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Die Kamantsche oder Kamangah persisch کمانچه Kamantsche DMG kamance aserbaidschanisch kamanca auch kamantscha kamantscheh kemantscheh englische Umschriften kamancha kamanche h oder kamanca aus kaman Bogen und der Verkleinerungsform tscha bzw tsche h also Bogchen ist eine Stachelgeige in der iranischen und aserbaidschanischen Musik Das Wortumfeld kamantsche bezeichnet ahnliche Stachelgeigen von Georgien Armenien uber das iranische Hochland bis Afghanistan Kamantschespielerin Ausschnitt aus einer Wandmalerei der Kadscharenzeit mit Fath Ali Schah der von Musikerinnen und Tanzerinnen umgeben ist Gemalt von Abuʾl Qasim datiert 1816 1 Inhaltsverzeichnis 1 Unterscheidung 2 Bauform und Spielweise 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseUnterscheidung BearbeitenDer kamantsche entspricht im westlichen Zentralasien ein Typ der ghichak eine Stachelfidel mit einem einfachen runden Resonanzkorper und einem langen dunnen Hals Hierzu gehoren auch die im Nahen Osten verbreitete rabab und die kabak kemane in der Turkei Der andere mit der kamantsche nicht verwandte ghichak Typ mit einem gedrungenen zweigeteilten Korpus ahnelt der afghanischen rubab und der indischen sarinda Die kamantsche ist sprachverwandt aber nicht bauahnlich mit der turkischen Streichlaute kemence und der im indischen Bundesstaat Rajasthan gespielten kamaica Zwischen dem Mittelmeerraum und Nordindien werden mit unterschiedlichen Schreibweisen des Wortstammes kaman verschiedene gestrichene Langhalslauten oder Kurzhalslauten verstanden Bauform und Spielweise Bearbeiten nbsp Kamantsche Spieler in AserbaidschanDie Entwicklung der kamantsche lasst sich uber turkische Streichinstrumente wie die rabab von der byzantinischen lyra herleiten Der Korpus ist relativ klein rundbauchig und aus Hartholz Walnuss oder Maulbeerbaumholz gefertigt Die kreisrunde Offnung an der Decke ist mit Fischhaut bespannt was fur die feine und warme manchmal einer sul ponticello gespielten Violine ahnliche 2 Klangfarbe sorgt Vier Stahlsaiten im Gegensatz zur alteren von Derwischen gespielten rabab mit aus Haar hergestellten Saiten 3 laufen uber einen flachen Steg und ein schmales bundloses Griffbrett zu den paarweise gegenuber liegenden Wirbeln Die vierte Saite kam vermutlich erst Anfang des 20 Jahrhunderts nach Bekanntschaft mit der europaischen Geige hinzu Die Saiten sind in Quarten oder Quinten gestimmt Fruher wurde das Instrument wie alle Stachelgeigen auf dem Boden sitzend gespielt und senkrecht vor den Korper gehalten Heute sitzt der Musiker auf einem Stuhl und setzt den Stachel ausserhalb des linken Knies auf die Ecke des Stuhls oder mit einer Auflageplatte oberhalb des Knies auf den Oberschenkel auf Der Tonumfang entspricht mit ungefahr drei Oktaven etwa dem einer Geige Die Pferdehaare des Bogens werden wahrend des Spiels je nach gewunschtem Klang mehr oder weniger mit den Fingern gespannt Eine kamantsche gehort zu praktisch jedem Orchester der iranischen Musik Klassische Kompositionen deren Melodien radif sich innerhalb eines Dastgah einer modalen Tonfolge die mit dem indischen Raga oder dem aserbaidschanischen Mugham vergleichbar ist entfalten werden ausser mit der kamantsche als weiteren Hauptinstrumenten mit der gezupften Langhalslaute tar der Kastenzither santur der Langsflote nay sowie Perkussionsinstrumenten aufgefuhrt Die afghanische Musik der grossen Stadte war bis Anfang des 20 Jahrhunderts stark von der iranischen klassischen Musik beeinflusst weshalb auch dort einige iranische Musikinstrumente einschliesslich der kamantsche anzutreffen sind Im Norden ist dagegen die mit der zentralasiatischen dombra verwandte zweisaitige dambura vorherrschend Der in Lahore geborene und Persisch schreibende Dichter Masʿud Saʿd Salman 1046 um 1121 erwahnt als Unterhaltungsmusikinstrumente die Zupflaute rabab die kamanca die Winkelharfe cang die gezupfte Kurzhalslaute barbat und die Langsflote nay Aus der persischen Miniaturmalerei und von ihrem grossten Vertreter Behzad 1460 1535 sind zahlreiche Hofmusikszenen in denen eine Spiessgeige abgebildet ist uberliefert Die kamantsche war vom 19 Jahrhundert bis Anfang des 