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Die Masinko auch masinqo masenqo messenqo massaneqo ist eine einsaitige Kastenspiesslaute in Athiopien Das einzige traditionelle Streichinstrument des Landes wird meist von professionellen Balladensangern Azmaris zur Unterhaltung gespielt Azmari Unterhalter in einem Tej bet Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Diskografie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenDie in Nordafrika weit verbreiteten Spiesslauten werden in drei Gruppen unterteilt deren Bauform auf eine unterschiedliche Herkunft verweisen Bei Spiesslauten geht der lange gerade aus einem Holzstab bestehende Hals durch den Korpus hindurch und ragt an der gegenuberliegenden Seite ein kurzes Stuck hinaus In Westafrika sind Binnenspiesslauten mit schalenformigen Resonanzkorpern verbreitet Hierzu zahlen die Zupflauten ngoni in Mali und ihre Verwandten in der Sahara die tidinit in Mauretanien und die tahardent ihr Gegenstuck bei den Tuareg sowie die einsaitige Fiedel imzad der Tuareg und die goge dasselbe von den Hausa gespielte Instrument Sie gelangten fruh aus Agypten in den Maghreb wurden dort von den arabischen Eroberern aufgegriffen und mit der Islamisierung ab dem 11 Jahrhundert nach Suden in die westliche Sudanregion gebracht In Ostafrika sind seit dem Ende des 19 Jahrhunderts einige Rohrenspiessgeigen vom Typ der ugandischen endingidi verbreitet deren Ursprung in China vermutet wird Die dritte seltenere Gruppe sind die Kastenspiesslauten deren rechteckiger Korpus aus vier zu einem Rahmen zusammengefugten Brettern besteht Am bekanntesten ist die dreisaitige marokkanische Zupflaute gimbri Von den fruher auch nordlich der Sahara verbreiteten einsaitigen Spiessgeigen ist praktisch nur noch der selten gespielte ribab der marokkanischen Schloh Berber mit einem kleinen kastenformigen Resonanzkorper ubriggeblieben 1 Der Ursprung der einsaitigen kastenformigen Spiessgeigen wird in der von den arabischen Beduinen gespielten Poetenfiedel rababah gesehen Wie der Beiname ausdruckt ist dieses beidseitig mit Tierhaut bespannte Instrument Bestandteil alter regionaler Erzahltraditionen und wurde fruher hauptsachlich von den Sulubba Sulaib Sleb einem verachteten Stamm von Schmieden Kesselflickern und Eselzuchtern gespielt In Variationen des Wortes rabab sind zahlreiche weitere Saiteninstrumente von Marokko bis Sudostasien rebab bekannt 2 Das Verbreitungsgebiet der masinko entspricht etwa dem der athiopischen endgeblasenen Flote waschint mit vier Grifflochern Dass in Westafrika bei den Tuareg eine nahezu identische Flote vorkommt erhartet den Zusammenhang zwischen der masinko und der dortigen Fiedel imzad 3 Die Tradition der von einer masinko begleiteten Azmari Lieder lasst sich ab dem 16 Jahrhundert in schriftlichen Quellen nachweisen 4 Eine masinko ist in einer athiopischen Handschrift vom Anfang des 18 Jahrhunderts abgebildet Der schottische Reisende James Bruce sah 1774 in Athiopien dass Muslime die masinko spielten und attestierte ihr eine arabische Herkunft 5 Bauform Bearbeiten nbsp Rababah Kastenformiges Streichinstrument der Beduinen Transjordanien in den 1940er Jahren Vorbild fur die masinkoDie beduinische rababah besitzt einen quadratischen Korpus der rechtwinklig in Seitenmitte vom holzernen Halsstab durchdrungen wird Bei der masinko verlauft der Hals diagonal durch Bohrungen in gegenuberliegenden Ecken des quadratischen oder rautenformigen Korpus Wahrend beim marokkanischen ribab der Wirbel schrag durch das Halsende gesteckt ist sodass die Saite asymmetrisch auf einer Seite zum Steg fuhrt