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Das Reich von Kusch lag im Norden des heutigen Sudan Kasch ist das agyptische Wort fur Nubien und stellt zugleich die Eigenbezeichnung des Reiches von Kusch dar Die Geschichte des antiken Reiches von Kusch begann am Ende der dritten Zwischenzeit mit der napatanischen Phase etwa 750 bis 300 v Chr und war noch stark von agyptischen Traditionen gepragt Die Konige wurden in den Nekropolen um Napata begraben Reich von Kusch in HieroglyphenKasch K3s KuschNubien in der AntikeAb 300 v Chr setzte mit der Verlagerung des Reichszentrums von Napata nach Meroe und der Bestattung der Herrscher in Meroe die meroitische Phase ein Die Kultur des Landes zeigte immer mehr Gemeinsamkeiten mit dem schwarzafrikanischen Brauchtum Ab etwa 150 v Chr folgte der Ubergang zur eigenen meroitischen Sprache und meroitischen Schrift Im Altertum bzw in der altgriechischen Geschichtsschreibung wird das Reich von Kusch auch Athiopien genannt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Erforschung des Reiches von Kusch 2 1 Drei Phasen der Erforschung 2 2 Unsicherheiten bezuglich der Datierung 2 3 Ausdehnung 3 Ereignisgeschichte 3 1 Napatanische Phase 3 2 Meroitische Phase 4 Thematische Geschichte des Reiches von Kusch 4 1 Bevolkerung 4 2 Staatsaufbau 4 3 Wirtschaft 4 4 Kunst 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Dokumentationen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNubien ist vereinfacht betrachtet die Bezeichnung des nordlichen Sudan Das Gebiet grenzt im Norden an Agypten wodurch die Geschicke beider Lander eng miteinander verbunden sind Nubien ist reich an Rohstoffen vor allem an Gold sodass es schon fruh von Seiten der Agypter Bestrebungen gab diese Vorkommen auszubeuten Agyptische Texte berichten schon seit dem fruhdynastischen Konig Menes Aha immer wieder von Beutezugen und Expeditionen aber erst im Mittleren Reich ca 2000 1700 v Chr ist Unternubien vom 1 bis zum 2 Katarakt von Agypten erobert worden Seit Mentuhotep II sind Feldzuge bezeugt und seit Sesostris I kann eine Eroberung nachgewiesen werden Im Zusammenhang mit dem von Sesostris I in seinem 18 Regierungsjahr durchgefuhrten Feldzug nach Nubien wurde erstmals die Bezeichnung Kusch fur Nubien erwahnt In der Zweiten Zwischenzeit ca 1700 1550 v Chr ging den Agyptern die Provinz wieder verloren und zum ersten Mal kam es in Nubien mit der Kerma Kultur zu einer eigenen Staatsbildung Dieser Staat wurde um 1550 v Chr mit der erneuten Eroberung Nubiens durch die Agypter vernichtet Im agyptischen Neuen Reich ca 1550 1080 v Chr war Nubien bis zum 4 Katarakt des Nils eine agyptische Provinz Besonders der Norden des Landes stand stark unter kulturellem agyptischem Einfluss Nubien wurde von einem Beamten dem Vizekonig von Kusch verwaltet der seinen Amtssitz in Aniba hatte und nur dem Konig unterstellt war Das Schicksal Nubiens nach dem Untergang des agyptischen Neuen Reiches ist umstritten Es gibt Anzeichen dass zumindest Unternubien formell noch zum Alten Agypten gehorte doch ist es bis jetzt in der Forschung ungeklart wie es um 750 v Chr zu einer erneuten Staatenbildung kam Erforschung des Reiches von Kusch BearbeitenDrei Phasen der Erforschung Bearbeiten nbsp Romantisierte Darstellung der Pyramiden von Meroe um 1850 nach den Berichten der Lepsius ExpeditionDie Erforschung Nubiens kann in drei Phasen unterteilt werden