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Altnubisch ist eine nilosaharanische Sprache die im Mittelalter in Nubien gesprochen und in einer speziellen nubischen Alphabetschrift geschrieben wurde Altnubisch ist mit den modernen nubischen Sprachen verwandt am nachsten mit dem Nobiin das als moderne Fortsetzung des Altnubischen betrachtet werden kann AltnubischGesprochen in ehemals SudanSprecher ausgestorben LinguistischeKlassifikation NilosaharanischOstsudanischNubischAltnubisch dd dd SprachcodesISO 639 3 onwEines von zwei altnubischen Schriftstucken die 1974 und 1978 in Qasr Ibrim ausgegraben wurden 9 10 Jahrhundert jetzt im Britischen Museum Inhaltsverzeichnis 1 Sprachfamilie und Verbreitung 2 Sprachtyp 3 Lautsystem 4 Substantive 5 Pronomina 5 1 Personalpronomina 6 Verben 6 1 Tempora und Modi 6 2 Genera verbi 7 Syntax 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseSprachfamilie und Verbreitung BearbeitenAltnubisch gehort zur nubischen Untergruppe der ostsudanischen Sprachen die eine grosse genetische Untereinheit des Nilosaharanischen darstellen Im Gegensatz zu den heutigen meist in arabischer Schrift geschriebenen nubischen Sprachen Nobiin Kenuzi Dongola wurden die altnubischen Texte in einer speziellen nubischen Schrift verfasst die eine Abwandlung des griechischen und koptischen Alphabets darstellt Drei Zeichen stammen von der meroitischen Schrift was bei den mittelalterlichen Nubiern gewisse Kenntnisse uber die altsudanische meroitische Kultur voraussetzt Das nubische Alphabet hat 30 Zeichen darunter 7 Vokalzeichen zwei Zeichen fur Halbvokale y w und 21 Konsonantenzeichen Die ersten Texte stammen aus dem 8 Jahrhundert n Chr der letzte bekannte Text wurde 1485 geschrieben Es lassen sich zwei Dialekte unterscheiden Das klassische Altnubisch dass wohl vor allem im Reich von Makuria benutzt wurde und eine spatere Variante die im Reich von Alwa belegt ist Die uberwiegende Zahl der Textdokumente stammt aus Makuria Die Schrift der beiden Dialekte unterscheidet sich in einigen Zeichen Der langste und wohl bedeutendste Text in altnubischer Sprache stellt die Ubersetzung eines griechischen Originals dar Es ist ein Pergament Kodex der 1963 64 vom Oriental Institute der University of Chicago in der christlichen Siedlung Serra East in Unternubien ausgegraben wurde Die verklebten und von Insekten zerfressenen 24 Seiten wurden mehrere Jahre lang in Chicago restauriert und befinden sich seit 1969 im Nationalmuseum in Khartum Gerald M Browne entdeckte 1981 dass es sich bei dem Kodex um die vollstandige Ubersetzung der Schrift In venerabilem crucem sermo von Johannes Chrysostomos handelt 1 Sprachtyp BearbeitenDas Altnubische zahlt wie die modernen nubischen Sprachen zu den agglutinierenden Sprachen das heisst die grammatischen Formen werden durch das Anhangen zahlreicher Pra und Suffixe an den zumindest theoretisch unveranderlichen Wortstamm gebildet Neben dieser Grundregel kennt das Altnubische jedoch zahlreiche Assimilationsregeln zur Konsonantenharmonisierung so dass sich in der Praxis auch der Wortstamm verandern kann Im Altnubischen gibt es keine Genera auch nicht bei den Personalpronomina tar z B heisst er sie es Es gibt auch keinen bestimmten Artikel wahrend es einen unbestimmten Artikel gibt Lautsystem BearbeitenDas Altnubische hatte die folgenden Konsonanten Zuordnung ist in