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Die Burg Ziesar ist eine der wenigen erhaltenen Bischofsresidenzen in Brandenburg Die Niederungsburg liegt am sudlichen Rand der Kleinstadt Ziesar am ostlichen Ufer des Kobser Bachs Die Burg Ziesar war Residenz des Furstbischofs des Hochstifts Brandenburg und Bischofs des Bistums Brandenburg Burg ZiesarLuftbild der Burg Ziesar von NordostenLuftbild der Burg Ziesar von NordostenStaat DeutschlandOrt ZiesarEntstehungszeit nach 948Burgentyp Niederungsburg SumpfburgErhaltungszustand Wesentliche Teile erhaltenStandische Stellung BischofsburgBauweise Feldstein und BacksteinGeographische Lage 52 16 N 12 17 O 52 262647222222 12 286836111111 Koordinaten 52 15 45 5 N 12 17 12 6 OBurg Ziesar Brandenburg p3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Anlage 3 Kapelle St Peter und Paul 4 Nutzung 4 1 Museum 4 2 Kapelle 4 3 Bibliothek 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Friedrich Wilhelm Ferdinand Theodor Albert Burg Ziesar um 1860 kaum anders als heute Sammlung Alexander DunckerErstmals erwahnt wurde Ziesar in der Stiftungsurkunde des Bistums Brandenburg im Jahr 948 als civitas ezeri Der Kaiser ubertrug dem von ihm neu gegrundeten Bistum die Orte Pritzerbe und Ziesar mitsamt den umliegenden Landereien 1 Da es 983 zu einem Aufstand der Slawen kam bei dem Brandenburg mitsamt seinen umliegenden Gebieten und somit auch Ziesar in die Hande heidnischer Slawen zuruckfiel lebten die Bischofe ab dieser Zeit zwar formal in kontinuierlicher Besetzung jedoch im Exil in Magdeburg als Titularbischofe und hatten keine Herrschaft uber ihre Gebiete im Osten Dieser Zustand bestand fast 200 Jahre bis 1157 Albrecht der Bar Brandenburg zuruckerobern konnte Die Burg in Ziesar wurde Nebenresidenz der Bischofe von Brandenburg Ab 1213 liess Bischof Balduin die Sumpfburg im moorigen Gebiet sudlich der Stadt in Backsteinbauweise umbauen Zu dieser Zeit waren Brandenburg an der Havel die Burg Pritzerbe und Ziesar wechselnde Residenzen der Furstbischofe Der Ort Ziesar und einige andere Orte gehorten nicht zur Mark Brandenburg sondern als bischofliches Territorium zum Hochstift Brandenburg Unter Bischof Ludwig Schenk von Neindorf wurde die Burg Ziesar am bedeutenden Handelsweg der Heerstrasse Brandenburg Magdeburg gelegen weiter ausgebaut und nach 1327 feste Residenz der Bischofe von Brandenburg und Verwaltungszentrum fur das Bistum und das Hochstift Den bis heute bedeutendsten Umbau der Burg fuhrte allerdings erst Bischof Dietrich IV der 1459 bis 1472 das Kirchenamt innehatte durch In seiner Herrschaftszeit entstand die 1470 geweihte Burgkapelle St Peter und Paul und die Wohngebaude wurden zu schlossartigen Bauwerken umgebaut Um das Jahr 1535 liess Bischof Matthias von Jagow dem Bergfried als Zeichen der kirchlichen Hoheit uber die Burg eine sogenannte Bischofsmutze aufsetzen Unter dem Kurfursten Joachim II anderten sich die Besitzverhaltnisse grundlegend 1539 fuhrte er im Kurfurstentum Brandenburg die Reformation ein und wenige Jahre spater 1560 ging mit der Sakularisation der kirchliche Besitz in Ziesar auf den Kurfursten uber Die Burg wurde zum Witwensitz der brandenburgisch kurfurstlichen Familie sowie Sitz des neu geschaffenen kurfurstlichen Domaneamtes Ziesar Seit 1691 nach dem Toleranzpatent des Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm von 1685 dem sogenannten Edikt von Potsdam kamen calvinistische Glaubensfluchtlinge aus Frankreich die Hugenotten in die Gegend um Ziesar Diese nutzten in der Folge die Burgkapelle fur ihre Gottesdienste Sie ubermalten die mittelalterlichen Malereien in der Kapelle mit weisser Kalkfarbe Auf diese Weise konservierten die Hugenotten unbeabsichtigter Weise die mittelalterlichen Malereien uber die Jahrhunderte