In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts bereisten einige Europaer den Sudan berichteten von den Ruinen und brachten auch einige Fundstucke nach Europa Zu nennen ist hier vor allem Giuseppe Ferlini der viele Pyramiden in Meroe auf der Suche nach Schatzen verwustete und dabei den Schatz der Amanischacheto fand Die Lepsius Expedition zeichnete beschrieb und publizierte als erste eine ganze Reihe von Fundplatzen Tempeln und Pyramiden Viele der dokumentierten Tempel sind heute zerstort so dass diese Aufzeichnungen noch immer von grosser Bedeutung sind Am Beginn des 20 Jahrhunderts setzte eine zweite Phase der Nubienforschung ein Dies war insbesondere durch die Errichtung der alten Assuan Staumauer in Agypten 1902 erzwungen da diese Fundorte fur immer unter Wasser zu verschwinden drohten Es wurden eine ganze Reihe von Fundplatzen vor allem in Unternubien aber auch Meroe durch John Garstang systematisch ausgegraben In dieser Zeit konnte auch die meroitische Schrift entziffert werden von Francis Llewellyn Griffith obwohl die Sprache unverstandlich blieb In den 1920er Jahren grub George Reisner systematisch alle nubischen Konigsfriedhofe aus und erstellte zum ersten Mal eine Konigsliste nbsp Staudamm bei AssuanEin erneutes Interesse an Nubien setzte erst wieder am Ende der 1950er und in den 1960er Jahren ein Durch den grossen Assuanstaudamm drohten weitere Fundplatze in Unternubien fur immer unter Wasser zu verschwinden Eine gross angelegte internationale archaologische Kampagne in Unternubien begann wobei auch viele meroitische Fundplatze ausgegraben wurden Die Erforschung Nubiens war lange Zeit ein Nebenfach der Agyptologie Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich einige Institute auf die Erforschung Nubiens spezialisiert wobei vor allem das Seminar fur Archaologie und Kulturgeschichte Nordostafrikas an der Humboldt Universitat zu Berlin zu nennen ist ebenso wie Paris wo alle meroitischen Texte systematisch gesammelt werden Unsicherheiten bezuglich der Datierung Bearbeiten Die nubische Geschichte stellt die Forschung vor zahlreiche Probleme Da die ersten Konige teilweise uber Agypten herrschten sind sie relativ gut bekannt Ihre Reihenfolge und Datierung stellt kaum ein Problem dar Die nachfolgenden Herrscher sind bisher aber nur in Nubien selbst bezeugt Es sind bisher keine nubischen Konigslisten erhalten die uns ein chronologisches Gerust liefern konnten Die Reihenfolge und Anzahl der Herrscher ist deshalb sehr ungewiss George Reisner der Ausgraber der nubischen Pyramiden stellte eine erste Liste nubischer Konige zusammen Er untersuchte den Standort und die Grosse der Pyramiden und errechnete daraus die Reihenfolge und die Regierungsdauer der Herrscher wobei er davon ausging dass die alteren Herrscher fur ihre Pyramiden die besten Standorte auf einem Friedhof auswahlten wahrend die spateren Herrscher weniger gunstige Orte als Bauplatz wahlen mussten Eine grosse Pyramide deutete er als lange Regierungszeit eine kleine Pyramide als kurze Diese Einordnungen sind in der heutigen Forschung sehr umstritten Denn von vielen Pyramiden ist der Name des Eigentumers nicht uberliefert daneben muss eine grosse Pyramide nicht unbedingt auf eine lange Regierungszeit oder eine kleine Pyramide nicht zwingend auf eine kurze Regierungszeit deuten Nur von wenigen Herrschern sind Jahresdaten uberliefert Nur selten sind