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Fusion auch Jazzrock oder Rockjazz genannt ist ein Musikstil der sich seit Beginn der 1960er Jahre ausbildete und in dem sich die Raffinesse des Jazz mit der rhythmischen Intensitat des Funk und der Kraft der Rockmusik verbindet Fusion war in den 1970er Jahren popular Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Verschmelzung von Rock und Jazz 1 2 Weitere Entwicklung 2 Bedeutung 3 Protagonisten 4 Bekannte Fusion Alben 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVerschmelzung von Rock und Jazz Bearbeiten Die Geschichte des Fusion Jazz begann 1962 in New York City mit der Gruppe Jeremy and the Satyrs die sich um den Jazz Flotisten Jeremy Steig formierte Der Stellenwert dieser Band ist allerdings im Nachhinein schwer einzuschatzen da die Musik der Band die regelmassig im Cafe A Go Go auftrat erst 1968 auf Platte dokumentiert wurde 1965 begann Blues Project Elemente des Folk Rock des Bluesrock und des Jazz miteinander zu verbinden Die Gruppe spielte bereits mit Orgel elektrischer Gitarre Bassgitarre und arbeitete nach Rockmanier mit Vokalisten Ebenfalls 1965 grundeten Larry Coryell und Jim Pepper das Quintett Free Spirits Diese Gruppe war psychedelisch orientiert aber auch fur Old Time Music offen An der Westkuste experimentierten Musiker im Umfeld von John Handy zwischen 1965 und 1967 mit Rockelementen ausserdem wurden elektrisch verstarkte Instrumente Gitarre Violine benutzt In der Nachfolge entstanden einerseits Gruppen um den Gitarristen Jerry Hahn andererseits um den Geiger Michael White und den neuseelandischen Keyboarder Mike Nock The Fourth Way Seit 1967 anderte sich die Programmgestaltung von amerikanischen Musikfestivals angefangen mit dem Monterey Pop Festival auf dem Charles Lloyd enthusiastisch gefeiert wurde Andererseits erklarten Jazzkritiker wie Dan Morgenstern dass die Rockmusik nunmehr erwachsen sei und daher kunftig in Fachmagazinen wie dem Down Beat berucksichtigt wurde Auf den grossen Jazzfestivals wurden nun auch Acts aus dem Rockbereich prasentiert 1 In Europa lasst sich ein ahnlicher Trend ausmachen So traten auf den Berliner Jazztagen eine Free Rock Group um Barney Wilen und Joachim Kuhn Julie Driscoll Brian Auger oder Burnin Red Ivanhoe auf 2 In Europa gab es fruh und zum Teil unabhangig von der Entwicklung in den USA eine Jazzrock Bewegung die zunachst relativ unbeachtet blieb und der kein grosser kommerzieller Erfolg beschieden war Hier ist zunachst The Graham Bond Organization zu nennen in der das Mellotron eingefuhrt die Hammond Orgel zusatzlich verstarkt und der Bassgitarre auch melodische Funktionen zugewiesen wurden Aus dieser Gruppe kamen mit John McLaughlin und Jack Bruce zwei Musiker die ebenso wie ihr Landsmann Dave Holland spater auch in den USA zur Entwicklung des Rockjazz beitrugen Der Dave Pike Set hat in Mitteleuropa seit 1968 die Fusion von Rock und Jazzmusik befordert Ausloser fur die Anerkennung dieser musikalischen Stromung durch die Musikindustrie waren jedoch die Miles Davis Platten In a Silent Way und vor allem Bitches Brew an denen Joe Zawinul wesentlichen Anteil hatte Hatte sich der Jazz bis dahin fast ausschliesslich akustischer Instrumente bedient wurden nun auch viele elektrische Instrumente wie die E Gitarre das E Piano die E Violine und Synthesizer eingesetzt Der Jazz Trompeter Miles Davis verfremdete beispielsweise sein Trompetenspiel in Dark Magus 1974 mit Effektgeraten fur E Gitarren Das Schlagzeug beschrankt sich nicht nur auf seine ubliche Rolle den Takt schlagen zu mussen sondern wird zu einem vollwertigen Soloinstrument Beim Rockjazz sind alle Musiker weitgehend gleichberechtigt Polyphonie Obwohl zwar auch hier den Solisten Gitarre Keyboard Blaser eine tragende Rolle zugestanden wird so sind dennoch Bassist und Schlagzeuger ahnlich wie sich dies seit Bill Evans im Jazz zunehmend durchsetzte keine Begleitmusiker mehr sondern erhalten genugend Freiraum fur sich und ihr Instrument In den 1970ern wurde von dem jazzbasierten Rockjazz der damals der Rockmusik zugerechnete Jazzrock unterschieden bei dem Bassist und Schlagzeuger uberwiegend Begleitfunktion hatten und sich in ihrem Spiel starker am Idiom des Rock orientierten Seit 1968 entstanden