www.wikidata.de-de.nina.az
Qasr Ibrim arabisch قصر إبريم DMG Qaṣr Ibrim Fort des Ibrim auch Kasr Ibrim transkribiert ist ein Ruinenort in Unternubien im heutigen Agypten Die Statte war mindestens seit der Zeit des Neuen Reiches um 1500 v Chr und bis Anfang des 19 Jahrhunderts durchgangig bewohnt Die Reste der befestigten Stadt auf einem Felshugel blieben als Insel im aufgestauten Nassersee erhalten Qasr Ibrim bei hohem Wasserstand Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Forschungsgeschichte 4 Stadtbild 4 1 Kirche im Taharqa Tempel 4 2 Grosse Kirche 4 3 Nordkirche 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Karte von Nubien mit der Lage von Qasr IbrimQasr Ibrim liegt etwa halbwegs zwischen Assuan und dem sudanesischen Grenzort Wadi Halfa am ostlichen Ufer des ab 1964 durch den Bau des Assuan Staudamms bis wenige Meter unterhalb der Befestigungsmauer angestiegenen Nassersees Die antiken Gebaudereste in den tiefer gelegenen Aussenbereichen und die Friedhofe der Umgebung sind seither verschwunden Vor der Flutung erhob sich eine weit in die Ebene vorgeschobene Felskuppe etwa 70 Meter uber der Wasseroberflache des Nil Nach einem weiteren Anstieg des Wasserspiegels im Jahr 2000 liegen auch Teile der ausseren Befestigung unter Wasser Der Ort liegt etwa 60 Kilometer nordostlich von Abu Simbel und wenige Kilometer flussaufwarts von Amada Etwas nordlich auf der anderen Flussseite befanden sich die Ruinen von Karanog Geschichte BearbeitenDie in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts v Chr regierende Konigin Hatschepsut beauftragte neben ihrer Bautatigkeit in Agypten auch in einigen Orten in Unternubien Tempel und in Qasr Ibrim eine Felskapelle Der wichtigste Vizekonig ihres Nachfolgers Thutmosis III um 1486 1425 namens Nehi liess unterhalb des Ortes einen Schrein aus der Felswand hohlen und zahlreiche Felsinschriften in ganz Nubien anbringen Von Amenemope reg 996 985 stammt eine weitere Felsinschrift in Qasr Ibrim Von den pharaonenzeitlichen Bauten fanden sich auf der Hugelkuppe die Reste eines Amun Tempels aus der Zeit des kuschitischen Konigs Taharqa um 691 664 1 Seit der 25 Dynastie war Qasr Ibrim unter dem Namen Pedeme eine befestigte Siedlung die zusammen mit Meroe und Napata zu den Fundorten fur Inschriften nubischer Konige gehort Eine Stele der Konigin Amanishakheto regierte um die Zeitenwende und des Prinzen Akinidad war wohl als Stiftung oder Schenkung fur den Amun Tempel gedacht Die Stele befindet sich im British Museum in London 2 Die befestigte Stadtanlage wurde vermutlich von einheimischen Nubiern im 2 Jahrhundert v Chr gegrundet 23 v Chr ersturmte der romische Prafekt Petronius die Stadt Er gab ihr den Namen Primis und machte sie zu einem Teil der romischen Provinz Aegyptus Die Romer drangen laut romischen Quellen weiter sudlich bis Napata vor Zwei Jahre spater konnte die in der Stadt zuruckgelassene romische Garnison einen Angriff der Kuschiten abwehren mussten sich jedoch nach einem weiteren Angriff 20 v Chr zuruckziehen Die befestigte Stadt wurde von Blemmyern besetzt In der ersten Halfte des 5 Jahrhunderts n Chr vertrieb der nobatische Konig Silko die seit langem verfeindeten Gegner Fur Qasr Ibrim begann im folgenden Jahrhundert die christliche Zeit Der kleine Taharqa Tempel am Sudrand des Ortes wurde in der Mitte des 6 Jahrhunderts in eine Kirche verwandelt erst Ende desselben Jahrhunderts wurde ein anderer Tempel Isis Tempel Nr 6 zerstort folglich konnten beide Glaubensformen solange nebeneinander praktiziert worden sein nbsp Festung Qasr Ibrim vor der Flutung des Nassersees 1964Im Zentrum wurde im 7 