Verwandtschaftsbeziehungen von Herrschern bezeugt die wiederum eine Reihenfolge von Konigen sichern Aspelta bezeichnet sich z B als Sohn des Senkamanisken und Bruder des Anlamani Es gibt bisher nur drei chronologische Fixpunkte fur die nubische Geschichte die allerdings auch Fragen offenlassen Im Jahr 593 v Chr unternahm der altagyptische Konig Psammetich II eine Expedition nach Nubien Zu dieser Zeit regierte dort moglicherweise Aspelta 2 Konig Ergamenes wird in griechischen Quellen als Zeitgenosse von Ptolemaios II genannt 3 Teqorideamani regierte im Jahr 253 n Chr 4 Ausdehnung Bearbeiten Fur die heutige Forschung ist es schwer die Grenzen des kuschitischen Reiches zu bestimmen Die Grenze im Norden nach Agypten lag wahrscheinlich in der Gegend des 2 Kataraktes wobei sie sich im Laufe der Zeit mehrmals verschob Als in Agypten die Ptolemaer regierten und dann vor allem in den Jahrhunderten n Chr lag sie aber auch ofters weiter nordlich Qasr Ibrim war unter Augustus der sudlichste Punkt des romischen Reiches spater verschob sich die Grenze jedoch nach Norden Die sudliche Grenze des Reiches ist viel schwerer zu bestimmen Der sudlichste Fund eines nubischen Objektes stammt aus Kusti am Weissen Nil Die Ost und Westgrenzen des Reiches sind noch schwerer zu bestimmen In den dortigen Wusten lebten vor allem Nomaden die wahrscheinlich zum grossen Teil unabhangig waren Ereignisgeschichte BearbeitenNapatanische Phase Bearbeiten nbsp Napata am Jebel Barkal und dessen Umgebung nbsp Uschebti des Taharqa Britisches Museum LondonUm 750 v Chr eventuell auch bereits um 1000 v Chr grundeten nubische Fursten in der Gegend von Karima einen Staat der den altagyptischen Namen Kusch ubernahm und rasch expandierte Als Ahnherr erscheint in spateren Quellen ein Konig Alara Schon kurz nach ihm gab es um 700 v Chr Bestrebungen Agypten zu erobern Konig Kaschta der Nachfolger von Alara scheint dabei die sudlichsten Teile von Oberagypten eingenommen zu haben Sein Nachfolger Pije eroberte anschliessend in einem Feldzug das ganze Land doch scheint er im Folgenden keine dauerhafte Herrschaft ausgeubt zu haben Diese konnten erst seine Nachfolger errichten Agypten war zu dieser Zeit in verschiedene kleinere Konigreiche aufgeteilt so dass es wenig Widerstand leisten konnte Die nubischen Konige herrschten als 25 Dynastie uber Agypten wobei die Art dieser Herrschaft in der Forschung umstritten ist Oberagypten war sicherlich grossenteils fest in nubischer Hand fur Unteragypten ist dies nicht so sicher Vor allem Taharqa entfaltete in Agypten eine umfangreiche Bautatigkeit und tritt uns als Pharao in den Quellen entgegen Hauptstadt war jedoch Napata in Nubien wo die nubischen Herrscher auch in Pyramiden bestattet worden sind Um 660 v Chr erlangte Agypten mit assyrischer Hilfe die Unabhangigkeit von Nubien Das kuschitische Furstenhaus herrschte jedoch weiterhin im Suden von Agypten Tanotamun war der letzte regierende Herrscher in Agypten Die Reihenfolge und ungefahre chronologische Einordnung der folgenden vier Herrscher Atlanersa Senkamanisken Anlamani Aspelta die nur noch uber Nubien herrschten ist gesichert Sie sind gut durch diverse Monumente belegt und sind miteinander verwandt gewesen Von Aspelta ca 593 568 v Chr gibt es sogar verschiedene lange Inschriften die uns uber unterschiedliche Ereignisse seiner Regierungszeit unterrichten Der Herrscher war eventuell sogar in Kampfe