teilweise initiiert durch Al Kooper und andere Musiker des Blues Project Brass Rock Bands die zu einer konventionellen Rockbesetzung Blaser hinzufugten Am bekanntesten wurden die Gruppen Blood Sweat amp Tears Chicago The Flock Dreams und etwas spater Chase Aus Europa ist mit einem etwas anderen Konzept Colosseum zu nennen Am Beispiel von Soft Machine wird deutlich dass es weitere Fusiongruppen gab die sich weder dem Rockjazz noch dem Jazzrock eindeutig zurechnen lassen nbsp Return to Forever 1976 Die erste kreative Phase der musikalischen Fusion liegt in der ersten Halfte der 1970er Jahre Die Alben von Miles Davis Herbie Hancock John McLaughlin und der Gruppen Weather Report Chick Coreas Return to Forever und der britischen Band Nucleus um Ian Carr gelten als Klassiker dieser Zeit Einige Fusionmusiker hatten fur den Jazz aussergewohnlich grosse kommerzielle Erfolge Das Album Head Hunters von Herbie Hancock verkaufte sich millionenfach auch John McLaughlin und vor allem Weather Report erreichten ein grosses Publikum Weitere Entwicklung Bearbeiten Um 1975 war der Jazzfunk als eine neben Rockjazz und Jazzrock weitere Untergattung des Fusions Stils anerkannt Hier war angetrieben durch Schlagzeuger wie Jack DeJohnette Alphonse Mouzon Billy Cobham sowie etwas spater Ronald Shannon Jackson eine fast naiv klingende Musik entstanden die trotz komplizierter Metren und Taktwechsel tanzbar war und zugleich instrumentale Improvisation erforderte Gegen Ende der 1990er Jahre bezogen sich Musiker wie Dave Douglas oder Medeski Martin amp Wood wieder deutlich auf die Wurzeln der Fusion Bedeutung BearbeitenDie Fusion aus Jazz Rock Funk sowie weiteren Genres ist im Ruckblick eine historische Stilrichtung die die weitere Entwicklung des Jazz stark beeinflusste Sie begeisterte in den 1970er Jahren ein grosses Publikum fur diese Musik und offnete zusatzlich Jazzmusikern neue Auffuhrungsorte Die Fusion formte den Stil einer ganzen Generation auch von Musikern selbst wenn diese spater zum Teil nicht mehr in ihr aktiv wurden Viele Musiker die sich spater wieder akustisch gespielter Musik zuwendeten hielten am Fusionkonzept fest und machen wie beispielsweise Roberto di Gioia oder Eddie Gomez bis heute gekonnt arrangierte unterhaltende Musik von sehr hoher Komplexitat Da sich in der Fusionmusik die Musiker aus allen moglichen Stilen und Genres bedienten verweisen Musikwissenschaftler wie Scott DeVeaux oder Steven Pond darauf dass der Begriff der Fusion weit angemessener ist als Jazz Rock statt einen scheinbaren Dualismus der Genres Rock und Jazz zu betonen wird ein Begriff gewahlt der das Moment des Ekklektischen des Hybriden des Pluralistischen starker in den Vordergrund stellt und damit der historischen Entwicklung gerechter wird 1 Die Fusion hatte insgesamt grosse musikalische Erfolge Sie war ausserdem die Voraussetzung fur eine Weiterentwicklung in den Musikgattungen Rock Funk und Jazz Aufgrund der technischen Perfektion vieler beteiligter Musiker die aus dem Jazzbereich stammten hielt eine neue Professionalitat Einzug in die Funk und Rockmusik Es wurden immer mehr Musiker in dieser neuen Musikrichtung aktiv die eine grundlegende Ausbildung im Jazz hinter sich hatten und so beispielsweise auch als Schlagzeuger sowohl swingende Jazz als auch treibende Rockrhythmen zu spielen als Saxophonisten virtuos freie Soli und soulhaltige Riffs zu blasen oder als Gitarristen larmende Sounds und harmonische Jazzakkorde zu setzen Protagonisten BearbeitenNeben den genannten Musikern waren wichtige Gruppen Chick Coreas Return To Forever John McLaughlins Mahavishnu Orchestra und Joe Zawinuls Weather Report Die Grunder aller dieser stilpragenden Gruppen wirkten am auslosenden Album Bitches Brew von Miles Davis mit Auch europaische Musiker wie Jean Luc Ponty Volker Kriegel Inside Missing Link mit Albert Mangelsdorff Wolfgang Dauner Etcetera Ian Carr Nucleus Joachim Kuhn Dieter Seelow und Pierre Courbois Association P C Jasper van t Hof Pork Pie Pekka Pohjola Zbigniew Namyslowski oder Allan Holdsworth legten Alben von uberragender Energie Qualitat und Kreativitat vor die ebenso wie die Fusion Alben von Frank Zappa Hot Rats 1969 Waka Jawaka 1972 und The Grand Wazoo 1972 zum Teil vollig unabhangig vom Fusionkonzept