Parameter 2 Methoden 3 Modellbildung 4 Wissenschaftler 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksParameter BearbeitenEs erweist sich als zweckmassig rein physikalische Parameter wie Pegel Frequenz Bandbreite Dauer oder Modulationsgrad auf gehorgerechte Parameter abzubilden In der Regel wirken dabei jeweils mehrere physikalische Grossen auf eine psychoakustische Grosse ein Diese soll als einzelne Empfindung unabhangig von anderen Empfindungen beurteilt werden konnen Die Skalen psychoakustischer Grossen beschreiben die Starke der Empfindung Die haufigsten psychoakustischen Parameter sind die Zwicker Parameter Lautheit Einheit sone Scharfe Einheit acum Tonheit Einheit mel Rauhigkeit Einheit asper und Schwankungsstarke Einheit vacil Daneben sind Tonhaltigkeit und Impulshaltigkeit bedeutsame Grossen sie werden auch bei der Bildung von Beurteilungspegeln herangezogen Das phon ist die Masseinheit der psychoakustischen Grosse Lautstarkepegel Methoden BearbeitenPsychoakustische Tests erheben subjektive Urteile von Versuchspersonen Da diese Personen individuell urteilen werden die Ergebnisse der Tests erst anhand einer statistischen Auswertung einer Vielzahl von Urteilen valide Die Methoden zur Erhebung der Urteile werden in klassische und adaptive Methoden eingeteilt wobei die Unterscheidung darin liegt dass der Verlauf eines adaptiven Tests von den Urteilen der Versuchsperson beeinflusst wird wahrend die klassischen Methoden davon unberuhrt bleiben Klassische Methoden sind Konstant Stimulus Methode Grossenschatzung Einregelungsmethode und vollstandiger Paarvergleich Adaptive Methoden sind Forced Choice Methoden 2 AFC 3 AFC 4 AFC und Bekesy Tracking Kurven gleicher Lautstarke oder genauer Kurven gleicher Lautstarkepegel Isophone wurden zuerst 1936 von Fletcher Munson erstellt Weiter wurden Messungen von Robinson Dadson bekannt die 1956 in die internationalen ISO Empfehlungen R 226 aufgenommen wurden Seit 2003 gibt es neue korrigierte Kurven als Normal equal loudness level contours ISO 226 2003 Acoustics International Organization for Standardization ISO 2nd edition 1 Modellbildung Bearbeiten nbsp Wirkungsweise von Maskierungseffekten Hauptartikel Audiodatenkompression Psychoakustische Tests ergeben dass das menschliche Gehor im Wesentlichen mit einer Anzahl z B 24 Bander gemass Bark Skala von Bandpassfiltern modellierbar ist Dieser Aufbau ist ahnlich dem Analyseteil eines Vocoders Ein zentraler Begriff ist hierbei die kritische Bandbreite Fallen zwei Tone in ein Band so ist nur ein Ton horbar ggf mit einer Amplitudenmodulation oder Rauhigkeit Erst wenn der Frequenzabstand dieser Tone grosser als die kritische Bandbreite ist so fallen sie in zwei getrennte Filterkanale und werden auch demnach als zwei Tone empfunden Die kritische Bandbreite variiert uber den Horbereich sie ist nicht konstant Das Umschlagen von Rhythmus in Tonempfindung bei Erhohung der Frequenz eines Impulsgenerators kann ebenfalls durch das genannte Modell erklart werden Das Empfinden der Tonheit Mel stimmt nur ungefahr mit der physikalisch messbaren Frequenz uberein Das Empfinden der Lautstarke stimmt nur ungefahr mit dem Logarithmus des physikalisch messbaren Schalldrucks uberein Leise Tone werden durch naheliegende lautere verdeckt sind also nicht wahrnehmbar obwohl physikalisch sehr wohl nachweisbar Ein zuerst klingendes lautes Ereignis kann ein danach folgendes Ereignis verdecken Ein nach einem leisen Ereignis erklingendes lauteres kann ebenso das erstere verdecken Dieses lasst Ruckschlusse auf die Verkopplung der Kanaldaten zu Die Ubertragung von physikalischen Messungen auf die Wahrnehmung ist nur mit der allergrossten Sorgfalt und Vorsicht moglich So sind z B einfache Schallpegelmessgerate nicht in der Lage die Beeintrachtigung durch Larm wiederzugeben Es sind Falle dokumentiert wo Larmdammmassnahmen von allen Testpersonen als positiv beurteilt wurden jedoch von den einfachen Messgeraten als Verschlechterungen eingestuft wurden Diese Diskrepanzen treten immer dann auf wenn das Messgerat keine Rucksicht auf die o g Arbeitsweise des Gehors nimmt Wissenschaftler BearbeitenBedeutende Arbeiten stammen von Amar Gopal Bose 1929 2013 Grunder der Bose Corporation Hermann von Helmholtz 1821 1894 Carl Stumpf 1848 bis 1936 Tonpsychologie 2 Bande 1883 bis 1890 Hauptwerk H Fletcher und W A Munson 1933 Robinson und Dadson 1956 J F Schouten The perception of pitch Philips Technical Review 5 1940 286 294 Eberhard Zwicker 1924 1990 Stanley Smith Stevens 1906 1973 Jens Blauert 1938 Raumliches Horen S Hirzel Verlag Stuttgart 1974 ISBN 3 7776 0250 7 Georg von Bekesy 1899 1972 Experiments in hearing 1960 Wanderwellentheorie Martin Ketels 1943 Die Psychoakustik des Menschen 1964Verschiedene bekannte akustische Tauschungen vergleichbar den bekannteren optischen Tauschungen veranschaulichen die Komplexitat des Horens Siehe auch BearbeitenHorereignis Horflache Horschwelle Horversuch Musikpsychologie Musiktherapie Musikwahrnehmung Schallereignis Schmerzschwelle Gehorrichtige Lautstarke Verdeckung Just Notable Difference Bark Skala FrequenzgruppeLiteratur BearbeitenWerner A Deutsch Psychoakustik In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 Georg Eska Schall Klang Einfuhrung in die Psychoakustik Birkhauser Verlag Basel u a 1997 ISBN 3 7643 5728 2 Brian C J Moore An Introduction to the Psychology of Hearing Academic Press Amsterdam u a 2003 ISBN 0 12 505628 1 John R Pierce Klang Musik mit den Ohren der Physik Spektrum Akademie Verlag Heidelberg u a 1999 ISBN 3 8274 0544 0 Ville Pulkki Matti Karjalainen Communication Acoustics An Introduction to Speech Audio and Psychoacoustics John Wiley amp Sons 2015 ISBN 978 1 118 86654 2 Juan G Roederer Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik Springer Berlin 2000 ISBN 3 540 61370 6 E Zwicker H Fastl Psychoacoustics Facts and Models Springer Berlin u a 1990 ISBN 3 540 52600 5 Einzelnachweise Bearbeiten Normal equal loudness level contours ISO 226 2003 Acoustics International Organization for Standardization ISO 2nd editionWeblinks BearbeitenFletcher Munson ist nicht Robinson Dadson Psychoakustik und der Kreis der Verwirrung Psychoakustik Subjektiv empfundene Lautstarke Lautheit und objektiv gemessener Schalldruck Spannung Normdaten Sachbegriff GND 4176198 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Psychoakustik amp oldid 236842880