Jahrhundert eine Kathedrale gebaut Qasr Ibrim erhielt einen Bischof und blieb neben Faras bis zur Eroberung durch die Truppen von Turan Schah dem Bruder des muslimischen Ayyubiden Herrschers Saladin 1173 ein bedeutendes Verwaltungszentrum Nachdem die nubischen Makurier ein Jahr zuvor Assuan angegriffen hatten befahl Saladin seinem Bruder gegen Nubien zu marschieren In Qasr Ibrim nahmen die Agypter Vorrate Waffen und Munition in Besitz toteten die erbeuteten 700 Schweine und sperrten die Gefangenen in der Festung ein Uber die Eroberung berichtet ein in koptischer Sprache verfasstes Graffito an einem Felsengrab in Assuan Wahrend der folgenden zwei Jahre liess Turan Shah die Kathedrale zur Moschee umfunktionieren Von Qasr Ibrim aus unternahmen die Muslime Plunderungszuge im Land Wegen der geringen Beute verzichteten sie danach auf weitere Eroberungen und zogen sich wieder nach Agypten zuruck 3 Die Einwohner blieben weiterhin christlich wie aus Textfunden hervorgeht darunter zweier 1372 datierter Schriften eines Bischofs Timotheos in koptischer und arabischer Sprache die zusammen mit dessen Kreuzstab in seiner Grabstatte gefunden wurden 4 1528 eroberten bosnische Soldner des Osmanischen Reiches die Stadt Die grosse Marienkathedrale diente nach einem Umbau als Moschee Im Kampf gegen mamlukische Fursten die sich hinter die Stadtmauern zuruckgezogen hatten wurde Qasr Ibrim von Ibrahim Pascha als Befehlshaber fur Oberagypten im Auftrag seines Vaters Muhammad Ali zerstort Die Stadt wurde anschliessend verlassen 5 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Buchseite in altnubischer Schrift aus dem 9 oder 10 Jahrhundert British Museum Seit 1959 finden Ausgrabungen unter der Tragerschaft der Egypt Exploration Society statt Die Universitat Wurzburg beteiligte sich ab 1964 im Rahmen der UNESCO Rettungsaktion mit einem Projekt zur Entzifferung der in Qasr Ibrim gefundenen Texte in meroitischer Sprache Auf Papyrus Holz Leder Ton und Stein fanden sich insgesamt 700 meroitische Texte 6 Vor der Uberflutung des Gebietes waren es vor allem Rettungsgrabungen im Umland seit den 1970er Jahren konzentrieren sich die Bemuhungen auf die fruhere Geschichte des Festungshugels und die Konservierung der dort verbliebenen Reste Es wurden ferner zahlreiche Funde von altnubischen griechischen arabischen und osmanische Manuskripten gemacht Kleine Holztafeln mit kurzen Texten behandeln uberwiegend wirtschaftliche Themen Stadtbild BearbeitenDie nach dem Abzug der Romer gebauten Pyramidengraber lagen in der Ebene am diesseitigen Nilufer Das gegenuber am Westufer gelegene Begrabnisfeld war fur die Priester des Amun Tempels reserviert Es gab sechs Tempel aus Lehmziegeln die noch in den ersten Jahrhunderten n Chr religios genutzt wurden Ein wahrscheinlich unter Petronius entstandener romischer Tempel zeigt durch die sorgfaltige Mauerschichtung dass er von aus Agypten gekommenen Handwerkern erbaut wurde Die meisten Tempel in Nubien die sudlich der romischen Reichsgrenze lagen wurden ebenfalls von Agyptern geplant und ausgefuhrt im Unterschied zu den christlichen Bauten die ab dem 6 oder 7 Jahrhundert von der ortsansassigen Bevolkerung erbaut wurden Qasr Ibrim und Faras waren die einzigen Orte in denen in grosserem Umfang Feldsteine vermauert wurden ublich war ansonsten nur die unteren Lagen mit Steinen zu schichten und daruber mit getrockneten Lehmziegeln fortzufahren Tempel Nr 1 war ein Sandsteintempel aus dem 4 Jahrhundert Aus derselben Zeit stammt der kleine Tempel Nr 289 der moglicherweise im 6 oder 7 Jahrhundert in eine Kirche umgewandelt wurde Die Sudkirche Nr 294 sudlich der