Nachdem die Calvinisten im Zuge der preussischen Kirchenunion von 1817 im Jahr 1830 aus der Burgkapelle gezogen waren und nun an den Gottesdiensten in der Stadtkirche St Crucis teilnahmen diente die Burgkapelle zeitweise als Lagerraum 1819 wurde die Burg an private Besitzer verkauft Im Jahr 1829 wurden die schon stark beschadigten Gebaude der Vorburg abgerissen Lediglich der so genannte Storchenturm und ein kleines Nebentor des ursprunglichen Zuganges zur Vorburg blieb erhalten 1917 wurde die Burg Ziesar zusammen mit den umliegenden Landereien durch den Geheimen Kriegsrat Paul Schneider vom Rittergutsbesitzer Sachsenberg erworben und bis zur Enteignung durch die sowjetische Militaradministration 1945 als landwirtschaftlicher Betrieb gefuhrt nbsp Zwischenbau Bergfried rechts der Sudbau ehem Internat der EOS Ziesar heute Sitz des Amtes ZiesarNach dem Zweiten Weltkrieg wurden zunachst Fluchtlinge auf der Burg untergebracht 1952 begann die Nutzung der Burgkapelle durch die katholische Kirchengemeinde Ziesar Nach der Unterbringung der Fluchtlinge wurde von 1955 bis 1993 ein Schulinternat fur die Erweiterte Oberschule Ziesar in den Gebauden betrieben Zur Zeit der Wiedervereinigung war aufgrund ausgebliebener Sanierungsmassnahmen der Erhaltungszustand der Burg und der zugehorigen Anlagen wozu auch ein damals der Offentlichkeit zugangliches vom Geheimen Kriegsrat Schneider privat finanziertes Schwimmbad gehorte ausgesprochen schlecht Zunachst wurde das Schulinternat noch fur einige Jahre in den alten Raumen weitergefuhrt ungeachtet der maroden Bausubstanz Schliesslich kam es zur Schliessung des Internats und die Raume wurden der Verwaltung des Amtes Ziesar zur Verfugung gestellt In der Folgezeit wurde die Instandsetzung der Anlage vorangetrieben Anlage Bearbeiten nbsp Gotische Hofseite des Palas nbsp Wachterfigur an der Tordurchfahrt nbsp Klassizistisch umgestaltete Feldseite des PalasDas weithin auffalligste Gebaude der Burg Ziesar ist der aus Feldsteinen gemauerter 35 Meter hohe Burgfried der im Sudosten der Anlage steht Er verfugt uber einen segmentbogigen Zugang vom Hof funf schmale rechteckige oder spitzbogige Fenster im Aufgang und eine sogenannte Bischofsmutze eine Wachstube auf seiner Spitze Vor dieser Bischofsmutze kann man noch die Zinnen der alten Brustwehr erkennen Der Burgfried kann als Aussichtsturm bestiegen werden 2 Rechts neben der Kapelle befindet sich der Palas der Burg Dieser ist dreigeschossig Im Innenhof kann man Reste mehrerer Fenstergenerationen erkennen Die Fenster in den unteren beiden Stockwerken sind segmentbogig Hier erkennt man jedoch vorbestehende spitzbogige Fenstergenerationen Die Fenster des obersten Stockwerks sind rechteckig und erkennbar sind segmentbogige Vorgangerkonstruktionen Die Wand ist im Hof unverputzt Man erkennt das Mauerwerk aus Feld und Backsteinen Die Aussenfassade des Palas besitzt nach dem Umbau 1728 eine barocke Gestalt Sie ist verputzt Der Putz wurde bei der letzten Sanierung in einem gelblichen Farbton gestrichen Auffallig sind zwei verzierte Seitenrisalite Ostlich dieses Haupthauses schliesst sich ein heute zweigeschossiger Gebaudeflugel an der nach aussen und innen unverputzt ist Auch hier wurden sowohl Feld als auch Ziegelsteine verbaut Im Dachgeschoss befindet sich nach aussen und innen jeweils eine Fledermausgaube Am abschliessenden Giebel erkennt man ein Fachwerk Die Verbindung zwischen Gebaudeflugel und dem Burgfried stellt ein moderner Verbindungsbau in Glasbauweise her Den sudlichen Abschluss des oberen Burghofs bildet ein ehemaliges Verwaltungsgebaude in dem heute die Verwaltung des Amtes Ziesar ihren Sitz hat Das Gebaude ist saniert An einigen Flachen ist das ursprungliche Mauerwerk zu erkennen Diesem Gebaude wurde ein moderner