mit Agypten verwickelt Die nubische Kultur zumindest die des Hofes war zu dieser Zeit noch rein agyptisch Die nubischen Konige traten als agyptische Konige auf obwohl sie das Land nicht mehr beherrschten Von den Konigen nach Aspelta ist nur sehr wenig bekannt Die meisten Herrscher des 5 und 6 vorchristlichen Jahrhunderts sind nur auf wenigen Denkmalern bezeugt oftmals ist nur die nubische Pyramide dieser Konige mit dem Namen eines Herrschers uberliefert Agypten war zu dieser Zeit Teil des Achamenidenreichs und es kann vermutet werden dass der Handel mit dem nordlichen Nachbarn der sicherlich immer eine bedeutende Rolle spielte grosstenteils zum Erliegen kam was wiederum Auswirkungen auf den Wohlstand in Nubien hatte Unter dem persischen Konig Kambyses soll es laut Herodot einen Versuch gegeben haben Nubien fur das Perserreich zu unterwerfen Herodot zufolge schlug der Feldzug fehl allerdings deuten archaologische Funde darauf hin dass die Perser wenigstens im nordlichen Nubien einige Erfolge verbuchen konnten 5 Seit dem Ende des 5 vorchristlichen Jahrhunderts scheint Nubien wieder erstarkt zu sein Zumindest gibt es eine verstarkte Bautatigkeit der Herrscher und es gibt diverse lange Inschriften siehe Arikamaninote Nastasen Harsijotef die von verschiedenen Ereignissen berichten Hauptstadt ist in der Zwischenzeit Meroe geworden auch wenn die Herrscher weiterhin im Norden Nuri begraben wurden Harsijotef hatte eine besonders lange Regierungszeit von mindestens 35 Jahren Er berichtet wie auch die anderen Herrscher von Kampfen gegen Nomaden die das Reich bedrohten aber auch von seiner Kronungsreise die er zu Regierungsbeginn antreten musste um alle wichtigen Tempel des Landes zu besuchen und um die Zustimmung der dortigen Gotter zu erhalten Die Inschriften dieses und der anderen Herrscher sind in agyptischen Hieroglyphen verfasst doch ist immer mehr zu beobachten dass die Kenntnisse dieser Schrift und Sprache verloren gingen Die Texte des Aryamani auf zwei Stelen sind kaum noch lesbar Meroitische Phase Bearbeiten nbsp Luftbild der Nubischen Pyramiden bei Meroe 2001 nbsp Relief aus der Pyramidenkapelle des Amanitenmomide in Meroe nbsp Bronzefigurine eines von den Kuschiten gefesselten nubischen KonigsErgamenes Arkamani um 280 v Chr ist der erste Herrscher der der meroitischen Epoche zugeordnet wird Er ist einer der ganz wenigen Konige der von einem klassischen Autor in diesem Fall Diodor erwahnt wird Diodor berichtet dass Ergamenes in griechischer Philosophie unterrichtet worden sei und dass er sich den Priestern verweigerte Nach Diodor war es namlich zuvor Sitte dass die Priester entschieden wann der Konig zu sterben habe Ergamenes widersetzte sich diesem Befehl und soll die Priester mit einer Armee geschlagen und getotet haben Ob diese Geschichte wahr ist kann nicht bezeugt werden doch scheint mit Ergamenes tatsachlich eine neue Epoche zu beginnen Obwohl Meroe wohl schon fruh Hauptstadt von Kusch war ist Ergamenes der erste Herrscher der dort auch seine Pyramide errichtete und dort begraben wurde Von den folgenden Konigen ist nicht viel bekannt und die Forschung kennt sie meist nur von ihren Pyramiden Arnekhamani der vielleicht um 220 v Chr regierte erbaute einen grossen Tempel in al Musawwarat as sufra Es fallt auf dass sich die Kultur immer mehr von agyptischen Vorbildern loste die meroitische Kunst und Kultur wurden immer