Kathedrale wird in das 12 oder 13 Jahrhundert datiert ihr konnte aber ein alterer Bau vorausgegangen sein nbsp Nubisches Gefass British Museum Ein Raum in Qasr Ibrim und ein Stadtviertel in Sayala mit einer Anzahl von Weinstuben lieferten die deutlichsten Hinweise in Nubien fur den ab der fruhchristlichen Zeit offensichtlich betrachtlichen Konsum von Wein der aus Agypten importiert wurde An den Wanden der Gaststatte fanden sich Reliefdarstellungen von Amphoren und Weintrauben 7 Uber die Bevolkerungszahl zur Blutezeit gibt es keine Angaben Allgemein hatten die obernubischen Siedlungen in christlicher Zeit 200 bis 400 Einwohner selbst in der grossten Stadt Faras lebten moglicherweise nur wenige 1000 Menschen 8 Kirche im Taharqa Tempel Bearbeiten Der Taharqa Tempel Tempel Nr 3 war mit zwei weiteren Tempeln zusammengebaut die als Nr 4 und Nr 5 bezeichnet werden Wie aus geopferten Munzen hervorgeht wurde der Tempel bis ins 5 Jahrhundert verehrt Anfang oder Mitte des 6 Jahrhunderts wurde der Taharqa Tempel in die erste Kirche des Ortes umgewandelt Hierfur bauten die Christen in einem Bereich des Tempels eine nach Osten gerichtete Apsis ein und fullten den verbleibenden Raum mit Schutt auf Entlang der Westseite wurde ein Narthex vorgebaut Im Fullgut hinter der Apsis fanden sich Tonscherben aus der Zeit der X Gruppe die in Qasr Ibrim entweder bis um 550 oder bis 700 n Chr vertreten war Die Datierung der Kirche erfolgt anhand dieser Scherben 9 Grosse Kirche Bearbeiten Hauptartikel Kathedrale von Qasr Ibrim nbsp Ruinen der KathedraleDie Grosse Kirche aus dem 7 Jahrhundert auch als Marienkathedrale bezeichnet ist in Resten im Zentrum der alten Stadt erhalten Bei der funfschiffigen Weitarkadenbasilika sind im unteren Bereich wiederverwendete Steinquader eines Tempels zu sehen Ihr Baukern wird in das 7 Jahrhundert datiert In osmanischer Zeit wurde sie zu einer Moschee umgebaut Nordkirche Bearbeiten Direkt am Fluss und heute vom Stausee uberflutet lag eine kleine dreischiffige Kirche mit einigen fur nubische Kirchenbauten ungewohnlichen Bauformen Der Grundplan wurde Anfang des 20 Jahrhunderts erstmals von Ugo Monneret de Villard vermessen Der Hauptraum wurde von zwei Pfeilern unterteilt die ein etwas breiteres Mittelschiff bildeten Der rechteckige Altarraum im Osten wurde von zwei kleineren Kammern flankiert deren Zugange asymmetrisch angeordnet waren Die nordliche Kammer war nur vom Altarraum aus zu betreten der sudliche Raum dagegen direkt vom Seitenschiff Auf der Westseite fehlten die sonst ublichen seitlichen Raume Das etwas schiefwinklige Gebaude war an der Nordseite etwa zehn Meter und an der sudlichen Langsseite neun Meter lang die Breite betrug rund sieben Meter Die beiden Eingange an den Langsseiten lagen auf Linie der Pfeiler gegenuber Die hohe Zentralkuppel spannte sich auf Querbogen zwischen den Pfeilern und der Altarwand Die Eckubergange zur Kuppel wurden durch Trompen aus diagonalen Ziegelringschichten ubergeleitet Die 1960 noch erhaltene Zentralkuppel besass an allen vier Seiten Fenster die anderen Dachkonstruktionen waren eingesturzt Uber dem Altarraum und dem westlichen Mittelteil befanden sich flache Halbkuppeln die Seitenschiffe waren durch Tonnengewolbe uberdeckt Alle Aussenwande besassen einen hohen Sockel aus Bruchsteinen der teilweise bis auf die Kampferhohe der seitlichen Tonnengewolbe reichte Die Aussenfenster waren alle recht klein und mit einem Rundbogen Spitzbogen oder als schmale Schlitzfenster ausgebildet In allen drei Altarraumen gab es in der Ostwand eine kleine Wandnische Die Datierung auf das Ende des 12 oder Anfang des 13 Jahrhunderts