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Die Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft ist eine vom Freistaat Sachsen errichtete Stiftung des offentlichen Rechts die mehrere Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und des Kommunismus selbst in eigener Tragerschaft unterhalt oder finanziell unterstutzt Nach Streit zwischen Verbanden der Opfer des Nationalsozialismus und der kommunistischen Diktatur und Kritik am Gedenkstattenstiftungsgesetz hat der Sachsische Landtag am 17 Oktober 2012 mit grosser Mehrheit eine Novelle des Gesetzes beschlossen SachsGVBl S 623 Diese ist am 16 Dezember 2012 in Kraft getreten Die Stiftung ist Mitglied der Platform of European Memory and Conscience Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft StSG Rechtsform Stiftung des offentlichen RechtsZweck Erschliessung Forderung und Betreuung historischer Statten im Freistaat Sachsen die an authentischen Orten an politische Gewaltverbrechen von uberregionaler Tragweite von besonderer historischer Bedeutung an politische Verfolgung an Staatsterror und staatlich organisierte Morde erinnern Vorsitz Stiftungsrat Eva Maria Stange Geschaftsfuhrer Markus PieperBestehen seit 15 Februar 1994Stifter Freistaat SachsenSitz DresdenWebsite www stsg de Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Entwicklung der Stiftung 2 Zweck und Aufgaben der Stiftung 3 Finanzierung 4 Stiftungsorgane 4 1 Stiftungsrat 4 2 Geschaftsfuhrer 4 3 Stiftungsbeirat und Wissenschaftlicher Beirat 5 Gedenkstatten und weitere Projekte 5 1 Projektforderung und institutionelle Forderung 5 2 Neue Gedenkstatten im Aufbau 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung und Entwicklung der Stiftung BearbeitenDie Erinnerungskultur des SED Regimes in der DDR war weitgehend beschrankt auf kommunistische Opfer des Nationalsozialismus und somit bei weitem nicht ausreichend um alle Opfergruppen zu berucksichtigen Die fehlenden Opfer wurden nach der Wiedervereinigung Deutschlands von entsprechenden Opferverbanden von neu entstandenen lokalen Vereinen und von engagierten Einzelpersonen gewurdigt die sich ehrenamtlich mit der Vergangenheit vor Ort auseinandersetzten und an die Geschehnisse erinnerten Am Anfang der 90er Jahre regten diese Burgerinitiativen einzelne Parlamentarier aber auch die neuen Verbande der Opfer der kommunistischen Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone SBZ und in der DDR die Bildung eines Dachverbandes aller Gedenkstatten Sachsens an um deren Finanzierung zu gewahrleisten und ihre Arbeit auf eine tragfahige Grundlage zu stellen Am 15 Februar 1994 beschloss die Sachsische Landesregierung die Grundung der Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft Sie erhielt ihre gesetzliche Grundlage durch das Sachsische Gedenkstattenstiftungsgesetz SachsGedenkStG vom 28 Februar 2003 Infolge des Beschlusses stellten einige wichtige Verbande von Opfern der NS Diktatur ihre Mitarbeit in den Gremien der Stiftung ein Dies waren der Zentralrat der Juden in Deutschland das Dokumentations und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes die Bundesvereinigung Opfer der NS Militarjustiz und der Forderverein Dr Margarete Blank e V Die Kritik richtete sich unter anderem gegen die Beschreibung des Stiftungszwecks im sachsischen Gedenkstattengesetz Dessen Paragraph 2 unterscheidet nicht zwischen der nationalsozialistischen und der stalinistischen Diktatur Damit wurden NS Verbrechen mit kommunistischen Verbrechen in der SBZ und der DDR gleichgesetzt und dadurch relativiert Wahrend das Gesetz die Bildung verschiedener thematischer Arbeitskreise vorsah forderten die Kritiker zwei getrennte Beirate die jeweils vor und nach 1945 zum Inhalt haben sollten 1 Es gibt in der Stiftung wie im Gesetz vorgesehen