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Das Dokumentations und Informationszentrum DIZ Torgau Arbeitsstelle der Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft ist eine Gedenkstatte in Sachsen Das DIZ Torgau dokumentiert die und informiert uber die Geschichte der Torgauer Haftstatten wahrend der Zeit des Nationalsozialismus der sowjetischen Besatzung und der DDR Fort Zinna 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Historischer Ort 1 1 1 Zentrale des NS Wehrmachtstrafsystems 1 1 2 Sowjetische Speziallager 1 1 3 Gefangnis der DDR Volkspolizei 1 2 Gedenkstatte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHistorischer Ort Bearbeiten Zentrale des NS Wehrmachtstrafsystems Bearbeiten Hauptartikel Wehrmachtgefangnis Torgau In Torgau befanden sich mit Fort Zinna und Bruckenkopf zwei der insgesamt acht Militargefangnisse der Wehrmachtsjustiz Zwischen 1936 und 1939 wurde Fort Zinna zum grossten und modernsten Gefangnis der Wehrmacht ausgebaut In beiden Gefangnissen wurden von Militargerichten wegen Wehrdienst oder Befehlsverweigerung Desertion Wehrkraftzersetzung Feindbegunstigung und Spionage sowie wegen krimineller Delikte verurteilte Soldaten inhaftiert Unter den Insassen waren zudem Kriegsgefangene und Angehorige des Widerstandes sowie fur die Wehrmacht zwangsrekrutierte auslandische Staatsburger 1 Im Marz 1941 bestimmte das Oberkommando des Heeres OKH das Gefangnis Fort Zinna zur Uberprufungsstelle fur zum Bewahrungseinsatz Verurteilte Ein Jahr spater ordnete das Oberkommando der Wehrmacht OKW die Aufstellung der Feldstraflager I und II in Torgau an Im August 1943 wurde zudem das Reichskriegsgericht die hochste Instanz der Wehrmachtjustiz von Berlin in die Zieten Kaserne nach Torgau verlegt Wahrend des Krieges verhangte dieses knapp 1400 Todesurteile von denen 1200 vollstreckt wurden Die Gesamtzahl der Hinrichtungen in Torgau lasst sich nachtraglich nicht mehr exakt ermitteln aus den unvollstandigen Unterlagen lasst sich aber zumindest die Erschiessung von mindestens 197 verurteilten Wehrmachtangehorigen belegen Die tatsachliche Zahl an Hinrichtungsopfern durfte indes weit hoher sein Erst mit dem Aufeinandertreffen sowjetischer und amerikanischer Truppen am 25 April 1945 wurde das Wehrmachtstrafsystem in Torgau beendet 1 Sowjetische Speziallager Bearbeiten Hauptartikel Speziallager Nr 8 und Nr 10 Torgau Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges richtete die sowjetische Geheimpolizei NKWD in Torgau zwei Speziallager ein In dem im August 1945 im Fort Zinna eingerichteten Speziallager Nr 8 wurden mehrheitlich Mitglieder der NSDAP oder anderen NS Organisationen sowie Kriegsgefangene ohne Urteil interniert Als Grund fur die Internierung reichte zumeist die blosse Mitgliedschaft in den entsprechenden Organisationen oder eine Denunziation aus Die Insassen wurden unter volliger Isolation gehalten Angehorige erhielten keine Auskunft uber ihren Verbleib oder Tod Bis Ende 1945 fullte sich das fur 1000 Gefangene konzipierte Fort Zinna mit rund 7500 Gefangenen die im Zellenbau und notdurftig errichteten Baracken innerhalb der Festung untergebracht wurden Im Marz 1946 zog das Lager in die benachbarte Seydlitz Kaserne Speziallager Nr 10 um und wurde im Januar 1947 durch Verlegung der Gefangenen in die Speziallager Nr 2 Buchenwald und Nr 1 Muhlberg Elbe aufgelost 2 Unter der Bezeichnung Speziallager Nr 10 wurde das Fort Zinna von Mai 1946 bis Oktober 1948 weiterhin betrieben Ab Herbst 1946 diente es vornehmlich als Zwischenlager fur sowjetische SMT Verurteilte In rechtsstaatswidrigen Verfahren wurden sie wegen Kollaboration mit den Deutschen Desertion oder krimineller Delikte zu funf bis 25 Jahren Arbeitslager verurteilt und fur die Deportation in die UdSSR vorgesehen Die Halfte aller Deportationen uber Speziallager in die UdSSR wurde auf diese Weise uber Torgau vollzogen Unter den verurteilten deutschen Staatsburgern befanden sich weniger