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Schloss Hartenfels ist ein prachtvolles Renaissanceschloss in der Stadt Torgau im Freistaat Sachsen Schloss Hartenfels Elbe Zollhaus links mit der alten Elbebrucke rechts mit Bruckenaussichtsplattform Schloss Hartenfels auf einem Gemalde von Lucas Cranach d J 1544 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstellungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Rekonstruktion der historischen Raumstruktur um 1547 nach Hoppe 1996 nbsp Erker im Innenhof Tordurchfahrt Richtung Elbe nbsp RosengartenAls sich das sachsische Herrschergeschlecht der Wettiner 1485 bei der Leipziger Teilung in zwei Linien aufspaltete fiel die bisherige Hauptresidenz die Albrechtsburg in Meissen in den Besitz der albertinischen Linie der Wettiner Kurfurst Friedrich III und seine Nachfolger liessen spater in Torgau das Schloss Hartenfels zur neuen Hauptresidenz der ernestinischen Linie ausbauen Der Schlossbau wurde im 15 Jahrhundert von Konrad Pfluger einem Schuler Arnolds von Westfalen begonnen und im 16 Jahrhundert von Konrad Krebs fortgefuhrt Es handelt sich um das grosste vollstandig erhaltene Schloss der Fruhrenaissance Deutschlands und eines der Hauptwerke der Sachsischen Renaissance Auf der Hofseite des sogenannten Johann Friedrich Flugels oder Ostflugels befindet sich der reprasentativ gestaltete Wendelstein eine fast 20 Meter hohe freitragende steinerne Wendeltreppe Nach Dehio ist diese Hofseite von 1533 bis 1535 eine der architektonischen Hauptleistungen der Fruhrenaissance in Deutschland Der Wendelstein Brustungen und Pilaster ist von Dresdner Bildhauern aus Elbsandstein angefertigt Konstruktives Vorbild dieser architektonischen Neuinterpretation war der Wendelstein an der spatgotischen Albrechtsburg in Meissen Die Torgauer Schlosskapelle wurde 1543 1544 im Auftrag von Kurfurst Johann Friedrich dem Grossmutigen von Nikolaus Gromann im Schloss Hartenfels erbaut Sie gilt als der erste protestantische Kirchenneubau der Welt allerdings sind die Schlosskapelle von Neuburg 1543 fertiggestellt und die Kirche zu Sankt Joachimsthal 1540 fertiggestellt alter Die Kapelle wurde 1544 noch von Martin Luther selbst eingeweiht Die besondere Bedeutung der Torgauer Schlosskapelle liegt daruber hinaus in der Vorbildwirkung die sie ausgehend vom kursachsischen und deutschsprachigen Raum auf den protestantischen Kirchenbau der Fruhen Neuzeit entfaltete 1 Pragend wurde der einheitliche Kirchenraum ohne abgetrennten Altarraum stattdessen sind Altar und Orgel im Dienste der lutherischen Liturgie zentral im Raum angeordnet Der Raumeindruck wird bestimmt durch die beiden umlaufenden Emporen die durch Wandpfeiler getragen werden und zugleich auch die Stellung des Kurfursten Johann Friedrich als obersten Kirchenherrn abbilden 2 Bis dahin und lange Zeit danach wurden vorhandene Kirchen je nach Konfession umgewidmet Dehio weist darauf hin dass ihr Raumkonzept nicht von theologischen Konzepten des evangelischen Gottesdienstes sondern vom Raumkonzept des Schlossbaus bestimmt sei Schon vorher entstanden in der Region zum Ende des 15 Jahrhunderts ahnliche vorreformatorische Schlosskirchen auf Schloss Wolmirstedt oder auf Burg Ziesar Die Kapelle ist in einen dreistockigen Saal des Nordflugels integriert Die Doppelemporen ruhen auf Flachbogen zwischen den seitlichen Strebepfeilern Die Kanzel befindet sich an der Sudseite des Saals Der Altar von 1602 ist eine Bildhauerarbeit aus dem Umkreis der Walthers und stammt aus der ehemaligen Schlosskirche im Moritzbau des Dresdner Residenzschlosses die 1737 in Wohnraum umgewandelt wurde Zur Ausstattung gehort eine Gedenktafel aus dem Jahr 1545 die Martin Luther zwischen den Prinzen Johann Wilhelm und Johann Friedrich zeigt Sie geht im Entwurf auf Augsburger Vorbilder der Fruhrenaissance zuruck und wurde von den Dresdner Giessern Wolfgang I und Oswald II Hilliger aus der bekannten Glocken und Geschutzgiesserdynastie der Hilliger gegossen nbsp Barengraben nbsp Rekonstruktion des ursprunglichen Zustandes der Hoffassade des Saalbaus um 1547 nach Hoppe 1996Nach dem Schmalkaldischen Krieg kam 1547 das Schloss in den Besitz der Albertiner als die bei dem Konflikt am Ende unterlegenen Ernestiner zusammen mit der Kurwurde auch wichtige Besitzungen abtreten mussten Als die Albertiner im 16 Jahrhundert ihren Hofhaltungssitz dauerhaft nach Dresden verlegten wurde das Schloss hauptsachlich als Verwaltungsgebaude genutzt 1815 gelangte es an das Konigreich Preussen und diente nunmehr der preussischen Verwaltung des neugebildeten Kreises Torgau Am 1 April 1627 wurde auf Schloss Hartenfels die erste deutschsprachige Oper Dafne bei der Hochzeit von Sophie Eleonore von Sachsen mit Landgraf Georg II von Hessen Darmstadt aufgefuhrt Komponist war Heinrich Schutz das Libretto stammte von Martin Opitz Im Rahmen der Stiftung Sachsische Gedenkstatten entstand