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Das Schloss Lichtenburg ist ein im 16 Jahrhundert erbautes Renaissanceschloss in Prettin Es steht an der Stelle eines fruheren Klosters und wurde als Witwensitz fur die Kurfurstinnen von Sachsen errichtet Ansicht von Sudwesten April 2022 Ansicht von Sudosten April 2022 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschichte 2 1 Erbauung und Nutzung als Schloss Witwensitz und Kammergut 2 2 Gefangnis 2 3 Konzentrationslager und Nutzung bis 1945 2 4 Nutzung seit 1945 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDer Ursprung des Schlosses war eine Niederlassung der Kalandsbruderschaft die sich um 1200 unweit der Prettiner Sanddunen die als mons clarus lichter bzw heller Berg dem spateren Schloss ihren Namen gaben ansiedelten Ende des 13 Jahrhunderts stiessen auch Mitglieder des Antoniterordens aus Eilenburg hinzu die sich mit den Kalandsbrudern vereinigten Vermutlich 1312 entstand so eine als Haus Lichtenbergk bzw Antoninerhof Lichtenburg Hauptniederlassung der Antoniter im Kurkreis nahe Prettin Das Kloster betrieb intensiv Landwirtschaft widmete sich aber auch der Krankenpflege Der letzter Prazeptor Wolfgang Reissenbusch verkehrte haufig im Hause Luther Da sich die letzten verbliebenen Antonitermonche 1525 der Reformation zuwandten wurde das Kloster aufgehoben Einzelne Monche erhielten eine Leibrente Im Antoniterhaus Lichtenbergk traf Martin Luther 1518 erstmals mit dem kursachsischen Kanzler Georg Spalatin zusammen der ihm die Unterstutzung des sachsischen Kurfursten Friedrich der Weise fur seine kirchlichen Reformbemuhungen zusicherte Nach seiner Auflosung bewohnte die vor ihrem altglaubigen Mann Kurfurst Joachim I von Brandenburg gefluchtete brandenburgische Kurfurstin Elisabeth von 1536 bis 1546 das einstige Kloster Weite Teile der ehemaligen Klosterbebauung sollen bei einem Brand Mitte des 16 Jahrhunderts vernichtet wurden sein Geschichte Bearbeiten nbsp Schloss Lichtenburg um 1792 nbsp Schlosshof Oktober 2011 nbsp VVN Kundgebung im Innenhof 1949 im Hintergrund der 1878 79 erbaute Gefangnisflugel nbsp Tor zum Museum Juni 2017 Erbauung und Nutzung als Schloss Witwensitz und Kammergut Bearbeiten Ab 1574 liess August I von Sachsen die Klostergebaude abtragen und errichtete auf Wunsch seiner Gemahlin Anna ein mehrflugeliges Schloss die Lichtenburg im Stil der Sachsischen Renaissance Erganzt wurde der Bau durch Wirtschaftsgebaude und ein Vorwerk Die spatgotische Schlosskirche St Anna wurde 1581 errichtet Der Bau der Schlossanlage war 1582 weitgehend abgeschlossen Die Lichtenburg war ursprunglich als Residenzschloss fur das Kurfurstenpaar selbst gedacht Nach dem Tod von Anna 1585 und August 1586 diente die Anlage bis 1717 als Witwensitz der sachsischen Kurfurstinnen Herausragende Bewohnerin war die sachsische Kurfurstin Hedwig Witwe des Kurfursten Christian II die hier von 1611 bis 1641 ihren Witwensitz hatte Weitere Bewohnerinnen waren Kurfurstin Witwe Anna Sophie 1647 1717 die Mutter Augusts des Starken und ihre Schwester Wilhelmine Ernestine von der Pfalz 1650 1706 Zwischen 1717 und 1800 diente die Lichtenburg als Kammergut des Dresdner Hofes der Kurfursten Gefangnis Bearbeiten Nach dem Entstehen des Konigreich Sachsen 1806 musste das neue Konigreich dem Rheinbund beitreten Napoleon Bonaparte