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Makuria im Deutschen auch Makurien arabisch مقرة DMG al Muqurra auch al Mukurra geschrieben war vom 4 Jahrhundert bis ins 14 Jahrhundert ein christlicher Staat in Nubien im heutigen nordlichen Sudan Nubien im MittelalterNach dem Untergang des meroitischen Reiches scheinen sich drei Nachfolgestaaten von Norden nach Suden Nobatia Makuria und Alwa entwickelt zu haben die zunachst noch sehr in der Tradition des meroitischen Reiches standen Am Ende des 6 Jahrhunderts traten diese Staaten darunter auch Makuria zum Christentum uber Fur die Zeit um das Jahr 568 berichtet Johannes von Biclaro dass das Reich christlich geworden sei 573 gelangte eine Delegation mit Geschenken von Kaiser Justin II in die Hauptstadt von Makuria und bestatigte die Freundschaft mit dem byzantinischen Reich Ungefahr in dieser Zeit wurde das Konigreich Nobatia mit Makuria vereinigt ob dies auf friedlichem oder militarischem Wege geschah ist unbekannt Das Christentum wurde von Missionaren aus dem byzantinischen Reich nach Nubien gebracht Das Christentum in Nubien aber auch der nubische Staat und seine Verwaltung und Kunst sind daher stark von Byzanz beeinflusst Kirche der Granitsaulen in Alt DunqulaHauptstadt von Makuria war Alt Dunqula ca 100 km sudlich des 3 Nilkataraktes Die Stadt scheint in meroitischer Zeit keine besondere Rolle gespielt zu haben wurde aber anscheinend kurz nach dem Untergang des meroitischen Reiches als Festung gegrundet und entwickelte sich schnell zu einer Stadt In christlicher Zeit wird Alt Dunqula von arabischen Schriftstellern als prachtig beschrieben Ausgrabungen brachten zahlreiche bedeutende Gebaude darunter viele Kirchen und ein grosses Kloster zu Tage Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Ausdehnung 3 Geschichte 4 Der Konig 5 Verwaltung 6 Wirtschaft 7 Siehe auch 8 Einzelnachweise 9 LiteraturQuellen Bearbeiten nbsp Altnubisches Dokument aus Serra Ost Makuria stand in einem standigen Konflikt mit dem muslimischen Agypten und die Geschicke des Landes sind daher soweit sie militarische Konflikte betrafen durch arabische Schriftsteller relativ gut bekannt Die arabischen Quellen sind trotzdem nicht verlasslich Oft ist es schwer bestimmte Konigsnamen zu identifizieren verschiedene Quellen widersprechen sich und vor allem erscheint Makuria als Gegner und wird daher nicht immer im besten Licht dargestellt Daneben erfahren wir wenig von Ereignissen in Friedenszeiten Neben den arabischen Quellen spielen byzantinische Quellen gerade fur die Fruhzeit der christlichen Reiche und dem Christentum im Speziellen eine gewisse Rolle Archaologische Ausgrabungen haben ein reiches Material zur Kultur von Makuria erbracht wobei Unternubien Alt Dunqula und Banganarti sehr gut erforscht sind wahrend zu anderen Orten noch viele Fragen offenbleiben Es gibt zahlreiche Texte die in Altnubisch Griechisch aber auch Koptisch verfasst sind Bei Datierungen folgen sie der im koptischen Bereich auch gebrauchlichen Ara Diokletians Ausdehnung BearbeitenEs ist anhand arabischer Schriftsteller und archaologischer Quellen moglich eine gewisse Vorstellung von der Ausdehnung Makurias zu gewinnen Demnach war die nordlichste Stadt nach der Eingliederung des Gebietes von Nobatia zuvor war die Nordgrenze nahe dem 3 Nilkatarakt el Qasr gerade 8 km sudlich von Assuan gelegen Nilaufwarts lag die Grenze wohl zwischen dem 4 und 5 Nilkatarakt wo sich dann das Konigreich von Alwa anschloss Die konkrete Ausdehnung nach Osten ist nach wie vor unklar Westlich des Nils war Makuria aber sicherlich prasent Der arabische Geschichtsschreiber Ibn Hawqal behauptet dass Makuria uber eine Provinz westlich des weissen Nils mit dem Namen Al Jeblien gebot was sich wohl auf Nordkordofan bezieht 1 Ein Graffito aus Nordkordofan das einen makurianischen Konig der 1330er erwahnt ist ein weiterer Beleg 2 Kurzlich wurde ausserdem ein uber 200 km vom Nil entferntes Kloster in Gebel al Ain beschrieben 3 In lokalen Traditionen erinnert man sich noch heute daran dass Kordofan einst eine Provinz des christlichen Konigreiches Mubiyya war 4 Grosse Teile Kordofans waren noch bis in das 19 Jahrhundert hinein nubischsprachig 5 Geschichte Bearbeiten nbsp Fresko in der Kathedrale von Faras die Geburt Jesu Christi zeigend640 wurde Agypten von den