wird mit dem etwas breiteren Mittelschiff begrundet das auf Einflusse aus Agypten verweist und in dieser Form nur bis zum 13 Jahrhundert bekannt ist 10 Literatur BearbeitenWilliam Yewdale Adams Qasr Ibrim An Archaeological Conspectus In J M Plumley Hrsg Nubian Studies Proceedings Aris amp Phillips Warminster 1982 ISBN 0 85668 198 9 S 25 33 Friedrich Wilhelm Deichmann Peter Grossmann Nubische Forschungen Archaologische Forschungen Band 17 Gebruder Mann Berlin 1988 ISBN 3 7861 1512 5 Mark Horton Africa in Egypt new evidence from Qasr Ibrim In W V Davies Egypt and Africa Nubia from prehistory to Islam British Museum Press London 1991 ISBN 0 7141 0962 2 S 264 277 Mark Horton Qasr Ibrim In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 649 52 Jack Martin Plumley Qasr Ibrim Mehrere Vorberichte von Grabungen in Journal of Egyptian Archaeology London 1964 1966 1970 1975 ISSN 0075 4234 Laszlo Torok Geschichte Meroes Ein Beitrag uber die Quellenlage und den Forschungsstand In Hildegard Temporini Hrsg Politische Geschichte Provinzen und Randvolker Afrika und Agypten Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Teil 2 Principat Band 10 Politische Geschichte Halbbd 1 de Gruyter Berlin u a 1988 ISBN 3 11 008843 6 S 107 341 Derek A Welsby The Medieval Kingdoms of Nubia Pagans Christians and Muslims along the Middle Nile The British Museum Press London 2002 ISBN 0 7141 1947 4 Joachim Willeitner Nubien Antike Monumente zwischen Assuan und Khartum Hirmer Munchen 1997 ISBN 3 7774 7500 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Qasr Ibrim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Egypt Exploration Society Qasr Ibrim study season Auf egyptexplorationsociety tumblr com zuletzt abgerufen am 31 August 2014 University College London Qasr Ibrim Primis Auf digitalegypt ucl ac uk von 2003 zuletzt abgerufen am 31 August 2014 Al Ahram Weekly Sending out an SOS Auf weekly ahram org vom 30 August 2007 zuletzt abgerufen am 31 August 2014 Adam Lajtar Varia Nubica III Ein liturgisches Gebet aus Qasr Ibrim In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Nr 112 1996 S 140 142 Volltext als PDF Datei 43 kB Einzelnachweise Bearbeiten J Willeitner Nubien Antike Monumente zwischen Assuan und Khartum Munchen 1997 S 42 f 46 58 Laszlo Torok Geschichte Meroes Ein Beitrag uber die Quellenlage und den Forschungsstand Berlin u a 1988 S 155 159 193 208 Derek A Welsby The Medieval Kingdoms of Nubia Pagans Christians and Muslims along the Middle Nile London 2002 S 75 f The British Museum Cross of Timotheos Memento des Originals vom 19 Februar 2010 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www britishmuseum org Auf britishmuseum org zuletzt abgerufen am 31 August 2014 J Willeitner Nubien Antike Monumente zwischen Assuan und Khartum Munchen 1997 S 115 Afrikazentrum der Universitat Wurzburg Forschungsprojekt auf Qasr Ibrim Auf afrikazentrum uni wuerzburg de zuletzt abgerufen am 31 August 2014 Derek A Welsby The Medieval Kingdoms of Nubia Pagans Christians and Muslims along the Middle Nile London 2002 S 111 Laszlo Torok Geschichte Meroes Ein Beitrag uber die Quellenlage und den Forschungsstand Berlin u a 1988 S 193 f F W Deichmann P Grossmann Nubische Forschungen Berlin 1988 S 98 172 Siegfried G Richter Studien zur Christianisierung Nubiens Sprachen und Kulturen des christlichen Orients Bd 11 Reichert Wiesbaden 2002 ISBN 3 89500 311 5 S 160 180f F W Deichmann P Grossmann Nubische Forschungen Berlin 1988 S 22 25 22 649722222222 31 992777777778 Koordinaten 22 38 59 N 31 59 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Qasr Ibrim amp oldid 227548463