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Der Dom zu Halle ist das alteste noch vorhandene Kirchengebaude in der Altstadt von Halle Hier residierten die Erzbischofe von Magdeburg fur lange Zeit als Landesherren der Stadt Die Kirche von Kardinal Albrecht von Brandenburg sollte zusammen mit der nebenan erbauten Neuen Residenz Teil des einflussreichsten machtigsten und reprasentativsten Stifts nordlich der Alpen werden Der Dom befindet sich im Eigentum der Kulturstiftung Sachsen Anhalt Dom zu Halle 2009Der Dom von innen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Orgeln 3 1 Hauptorgel 3 2 Chororgel 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Werkstatt von Lucas Cranach d A Albrecht von Brandenburg 1543 Landesmuseum MainzDie Kirche war ursprunglich eine vom Bettelorden der Dominikaner 1271 gegrundete und um 1330 vollendete Klosterkirche mit dem Patrozinium Sankt Paul zum heiligen Kreuz Ihren Regeln gemass verzichteten die Monche bei ihrer schlichten dreischiffigen Hallenkirche auf Turm und Querhaus Ab etwa 1520 liess der Magdeburger Erzbischof Kardinal Albrecht von Brandenburg die Kirche durch die Bauhutte Bastian Binder 1 ausserlich umgestalten Giebelkranz vor dem Dach und schliesslich 1523 als Stiftskirche des Magdeburger Erzbistums neu weihen Seitdem wurde die Kirche zunachst nur im Volksmund Dom genannt Albrecht der um seinen Seelenfrieden im Himmel furchtete sammelte bis zu 20 000 Reliquien Dieser kostbare Schatz heute nicht mehr vorhanden wurde als sogenanntes Hallesches Heilthum bekannt und der damit mittelbar im Zusammenhang stehende Ablasshandel faktisch zum Ausloser der Reformation Eine heute kaum noch vorstellbare prachtige Ausstattung schufen ab 1523 unter anderen Matthias Grunewald Erasmus Mauritius Tafel Lukas Cranach d A Altare und Peter Schro steinerne Bildwerke Lucas Cranach der Altere und seine Werkstatt fertigten von 1519 bis 1525 16 Passionsaltare mit 140 Bildern wovon sich nur zwei Altare einzelne Flugel Modelle und Zeichnungen erhalten haben 2 3 Durch alle diese Veranderungen der alten Klosterkirche entstand ein Gesamtkunstwerk im Stile der Spatgotik und Fruhrenaissance Der rundgiebelige Dom war damals eines der bedeutendsten Sakralbauwerke in Mitteldeutschland und ein eigentumliches Werk der fruhen Sachsischen Renaissance Als Gegner Luthers sah sich Kardinal Albrecht 1541 gezwungen Halle und das Kernland der Reformation zu verlassen Die beweglichen Ausstattungsstucke liess er nach Aschaffenburg transportieren wo sie sich bis heute in der Staatsgalerie Aschaffenburg im Schloss Johannisburg befinden Seine weltlichen Nachfolger in der Regierung des ehemaligen Bistums nutzten die Kirche als Hof und Schlosskirche Der letzte dieser Administratoren Herzog August von Sachsen Weissenfels gab dem Dom ab Mitte des 17 Jahrhunderts mit Emporen und grossem Schaualtar ein fruhbarockes Aussehen Nach 1680 wies der Grosse Kurfurst Friedrich Wilhelm von Brandenburg das nun ihm gehorende Gotteshaus den Evangelisch Reformierten fur unbegrenzte Zeit als Gemeindekirche zu Bei ihnen war 1702 1703 der junge Georg Friedrich Handel als Organist auf ein Jahr zur Probe angestellt Im Dom wurde 1703 in einem Festgottesdienst die erste Abtissin des Freiweltlichen adeligen von Jena schen Frauleinstifts eingefuhrt das von Kanzler Gottfried von Jena mit koniglich preussischer Beurkundung 