einen gemeinsamen Beirat fur Vertreter aller Opfer d h der Opfer der NS Diktatur und der Opfer aus der SBZ DDR Zeit Die Kontroverse um die Stiftung Sachsische Gedenkstatten stand im Zusammenhang mit den Diskussionen um eine Veranderung der Gedenkstattenkonzeption des Bundes aber auch der Frage der Uberprufung der Gremienmitglieder auf Stasimitarbeit 2 Im Januar 2010 gab sowohl der Zentralrat der Juden in Deutschland als auch der sachsische Verband der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschisten e V die Ruckkehr in die Stiftung Sachsische Gedenkstatten bekannt 3 Mittlerweile arbeiten die Opferverbande beider deutscher Diktaturen wieder in den Gremien der Stiftung zusammen 4 Zweck und Aufgaben der Stiftung BearbeitenZweck der Stiftung ist nach 2 Abs 1 des Sachsischen Gedenkstattenstiftungsgesetzes diejenigen Statten im Freistaat Sachsen zu erschliessen zu fordern und zu betreuen die an politische Gewaltverbrechen von uberregionaler Tragweite von besonderer historischer Bedeutung an politische Verfolgung an Staatsterror und staatlich organisierte Morde erinnern Die Stiftung hat die Opfer politischer Gewaltherrschaft und den Widerstand gegen die Diktaturen zu wurdigen sowie die Strukturen und Methoden der jeweiligen Herrschaftssysteme fur die Offentlichkeit zu dokumentieren Die Aufgaben der Stiftung sind folgende Erschliessung und Bewahrung der materiellen Hinterlassenschaften und Zeugnisse des Unrechts an den authentischen Orten z B Gegenstande und Dokumente eine wurdige memoriale Gestaltung der Gedenkorte die wissenschaftlich begrundete Gestaltung von Dauer und Wechselausstellungen in den Gedenkstatten die Bereitstellung padagogischer Angebote und Informationen fur die Besucher der Gedenkstatten insbesondere fur Jugendliche die Verankerung der historischen Bedeutung der Gedenkstatten im offentlichen Bewusstsein mittels Veranstaltungen Veroffentlichungen und anderen Formen der Bildungs und Offentlichkeitsarbeit enge Zusammenarbeit mit Opferverbanden und Aufarbeitungsinitiativen angewandte wissenschaftliche Forschung und Dokumentation Finanzierung BearbeitenDie Stiftung wird durch Mittel aus den Haushalten des Freistaates Sachsens sowie des Bundesbeauftragten fur Kultur und Medien finanziert Hinzu kommen noch Drittmittel und eigene Einnahmen Insgesamt standen 2007 ca 2 6 Mio Euro zur Verfugung Stiftungsorgane BearbeitenDie Stiftung hat drei Stiftungsorgane Stiftungsrat Bearbeiten Der Stiftungsrat hat die Lenkungs und Entscheidungsgewalt einfache Mehrheit sowie die Kontrolle uber die gesamte Stiftung inne und ist damit die oberste Dienstbehorde Ihm gehoren Vertreter von sachsischen Ministerien Forschungs und Bildungseinrichtungen Opferverbanden kommunalen Landesverbanden sowie Kirchen und Religionsgemeinschaften an 5 Geschaftsfuhrer Bearbeiten Der fur funf Jahre vom Stiftungsrat gewahlte Geschaftsfuhrer ubernimmt die Gesamtleitung der Stiftung und die Koordinierung der Arbeit an den jeweiligen Arbeitsstellen Er fuhrt die laufenden Geschafte und setzt die Beschlusse des Stiftungsrates um Zudem ist er verantwortlich fur Publikationen und Ausfuhrungen wissenschaftlicher und gedenkstattenfachlicher Entscheidungen der Stiftungsgremien 8 Abs 3 des Sachsischen Gedenkstattenstiftungsgesetzes Ab 1 Februar 2010 war Siegfried Reiprich Geschaftsfuhrer der Stiftung 6 7 8 Er wurde 2014 vom Stiftungsrat wieder gewahlt und von der Staatsregierung fur weitere sieben Jahre im Amt bestatigt 9 Ende Juni 2020 teilte die Stiftung in einer Pressemitteilung mit dass Reiprich noch vor Jahresende 2020 abgelost wird aufgrund dessen Fehlleistungen 10 Dies geschah am 21 Juli 2020 mit einer sofortigen Freistellung Zum Nachfolger wurde Markus Pieper ernannt der einen Vertrag uber sieben Jahre ab 1 September 2021 erhielt 