www.wikidata.de-de.nina.az
Als Sachsische Renaissance wird eine spezielle Art der Architektur der Zeit der Renaissance bezeichnet Besonders verbreitet war sie im Gebiet des Kurfurstentums Sachsen an der mittleren Elbe Stilbildende Einflusse kamen vor allem aus Bohmen Italien und Polen Hierzu wanderten italienische Kunstlerfamilien umher und streiften auf der Suche nach Auftragen den sachsischen Kulturraum entlang ihrer Wanderrouten und sorgten so fur eine Durchmischung der Stile als auch fur eine eigene Stilentwicklung Das Furstenhaus als typisches Gebaude der Renaissancezeit stand in Leipzig Haus in der Hainstrasse in Leipzig Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Raumliche Abgrenzung 3 Architekturauspragungen 4 Werke 5 Quelle 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBedeutendster Vorlaufer der Renaissance im sachsischen Raum war der kursachsische Landesbaumeister Arnold von Westfalen ca 1425 1481 der im Ubergang von der Spatgotik zur Renaissance die Albrechtsburg in Meissen schuf Ubergangsformen des Baudekors finden sich auch auf Schloss Hartenfels Schloss Wurzen Schloss Hinterglauchau und Schloss Heynitz Entscheidend fur die Ausbreitung des neuen aus Italien stammenden und sich gleichzeitig in ganz Deutschland ausbreitenden Architekturstils war das sachsische Herrschergeschlecht der Wettiner das eigene Grossbauten in Auftrag geben liess und dafur unter Kurfurst Moritz auch italienische Kunstler nach Sachsen rief Bekannte Kunstler bzw Baumeister die in Sachsen wirkten waren der aus Lugano stammende Giovanni Maria Nosseni Hans von Dehn Rothfelser Benedetto Tola 1525 in Brescia Italien 1572 Gabriel de Tola Caspar Vogt von Wierandt Hans Irmisch Rochus zu Lynar Carlo di Cesare del Palagio Franz Maidburg errichtete 1519 den Hauptaltar der Stadtkirche von Annaberg und leitete die Renaissance in Sachsen ein 1 Die sachsischen Baumeister wendeten seit etwa 1530 den Renaissancestil an und exportierten diesen weiter nach Norddeutschland Brandenburg Mecklenburg Nach der 1485 erfolgten Teilung des wettinischen Besitzes in eine ernestinische und eine albertinische Linie entwickelte sich Torgau neben Wittenberg zur bevorzugten Residenz der ernestinischen Kurfursten Das bis zur Mitte des 16 erheblich neu und umgebaute Torgauer Schloss Hartenfels mit seinem beruhmten Wendelstein zahlt zu den bedeutendsten Gebauden der Fruhrenaissance in Deutschland Nach der Wittenberger Kapitulation und dem Ubergang Torgaus an die Albertiner fuhrte Kurfurst Moritz die Arbeiten am Schloss zunachst fort Die dauerhafte Verlegung der Residenz nach Dresden bis Ende des 16 Jahrhunderts bewahrte Schloss Hartenfels weitgehend vor spateren stilistischen Uberformungen wie sie etwa das Residenzschloss Dresden erfahren hat das von 1548 bis 1556 erheblich vergrossert wurde Die Fassaden des Dresdner Schlosses wurden mit Sgraffiti reich verziert und Moritz Bruder und Nachfolger Kurfurst August der von 1553 bis 1586 regierte vollendete den Bau der zu einem Hauptwerk der Sachsischen Renaissance wurde Spater wurde das Innere aber nach einem Brand barockisiert und die ausseren Fassaden im 19 Jahrhundert im Stil der Neorenaissance uberarbeitet nbsp Gebietsanderungen im Zuge der Wittenberger KapitulationDas Gebiet Sachsens umfasste noch nicht die zur bohmischen Krone gehorenden Markgraftumer Ober und Niederlausitz die erst 1635 an Sachsen fielen Sachsen