ragt der lange Wirbel bei rababa und masinko rechtwinklig nach vorn Die einzige Rosshaarsaite verlauft mit uber zehn Zentimetern Abstand zum Hals vom Wirbel bis uber den Steg Direkt dahinter wird sie entsprechend den westafrikanischen Schalenlauten vom ngoni Typ an eine Schnur oder Lederschlinge geknotet die wiederum am Halsspiess der an der unteren Korpusecke etwas herausragt befestigt ist Anstelle von Decke und Boden aus festem Material ist der Korpusrahmen beidseitig mit ungegerbter Kuh oder Ziegenhaut uberzogen Eine seitlich umlaufende Naht verbindet die Hautstucke Als Steg dient ein V formiger verholzter Zweig der in zwei Positionen mit unterschiedlichem Klangresultat aufgestellt werden kann Ruht der Steg mit einem der beiden Beine auf dem ausseren Holzrahmen erfolgt die Schwingungsubertragung von der Saite nur uber das andere Bein auf die Hautmembran was einen sauberen Ton ergibt Dagegen erzeugt ein mittig auf die Membran und leicht schrag aufgestellter Steg einen weniger klaren Ton Fur den Korpusrahmen eignen sich neben selbst gefertigtem Bauholz auch Bretter von Ubersee Verpackungskisten oder Einwegpaletten Die Holzbearbeitung geschieht erst grob mit dem Beil dann mit Glasscherben als Schaber schliesslich zur Glattung mit Schleifpapier Um die frische Tierhaut zu reinigen wird sie zunachst in kochendes Wasser eingelegt dann zusammengerollt mit einem Tuch umwickelt und in luftdichtes Material eingepackt Nach vier bis sieben Tagen ist das Fell genugend aufgeweicht sodass es in warmem Wasser abgeschabt werden kann Die feucht aufgezogene Haut spannt sich beim Trocknen von selbst und erreicht dadurch die notwendige Festigkeit Der 35 bis 40 Zentimeter lange Streichbogen degan besteht aus einem Aststuck das uber dem Feuer erhitzt und an den Enden mit einer Schnur zum gewunschten Halbkreis gespannt wird Nach einer Woche Trocknung ist die Form ausreichend stabilisiert der Ast wird auf das erforderliche Langenmass gekurzt und mit einem Buschel aus etwa 130 Pferdehaaren bezogen Um die Reibung zu erhohen streicht der Spieler die Bogenhaare mit Weihrauchharz ein Es gibt regional unterschiedliche Korpusgrossen Bei den Tigray im Norden ist er etwa doppelt so gross wie bei den Oromos im Suden wahrend die Amharen ein mittelgrosses Instrument bauen Die Oromo verwenden sowohl fur die masinko als auch fur die Schalenleier krar den Begriff timbo Spielweise Bearbeiten nbsp Masinko aus Addis Abeba Sammlung des Tropenmuseums Amsterdam vor 1961Der Spieler halt die masinko im Sitzen senkrecht zwischen den Knien den Hals an die linke Schulter gelehnt Im Stehen spielende Azmaris tragen das Instrument an einem diagonal uber die Schulter hangenden Gurt In beiden Positionen ragt das untere Ende des Wirbels in die linke Achselhohle Mit der linken Handinnenflache am Hals beruhren sie die Saite mit gestreckten Fingern leicht von der Seite Es gibt kein Griffbrett um die Saite niederzudrucken Die mit schnellen Bogenbewegungen gestrichene masinko verfugt uber einen warmen vollen Klang und kann mit erstaunlicher Virtuositat gespielt werden Bei Instrumentalstucken wird die Grundmelodie reich ornamentiert als Begleitinstrument folgt die masinko ungefahr der Gesangsstimme Azmaris waren fruher den Adligen zu Diensten Heute tragen sie Preis und Schmahlieder entweder als Alleinunterhalter oder mit einer Sangerin in Tej bets vor einfachen Gaststatten in denen der Honigwein Tej ausgeschenkt wird Im Duo beginnt die Frau mit dem Gesang darauf folgt der Mann bis beide gemeinsam singen Die Sangerin schuttelt ihre Schultern im Eskista dem traditionellen Tanz der