1702 gegrundet wurde Die Abtissinnen fanden in der Domkirche ihre letzte Ruhestatte und die anderen Stiftsdamen im Kreuzgang wenn sie im Jenastift gestorben waren 4 1851 ersetzte die Gemeinde die Orgel der Barockzeit durch ein neues Instrument der Firma Friedrich Wilhelm Waldner und August Ferdinand Waldner die Vater und Sohn seit 1847 erbaut hatten 1883 bis 1896 wurde der Innenraum in der damals ublichen Art einer Regotisierung erneuert 1957 bis 1959 nahm das Institut fur Denkmalpflege im Zeichen grosser Materialknappheit eine Renovierung von Aussenmauern und Innenraum vor 1996 begann die Domstiftung Sachsen Anhalt im Auftrag des Landes Kirche und angrenzende Gebaude von Grund auf zu sanieren Diese Arbeiten an der Bausubstanz waren 2005 im Wesentlichen abgeschlossen Beschreibung Bearbeiten nbsp Pfeilerfigur Jakobus der AltereDer Dom liegt an einem Saalearm am westlichen Rand der Altstadt Die Kirche bildet neben der Neuen Residenz und der Moritzburg die Mitte der Saalefront und pragt wesentlich den Domplatz Der gotische Kirchenbau ist 68 Meter lang 20 Meter breit und 18 Meter hoch Die Architektur ist von strenger Regularitat und in der Profil und Masswerkbildung betont schlicht Von der nordlich gelegenen Klausur sind nur Reste eines gotischen Kreuzganges erhalten Die welschen Giebel die seit 1526 dem Bau sein ausseres Aussehen geben waren ursprunglich mit Lilienfresken verziert Das Motiv des Rundgiebels wie es in italienischen Sakral und Profanbauten vorkommt tritt hier zum ersten Mal nordlich der Alpen auf Pragend fur den Innenraum sind glatte kapitelllose Achteckpfeiler und einfache Masswerke in grossen Spitzbogenfenstern Ein Lettner teilte einst das acht Joche lange Kirchenschiff Der Zyklus der Pfeilerstatuen von Peter Schro aus der Schule von Hans Backoffen gilt als eines der bedeutendsten Werke deutscher Bildhauerei des 16 Jahrhunderts Die 17 uberlebensgrossen Figuren vollendet 1525 stellen Christus und die Apostel einschliesslich Paulus den Bistumspatron Mauritius und die Heilige Maria Magdalena dar Die Figur des heiligen Erasmus ist nach dem barocken Orgeleinbau vollig aus dem Blickfeld gedrangt Eine achtzehnte Figur vermutlich der Heiligen Ursula ist ganz verloren gegangen Bemerkenswert sind auch die Renaissanceportale das sudostliche Eingangsportal zur Kirche das Portal zur Sakristei und der Torso im Westen des Innenraums Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1526 Sie zeigt an der Treppenwange die Kirchenvater am Kanzelkorb die Briefschreiber aus dem Neuen Testament Darunter ist neben den vier Evangelisten mit ihren Attributen gleichberechtigt Mose mit den Gesetzestafeln dargestellt Der grosse Schaualtar im Chorraum wie auch alle Emporen sind Zeugen jener Zeit als der Dom als Hof bzw Schlosskirche genutzt wurde Sie wurden in den 60er Jahren des 17 Jahrhunderts eingebaut Die Sudempore ist jedoch uber eine Wendeltreppe zu erreichen die noch aus der Renaissancezeit stammt und damals wohl zu einer erhohten Sanger oder Musikantengalerie gefuhrt haben mag Ausserdem gehoren zur Innenausstattung wertvolle Grabsteine und Epitaphien darunter ein um 1380 entstandener ganzfiguriger Grabstein einer Mutter mit Kind und ein Epitaph von 1620 eines Magdeburger Meisters Zwei aufwandig gestaltete Weihetafeln berichten vom Umbau der Kirche durch Kardinal Albrecht Beide stammen aus dem Jahre 