Sudflugel angebaut Im unteren Burghof stehen heute noch einige teilweise ausgebaute Stall und Betriebsgebaude Vor dem Haupttor unterhalb des Chores der Kapelle befindet sich eine Wachterfigur Diese ist ein Werk aus dem Atelier von Alexander Calandrelli Paul Schneider hatte vier solcher Figuren in den 1920er Jahren erworben und an der Zufahrt der Burg aufgestellt Heute sind nur noch zwei Figuren auf der Burg vorhanden Eine zweite befindet sich vor dem sogenannten Storchenturm Dieser mittelalterliche Wehrturm aus Ziegelsteinen steht etwa dreissig Meter von der Durchfahrt zum Innenhof entfernt im Park um die Burg Er wurde im 15 Jahrhundert errichtet und ist der letzte erhaltene Teil der ehemaligen Vorburg 3 Kapelle St Peter und Paul Bearbeiten nbsp Kapelle vom Burghof nbsp Portal der KapelleDie Burgkapelle St Peter und Paul befindet sich links beziehungsweise oberhalb des Haupteingangs zum oberen Burghof Sie bildet den westlichen Teil der nordlichen Begrenzung dieses Hofs Sie wurde im gotischen Baustil aus rotem Backstein errichtet Auffallig ist das sudliche Stufenportal Dieses ist im inneren Anteil spitzbogig wobei der Spitzbogen im oberen Anteil mit einem Tympanon verziert ist Die Unterkante des Tympanons bildet einen Segmentbogen Unterhalb des Tympanon wurde die Tur noch etwas zugesetzt sodass die Doppelflugeltur eine rechteckige Form erhalt Ausserster Bogen des Stufenportals ist ein Kielbogen mit einer auffalligen Kreuzblume Uber dem Portal findet sich ein viergeteiltes Spitzbogenfenster Ebenfalls viergeteilt ist das hohe Spitzbogenfenster rechts des Portals Das Fenster links vom Eingang ist dreigeteilt spitzbogig Zwischen den Fenstern und seitlich von ihnen befinden sich vertikale Schmuckelemente die lisenenartig die Wand verzieren Der westliche Abschluss des Kapellendachs wurde als Staffelgiebel konstruiert Im Inneren der Kirche findet sich hinter dem Altar ein Heiligenrelief Die Wande und die spitzbogige Gewolbedecke sind mit reichen Verzierungen bemalt Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bezeichnet die Burg Ziesar insbesondere wegen ihrer fast vollstandig erhaltenen Gewolbe und Wandmalereien in der Burgkapelle als ein Kunstdenkmal von europaischem Rang 4 Eine gemauerte Empore erstreckt sich auf der westlichen und auf Rundbogen ruhend auf der nordlichen Seite In der Westwand befinden sich zwei segmentbogige Verblendungen In den Jahren 2002 bis 2008 wurden im Inneren der Burgkapelle umfangreiche Restaurierungsmassnahmen durchgefuhrt Dabei wurden die Wandmalereien im Kircheninneren unter der Kalkfarbe wieder zum Vorschein gebracht Dass sich bereits in den 1930er Jahren die Wandmalereien unter der Kalktunche abzeichneten zeigt die Beschreibung des Kunsthistorikers Udo von Alvensleben nbsp Inneres der Kapelle Auf der Burg von Ziesar einst eine Residenz der Bischofe von Brandenburg entdecke ich eine spatgotische Backsteinkapelle die mit St Stephan in Tangermunde und Brandenburger Bauten verwandt ist Es ist eine der eigentumlichsten und schonsten Innenraume der nordischen Backsteingotik Nie kommt jemand in das sehr entlegene und vollig unbekannte Ziesar Die Kapelle ist ganz leer bis auf einen gemauerten mit einer Steinplatte bedeckten Altar uber dem ein Weihrelief mit funf Heiligen von 1470 eingelassen ist Die spatgotische Bemalung ist fast vollstandig erhalten dargestellt waren Masswerkornamente Rosen Fischblasenmuster und uberzieht die Wande und Gewolbe mit einem unbestimmten grunlichen Ton Dazu das warme blauliche Rot des alten Backsteins und die strenge noch ursprungliche Bleiverglasung der Fenster Ein schmales Holzkreuz von edlen Proportionen schliesst die gerade Chorwand ab Diese Kapelle konnte neben den beruhmtesten der Christenheit bestehen Udo von Alvensleben