afrikanischer nehmen aber auch hellenistische Elemente auf Es gibt auch Hinweise darauf dass Kusch gegen das ptolemaische Agypten militarisch vorging und sogar deren Gebiete in Unternubien eroberte Die Konige Adikhalamani und Arqamani sind dort mit Tempelbauarbeiten bezeugt was zeigt dass dieses Gebiet zumindest zeitweise unter nubischer Kontrolle stand Unter der Herrschaft der ersten belegten regierenden meroitischen Konigin Shanakdakheto sind die fruhesten datierbaren meroitischen Inschriften bezeugt In der Folge herrschten haufig auch Koniginnen uber das Reich so Amanirenas oder Amanischacheto Die Kandake wird mehrmals in antiken Texten genannt wobei antike Autoren anscheinend den Koniginnentitel fur einen Eigennamen hielten Jedenfalls verfugten Koniginnen wie Amanitore haufig uber grossen Einfluss Der Kammerer einer Kandake wohl Amanitore wird in der Bibel erwahnt er liess sich der Apg 8 26 40 LUT zufolge christlich taufen nbsp Kolossalfigur die mutmasslich Natakamani darstellt einen Konig des Reiches von MeroeIn den Jahren 24 25 v Chr kam es zu einem militarischen Konflikt mit Rom Kaiser Augustus entsandte Truppen nach Nubien um das Land zu erobern Die alte meroitische Hauptstadt Napata wurde im Krieg mit den Romern stark beschadigt und geplundert Die Truppen zerstorten auch andere Ortschaften wurden dann aber von den Nubiern geschlagen Zu dieser Zeit scheint Konigin Amanirenas regiert zu haben die ihren Sieg auch auf zwei Stelen feiern liess Die in Meroitisch verfassten Texte sind leider immer noch weitestgehend unverstandlich und man meint nur Schlusselworter wie Rom verstehen zu konnen Kurz danach kam es zu einer neuen wirtschaftlichen und kulturellen Blutezeit Konigin Amanischacheto ist durch Inschriften im ganzen Land gut bezeugt Der um Christi Geburt regierende Konig Natakamani und die mit ihm regierende Amanitore sind im ganzen Land durch Tempelneubauten bekannt Seiner uberragenden Kultur und seinem weitverzweigten Karawanenhandel mit Agypten Arabien etc verdankte wohl der Staat von Meroe seine Grosse und Macht Die Konige des ersten bis dritten nachchristlichen Jahrhunderts sind meist nur schlecht bezeugt Oftmals kennt man sie nur von ihren Pyramiden die in dieser Zeit immer kleiner werden Dies wurde oftmals als stetiger Niedergang des meroitischen Reiches interpretiert Das Fehlen von koniglichen Inschriften kann aber auch andere Grunde gehabt haben zum Beispiel dass immer weniger Tempel im agyptischen Stil erbaut worden sind und die Pyramiden nicht mehr als wichtig angesehen wurden Diese Tempel und Pyramiden waren es aber die bisher die umfangreichsten Informationen zum Konigtum lieferten Zur gleichen Zeit erlebte Unternubien eine besondere Blute Zahlreiche Friedhofe mit teilweise reichen Bestattungen belegen einen allgemeinen Wohlstand Dies mag mit einem umfangreichen Handel mit dem Romischen Reich in Verbindung stehen Die letzten meroitischen Konige konnen kurz nach 300 datiert werden Der Untergang des meroitischen Reiches liegt fur uns immer noch im Dunkeln Es gibt den Bericht von einer nubischen Gesandtschaft am Hof von Kaiser Konstantin unter dem das Reich also noch bestand Es wird vermutet dass der aksumitische Konig Ezana Meroe eroberte Dies scheint er sogar in einer Inschrift zu berichten in der von der Unterwerfung der Kasu Kuschiter die Rede ist In Meroe fanden sich zudem athiopische Inschriften in Griechisch