1523 Orgeln BearbeitenHauptorgel Bearbeiten nbsp Waldner Orgel im Halleschen DomDie erste Domorgel stammte aus dem Jahre 1667 erbaut von Christian Forner Wettin an der auch der junge Georg Friedrich Handel in den Jahren 1702 und 1703 als Organist der Domgemeinde musizierte Von 1847 bis 1851 schufen der in Halle ansassige Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Waldner und sein Sohn August Ferdinand Waldner die ihre Werkstatt unweit des Doms in der Kleinen Klausstrasse 15 hatten eine neue Orgel mit 33 Registern Sie wurde im Laufe der Zeit mehrfach verandert 1922 erhielt sie neue Prospektpfeifen und Zungenregister Ruhlmann 1946 1956 und 1972 erfolgten Umdisponierungen im neobarocken Sinne Mangelnde Pflege und ausbleibende Reparaturarbeiten durch fehlende finanzielle Mittel liessen die Orgel nach der deutschen Wiedervereinigung allmahlich verstummen In den Jahren 2017 und 2018 folgte eine umfassende Restaurierung und Rekonstruktion mit einem Volumen von 600 000 Euro sie wurde vorgenommen von der Orgelwerkstatt Wegscheider aus Dresden und der halleschen Restauratorin Kerstin Klein am 24 Dezember 2018 erklang die Orgel erstmals wieder 5 Seitdem hat das Instrument wieder seine ursprungliche Disposition die nachweislich von August Gottfried Ritter stammt I Hauptwerk C f31 Principal 16 2 Principal 0 8 3 Viola da Gamba 0 8 4 Hohlflote 0 8 5 Rohrflote 0 8 6 Gedacktquinte 0 5 1 3 7 Principal 0 4 8 Rohrflote 0 4 9 Quinte 0 2 2 3 10 Principal 0 2 11 Mixtur IV 0 2 12 Cornett III IV13 Trompete 0 8 II Oberwerk C f314 Bordun 16 15 Geigen Principal 0 0 0 8 16 Salicional 0 8 17 Gedackt 0 8 18 Flauto traverso 0 8 19 Flauto amabile 0 4 20 Geigen Principal 0 4 21 Salicional 0 4 22 Gedackt 0 4 24 Scharff IV23 Spitzflote 2 Pedal C d125 Untersatz 32 26 Principalbass 16 27 Violonbass 16 28 Subbass 16 29 Rohrquinte 10 2 3 30 Gedacktbass 0 8 31 Principalbass 0 8 32 Principalbass 0 4 33 Posaune A 1 0 0 16 Koppeln II I I P II P Sperrventile I II P Windladenart mechanische Schleiflade Balganlage 5 Einfaltenbalge rekonstruktiert Farbfassung August Oetken 1907 Winddruck Manuale 77 mmWS Pedal 96 mmWS Stimmtonhohe 444 Hz bei 17 7 C Anmerkungen Durchschlagendes Zungenregister Chororgel Bearbeiten Weiterhin befindet sich eine Orgel die 1799 von dem Leipziger Universitatsorgelbauer Johann Gottlob Ehregott Stephani mit elf Registern auf einem Manual und Pedal fur die Kirche des 1968 1971 weggebaggerten Dorfes Kreudnitz erbaut wurde im Dom Das Instrument ist rein mechanisch und besitzt Schleifladen Sie wurde der Domgemeinde 2008 von der evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Rotha Sachsen als Leihgabe fur zunachst 25 Jahre zur Verfugung gestellt Die Orgel war im Vorfeld einer Kirchensanierung in Rotha uberflussig geworden die Firma Wegscheider baute sie um ihre drohende Entsorgung zu verhindern ab und bekam die Moglichkeit sie in der Marienkirche Stralsund fur allfallige Interessenten zur Schau zu stellen Dort entdeckte der Prorektor der Kirchenmusikschule Halle sie woraufhin sie aufgrund des damals miserablen Zustandes der Waldner Hauptorgel den Weg in den halleschen Dom fand 6 Die Stephani Orgel ist zwar spielbar jedoch sanierungsbedurftig eine Restaurierung wird derzeit geplant Die Disposition ist folgende 7 I Hauptwerk C d31 Principal D 8 2 Bordun 8 3 Gedact 8 4 Principal 4 5 Kleingedact 4 6 Octave 2 