Amharen Frauen allein treten nicht musizierend auf Die wandernden Balladensanger verfugen uber ein Repertoire mit mythologisch uberhohten Erzahlungen aus der Vergangenheit alten Kampfliedern und Alltagsgeschichten Fur ihre Auftraggeber bei Hochzeiten und anderen Familienfeiern dichten sie Preislieder und kommentieren das Tagesgeschehen der improvisierte Spott der Azmaris kann sich gegen die Politik im Allgemeinen oder gegen Anwesende im Saal richten besonders wenn diese es versaumen rechtzeitig einen kleinen Geldschein zuzustecken Bei religiosen Feierlichkeiten mischen sich Azmaris unter die Menschenmenge um mit christlichen Lobliedern und masinko Spiel etwas Kleingeld zu verdienen Trotz ihrer wichtigen kulturellen Funktion haben Azmaris traditionell einen niedrigen gesellschaftlichen Status Einer der bekanntesten masinko spielenden Azmaris ist Chalachew Ashenafi Im Hochland von Athiopien kommen vier pentatonische Tonskalen Modi in Athiopien kinit vor die zugleich fur eine bestimmte Liedgattung stehen Eine davon anchihoy ist der Musik der Athiopisch Orthodoxen Kirche vorbehalten die nicht auf der masinko gespielt wird Bei den Azmaris am beliebtesten ist die Skala tizita die fur Nostalgie Gefuhl Erinnerung und Sehnsucht steht und auch die melodische Basis eines embilta Flotenensembles bildet Azmaris machten tizita durch den von masinko oder krar begleiteten Gesang popular Die wehmutig klingenden Melodien bilden den Grundstock fur die in den 1960er Jahren entwickelte athiopische Jazzmusik Auch die klassische Skala ambassel und die mit ihr verwandte Skala batti konnen auf der masinko gespielt werden Eine der beiden Varianten des ambassel entspricht dem mixolydischen Modus Daneben sind der dorische und phrygische Modus gelaufig Die Saiteninstrumente werden entsprechend der jeweiligen Skala kinit gestimmt 6 Neben der Barden Musik der Azmaris existieren Orchester in denen die masinko in der weltlichen Unterhaltungsmusik mit anderen traditionellen Melodieinstrumenten und Trommeln zusammenspielt Eine typische Besetzung besteht aus zwei masinko einer krar und ein bis drei Bambuslangsfloten waschint Die doppelfelligen mit den Handen geschlagenen Trommeln kebero und atamo spielen allgemein nur eine untergeordnete Rolle Diskografie BearbeitenOrchestra Ethiopia Ethiopiques 23 Buda Musique Paris Traditionelle Musik aus Athiopien Alemayehu Fantaye masinko krar beganna Gesang Yohannes Afework washint Acustic Music Records Osnabruck 1994Literatur BearbeitenRonald Lah Timkehet Teffera Masenqo In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 410 Timkehet Teffera The Masinqo Its Meaning Role and its Multi Functionality in Song and Dance In Gisa Jahnichen Hrsg Studia Instrumentorum Musicae Popularis IV New Series 2016 S 295 316 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Museum fur Volkerkunde Berlin 1984 S 128 131Weblinks BearbeitenMusical Instrument Masenqo Museum of Natural and Cultural History Abbildung Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Wegner 1984 S 131 Anthony Baines The Oxford Companion to Musical Instruments Oxford University Press Oxford 1992 S 277 Roger Blench The Morphology and Distribution of Sub Saharan Musical Instruments of North African Middle Eastern and Asian Origin PDF 463 kB In Laurence Picken Hrsg Musica Asiatica Band 4 Cambridge University Press Cambridge 1984 S 171 ISBN 978 0521278379 Timkehet Teffera 2016 S 298 Ronald Lah Timkehet Teffera 2014 S 410 Timothy Johnson Music Theory Ethiopian Music FSU World Music Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Masinko amp oldid 221089654