die man als Zeugen einer Besatzung deutete Die neuere Forschung ist in dieser Hinsicht vorsichtiger Ezana mag Meroe nie gesehen haben und seine Berichte sind eventuell nur erfunden auch sind die Identifizierungen der in seinem Bericht genannten Orte und Volker sehr unsicher Die athiopischen Relikte in Meroe konnen schliesslich auch Beutestucke sein die Nubier aus Athiopien mitbrachten Sicher ist jedenfalls nur dass das Reich um 350 n Chr zerfiel und drei neue nubische Konigreiche Alwa Makuria und Nobatia entstanden die kulturell teilweise noch stark meroitisch gepragt waren Die meroitische Schrift und Sprache wurde noch eine Zeit lang benutzt wie z B die Inschrift des Konigs Charamadoye Konig von Nobatia um 410 n Chr belegt Kurz darauf wurde diese Schrift aber von der griechischen Schrift und Sprache im schriftlichen Verkehr verdrangt Thematische Geschichte des Reiches von Kusch BearbeitenBevolkerung Bearbeiten Die Bewohner des Reiches Kusch waren Schwarzafrikaner verschiedener bisher nicht eindeutig bestimmter Sprachen Einige Forscher rechnen mit afroasiatischen 6 andere mit nilosaharanischen Sprachen 7 Es ist wohl von einer Mischung verschiedener Volker auszugehen jedenfalls zeigen nubische Fundstatten abseits der grossen Stadte oftmals starke lokale Eigenheiten Wahrend Unternubien vor allem in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung sehr stark agyptisch und hellenistisch gepragt war gibt es im Suden Fundstatten die auf schwarzafrikanischen Kulturen basieren zum Beispiel beim Berg Muya Im Grossen und Ganzen wird auch von einer vergleichsweise geringen Bevolkerungsdichte ausgegangen Man rechnet in ganz Unternubien mit ca 60 000 Bewohnern fur Meroe hat man 20 000 bis 25 000 Einwohner kalkuliert und fur Kawa 6000 bis 7000 Menschen Die meroitisch sprechende Bevolkerungsschicht bestand eventuell nur aus einem kleinen Prozentsatz der Gesamtbevolkerung was wiederum verstandlich macht dass die meroitische Sprache vollkommen verschwand als dieses Herrscherhaus abgesetzt wurde Die Schrift scheint in napatanischer Zeit auch nur am Hof gebraucht worden zu sein Staatsaufbau Bearbeiten Es ist nur relativ wenig zum Staatsaufbau bekannt Kusch hatte eventuell eine theokratische Verfassung an deren Spitze ein von den Priestern agyptischen Ursprungs die vermutlich im nordlicheren Napata der religiosen Hauptstadt ihren Sitz hatten abhangiger sakraler Konig stand Antiken Historikern zufolge bestimmten Orakelbefehle der Priester Ernennung Handlungen und sogar den Tod des Konigs Besonders die schriftlichen Quellen der napatanischen Zeit beschranken sich fast ausschliesslich auf den Konig und die Konigin Das Konigtum wurde als ambulatory kingship umherziehendes Konigtum bezeichnet Obwohl es anscheinend gewisse Orte gab an denen der Hof ofters verweilte so hat es doch den Anschein dass es keine Hauptstadt im modernen Sinne gab die Situation ist mit den Konigspfalzen im Frankenreich und zum Anfang des Heiligen Romischen Reichs zu vergleichen Der Herrscher weilte immer an den Orten wo es gerade sinnvoll erschien Einzelne Stamme und Volker waren dem Herrscher untertan doch handelte es sich dabei meist wohl nur um lose Vasallenverhaltnisse wahrend nur gewisse Orte in fester Hand der Kuschiter waren Die Situation anderte sich etwas in der meroitischen Epoche Aus dieser Zeit gibt es auch zahlreiche beschriftete Denkmaler von Privatleuten und