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Freipfeifenprospekt ist ein Begriff aus dem Bereich Orgelbau fur einen in den 1950er Jahren voll entwickelten Orgeltypus bei dem die Orgelpfeifen nicht von einem Gehause umgeben oder durch Bauteile verblendet sind sondern frei stehen Orgel des Speyerer Doms mit einem Freipfeifenprospekt 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beispiele Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Orgelbau ist es ublich dem Werk ein schmuckendes Gehause den sogenannten Prospekt zu geben das einerseits den Wert des Instrumentes widerspiegelt und andererseits einen gewissen Schutz des Instrumentes gewahrleistet Der Aufbau des Gesamtgehauses spiegelte zudem haufig die Anordnung der einzelnen Teilwerke eines Instruments wider Ausserdem spielte die Klangabstrahlung in den vergangenen Epochen eine kalkulierte Rolle 1 In England wurde aus Kostengrunden in den 1840er Jahren auf eine schutzende Gehausedecke und ein gediegen geschreinertes Gehause verzichtet Es wurde nur noch eine freie flachenhafte Schauseite gestaltet die mit Holzelementen eine geringfugige Gliederung erhielt Auch diese gestalterischen Elemente verschwanden immer mehr und eine Gestaltung in Turmen und Feldern gruppiert mit reinen Schaupfeifen wurde Standardform der Orgel im viktorianischen England Dieser optische Einfluss pragte zunehmend den Orgelbau des ubrigen Europa Dort wurde zum Ende des 19 Jahrhunderts ebenfalls mit der uberlieferten Tradition gebrochen Die Gehauseidee trat auch dort immer mehr in den Hintergrund 1 Ab den 1950er Jahren verzichtete man vollig auf eine mogliche Gliederung und stellte eine flachenhafte Pfeifenfront als Freipfeifenprospekt nach symmetrischen Grundsatzen in den Vordergrund die zuweilen den Spottnahmen Gartenzaunprospekte erhielten Oft wurden diese teilweise sehr bizarren Freipfeifenprospekte von dem Architekten der Kirche entworfen und nicht mehr von dem beauftragten Orgelbauer Damit loste sich die optische Gestaltung endgultig vom Innenleben des Instrumentes Daher war aus technischen Moglichkeiten die klangliche Einbeziehung der Orgelfront manchmal gar nicht mehr moglich Es entstanden stumme Prospekte die nur der Optik dienten 1 Dagegen wurden aber auch Freipfeifenprospekte geschaffen die den Materialmix des Pfeifenmaterials Holz Kupfer des Innenlebens eines Instruments aussen widerspiegeln Zuweilen konnte eine regelrecht buhnenhafte Gestaltung der Orgelempore erreicht werden die den Raumbedarf der Orgel auf der Emporenflache aufzeigt und ihn noch mit dem Einbeziehen des Brustungbereichs uberhoht Mit der Ruckbesinnung auf den traditionellen Orgelbau ist der Freipfeifenprospekt heute seltener anzutreffen Zuweilen findet er noch Verwendung bei einer optisch sehr modernen und zeitlosen Orgelgestaltung Eine Sonderform des Freipfeifenprospektes wurde durch die Firma Klais ab den 1930er Jahren entwickelt Im Gegensatz zu herkommlichen Freipfeifenprospekten wird hierbei auf eine Pfeifenfassade vollstandig verzichtet und stattdessen die raumliche Anordnung aller Pfeifen der Orgel auf ihren Windladen als Gestaltungselement verwendet So stehen hier oft kleinste Register in erster Reihe wahrend die Grosse nach hinten zunimmt Ein haufiges Gestaltungsmerkmal sind auch Zungenstrausse meist aus geflammtem Kupfer welche wie Fontanen hinter anderen Pfeifenreihen hervorspriessen Auf diese Weise wird ein sehr plastischer Raumeindruck geschaffen der das Innenleben der Orgel vollstandig zeigt Weitere Firmen die vereinzelt Orgeln mit einem solchen Prospekt erbauten waren Anton Feith Paderborn Hugo Mayer Heusweiler sowie Michael Weise Plattling Beeindruckende Vertreter dieses Prospekttypes finden sich in der Herz Jesu Kirche Ludwigshafen und im Frankfurter Dom Beispiele Auswahl Bearbeiten nbsp Franz Liszt Musikakademie in Budapest 1907 nbsp St Peter und Paul in Lindenberg im Allgau 1934 nbsp Herz Jesu Kirche in Regensburg 1936 nbsp St Josef in Passau 1936 nbsp Kauffmann Orgel Stephansdom in Wien 1960 nbsp Alte Orgel Pfarrkirche St Mauritius in Mulheim Karlich 1973 nbsp Herz Jesu Kirche in Munchen 2004 nbsp Marienkirche in Neubrandenburg 2017 nbsp Eine scheinbar durchgehende geschwungene Pfeifenflache bildet zugleich angedeutete Rundturme Flachfelder und einen Spitzturm nbsp Klais typische Sonderform des Freipfeifen prospektes in der Herz Jesu Kirche Ludwigshafen 1932 nbsp Nahansicht der Klais typischen Prospektform in St Laurentius Erfurt nbsp Sonderform des Freipfeifenprospektes an der Mayer Orgel in Maybach nbsp Detailansicht in der Wendalinusbasilika in St Wendel 1934 Literatur BearbeitenHermann Fischer Theodor Wohnhaas Zur Asthetik der Freipfeifenprospekte In Aspekte der Orgelbewegung Merseburger Berlin Kassel 1995 S 183 218 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Freipfeifenprospekt Sammlung von Bildern Roland Eberlein Eine kleine Geschichte der Orgel II Die Entwicklung der ausseren Gestaltung der Orgel 7 Der Freipfeifenprospekt In Website der Walcker Stiftung Abgerufen am 23 Februar 2019 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Winfried Ellerhorst Handbuch der Orgelkunde Benzinger Einsiedeln 1936 S 638 640 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freipfeifenprospekt amp oldid 230525743