20 Jahrhunderts auch in der orientalisch beeinflussten Musik der georgischen Hauptstadt Tiflis bekannt Dort spielten sie Epensanger aschugi alternativ zur saz und zur georgischen Zupflaute tschonguri zusammen mit der Rahmentrommel daira 4 Bekannte Kamantsche Musiker waren bzw sind Musa Kalimi Musiker am Hof von Naser ad Din Schah 5 Choschnavaz um 1850 Musa Kaschi sein Schuler Baqer Chan Isma il Chan und sein Sohn Isma il Zadeh Rokneddin Mokhtari Rokneddin Khan 1887 1971 6 der einen um 1950 eingefuhrten neuen Stil reprasentierende Ali Asghar Bahari 1905 1995 7 der iranische Kurde Ardeshir Kamkar 1962 Mitglied der Gruppe Kamkars Kayhan Kalhor 1963 8 ebenfalls Kurde Saeed Farajpouri 1961 Student von Hossein Alizadeh und Mitglied in dessen Orchester und Rahmatollah Badi i 1936 9 der als Geigenspieler und Konzertmeister bekannt wurde Der iranische Komponist Hossein Alizadeh 1951 in Teheran brachte 2006 in der New Yorker Carnegie Hall die Komposition New Work for Kemancheh and String Quartett zur Urauffuhrung Literatur BearbeitenJohn Baily Music of Afghanistan Professional Musicians in the City of Herat Cambridge University Press Cambridge 1988 S 14 und 18 f Stephen Blum Kamanca In Encyclopaedia Iranica 20 April 2012 Jean During La Musique iranienne Tradition et evolution Edition Recherche sur les Civilisations Paris 1984 S 75 81 Jean During Zia Mirabdolbaghi Dariush Safvat The Art of Persian Music Mage Publishers Washington DC 1991 ISBN 0 934211 22 1 S 44 und 110 117 Jurgen Elsner Kamance 1996 In MGG Online November 2016 Nasser Kanani Traditionelle persische Kunstmusik Geschichte Musikinstrumente Struktur Ausfuhrung Charakteristika 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gardoon Verlag Berlin 2012 S 166 169 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kamantsche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Parham Nassehpoor Kamanche Beschreibung und Klangbeispiele englisch Mehdi Oloumo Kamanche the Bowed String Instrument of the Orient In International Journal of Arts and Commerce Bd 4 Nr 1 Januar 2015 S 92 101 Ostad Ali Asghar Bahari Youtube Video Kamantsche und Bechertrommel tombak Aufnahme in Schiraz um 1972 Silkroad Kayan Kalhor Youtube Video Kayhan Kalhor ein Mitglied des Silkroad Ensembles spricht uber die kamantsche Einzelnachweise Bearbeiten Jonathan M Bloom Sheila S Blair Hrsg The Grove Encyclopedia of Islamic Art and Architecture Band 1 Oxford University Press Oxford 2009 S 8 Nasser Kanani Die persische Kunstmusik Geschichte Instrumente Struktur Ausfuhrung Charakteristika Mussighi e assil e irani Forderkreis der Freunde Iranischer Kunst und Traditioneller Musik Berlin 1978 S 21 Jean During Zia Mirabdolbagh 1991 S 110 Ilyas Ustunyer Tradition of the Ashugh Poetry and Ashughs in Georgia In IBSU Scientific Journal 3 1 2009 S 137 149 hier S 144 Jean During Zia Mirabdolbaghi 1991 S 160 Herausgebertext zu Arshad Tahmasbi Works by Rokneddin Khan Ali Asghar Bahari A very great Master of Radif and Kamancheh Iran Chamber Society Kayhan Kalhor eigene Webseite Biography of Rahmatollah Badiyi Parisa BadiyiImmaterielles Kulturerbe Aserbaidschans Reprasentative Liste Mugham 2003 Ashiqs Kunst 2009 Teppich Webkunst 2010 Herstellung und Spielkunst der Tar 2012 Kunst und Symbolik von Kelaghayi 2014 Kupferschmiedekunst in Lahij 2015 Nouruz 2016 Backen und Teilen von Fladenbrot Lavash Katyrma Jupka Yufka 2016 Bauen und Spielen der Kamantsche 2017 Herstellungs und Teilen Tradition von Dolma 2017 Dringend erhaltungsbedurftig Chovkan 2014 Immaterielles Kulturerbe des Irans Reprasentative Liste Radif 2009 Musik der Bakhshis von Chorasan 2010 Traditionelle Teppich Webkunst in Fars 2010 Traditionelle Teppich Webkunst in Kaschan 2010 Ta zieh 2010 Pahlevani und Zurkhaneh Rituale 2010 Qalisuyan Rituale in Mashad e Ardehal 2012 Nouruz 2016 Backen und Teilen von Fladenbrot Lavash Katyrma Jupka Yufka 2016 Bauen und Spielen der Kamantsche 2017 Chogan 2017 Dringend erhaltungsbedurftig Bau und Segeln von iranischen Lenj Booten 2011 Naqqali Tradition der dramatischen Geschichtserzahlung 2011 Normdaten Sachbegriff GND 4349344 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kamantsche amp oldid 228246810