7 Quinte 1 1 2 8 Sufflote 1 9 Mixtur III Pedal C c110 Subbass 16 11 Principalbass 8 Koppeln I PSiehe auch BearbeitenListe der Domprediger am Dom zu HalleLiteratur BearbeitenHeinrich L Nickel Der Dom zu Halle Schnell und Steiner Munchen u Zurich 1991 Ohne ISBN Holger Brulls Thomas Dietsch Architekturfuhrer Halle an der Saale Dietrich Reimer Berlin 2000 ISBN 3496012021 Achim Todenhofer Steinernes Gotteslob Die mittelalterlichen Kirchen der Stadt Halle In Geschichte der Stadt Halle Bd 1 Halle im Mittelalter und der Fruhen Neuzeit Mitteldeutscher Verlag Halle 2006 ISBN 978 3 89812 512 3 S 207 226 Peggy Grotschel Matthias Behne Die Kirchen der Stadt Halle Mitteldeutscher Verlag Halle 2006 ISBN 3898123529 Martin Filitz Halle Dom Schnell und Steiner Regensburg 2006 ISBN 978 3 7954 5675 7 Ellen Horstup Halle Dom In Christian Antz Hrsg Sieben Dome Architektur und Kunst mittelalterlicher Kathedralen Verlag Janos Stekovics Dossel 2009 ISBN 978 3 89923 231 8 Seite 188 213 Achim Todenhofer Kirchen der Bettelorden Die Baukunst der Dominikaner und Franziskaner in Sachsen Anhalt Dietrich Reimer Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 496 01396 9 S 81 91 Matthias Hamann Der Liber Ordinarius Hallensis 1532 Staatsbibliothek Bamberg Msc Lit 119 Liturgische Reformen am Neuen Stift in Halle an der Saale unter Albrecht Kardinal von Brandenburg Jerusalemer Theologisches Forum 27 Aschendorff Munster 2014 ISBN 978 3 402 11028 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hallescher Dom Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Doms zu Halle Der Dom zu Halle auf der Website der Kulturstiftung Sachsen Anhalt Beitrag zur Hauptorgel auf www orgel verzeichnis de abgerufen am 7 Oktober 2021 Beitrag zur Chororgel auf www orgel verzeichnis de abgerufen am 7 Oktober 2021 Halle Dom 1851 auf Website uber die Orgeln der Orgelbauerfamilie WaldnerEinzelnachweise Bearbeiten Anke Neugebauer Der Werkmeister Bastian Binder aus Magdeburg Eine Skizze zu Leben und Werk In Stefan Burger Bruno Klein Hrsg Werkmeister im Konflikt Der Annaberger Huttenstreit und andere Streitfalle im Bauwesen des 15 und fruhen 16 Jahrhunderts als Spiegel bauorganisatorisch rechtlicher Verhaltnisse grosser und kleiner Handwerksverbande der Steinmetze Abhandlungen der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig Philosophisch historische Klasse 84 5 Stuttgart Leipzig 2020 S 146 176 Volltext auf academia edu Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Hg Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern Kirche Hof und Stadtkultur Deutscher Kunstverlag 2009 ISBN 978 3 422 06910 7 S 19 Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Cranachs Passionszyklus im Jagdschloss Grunewald Johann Christoph von Dreyhaupt Pagus Neletici Et Nudzici Halle 1750 S 239 Ziff 43 Google Books Naheres zur Geschichte und Restaurierung der Waldner Orgel Das MDR KLASSIK Gesprach Ich musste was mit klassischer Musik machen Kristian Wegscheider am 26 September 2019 in MDR Klassik in der MDR Audiothek am 1 Januar 2021 unter https beta ardaudiothek de suche q Orgel nachgehort Informationen zur Chororgel Halle51 484166666667 11 964444444444 Koordinaten 51 29 3 N 11 57 52 O Normdaten Geografikum GND 4302608 4 lobid OGND AKS LCCN no99025552 VIAF 234285646 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hallescher Dom amp oldid 233845542