Kriegsverbrecher oder aktive Nationalsozialisten als vielmehr Menschen die Widerstand gegen die sowjetische Nachkriegspolitik leisteten oder dessen verdachtigt wurden 2 Nach sowjetischen Angaben sind zwischen 1945 und 1948 800 bis 850 Menschen in den Torgauer Lagern umgekommen 2 Nahezu alle von ihnen starben an physischer Auszehrung oder Tuberkulose infolge der unzureichenden Lebensmittelrationen und medizinischen Versorgung 2 Weitere Haftlinge starben nach ihrer Deportation in die Sowjetunion Gefangnis der DDR Volkspolizei Bearbeiten Zwischen 1950 und 1990 diente Fort Zinna als Strafvollzugsanstalt der DDR Volkspolizei Zu den ersten Inhaftierten gehorten Gefangene der sowjetischen Speziallager nach deren Auflosung In den 1950er und 1960er Jahren wurden zudem von der DDR Justiz verurteilte Gegner der SED Politik in Torgau gefangen gehalten Erst spater uberwog der Anteil wegen krimineller Delikte verurteilter Personen Bis 1975 wurden im Haftgebaude Fischerdorfchen ab 1963 im Fort Zinna auch jugendliche Straftater inhaftiert Daneben verbussten auch Gefangene die wegen ungesetzlichen Grenzubertritts oder anderer Verbrechen gegen die DDR verurteilt worden waren ihre Strafen in Torgau Der Haftalltag war durch ein hohes Arbeitspensum Kontrollen und Schikanen sowie Bespitzelungen von Mithaftlingen und Strafvollzugsangehorigen gepragt Die baulichen und hygienischen Zustande des uberbelegten Gefangnisses blieben bis zu seinem Ende mangelhaft sodass Gefangene im Herbst 1989 gegen diese Missstande aufbegehrten Seit der Wiedervereinigung 1990 ist die fruhere Strafvollzugseinrichtung Torgau eine Justizvollzugsanstalt des Freistaats Sachsen 3 Gedenkstatte Bearbeiten Der Forderverein Dokumentations und Informationszentrum DIZ Torgau wurde Juni 1991 gegrundet mit dem Ziel die Geschichte der Torgauer Haftstatten wahrend des Nationalsozialismus der sowjetischen Besatzungszeit und der DDR zu dokumentieren 4 Seit 1998 wird das DIZ Torgau zu gleichen Teilen vom Bund und vom Freistaat Sachsen gefordert und seit 1999 arbeitet es unter dem Dach der Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft 4 Da der zentrale Haftort Fort Zinna als Justizvollzugsanstalt Torgau des Freistaats Sachsen genutzt wird befindet sich das DIZ Torgau mit seiner zwischen September 1996 und Mai 2004 in drei Teilen fertiggestellten Dauerausstellung Spuren des Unrechts nicht dort sondern im nahegelegenen Schloss Hartenfels 4 5 Literatur BearbeitenMichael Eberlein Norbert Haase Wolfgang Oleschinski Torgau im Hinterland des Zweiten Weltkriegs Militarjustiz Wehrmachtgefangnisse Reichskriegsgericht Schriftenreihe der Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer Politischer Gewaltherrschaft Bd 6 Leipzig 1999 ISBN 3 378 01039 8 Brigitte Oleschinski Bert Pampel Feindliche Elemente sind in Gewahrsam zu halten Die sowjetischen Speziallager Nr 8 und Nr 10 in Torgau 1945 1948 Schriftenreihe der Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer Politischer Gewaltherrschaft Bd 3 Leipzig 2002 ISBN 3 378 01017 7 Norbert Haase Brigitte Oleschinski Hrsg Das Torgau Tabu Wehrmachtstrafsystem NKWD Speziallager DDR Strafvollzug Forum Verlag Leipzig 1998 ISBN 3 86108 269 1 Weblinks BearbeitenWebseite des DIZ Torgau Orte der Repression Torgau DIZEinzelnachweise Bearbeiten a b Vgl DIZ Torgau Torgau als Zentrale des Wehrmachtstrafsystems 1936 1945 zuletzt eingesehen am 23 Februar 2012 a b c d Vgl DIZ Torgau Die sowjetischen Speziallager Nr 8 und Nr 10 in Torgau 1945 1948 zuletzt eingesehen am 23 Februar 2012 Vgl DIZ Torgau Der Strafvollzug der DDR in Torgau 1950 bis 1990 zuletzt eingesehen am 23 Februar 2012 a b c Vgl DIZ Torgau Entstehungsgeschichte der Gedenkstatte zuletzt eingesehen am 23 Februar 2012 Vgl DIZ Torgau Dauerausstellung zuletzt eingesehen am 23 Februar 2012 Normdaten Korperschaft GND 5188214 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dokumentations und Informationszentrum Torgau amp oldid 208245043