forderte von Sachsen den Bau einer Festung an der Elbe um eine militarische Basis fur seinen Russlandfeldzug zu erhalten 1810 wurde die Entscheidung fur den Ausbau der Festung Torgau getroffen die 1811 begann Dies machte eine Verlegung des dort auf Schloss Hartenfels seit 1771 befindlichen Zuchthauses notwendig Als neuen Gefangnisstandort legte Konig Friedrich August im Februar 1811 Schloss Lichtenburg fest Nach notwendigen Umbauten wurden im April 1812 die ersten Gefangenen untergebracht Die Zahl der Gefangenen belief sich im gleichen Jahr auf 373 Als Folge des Wiener Kongress gelangte Prettin und Schloss Lichtenburg unter preussische Verwaltung Die Nutzung als Strafanstalt blieb bestehen und ging mit weiteren baulichen Veranderungen einher 1829 wurde der westliche Aussenflugel nach Norden verlangert und 1839 aufgestockt Hier befanden sich Einzelzellen und die Krankenstation 1878 79 entstand als Verlangerung des ostlichen Flugels nach Norden ein einzeln stehender markanter Klinkerbau mit 78 Einzel und Gruppenzellen Zur Beherbergung der wachsenden Zahl an Gefangenen wurden zudem ab 1883 die Dachgeschosse der Flugel der alten Schlossanlage zu Schlafsaalen umgebaut Nach Einfuhrung des preussischen Strafgesetzbuchs von 1851 diente die Lichtenburg bis 1928 als Zuchthaus fur Gefangene in der Provinz Sachsen Ursprunglich waren hier Gefangene mit Verurteilungen bis zu 5 Jahren Haft untergebracht Ab 1893 diente Lichtenburg unabhangig von der Haftdauer zur Unterbringungen von Gefangenen im Alter von uber 30 Jahren Jungere Gefangene wurden in der Strafanstalt Halle Roter Ochse untergebracht Die Zahl der Insassen auf der Lichtenburg belief sich 1829 auf 620 Personen 1838 auf 729 Personen davon 556 Manner und 173 Frauen und 1856 auch infolge von Verurteilungen nach den Revolutionen 1848 1849 schon auf 1134 Personen 872 Manner und 262 Frauen Ab 1860 erfolgte die ausschliessliche Haft von Mannern die weiblichen Haftlinge der Lichtenburg wurden nach Delitzsch uberfuhrt Bis um 1900 zahlte die Lichtenburg im Jahresdurchschnitt 600 bis 800 Gefangene Der schlechte bauliche Zustand der Anlage und die aus dem verwinkelten Schlossbau samt Anbauten resultierende erschwerte Bewachung der Gefangenen begunstigte Fluchtversuche Die Situation verscharfte sich insbesondere nach dem Ende des Ersten Weltkrieges Da die baulichen Voraussetzungen fur einen modernen funktionalen Strafvollzug auf der Lichtenburg nicht gegeben waren begann ab 1927 die Raumung der Haftanstalt Die Bewohner Prettins die noch wenige Jahr vorher die mangelnde Sicherheit aufgrund steigende Ausbruche beklagten befurchteten den Wegfall der Gefangenen als gunstige Arbeitskrafte in den ortlichen Unternehmen und forderten auch uber einen Beschluss des Kreistages den Erhalt des Gefangnisses Dem wurde jedoch nicht entsprochen und im Juli 1928 verliessen die letzten Gefangenen die Lichtenburg Die Nachnutzung der weitlaufigen Anlage gestaltete sich schwierig Die ehemalige Schloss und spatere Anstaltskirche wurde fur 10 Jahre der Kirchgemeinde Prettin uberlassen In den Kellerraumen des Schlosses etablierte sich eine Champignonzucht Der Rest der Gebaude stand weitgehend leer Konzentrationslager und Nutzung bis 1945 Bearbeiten Unter den Nationalsozialisten war hier das Konzentrationslager Lichtenburg von 1933 bis 1937 fur