Beamten vor allem aus Unternubien was wohl auf eine weitere Verbreitung der Schrift und eine grossere Durchdringung der meroitischen Kultur auch in den Provinzen deuten mag Unternubien wurde dabei von aufeinanderfolgenden Statthaltern regiert von denen mehrere mit Namen bekannt sind Meroe scheint sich in dieser Zeit immer mehr zu einer richtigen Hauptstadt entwickelt zu haben obwohl dieses Bild tauschen kann Gerade der Suden des Reiches ist bisher eher schlecht erforscht nbsp Der Nil bei Luxor in Agypten In Nubien ist der Fruchtlandstreifen neben dem Nil meist noch viel schmaler nbsp In der meroitischen Periode erlebte die Keramikproduktion eine Blute Hier ein Tongefass das bei Faras gefunden wurde London Britisches Museum nbsp Kolossalstatue des AspeltaWirtschaft Bearbeiten Wie in allen antiken Staaten waren Ackerbau und Viehzucht die wirtschaftlichen Grundlagen Nubien wird auf der einen Seite vom Nil auf der anderen Seite von der Wuste dominiert Der Nil ist vor allem im Norden die einzige regulare Wasserquelle Bis zum 4 Katarakt war das fruchtbare Land auf beiden Seiten des Nils sehr rar Nur in der Kermagegend gab es grossere Anbauflachen und es ist deshalb wohl kein Zufall dass hier um 1700 v Chr der erste nubische Staat entstand Nur im Suden in der Gegend um Meroe gab es genug Regenfalle die regengestutzte Bewasserung erlaubten Zahlreiche Hafire deuten auf eine ausgeklugelte Wasserwirtschaft deren Funktionsweise jedoch bisher noch nicht vollkommen verstanden wird Angebaut wurden diverse Getreidearten wobei im Norden auch Wein belegt ist Als Nutztiere wurden wohl vor allem Ziegen und Schafe gehalten Es gibt zahlreiche Belege fur Handel wobei Nubien aber vor allem Rohmaterialien Elfenbein Gold und wohl auch Sklaven exportierte Vor allem Gold wurde reichlich in den meroitischen Grabern gefunden doch ist der genaue Herkunftsort des Goldes bisher unbekannt Seit Taharqa ist Eisen belegt da sich in seinem Grab eine vergoldete Speerspitze aus diesem Material fand Bei Meroe wurden Berge von Schlacken entdeckt die A H Sayce 1912 dazu verleiteten in Meroe ein Zentrum der afrikanischen Eisenindustrie zu sehen Er beschrieb die Stadt als das Birmingham des alten Afrikas und sah die nubische Kultur als Vermittler von Eisen zu anderen afrikanischen Kulturen Eisenobjekte sind an nubischen Fundorten jedoch nicht sehr zahlreich und 1976 glaubte Hermann Amborn in einer Studie nachzuweisen dass es kaum Eisenverhuttung in Nubien gab die Abraumhalden also von anderen Produktionsprozessen wie zum Beispiel Buntmetalle Gold oder auch Fayence stammen Die aktuell vor Ort tatigen Forscher um Jane Humphris weisen Amborns Deutung jedoch als Aussenseitermeinung zuruck und schliessen sich der traditionellen Interpretation an 8 Die Herstellung von Keramikgefassen war eine bedeutende Industrie und vor allem in meroitischer Zeit wurden diese oftmals phantasievoll bemalt Nubische Fertigprodukte wurden ausgesprochen selten ausserhalb von Nubien gefunden Importiert wurden vor allem Luxusguter Die meroitischen Graber in Meroe wurden meist sehr reichhaltig mit Objekten aus griechisch romischer Produktion ausgestattet Kunst Bearbeiten Hauptartikel Kunst im Reich von Kusch Die Kunst im Reich von Kusch war stark von der agyptischen Kunst beeinflusst zeigte aber auch bestimmte Eigenheiten In der napatanischen Phase ist der Einfluss des nordlichen Nachbarn sehr stark