reichte auch weiter nach Norden bis in den Flaming Zum Beginn der Fruhrenaissance waren die wettinischen Lande in sich zersplittert Vom unter ernestinischer Herrschaft stehenden sachsischen Kurfurstentum mit Herrschaftszentren in Wittenberg und Torgau ging die lutherische Reformation aus wahrend im sudlich angrenzenden Herrschaftsbereich der Albertiner uberwiegend Markgrafschaft Meissen die Reformation erst 1539 eingefuhrt wurde Nach Ende des Schmalkaldischen Krieges 1547 bildete der obersachsisch meissnische Raum dann ein politisch arrondiertes Gebiet Besonders gefordert wurde die kunstlerische und bauliche Entwicklung durch Kurfurst August der von 1553 bis zu seinem Tod 1586 regierte Belegt ist sein grosses Interesse an Fragen des Bauwesens und der Architektur Seine Bibliothek enthielt viele Architekturschriften und Musterbucher von Bauelementen Sein Hauptwerk ist das gewaltige Jagdschloss Augustusburg errichtet von 1568 bis 1572 Nirgendwo in Europa wurde ein geometrischer Idealplan so einheitlich umgesetzt Der Entwurf des ursprunglichen Modells konnte auf August selbst zuruckgehen Ferner vollendete er den erweiternden Umbau des Residenzschlosses Dresden 1553 1556 den sein Bruder Moritz begonnen hatte Er liess den Jagerhof Dresden erbauen und zahlreiche altere Burgen zu Jagdschlossern umbauen darunter Nossen Grillenburg Schwarzenberg und die neue Burg Gommern fur seine Frau liess er Schloss Annaburg und Schloss Lichtenburg errichten als Amtsschlosser Dippoldiswalde und Freudenstein Sein Nachfolger Christian I 1586 1591 setzte die Bautatigkeit des Vaters fort Vor allem die Tatigkeit von Nosseni bewirkte in Sachsen eine Verbreitung des Baustils Der Stil farbte auf die private Bautatigkeit in den stadtischen Zentren ab Reiche Burger begannen die entstehenden Prachtbauten in Dresden und Meissen zu kopieren und errichteten Hauser mit Bogenportalen Fassaden mit viereckigen Erker uber dem Erdgeschoss haufig paarweise angebracht Weitere hausliche Stilelemente der Renaissance finden sich an den Ornamenten der Hausturen und den Fensterrahmen Die Holzdecken sind prachtvoll ausgestaltet Die Art und Weise der Gestaltung der meisten Burgerhauser dieser Zeit lassen sich auf den Einfluss Dresdens zuruckfuhren Neben den Gebauden sind Altare aber auch Grabplatten Gegenstand der veranderten Formengebung in Sachsen geworden In Stadten wie Meissen Pirna Freiberg Gorlitz Zwickau Torgau Wittenberg finden sich bis heute zahlreiche Burgerhauser der Renaissance Ab 1656 wurde Wolf Caspar von Klengel 1630 1691 Oberlandbaumeister unter ihm kundigte sich die Ablosung der spaten Renaissanceformen durch den neuen Barockstil an Als Auftakt errichtete Johann Georg Starcke ab 1678 das Dresdner Palais im Grossen Garten fur Johann Georg II nach Vorbildern des franzosischen und italienischen Fruhbarock Johann Georgs Enkel August der Starke den die opulenten Hoffeste seines Grossvaters beeindruckten trieb den neuen Baustil ab 1694 mit ungekannter Energie voran und schuf dadurch den Dresdner Barock der ein ganzes Jahrhundert pragte und weit uber die Landesgrenzen hinausstrahlte Wie lange aber die an der Renaissance geschulten Bautraditionen noch nachwirkten sieht man an den Renaissance Giebeln der Ortenburg in Bautzen die erst 1698 nach Planen von Martin Potzsch errichtet wurden Giebel in ahnlichem sogar noch barocker wirkendem Ubergangsstil wurden schon um 