eines Miles Davis sind Unter den Bassisten hat Stanley Clarke eine fuhrende Rolle bei der Entwicklung der Fusion eingenommen Nach den Anfangsjahren sind Gruppen wie Steps Ahead die Brecker Brothers oder die Bands von Pat Metheny oder David Sanborn dazugekommen Bekannte Fusion Alben BearbeitenThe Free Spirits Out of Sight and Sound ABC 1967 Tony Williams Emergency 1969 Frank Zappa Hot Rats 1969 Uncle Meat 1969 Waka Jawaka 1972 The Grand Wazoo 1972 Miles Davis In a Silent Way 1969 Bitches Brew 1970 Dark Magus 1974 Nucleus Elastic Rock Vertigo 1970 Keith Tippett Dedicated to You But You Weren t Listening 1970 Soft Machine Third 1970 Bundles 1975 Colosseum Colosseum Live 1971 Volker Kriegel Spectrum 1971 Brian Auger s Oblivion Express Closer To It 1973 Gong Gazeuse 1976 Weather Report Weather Report 1971 Heavy Weather 1976 Mahavishnu Orchestra The Inner Mounting Flame 1971 Birds of Fire 1973 Chick Corea Return to Forever 1972 Embryo We Keep On Brain 1972 Niagara S U B 1972 Herbie Hancock Crossings 1972 Head Hunters 1973 Billy Cobham Spectrum 1973 Zbigniew Namyslowski Winobranje 1973 Larry Coryell Introducing Eleventh House 1974 Robert Wyatt Rock Bottom 1974 Michal Urbaniak Fusion CBS 1974 The Crusaders Scratch MCA 1974 Patrice Rushen Prelusion Fantasy 1974 Klaus Doldinger s Passport Cross Collateral Atlantic 1975 Iguacu Atlantic 1977 Jean Luc Ponty Upon the Wings of Music Atlantic 1975 The Brecker Brothers The Brecker Brothers Arista 1975 Jan Hammer Jerry Goodman Like Children 1975 Alphonse Mouzon Mind Transplant 1975 Harvey Mason Marchin in the Street Arista 1975 Jeff Beck Blow by Blow 1975 Wired 1976 Stanley Clarke School Days 1976 Jaco Pastorius Jaco Pastorius 1976 Urszula Dudziak Urszula Arista 1976 John Handy amp Lee Ritenour Where Go the Boats Inak 1976 Ramsey Lewis Salongo CBS 1976 John Lee and Gerry Brown Still Can t Say Enough Blue Note 1976 The Headhunters Straight from the Gate Arista 1977 Al Di Meola Elegant Gypsy 1977 Lee Ritenour Captain Fingers Epic 1977 Lonnie Liston Smith Live RCA 1977 Grover Washington Live at the Bijou Motown 1977 Genesis A Trick of the Tail Charisma Records 1977 George Duke Reach for It CBS 1977 The Atlantic Family Live at Montreux Atlantic 1978 Carlos Santana The Swing of Delight CBS 1980 Pat Metheny und Lyle Mays As Falls Wichita so Falls Wichita Falls ECM 1981 Hiram Bullock From All Sides 1986 Mike Stern Jigsaw 1989 Bob James Grand Piano Canyon 1990 Dave Weckl Master Plan 1990 Michael Mainieri Wanderlust NYC 1992 Wayne Krantz Long to Be Loose 1993 Simon Phillips Symbiosis 1995 Screaming Headless Torsos Screaming Headless Torsos 1995 John Scofield A Go Go Verve 1998 Tribal Tech Thick Zebra 1999 Dean Brown Here 2000 Allan Holdsworth All Night Wrong Live in Japan 2002 Buckethead Population Override ION 2004 California Transit Authority CTA Full Circle 7us 2009 Panzerballett Tank Goodness 2012 Brand X Unorthodox Behaviour 1976 Antoine Fafard Chemical Reactions 2020 Snarky Puppy Empire Central 2022 Siehe auch BearbeitenInside Outside Improvisation Kategorie Fusion Band Kategorie Fusion MusikerLiteratur BearbeitenJulie Coryell Laura Friedman Jazz Rock Fusion The People the Music Dell New York NY 1978 ISBN 0 440 04187 2 Kevin Fellezs Birds of Fire Jazz Rock Funk and the Creation of Fusion Duke University Press Durham u a 2011 ISBN 978 0 8223 5047 7 Burghard Konig Hrsg Jazzrock Tendenzen einer modernen Musik rororo 7766 Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1983 ISBN 3 499 17766 8 Stuart Nicholson Jazz Rock A History Discography by Jon Newey Schirmer New York NY 1998 ISBN 0 02 864679 7 Einzelnachweise Bearbeiten a b Fabian Holt Not a Silent Way Populare Musik und Jazzmodernismus nach Elvis In Wolfram Knauer Hrsg Jazz Goes Pop Goes Jazz Der Jazz und sein gespaltenes Verhaltnis zur Popularmusik Darmstadter Beitrage zur Jazzforschung Band 9 Wolke Hofheim am Taunus 2006 S 61 73 Andrew Hurley Joachim Ernst Berendt Jazz U Musik Pop Jazz und die Ambivalenz In Wolfram Knauer Hrsg Jazz Goes Pop Goes Jazz Der Jazz und sein gespaltenes Verhaltnis zur Popularmusik Darmstadter Beitrage zur Jazzforschung Band 9 Wolke Hofheim am Taunus 2006 S 37 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fusion Musik amp oldid 237519065