Tempel und Statuen ahneln deutlich agyptischen Vorbildern auch wenn die Darstellungen im Rundbild und Flachbild voller und kraftiger in gewisser Weise afrikanischer wirken Die Herrscher und ihre Familienmitglieder wurden in Pyramiden bestattet Vor allem Taharqa entfaltete in Nubien eine grosse Bautatigkeit und errichtete an fast allen wichtigen Orten Kawa Sanam Tabo monumentale Tempel die sich im Grundriss sehr ahneln In dieser Phase sind fast alle Beispiele anspruchsvoller kuschitischer Kunst im Konigsumkreis entstanden In der meroitischen Zeit ist eine langsame Abkehr von agyptischen Vorbildern zu beobachten Ab dieser Zeit gibt es auch vermehrt Beispiele von privaten Kunstwerken was vielleicht auf ein Erstarken des Burgertums hindeuten mag Die Tempelneubauten ausserhalb der Hauptstadt sind nun oftmals klein und bestehen nur aus einem oder zwei Raumen Es gibt Anlagen wie der romische Kiosk in Naqa die hellenistischen Bauschmuck tragen und auch in der Plastik werden freiere Formen gewahlt Bemerkenswerte Beispiele privater Plastik sind die Ba Statuen die man in Unternubien fand Sie zeigen den Toten als Vogel mit Menschenkopf In dieser Zeit erlebte auch bemalte Keramik eine besondere Blutezeit Siehe auch BearbeitenGeschichte des Sudan Liste der Konige von Nubien Kusch Bibel Literatur BearbeitenWilliam Y Adams Nubia Corridor to Africa Allen Lane London 1977 ISBN 0 7139 0579 4 Francis Breyer Einfuhrung in die Meroitistik Einfuhrungen und Quellentexte zur Agyptologie Band 8 Lit Berlin Munster 2014 ISBN 978 3 643 12805 8 Francis Breyer Schwarze Pharaonen Nubiens Konigreiche am Nil Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 77434 8 Francis Breyer Napata und Meroe Kulturgeschichte eines nubischen Reiches Kohlhammer Stuttgart 2022 ISBN 978 3 17 037733 2 Dows Dunham M F Laming Macadam Names and Relationships of the Royal Family of Napata In Journal of Egyptian Archaeology Band 35 1949 ISSN 0307 5133 S 139 149 David N Edwards Meroe and the Sudanic Kingdoms In The Journal of African History Band 39 Nr 2 1998 S 175 193 Tormod Eide Hrsg Fontes Historiae Nubiorum Band 1 From the eighth to the mid fifth century BC Institutt for Klassisk Filologi Russisk og Religionsvitenskap Bergen 1994 ISBN 82 991411 6 8 alle historischen nubischen Texte gesammelt und mit englischer Ubersetzung Tormod Eide Hrsg Fontes Historiae 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Volltext als PDF 3 01 MB Josefine Kuckertz Meroe and Egypt In Wolfram Grajetzki Solange Ashby Willeke Wendrich eds UCLA Encyclopedia of Egyptology Los Angeles 2021 ISSN 2693 7425 online Einzelnachweise Bearbeiten Elena Cassin Jean Bottero Jean Vercoutter Hrsg Weltgeschichte Band 4 Die Altorientalischen Reiche III die erste Halfte des 1 Jahrtausends Weltbild Augsburg 2000 S 256 und Angelika Lohwasser Kuschitenzeit In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff abgerufen am 9 Juni 2021 D A Welsby The Kingdom of Kush London 1996 S 65 D A Welsby The Kingdom of Kush London 1996 S 194 D A Welsby The Kingdom of Kush London 1996 S 200 Pierre Briant From Cyrus to Alexander a history of the Persian Empire Eisenbraun Winona Lake IN 2002 ISBN 1 57506 031 0 S 54f Kirsty Rowan Meroitic an Afroasiatic language In Linguistics Nr 14 2006 S 169 206 SOAS Working Paper PDF C Rilly Le meroitique et sa famille linguistique Louvain 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