Arabern erobert Der byzantinische Statthalter von Agypten Aristulis hatte noch bei den Nubiern und Bedscha um Hilfe gegen die anmarschierenden Araber gebeten diese aber nicht bekommen Schon 642 zog eine arabische Truppe von 20 000 Soldaten unter der Fuhrung von ʿAbd Allah ibn Saʿd ibn Abi Sarh nach Nubien aus um auch dieses Land zu erobern Der Verlauf des Feldzuges ist nicht im Detail bekannt doch konnten die Nubier die Araber schlagen und im Jahr 652 wurde ein Friedensvertrag ausgehandelt Danach hatten die Nubier jedes Jahr einen Tribut Baqt an die Araber zu zahlen 365 Sklaven an den Schatzmeister der Muslime 40 Sklaven an den Emir von Agypten 26 weitere Sklaven Stoffe Getreide und andere NaturalienDamit war die Unabhangigkeit von Makuria sichergestellt obwohl die meisten der Unstimmigkeiten zwischen den beiden Staaten in den folgenden Jahrhunderten genau auf diesen Tributen beruhten Es gibt wiederholt Berichte von agyptischen Feldzugen die aber immer erfolglos blieben nbsp In Makuria verbanden sich byzantinische koptische arabische und nicht zuletzt nubisch afrikanische Kulturelemente Diese Tanzmaske wird auf einer Malerei aus Dongola dargestellt Die folgenden Jahrhunderte konnen als das Goldene Zeitalter von Makuria bezeichnet werden Im ganzen Reich wurden grosse Kirchen errichtet die meist farbenfroh mit christlichen Szenen ausgemalt worden sind Es entstanden zahlreiche Kloster und Festungen zur Sicherung des Reiches Zahlreiche Inschriften belegen dass ein hoher Anteil der Bevolkerung literat war Griechisch Koptisch und Altnubisch mit einer Variante des Koptischen geschrieben waren die Schriftsprachen Es ist nur relativ wenig zu der Geschichte dieser Periode bekannt Fur das Jahr 748 wird immerhin berichtet dass Konig Cyriacus in Agypten einfiel da die Agypter den Patriarchen von Alexandria eingesperrt hatten Cyriacus forderte dessen Freilassung und als dies nicht geschah soll der Herrscher mit einer Armee bis nach Kairo marschiert sein Der Gefangene wurde freigelassen und die Nubier zogen sich wieder zuruck Agypten war in dieser Periode teilweise von Burgerkriegen zerruttet und grosse Teile von Oberagypten waren noch christlich so dass wenig Feindseligkeiten von dieser Seite zu erwarten waren Ab dem 9 Jahrhundert gibt es aber Berichte von militarischen Reibereien zwischen Makuria und seinem nordlichen Nachbarn 950 wurden sogar die Oasen geplundert Aswan war mehrmals das Ziel von Raubzugen 6 Erst im 13 und 14 Jahrhundert wurden muslimische Angriffe immer starker und die Mamluken setzten mehr als einmal einen ihnen genehmen Konig auf den Thron von Makuria Diese standigen Reibereien fuhrten schliesslich dazu dass 1365 die Hauptstadt Alt Dunqula aufgegeben wurde Daneben mogen die Verschiebung von Handelsrouten und der Schwarze Tod im 14 Jahrhundert eine Rolle gespielt haben 7 Jedenfalls verschwindet Makuria aus den historischen Quellen doch scheint es in dem Konigreich Dotawo bis um 1500 weitergelebt zu haben Der Konig BearbeitenDas Konigtum wird vor allem von arabischen Quellen beschrieben Der Konig war der uneingeschrankte Herrscher uber seinen Untertanen und er war wohl auch der Eigentumer alles Landes Obwohl alle bekannten Konige Manner sind wird aus verschiedenen Quellen deutlich dass die Thronfolge uber die weibliche Linie geregelt wurde Es war immer die Schwester des Konigs deren Sohn Nachfolger wurde Nur wenn diese keine Sohne hatte wurden andere Familienmitglieder des Konigs oder sogar ganz andere Leute als Nachfolger eingesetzt Der Konig trug den Titel Kasil Kamil oder Kabil Ein Konig von Makuria bezeichnet sich sogar als Augustus Das Konigtum scheint enge Verbindungen zum Konigreich von Alwa gehabt zu haben Es ist mehrmals bezeugt dass ein Konig von Makuria auch uber Alwa regierte Es gibt daneben auch Belege dass die Familien beider Konigshauser durch Heirat verbunden waren Die Konige von Makuria trugen Kronen mit einer Tiara und einem Kreuz Diese Kronen sollen aus Gold gewesen sein und waren nach Wandmalereien reich mit bunten Steinen dekoriert Einige Herrscher wurden mit einer Art Geldbeutel dargestellt In anderen afrikanischen Reichen symbolisiert das seine Macht uber die Untertanen Verwaltung Bearbeiten nbsp Ein Eparch von Nobatia beschutzt von der heiligen Dreifaltigkeit Faras Es ist relativ wenig zur