einzelnen Fallen unsicher Bilabial Alveolar Palatal VelarPlosive stl p t k sth b d ɟ ǵ g Frikative stl ɸ ph s c s x h sth b w ʝ i Nasale m n ɲ n ŋ ṅ Laterale l Taps ɾ r An Vokalen existierten die Monophthonge a e i o und u sowie die Diphthonge ai au und oi Substantive BearbeitenEs gibt einfache oder zusammengesetzte Substantive einfache Substantive gad Korper eir Feuer asse WasserZusammengesetzte Substantive konnen verschiedene Affixe aufweisen tapp att Zerstorung von tapp dapp verfallen arm s Urteil von arm beobachten Es gibt einige Lehnworter aus dem Griechischen angelos Engel Koptischen nape Sunde Agyptischen orp lt ag jrp Wein oder Arabischen sachch Einsiedler Die Sprache kennt funf Kasus Subjektiv mit der Endung il die unter bestimmten Umstanden auch fehlen kann it i ein Mensch Genitiv mit der Endung n a ṅod i n angelos der Engel Gottes Direktiv auf ka igu ka die Menschen Pradikativ auf a uru a er ist Konig und Appositiv auf u ṅod u till Gott der Herr Der Subjektiv entspricht unserem Nominativ und markierte das Subjekt eines Hauptsatzes Der Direktiv markierte ein direktes oder indirektes Objekt im Satz Der Pradikativ markiert das Pradikat im Satz aber auch den Vokativ der Appositiv markiert Substantive die durch eine Apposition naher beschrieben werden Dabei ist die Einordnung des Appositivs als Kasus nicht sicher moglicherweise ist das u auch lediglich ein Bindevokal Substantive meist im Kasus Subjektiv konnen mittels einer Endung l determiniert werden ag i l der Mund ṅa l der Sohn ohne Subjektivendung Das Altnubische unterscheidet die Numeri Singular und Plural der Plural wird gewohnlich mit der Endung gu gebildet Indeterminiert uru i gu Konige Subjektiv Determiniert dio l gu die Toten Die Pluralendung kann auch selbst determiniert werden ukr i gu l die Tage dio l gu l die Toten Daneben existieren noch die Endungen ri gu fur Belebtes und ni gu fur Unbelebtes die mit gu austauschbar sind angelos ri gu Engel kisse ni gu Kirchen Pronomina BearbeitenPersonalpronomina Bearbeiten Die Personalpronomina lauten Singular PluralPerson Altnubisch Deutsch Altnubisch Deutsch1 ai ich u wir inklusiv er wir exklusiv 2 ir du ur ihr3 tar er sie ter sieVerben BearbeitenDas Altnubische kennt drei formale Arten von Verben einfache ir konnen kar tragen taru segnen reduplizierte Intensiva und Iterativa kaskas schopfen sowie zusammengesetzte en it mit sich nehmen en aufheben it nehmen Tempora und Modi Bearbeiten Verben konnen in vier Tempora stehen Prasens Prateritum I Prateritum II und Futur Dazu gibt es noch einen Imperativ Prateritum I entspricht nach heute gangiger Grammatikinterpretation einem erzahlenden Imperfekt wahrend Prateritum II eine punktuelle Handlung in der Vergangenheit entspricht Hierzu muss jedoch angemerkt werden dass die Tempusfunktionen im Nubischen derzeit immer noch Gegenstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sind so dass hier lediglich eine Theorie wiedergegeben werden kann Zeitform Altnubisch UbersetzungPrasens dollina du wunschstPrateritum I dollona du wunschtestPrateritum II dollisina du hast gewunschtFutur dollanna du wirst wunschenImperativ dollatame wunsche Das Verb doll wunschen im Prasens im Subjunktiv Person Altnubisch Ubersetzung1 Person Singular dolliri ich wunsche2 3 Person Singular dollin du wunschst er sie es wunscht1 2 Person Plural dollirou wir