Manner danach bis 1939 fur Frauen eingerichtet Ab 1939 nutzte die SS das Schloss als Standort fur Ersatzeinheiten der SS Totenkopfverbande bis 1941 als Bekleidungslager bis 1945 und als Hauptzeugamt 1941 1945 Nutzung seit 1945 Bearbeiten Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden hier bis 1946 Angehorige der Russischen Befreiungsarmee interniert und Fluchtlinge aus den deutschen Ostgebieten untergebracht Ab 1948 wurde das weitlaufige Areal landwirtschaftlich genutzt auch ein Lehrlingswohnheim befand sich hier 1 Parallel setzte die museale Nutzung ein 1965 wurde im ehemaligen Bunker des Konzentrationslagers die Mahn und Gedenkstatte Lichtenburg eingerichtet In Teilen des alten Schlosses offnete 1974 ein Museum zur Schlossgeschichte Vier Jahre spater 1978 erfolgte die Einweihung einer Dauerausstellung uber den Nutzungsabschnitt als faschistisches Konzentrationslager Die landwirtschaftliche Nutzung endete 1992 Im Folgejahr 1993 ging die Anlage in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland uber Die Verwaltung erfolgt aktuell durch die Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben welche laufende Instandsetzungsarbeiten durchfuhrt so u a eine Baugrundsanierung 2015 und die Sanierung des Turms 2016 2 3 Im Schloss befindet sich nach wie vor das Museum der Stadt Prettin Die Lichtenburg ist seit 2008 auch Teil der Stiftung Gedenkstatten Sachsen Anhalt Die Dauerausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers wurde umfassend neu gestaltet und 2011 eroffnet Die Gedenkstatte KZ Lichtenburg Prettin und die FH Aachen wollen im Rahmen eines partizipativen Prozesses eine Nutzungskonzeption fur das Schloss Lichtenburg entwickeln 4 Literatur BearbeitenThomas Beckmann So werden die Steine schreien Das fast vergessene KZ Lichtenburg Prettin In Michael Brinkschroder u a Hrsg Aufgehende Saat 40 Jahre Okumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche Kohlhammer Verlag Stuttgart 2017 ISBN 978 3 17 032504 3 S 95 102 Werner Dietrich Konzentrationslager Lichtenburg Lichtenburger Hefte Bd 2 Prettin 2002 ISBN Forderverein Schloss und Gedenkstatte Lichtenburg e V Hg Die Strafanstalt Lichtenburg Strafvollzug in Sachsen und Preussen Prettin 2021 ISBN 978 3 00 065864 8 Forderverein Schloss und Gedenkstatte Lichtenburg e V Hg Schloss Lichtenburg und seine Bewohner Das 17 und 18 Jahrhundert Prettin 2020 ISBN 978 3 9822502 0 5Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Lichtenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage Gedenkstatte Konzentrationslager Lichtenburg Prettin Informationen zur Geschichte von Schloss LichtenburgEinzelnachweise Bearbeiten Zur Geschichte der Gedenkstatte auf gedenkstaette lichtenburg sachsen anhalt de abgerufen am 22 August 2022 Detlef Mayer Lichtenburg in Prettin Die Turmhaube kommt runter Abgerufen am 18 Marz 2022 Detlef Mayer Schloss Lichtenburg Prettin Sanierungsarbeiten im Turm dauern langer als geplant Abgerufen am 18 Marz 2022 Kooperationsprojekt Visionen fur die Lichtenburg erfolgreich gestartet Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben abgerufen am 18 Marz 2022 Normdaten Geografikum GND 4103290 1 lobid OGND AKS VIAF 239917897 51 662219444444 12 93205 Koordinaten 51 39 44 N 12 55 55 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Lichtenburg amp oldid 238014709