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Karl Heinz Priese 25 Juni 1935 in Ziesar 27 Januar 2017 war ein deutscher Agyptologe Sudanarchaologe und Meroitistiker Als Kustos ab 1983 und Direktor 1988 2000 des Agyptischen Museums und der Papyrussammlung zunachst im Ostteil dann im wiedervereinigten Berlin erwarb er sich bleibende Verdienste um die Nachkriegsgeschichte dieses international bedeutenden Museums Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Leistungen 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 BelegeLeben und Leistungen BearbeitenKarl Heinz Priese erforschte schon als Kind und Jugendlicher seine Heimatregion um Ziesar Er legte sein Abitur auf dem Gymnasium Schulpforta in Naumburg ab die schon die anderen bedeutenden Agyptologen und Direktoren der Berliner Antikensammlung Karl Richard Lepsius und Rudolf Anthes besucht hatten In der Schulbibliothek wurde er auf dort vorgehaltene altere Jahrgange der Zeitschrift fur Agyptische Sprache und Altertumskunde aufmerksam die sein Interesse an der Agyptologie weckten Nach der Erlangung des Abiturs studierte er von 1954 bis 1958 im Hauptfach Agyptologie an der Humboldt Universitat zu Berlin Anschliessend war er bis 1978 zunachst Assistent spater Oberassistent am Agyptologischen Institut der Universitat Von 1960 bis 1969 nahm er an der Butana Expedition sowie an Ausgrabungen im Rahmen der Sudan Expeditionen der Humboldt Universitat zu Berlin unter der Leitung von Fritz Hintze in Musawwarat es Sufra im Sudan teil Die hier von ihm gefertigten Zeichnungen zeugen von grosser Kunstfertigkeit und sind bis heute eine wichtige Forschungsgrundlage Seine von Fritz Hintze betreute Dissertation A aus dem Jahr 1964 beschaftigt sich mit dem Thema Das meroitische Sprachmaterial in den agyptischen Inschriften des Reiches von Kusch und seine ebenfalls von Fritz Hintze begutachtete Dissertation B aus dem Jahr 1974 mit Studien zur Topographie des athiopischen Niltales im Altertum und zur meroitischen Sprache Priese entwickelte sich zu einem Fachmann der Geschichte Kulturgeschichte und Sprache des Reiches von Kusch Ab 1978 war Priese Abteilungsleiter 1 ab 1983 Kustos 2 am Agyptischen Museum und der Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin Dabei tauschte er seine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitat mit Steffen Wenig der bis dahin Kurator am Museum war An der Humboldt Universitat lehrte er indes auch noch bis nach seiner Pensionierung insbesondere zum Themenbereich der Nubischen Sprachen Meroisch und Altnubisch 3 Seit 1988 war er in Nachfolge Wolfgang Mullers Direktor des Museums Schon kurz nach dem Arbeitsantritt begann er mit einer Revision der Sammlung deren Kriegsverluste bis dahin noch nicht angemessen untersucht wurden Zudem unterhielt er aktive Verbindungen zu Forschungseinrichtungen ausserhalb der DDR darunter der Westberliner Antikensammlung die ebenfalls einen Teil der Altsammlung beherbergte All das leistete er unter den problematischen Bedingungen die bei solcher Arbeit in der DDR typisch waren Wie sein Vorganger hielt Priese die Ostberliner Sammlung immer fur Forscher aus dem In und Ausland offen und damit international eingebunden Besonders enge Verbindungen wurden zum Roemer und Pelizaeus Museum in Hildesheim und dessen damaligem Direktor Arne Eggebrecht aufgebaut Fur die grosse Hildesheimer Sonderausstellung Agyptens Aufstieg zur Weltmacht im Jahr 1987 stellte das Ost Berliner Museum dank dieser Verbindungen nicht weniger als 60 hochklassige Objekte als Leihgaben zur Verfugung ein zu dieser Zeit alles andere als ublicher Vorgang Priese war massgeblich an der Neukonzeptionierung des Museums im Rahmen des Umbaus des Bode Museums des damaligen Standorts der Ostberliner Sammlung beteiligt Dieses fur die damaligen Verhaltnisse