wunschen ihr wunscht3 Person Plural dolliran sie wunschenDas Verb doll wunschen im Prasens im Indikativ Person Altnubisch Ubersetzung1 Person Singular dollire ich wunsche2 3 Person Singular dollina du wunschst er sie es wunscht1 2 Person Plural dolliro wir wunschen ihr wunscht3 Person Plural dollirana sie wunschenGenera verbi Bearbeiten Durch verschiedene Affixe lassen sich von Verben und Substantiven Verben verschiedener Genera ableiten intentiv auf ein Objekt im Singular pes i r etwas sagen zu pes sprechen intentiv auf ein Objekt im Plural pes i ǵ sagen vieles oder zu Vielen reflexiv selten kap s selbst essen im Gegensatz zum Essen Anderer passiv au tak getan werden incohativ tull i ṅ ruhig werden zu tull still sein kausativ das Altnubische unterscheidet drei Arten der Kausativbildung 1 dativ deutet das Anordnen einer Handlung an unn a tir gebaren lassen zu unn gebaren 2 produktiv dat a k i r zusammenbringen zu dat sammeln 3 effektiv aru a gar regnen lassen zu aru Regen stativ ogiǵ en Mann sein zu og i ǵ Mann Syntax BearbeitenDie normale Satzordnung ist Subjekt Pradikat obwohl es in seltenen Fallen auch andersherum sein kann Die Negation einer Verbform erfolgt durch das Infix men das zwischen Verbstamm und Endung tritt pes min nicht sein Siehe auch BearbeitenNubische SprachenLiteratur BearbeitenGerald M Browne Griffith s Old Nubian Lectionary Papyrologica Castroctaviana Rom u a 1982 Papyrologica Castroctaviana Studia et Textus 8 ZDB ID 845866 2 ISBN 88 7653 451 2 Gerald M Browne Introduction to Old Nubian Akademie Verlag Berlin 1989 ISBN 3 05 000829 6 Meroitica 11 Gerald M Browne Old Nubian dictionary Peeters Leuven 1996 ISBN 90 6831 787 3 Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 90 Vol 556 Gerald M Browne Old Nubian Dictionary Appendices Peeters Leuven 1997 ISBN 90 6831 925 6 Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 92 Vol 562 Gerald M Browne Old Nubian Grammar Lincom Europa Munchen 2002 ISBN 3 89586 893 0 Languages of the World Materials 330 F Ll Griffith The Nubian Texts of the Christian Period Verlag der Koniglichen Akademie der Wissenschaften Berlin 1913 Abhandlungen der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse 1913 8 ZDB ID 210015 0 J Martin Plumley Gerald M Browne Old Nubian Texts from Qasr Ibrim Band 1 Egypt Exploration Society London 1988 ISBN 0 85698 100 1 Texts from Excavations 9 J Martin Plumley Gerald M Browne Old Nubian Texts from Qasr Ibrim Band 2 Egypt Exploration Society London 1989 ISBN 0 85698 108 7 Texts from Excavations 10 Helmut Satzinger Relativsatz und Thematisierung im Altnubischen In Wiener Zeitschrift fur die Kunde des Morgenlandes 80 1990 185 205 Ernst Zyhlarz Grundzuge der nubischen Grammatik im christlichen Fruhmittelalter Altnubisch Grammatik Texte Kommentar und Glossar Deutsche Morgenlandische Gesellschaft Leipzig 1928 Abhandlungen fur die Kunde des Morgenlandes 18 1 ISSN 0567 4980 materialreiche aber in wesentlichen Teilen uberholte Darstellung Einzelnachweise Bearbeiten Gerald M Browne New Light on Old Nubian The Serra East Codex In Martin Krause Hrsg Nubische Studien Tagungsakten der 5 Internationalen Konferenz der International Society for Nubian Studies Heidelberg 22 25 September 1982 Philipp von Zabern Mainz 1986 S 219 222 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altnubische Sprache amp oldid 232154694