Verwaltung des Reiches von Makuria bekannt Aus einigen Quellen scheint hervorzugehen dass es Vasallenkonige gab Unter Cyriacus soll es dreizehn von ihnen gegeben haben Von diesen ist nur wenig bekannt Von Gebel Adda einem Berg sudlich des 1 Katarakts und Hauptort des Konigreichs von Dotawo gibt es eine kurze Inschrift die einen Konig Taanengo nennt der sonst nicht bekannt ist und ein Vasallenkonig gewesen sein konnte Neben dem Konig von Makuria finden sich einige hohe Beamte die die Regierungsgeschafte fuhrten Der wichtigste war der Eparch ein Beamtentitel der wie auch andere Bezeichnungen aus der byzantinischen Verwaltung ubernommen worden ist Der Eparch war dabei eine Art Vizekonig von Nobatia scheint sich aber auch um die Angelegenheit wie den Handel die die Moslems und Makuria betrafen gekummert zu haben Er hatte seine Residenz in Faras zeitweise in Qasr Ibrim aber auch in anderen Orten Neben dem Eparchen gab es noch weitere wichtige Beamte deren Funktion oftmals nicht eindeutig ist so ist ein primicerius bezeugt und ein Protodomesticos der wohl mit der Verwaltung des Palastes vertraut war Wirtschaft BearbeitenDie Landwirtschaft war die wirtschaftliche Grundlage des nubischen Staats Makuria Im agyptischen Niltal ist das bebaubare Land links und rechts vom Nil relativ weit Sudlich des 1 Nilkataraktes gibt es dagegen nur selten ein vergleichbares Potential an Ackerland Alle wichtigen Orte liegen in Gegenden in denen sich auch etwas mehr Ackerland befindet und wo daher eine grossere Bevolkerung ernahrt werden konnte Spatestens in nachchristlicher Zeit wurden in Nubien Saqia Schopfrader eingefuhrt die von einem Rind gedreht grossere Wassermengen auf hoher gelegenes Land befordern konnten und damit grossere Flachen nutzbar machten Von arabischen Autoren ist bekannt dass Palmen Wein Bananen Getreide und Zitronen angebaut wurden Daneben wurden auch Schafe Ziegen Rinder und Schweine gehalten Kamele sind zum Reiten genutzt worden Fischfang war eine weitere wichtige Nahrungsquelle nbsp Nubisches Gefass aus Qasr IbrimWichtige Handwerkszweige waren die Topferei und wohl auch die Stoffproduktion Handel ist fast ausschliesslich mit dem nordlich gelegenen Agypten bezeugt doch mag dies auch eine archaologische Lucke sein da es im sonstigen Afrika nur wenig Ausgrabungsstatten gibt Es wurden zahlreiche Guter nach Makuria importiert vor allem gab es bei Assuan Topfereien die auch Unternubien mit Keramik versorgten Als Exportguter werden vor allem Sklaven Gold und Naturalien genannt In Makuria wurde nie eine Geldwahrung eingefuhrt Der Tauschhandel blieb vorherrschend Siehe auch BearbeitenMalerei im christlichen NubienEinzelnachweise Bearbeiten Spaulding 1998 S 49 Ochala 2011 S 154 Jana Eger Ein mittelalterliches Kloster am Gebel al Ain In MittSAG 22 2011 S 115 120 PDF Hesse 2002 S 23 Hesse 2002 S 21 Derek A Welsby The Mediaval Kingdoms of Nubia S 77 Wolfram Grajetzki Das Ende der christlich nubischen Reiche In Martin Fitzenreiter Hrsg Das Ereignis Geschichtsschreibung zwischen Vorfall und Befund London 2009 S 117 124 ISBN 978 1 906137 13 7Literatur BearbeitenFrancois Xavier Fauvelle Das goldene Rhinozeros Afrika im Mittelalter C H Beck Munchen 2017 Gerhards Hesse 2002 Die Jallaba und die Nuba Nordkordofans Handler Soziale Distinktion und Sudanisierung Lit ISBN 3825858901 Grzegorz Ochala 2011 A King of Makuria in Kordofan In Adam Lajtar Jacques van der Vliet Nubian Voices Studies in Christian Nubian Culture Journal of Juristic Papyrology pp 149 156 ISBN 9004110496 Wilfried Seipel Hrsg Faras Die Kathedrale aus dem Wustensand Wien 2002 ISBN 3 85497 042 0 Einleitung mit der Geschichte Nubiens im Mittelalter Jay Spaulding 1998 Early Kordofan In Endre Stiansen and Michael Kevane Kordofan Invaded Peripheral Incorporation in Islamic Africa Brill pp 46 59 ISBN 9004110496 Derek A Welsby The Medieval Kingdoms of Nubia Pagans Christians and Muslims on the Middle Nile British Museum Press London 2002 ISBN 0 7141 1947 4 einfuhrendes Werk zum christlichen Nubien mit Fokus auf der Archaologie Roland Werner Das Christentum in Nubien Geschichte und Gestalt einer afrikanischen Kirche Lit Berlin 2013 ISBN 9783643121967 ausfuhrlicher Uberblick uber die Geschichte und christliche Kultur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Makuria amp oldid 225705084