11 Stiftungsbeirat und Wissenschaftlicher Beirat Bearbeiten Der Stiftungsbeirat besteht aus maximal 20 Mitgliedern die nicht bereits in einem anderen Organ der Stiftung tatig sind und von den Interessenvertretungen Komitees und Verbande Gedenkstatten und Aufarbeitungsinitiativen sowie Kirchen Religionsgemeinschaften und kommunalen Trager von Gedenkstatten 9 Abs 2 des Sachsischen Gedenkstattenstiftungsgesetzes entsandt werden Der Wissenschaftliche Beirat setzt sich aus 5 sachkundigen Experten zusammen Er begutachtet die Konzeptionen Projekte Ausstellungen usw der Gedenkstatten und gibt Empfehlungen und Anregungen fur die Arbeit Vorsitzender des Stiftungsbeirates ist Tobias Hollitzer Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates 11 des Sachsischen Gedenkstattenstiftungsgesetzes ist Joachim Scholtyseck Gedenkstatten und weitere Projekte BearbeitenZur Stiftung gehoren in direkter Tragerschaft folgende Gedenkstatten und Dokumentationsstellen Gedenkstatte Pirna Sonnenstein In dieser ehemaligen Heilanstalt fielen 1940 41 ca 15 000 vor allem geistig behinderte Menschen der nationalsozialistischen Euthanasie zum Opfer Gedenkstatte Ehrenhain Zeithain Zehntausende uberwiegend sowjetische Kriegsgefangene kamen zwischen 1941 und 1945 im damaligen Kriegsgefangenenlager Zeithain ums Leben Gedenkstatte Munchner Platz Dresden Die Gedenkstatte erinnert an die Justizopfer des NS Staates der sowjetischen Militaradministration und der fruhen DDR Strafjustiz Hier wurden nicht nur Todesurteile ausgesprochen sondern auch ca 1 300 vollstreckt Der Justizkomplex ist seit 1957 Teil der TU Dresden Dokumentations und Informationszentrum Torgau DIZ Torgau Mit den Militargefangnissen Fort Zinna und Bruckenkopf und dem Reichskriegsgericht galt Torgau wahrend des Zweiten Weltkrieges als Zentrale der Wehrmachtjustiz Nach Kriegsende richtete die sowjetische Geheimpolizei NKWD in Torgau zwei Speziallager ein Fort Zinna wurde 1950 an die Volkspolizei der DDR ubergeben und beherbergt heute die Justizvollzugsanstalt Torgau Im DIZ wird den Opfern der NS Justiz der sowjetischen Militartribunale und der DDR Justiz gedacht Gedenkstatte Bautzen Die Gedenkstatte Bautzen erinnert an die Opfer der beiden Haftanstalten Bautzen I und Bautzen II Erstere auch Gelbes Elend genannt wurde als einstige Landesgefangenenanstalt im Nationalsozialismus als Zuchthaus von den sowjetischen Besatzern als Speziallager und in der DDR Zeit als Strafvollzugsanstalt genutzt Bautzen II galt von 1956 bis 1989 als gefurchtetes Gefangnis fur Staatsverbrecher mit besonderen Zugriffsrechten des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS Dokumentationsstelle der Stiftung Die Dokumentationsstelle Widerstands und Repressionsgeschichte in der NS Zeit und der SBZ DDR wurde 1999 mit dem Ziel eingerichtet die von der Stiftung unterhaltenen Gedenkstatten durch Aktenerschliessung und die Einrichtung eines biographischen Archivs zu Widerstand und Repression wahrend der NS Zeit der sowjetischen Besatzung und der DDR auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen wissenschaftlich zu unterstutzen Die Ergebnisse kommen nicht nur in Ausstellungen zum Tragen sondern auch bei privaten Anfragen von Opfern politischer Gewaltherrschaft bzw von deren Angehorigen Diese konnen ab dem 1 Januar 2015 nur noch zu Deutschen gegeben werden 12 Bis 2014 fuhrte die Dokumentationsstelle das Forschungsprojekt Sowjetische und Deutsche Kriegsgefangene und Internierte Forschungen zur Kriegs und Nachkriegszeit durch 13 Projektforderung und institutionelle Forderung Bearbeiten Die Gedenkstatte Museum in der Runden Ecke in Leipzig getragen vom Burgerkomitee Leipzig e V die Gedenkstatte Bautzner Strasse in Dresden getragen von Erkenntnis durch Erinnerung e V und das Bautzen Komitee