hier zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft ein Dokumentations und Informationszentrum Es setzt sich mit der Rolle Torgaus als Sitz des Reichskriegsgerichts und den damit im Zusammenhang stehenden ortlichen Wehrmachtsgefangnissen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs auseinander Schloss Hartenfels diente 1970 als Kulisse fur den DEFA Marchenfilm Dornroschen Die historische Elbebrucke unmittelbar vor dem Schloss Hartenfels wurde im Zuge einer Neutrassierung abgerissen Seit August 1994 existiert davon nur noch ein Stummel als Aussichtsplattform Im Dezember 1991 wurde zirka 100 m stromaufwarts in einer neuen Trassenlage mit dem Bau einer Balkenbrucke in Stahlverbundbauweise begonnen Nach 19 Monaten war das Bauwerk im Sommer 1993 fertiggestellt Im Jahr 1994 erfolgte der Abriss der alten Elbebrucke 51 33 32 N 13 0 39 O 51 558889 13 010833 Eine alte Tradition hat das Halten von Baren im Burggraben Schon 1425 wurde dafur ein Bar gefangen Der feudale Brauch wurde nach der Schlacht bei Torgau 1760 unterbrochen und in den 1950er Jahren wieder aufgenommen Ausstellungen Bearbeiten nbsp Schloss Hartenfels aus nordwestlicher Richtung nbsp Blick in den Innenhof mit WendelsteinDauerausstellungen Torgau Residenz der Renaissance und Reformation Ausstellung von Exponaten aus der Rustkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Kooperation mit dem Landkreis Nordsachsen und der Grossen Kreisstadt Torgau Standfest Bibelfest Trinkfest Multimediale Ausstellung zur Geschichte von Schloss Hartenfels in den ehemaligen kurfurstlichen Gemachern Steinerne Zeugen Originale Zeugnisse der hohen Bildhauer und Steinmetzkunst auf Schloss Hartenfels im Lapidarium Das Dokumentations und Informationszentrum Torgau zeigt im Schloss Hartenfels die standige Ausstellung Spuren des Unrechts uber Torgaus Rolle als Zentrale des Wehrmachtstrafsystems im Nationalsozialismus die Geschichte der sowjetischen Speziallager Nr 8 und Nr 10 und des DDR Strafvollzugs in Torgau Ab Ende 2023 wird dort eine standige Ausstellung uber Justizunrecht Diktatur und Widerstand im Zweiten Weltkrieg sowie nach 1945 und wahrend der SED Diktatur gezeigt werden Daruber hinaus werden in Flugel D wechselnde Sonderausstellungen prasentiert Literatur BearbeitenHans Vollmer Gromann Grohmann Nikolaus Nickel In Ulrich Thieme Fred C Willis Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 15 Gresse Hanselmann E A Seemann Leipzig 1922 S 79 80 Textarchiv Internet Archive Walter Ohle Die Kapelle des Schlosses Hartenfels in Torgau Promotionsschrift Leipzig 1936 Kurt Markus Schloss Hartenfels Torgau ein kulturhistorisches Denkmal der DDR In Sachsische Heimatblatter 6 1960 S 1 9 Peter Findeisen Zur Struktur des Johann Friedrich Baues im Schloss Hartenfels zu Torgau In Sachsische Heimatblatter 20 1974 1 S 1 12 Peter Findeisen Magirius Heinrich Die Denkmale der Stadt Torgau Die Denkmale im Bezirk Leipzig Leipzig 1976 Hans Joachim Krause Die Emporenanlage der Torgauer Schlosskapelle in ihrer ursprunglichen Gestalt und Funktion In Bau und Bildkunst im Spiegel internationaler Forschung Festschrift zum 80 Geburtstag von Edgar Lehmann Berlin 1989 S 233 245 Stephan Hoppe Die funktionale und raumliche Struktur des fruhen Schlossbaus in Mitteldeutschland Untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570 Koln 1996 S 131 244 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen II Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 ISBN 3 422 03048 4 Hans Joachim Bottcher Torgau unmittelbar an der Elbe auf einem Porphyrfelsen gelegen In Still und voll herber Schonheit Schlosser und ihre Garten in der Dubener Heide Bad Duben 2006 ISBN 3 00 020880 1 S 169 186 Steffen Delang Schloss Hartenfels in Torgau Edition Leipzig 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Hartenfels Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Kulturbetriebs Schloss Hartenfels Video Schloss Hartenfels Torgau Denkmal lutherischen Reformgeistes auf YouTube 2012 12 45 min Schloss Hartenfels auf der Website der Sachsischen Landesausstellung 2004 Schloss Hartenfels In archINFORM Dokumentations und Informationszentrum DIZ Torgau Schloss Hartenfels Einzelnachweise Bearbeiten Hugo Johannsen Church Architecture in Denmark In Jan Harasimowicz Hrsg Protestantischer Kirchenbau der Fruhen Neuzeit in Europa Schnell und Steiner Regensburg 2015 ISBN 978 3 7954 2942 3 S 115 130 Thomas DaCosta Kaufmann Architektur und Reformation Die Schlosskapelle und die Frage nach der protestantischen Architektur Hrsg Staatliche Kunstsammlungen Dresden Luther und die Fursten Aufsatzband Sandstein Verlag Dresden 2015 ISBN 978 3 95498 159 5 S 65 76 51 558925 13 008858333333 Koordinaten 51 33 32 1 N 13 0 31 9 O Normdaten Geografikum GND 4458978 5 lobid OGND AKS LCCN nr96018150 VIAF 239183622 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Hartenfels amp oldid 233146602