moderne Konzept wurde wie auch die von ihm erstellte Wegleitung sehr positiv aufgenommen Sie ist wie der 1991 publizierte Bildkatalog bis heute noch in Gebrauch Vor der Wiedereroffnung konzipierte er gemeinsam mit Ingeborg Muller eine Sonderausstellung Agyptischer Kunst aus Berlin fur Japan Diese wurde in funf Stadten gezeigt und erreichte mehr als eine halbe Million Besucher Auch fur die Ausstellung Agypten Gotter Graber und die Kunst 4000 Jahre Jenseitsglaube in Linz 1989 Il senso dell arte nell antico Egitto in Bologna 1990 Egypt s dazzling sun in Cleveland 1992 Muinainen Egypti in Tampere 1993 und Sudan Antike Konigreiche am Nil in Munchen 1996 wurden in dieser Zeit in nennenswerter Weise Leihgaben zur Verfugung gestellt Nach 1990 bildete Priese gemeinsam mit Dietrich Wildung eine Doppelspitze Nach 1989 konnte er nun auch den Gesamtbestand der Berliner Sammlungen erheben was bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 weitestgehend abgeschlossen war Priese widmete sich neben der Bestandsaufnahme insbesondere der Konzeptionierung von Sonderausstellungen die die zeitweise in Ost wie West nicht zuganglichen Bestande erschlossen Nach der Pensionierung verblieb Dietrich Wildung als alleiniger Sammlungsleiter der ab 2009 auch physisch wieder vereinten Sammlung Auch nach der Pensionierung blieb Priese bis zu seinem uberraschenden Tod ehrenamtlicher Mitarbeiter des Museums Sein Wissen um die Bestande war beispielsweise bei der Konzipierung der neuen Dauerausstellung 2009 von besonderem Wert Auf seine Initiative und Planungen hin wurde beispielsweise die Neuaufstellung der drei Opferkammern aus dem Alten Reich vorgenommen Damit folgte er schon fruh von ihm eingeschlagenen Wegen schon 1984 wurde im Gedenken an den 100 Todestag von Richard Lepsius eine farblich gefasste Gipsabformung der Opferkammer des Merib in die Prasentation der Ostberliner Sammlung eingebaut Auch bei der Durchsicht und Ordnung der Archivalien in Vorbereitung auf eine Digitalisierung der Bestande half Priese mit Obwohl Gunther Roeder die Archivalia in braunen C 6 Briefumschlagen zu sammeln begann bekamen sie wegen der intensiven Beschaftigung Prieses mit dem Material den internen Namen Priese Tuten Er gehorte auch zu dem Team das das Konzept fur das wieder zu errichtende Neue Museum ausarbeitet Er gilt als der Direktor der Sammlung der dieser nach dem Zweiten Weltkrieg deren Identitat wieder zuruckgab Priese war ausgewiesener Fachmann fur den Sudan des Altertums insbesondere des Reiches von Kusch und dessen Hauptstadt Meroe Meroitistik Er galt hier als einer der fuhrenden internationalen Spezialisten besonders der meroitischen Sprache 4 1992 publizierte er mit Das Gold von Meroe ein Grundlagenwerk zu diesem Themenkomplex Neben der Agyptologie und Sudanarchaologie forschte Priese auch auf lokaler Ebene und war ein ausgewiesener Kenner der mittelalterlichen Epitaphe aus der Region Berlin Brandenburg Auch hier zeichnete er sich durch seine Akribie bei der sorgfaltige Erfassung Dokumentation und Erforschung aus und setzte damit Grundlagen in der Erforschung dieser Denkmalgattung in der Region Wie als Schuler fuhr er zur Aufnahme dieser Denkmale oder zur Quellenforschung in Archiven oft mit dem Fahrrad oder mit offentlichen Verkehrsmitteln Priese besass eines der umfangreichsten Archive zu diesem Thema das Fotografien Zeichnungen sowie Schriftliche Unterlagen enthielt Auch hier publizierte er verschiedentlich seine Forschungsergebnisse 5 Schriften BearbeitenDas meroitische Sprachmaterial in den agyptischen Inschriften des Reiches von Kusch Berlin 1965 maschinenschriftliche Dissertationsschrift Studien zur Topographie des athiopischen Niltales im Altertum und zur meroitischen Sprache Berlin 1971 maschinenschriftliche Habilitationsschrift Dissertation B Die