1660 am Schloss Althornitz angebracht Raumliche Abgrenzung BearbeitenNeben der sachsischen Auspragung der Renaissancestile finden sich im deutschen Raum weitere Verbreitungsgebiete 2 Diese sind Norddeutsche Renaissanceregion Renaissance im Weserraum Westfalische Renaissanceregion Rheinische Renaissanceregion Renaissance am Main Renaissance im Neckarraum Renaissanceregion im AlpenvorlandAuch in weiteren Landern gibt es pragnante Regionaltypische Auspragungen Architekturauspragungen BearbeitenKennzeichnend sind die typischen Dreiecksgiebel auf den Zwerchhausern und Turmaufbauten in der Fruhzeit auch Rundgiebel dazu eine Dominanz der Farben Weiss und Grau sowie durchweg verputzte Bauten ohne Natursteindekor Gebaude aus der Zeit der Sachsischen Renaissance finden sich heute in fast allen Gebieten die zur Zeit der Renaissance zum Besitz des Hauses Wettin zahlten also in den heutigen Bundeslandern Sachsen Thuringen Sachsen Anhalt sudlicher Teil und Brandenburg Niederlausitz sowie in angrenzenden Gebieten wie Polen und Bohmen Beispiele in Nordbohmen sind die Schlosser in Schluckenau und Bensen Von Baumeistern der Weserrenaissance wurde hingegen der Umbau des alten Klosters zum Schloss Leitzkau bei Magdeburg durchgefuhrt dessen Fassaden und Giebel daher Natursteindekor und Facherspitzen aufweisen Werke BearbeitenDie pragnantesten und erhalten gebliebenen Grossbauwerke dieser Zeit waren vor allem Schlosser und Rathauser die sich so noch in grosser Zahl im Originalzustand wiederfinden Auswahl an Bauwerken der Sachsischen Renaissance mit den typischen Merkmalen nbsp Residenzschloss Dresden nbsp Schloss Hartenfels in Torgau Sachsen nbsp Rathaus Torgau Sachsen nbsp Altes Rathaus Leipzig nbsp Jagdschloss Augustusburg Sachsen nbsp Rathaus in Pirna Sachsen nbsp Residenzschloss Dessau Sachsen Anhalt nbsp Schloss Bernburg Sachsen Anhalt nbsp Hallescher Dom in Halle Sachsen Anhalt nbsp Rathaus in Wittenberg Sachsen Anhalt nbsp Das Lutherhaus in Wittenberg Sachsen Anhalt nbsp Rathaus in Saalfeld Thuringen nbsp Schloss Doberlug in Doberlug Kirchhain Brandenburg nbsp Renaissance Schloss in Dornburg Camburg Thuringen nbsp Burg Ranis in Ranis Thuringen nbsp Altes Schloss Zabeltitz Sachsen nbsp Jagerhof Dresden Sachsen nbsp Schloss Lichtenburg in Prettin nbsp Schloss Pretzsch nbsp Schloss Annaburg nbsp Rathaus Bad Schmiedeberg nbsp Schloss Hinterglauchau nbsp Schloss Osterstein Zwickau nbsp Schloss Heynitz nbsp Schloss Schonfeld Dresden nbsp Schloss Sluknov nbsp Schloss Benesov nad PloucniciQuelle Bearbeitenhttp archiv nationalatlas de wp content art pdf Band6 148 149 archiv pdfEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Lubke Geschichte der deutschen Renaissance Buch 3 S 775 Die Zerplitterung des Landes fuhrte zu territorialen Sonderentwicklungen der Architektur Man unterscheidet die damals in Norddeutschland entstandene hollandisch beeinflusste Renaissance von den Bauformen des Wesergebietes die mitteldeutsche Renaissancearchitektur von der suddeutschen Allen gemeinsam war ein phantasievoller Formenreichtum Die italienischen Vorbilder wurden selten schematisch kopiert sondern in Verbindung mit den reichen spatgotischen Bautraditionen fand man neue nationale Bauformen Herbert Kurth Aribert Kutschmar Baustilfibel Volk Wissen Berlin 1978 S 137 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sachsische Renaissance amp oldid 235010329