Besuche vor dem Untergang 5 Nutzung BearbeitenIn Gebauden der Burg sind unter anderem der Sitz des Amtes Ziesar das Museum fur brandenburgische Kirchen und Kulturgeschichte des Mittelalters die Fachbibliothek fur Kirchen und Kulturgeschichte die Amtsbibliothek und ein Cafe untergebracht Museum Bearbeiten Nach funfjahrigen Sanierungsarbeiten die rund 5 2 Millionen Euro kosteten wurde am 14 Mai 2005 das Museum fur brandenburgische Kirchen und Kulturgeschichte des Mittelalters in der alten Burg eroffnet Das Museum thematisiert die geschichtlichen Zusammenhange zwischen der Christianisierung und Herrschaftsbildung beziehungsweise Landesgrundung im Mittelalter Kapelle Bearbeiten Die Burgkapelle St Peter und Paul ist eine Filialkirche der katholischen Pfarrei Genthin und wird zu regelmassigen Gottesdiensten genutzt Im Zuge der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel und Osteuropa 1945 1950 vergrosserte sich die Zahl der Katholiken im seit der Reformation protestantisch gepragten Ziesar erheblich 1946 begann in Ziesar deren Katholiken zuvor zur Filialvikarie Loburg gehorten die Grundung einer katholischen Kirchengemeinde Ihre Gottesdienste fanden bis 1952 in der evangelischen St Crucis Kirche statt 6 1951 52 wurde die Burgkapelle renoviert am 28 September 1952 erfolgte die Weihe eines Altars 7 Nun nutzte die katholische Kuratie Ziesar die 1956 zur Filialkirchengemeinde erhoben wurde und 2010 in der Pfarrei Genthin aufging die Burgkapelle fur ihre Gottesdienste Bibliothek Bearbeiten nbsp Gebaude 2 im unteren Burghof von den Bibliotheken genutztIn einem ehemaligen Wirtschaftsgebaude im unteren Burghof sind die Fachbibliothek fur Kirchen und Kulturgeschichte und die Amtsbibliothek des Amtes Ziesar untergebracht Die Fachbibliothek verfugt uber mehr als 50 000 Bucher Sie wurde als wissenschaftliche Fachbibliothek fur Ausbildung von Pfarrern in der ehemaligen DDR etabliert Die thematischen Schwerpunkte liegen in der Theologie und Kirchengeschichte Gegrundet wurde die Einrichtung im Jahr 1953 Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Berlin 2000 S 1165 1168 Clemens Bergstedt et al Hrsg Bischofsresidenz Burg Ziesar Lukas Verlag Berlin 2005 ISBN 3 936872 41 4 Clemens Bergstedt Heinz Dieter Heimann et al Hrsg Die Bischofsresidenz Burg Ziesar und ihre Kapelle be bra wissenschaft verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 937233 54 3 Detlev von Olk Burg Ziesar Berlin 2006 Schlosser und Garten der Mark hrsg Sibylle Badstubner Groger Freundeskreis Schlosser und Garten der Mark Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Ziesar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09190552 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Burg Ziesar Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg Burg und Bischofsresidenz Ziesar Rundgang mit 360 FotografienEinzelnachweise Bearbeiten Sebastian Kinder und Haik Thomas Porada Hrsg Brandenburg an der Havel und Umgebung 2006 S 90 Burg Ziesar in burgenarchiv de Storchenturm Ziesar Eingesehen am 6 Januar 2014 Ziesar Stiftung fur die Wandmalereien in der Burgkapelle von Ziesar Deutsche Stiftung Denkmalschutz abgerufen am 11 Februar 2022 Besuche vor dem Untergang Adelssitze zwischen Altmark und Masuren Aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald Frankfurt M Berlin 1968 S 107 Rudolf Joppen Das Erzbischofliche Kommissariat Magdeburg Band 31 Teil 11 Die Zeit von der Potsdamer Konferenz bis zur Grundung der Deutschen Demokratischen Republik 1945 1949 St Benno Verlag Leipzig 1989 S 133 138 Chronik Ziesar Katholische Pfarrei St Marien abgerufen am 11 Februar 2022 Normdaten Geografikum GND 4479993 7 lobid OGND AKS VIAF 238113166 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Ziesar amp oldid 236268916