Opferkammer des Merib Agyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin 1984 Das Agyptische Museum Wegleitung Agyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin 1989 mit Liane Jakob Rost Evelyn Klengel Brandt Joachim Marzahn Ralf Bernhard Wartke Max Kunze Arne Effenberger Pergamon und Bodemuseum auch Sonderhefte zur Antiken Welt von Zabern Mainz 1990 ISBN 3 8053 1289 X Museumsausgabe ISBN 3 8053 1186 9 Buchhandelsausgabe Alternativtitel Antike Welt auf der Berliner Museumsinsel Priese verfasste die Teile zum Agyptischen Museum Herausgeber Agyptisches Museum von Zabern Mainz 1991 ISBN 3 8053 1184 2 Buchhandelsausgabe ISBN 3 8053 1230 X Museumsausgabe Das Gold von Meroe von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1480 9 englische Ausgabe The Gold of Meroe von Zabern Mainz 1993 ISBN 0 87099 684 3 Literatur BearbeitenCaris Beatrice Arnst Hrsg Begegnungen antike Kulturen im Niltal Festgabe fur Erika Endesfelder Karl Heinz Priese Walter Friedrich Reineke und Steffen Wenig Wodtke amp Stegbauer Leipzig 2001 ISBN 3 934374 02 6 Klaus Finneiser Jana Helmbold Doye Herausgeber Der andere Blick Forscherlust und Wissensdrang Museumsgabe zum 80 Geburtstag von Karl Heinz Priese EB Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 86893 192 1 Klaus Finneiser Jana Helmbold Doye Friederike Seyfried Sortieren revidieren ordnen Arbeit hinter den Kulissen Nachruf auf Prof Dr Karl Heinz Priese 25 Juni 1935 27 Januar 2017 In aMun Magazin fur Freunde agyptischer Museen und Sammlungen Heft 54 2017 digital Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Heinz Priese im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachruf von Anne Schafer Junker in Berliner Woche vom 6 Februar 2017 Das Haus der ewigen Dauer dem Agyptologen Karl Heinz Priese zum Gedenken Nachruf von Friederike Seyfried Trauer um einen grossen Agyptologen und Museumsmacher auf Stiftung Preussischer Kulturbesitz News vom 31 Januar 2017Belege Bearbeiten siehe Mitarbeiterverzeichnisse des Jahrbuches Forschungen und Berichte der Staatlichen Museen der entsprechenden Jahre Karl Heinz Priese 1935 2017 In Der Antike Sudan Mitteilungen der Sudanarchaologischen Gesellschaft zu Berlin MittSAG Band 28 2017 S 125 128 dazu Henning Wrede Archaologie Wiederaufbau marxistische Neudefinition und Kampf um das Uberleben Neukonstitution In Selbstbehauptung einer Vision Geschichte der Universitat Unter den Linden 1810 2010 Praxis ihrer Disziplinen Band 6 S 409 424 insbesondere S 419 zur Bedeutung Prieses insbesondere fur die Meroitistik siehe Francis Breyer Einfuhrung in die Meroitistik Einfuhrungen und Quellentexte zur Agyptologie Band 8 LIT Munster Berlin 2014 ISBN 978 3 643 12805 8 an verschiedenen Stellen so zuletzt mit einem Beitrag in Leonhard Helten Herausgeber Der Havelberger Dombau und seine Ausstrahlung Lukas Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86732 120 4 Direktoren des Agyptischen Museums Berlin Giuseppe Passalacqua 1828 1865 Karl Richard Lepsius 1855 1865 1884 Adolf Erman 1885 1914 Heinrich Schafer 1914 1935 Rudolf Anthes komm 1935 1939 Gunther Roeder 1940 1945 Rudolf Anthes 1945 1950 Ost Berliner Sammlung Siegfried Morenz 1952 1958 Wolfgang Muller 1960 1987 Karl Heinz Priese 1988 2000 West Berliner Sammlung Adolf Greifenhagen komm 1958 1962 Werner Kaiser 1962 1967 Jurgen Settgast 1968 1988 Dietrich Wildung 1989 2000 Wiedervereinte Sammlung Dietrich Wildung 2000 2009 Friederike Seyfried seit 2009 Normdaten Person GND 123103649 lobid OGND AKS LCCN n88651566 VIAF 69827188 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Priese Karl HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher AgyptologeGEBURTSDATUM 25 Juni 1935GEBURTSORT ZiesarSTERBEDATUM 27 Januar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Heinz Priese amp oldid 239097178