e V beschaftigen sich ausschliesslich mit der DDR Vergangenheit Sie gehoren nicht im engeren Sinne zur Stiftung Sachsische Gedenkstatten werden jedoch von ihr finanziell auf dem Wege institutioneller Forderung unterstutzt Eine Grundsicherung erhalten das Archiv Burgerbewegung Leipzig e V die Umweltbibliothek Grosshennersdorf e V das Martin Luther King Zentrum in Werdau und die Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e V Neue Gedenkstatten im Aufbau Bearbeiten Mit der Novellierung des Stiftungsgesetzes im Oktober 2012 wurde der sogenannte Gedenkstattenstreit in Sachsen beigelegt 14 15 Dabei definierte der Gesetzgeber neue Gedenkstattenprojekte die gefordert werden konnen Dies sind insbesondere die Gedenkstatte fur Zwangsarbeit Leipzig 16 die ehemalige zentrale Hinrichtungsstatte der DDR in Leipzig 17 das Konzentrationslager Sachsenburg 18 die Frauenhaftanstalt Hoheneck 19 und die Gedenkstatte zu Ehren der Euthanasieopfer in Grossschweidnitz 20 Die Projekte werden von Fordervereinen und Gemeinden aufgebaut und dabei von der Stiftung unterstutzt Dies gilt auch fur das Vorhaben in oder am historischen Ort des Haftlingsfreikaufes in der DDR dem ehemaligen Stasi Gefangnis auf dem Chemnitzer Kassberg eine Gedenkstatte oder einen Gedenkort einzurichten 21 Siehe auch BearbeitenGedenkstatten von nationaler und internationaler Bedeutung in DeutschlandWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft Dokumentationsstelle Widerstands und Repressionsgeschichte der Stiftung Sachsische Gedenkstatten Fast ein Wunder In den Konflikt um Sachsens Gedenkstatten kommt Bewegung Die Zeit 26 Mai 2010 Text des Sachsischen GedenkstattenstiftungsgesetzesEinzelnachweise Bearbeiten Martin Jander Gedenkstatten Konzept der Union Waagschalen Mentalitat haGalil vom 20 Juni 2004 DIE ZEIT in den Konflikt um Sachsens Gedenkstatten kommt Bewegung Vgl Leipziger Volkszeitung vom 7 Januar 2010 Zentralrat der Juden kehrt in Stiftung Sachsischer Gedenkstatten zuruck Memento des Originals vom 11 Januar 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot nachrichten lvz online de Archivierte Kopie Memento vom 28 September 2013 im Internet Archive Besetzung von Stiftungsrat Stiftungsbeirat und wissenschaftlichem Beirat der Stiftung Sachsische Gedenkstatten Aktuelle Ubersicht Memento vom 28 September 2013 im Internet Archive uber die Mitglieder der Stiftungsgremien Vgl Medienservice Sachsen Kabinett stimmt der Berufung von Siegfried Reiprich zu Memento vom 10 September 2012 im Webarchiv archive today https archive md 20120904003233 http www medienservice sachsen de medien news 38324 Neuer Geschaftsfuhrer Stiftung Sachsische Gedenkstatten nimmt Tatigkeit auf Judische Allgemeine Einfluss nehmen Zentralrat kehrt zuruck Kramer spricht Reiprich Vertrauen aus Geschaftsfuhrer Siegfried Reiprich im Amt bestatigt Gedenkstattenleiter nach NS Vergleich Kulturnachrichten deutschlandfunkkultur de erschienen und abgerufen 3 Juli 2020 Oliver Reinhard Das ist Sachsens neuer Gedenkstatten Chef In Sachsische Zeitung 27 April 2021 kostenpflichtig online abgerufen am 28 April 2021 Meldung Dokumentationsstelle stellt Auskunfte zu sowjetischen Kriegsgefangenen ein Internetseite Stiftung Sachsische Gedenkstatten Dokumentationsstelle Dresden Erinnern ohne gleichzusetzen Der Gedenkstattenstreit in Sachsen ist beigelegt Stiftung aktuell Novelliertes SachsGedenkStG in Kraft Gedenkstatte fur Zwangsarbeit Leipzig Hinrichtungsstatte Leipzig KZ Sachsenburg https www gedenkstaette hoheneck de Gedenkstatte zu Ehren der Euthanasieopfer Gemeinde Grossschweidnitz Lern und Gedenkort Kassberg Gefangnis e V Normdaten Korperschaft GND 5178013 6 lobid OGND AKS LCCN n97029454 VIAF 138463523 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft amp oldid 229877384